Es ist soweit, jetzt geht’s ab in's
Warme, der Wetterbericht sagt vernünftige Winde für die Le Maire
Straße voraus. Auch die anderen Segler in Puerto Williams fanden den
Zeitpunkt zum Aufbruch nach Norden gut, obwohl einige unser Vorhaben
- Non Stop – nach Brasilien zu Segeln mit einer gewissen Skepsis
sehen. Wir haben uns noch ein paar wertvolle Tipps bei Wolf, von der
Santa Maria Australis, geholt und dann ging es am Sonnabend, den
17.02.18 los.
|
Oswaldo von der SY Polarwind |
|
und Wolf von der Santa Maria Austtralis |
Bis zum ersten Ankerplatz im Beagle Kanal, der Insel
Picton. Die chilenische Küstenwache, die dort ein Stützpunkt
betreibt, begrüßte uns sogleich. Unserer Aufenthalt war aber nur
kurz denn in der Nacht um 2:00 Uhr mussten wir weiter um Pünktlich
bei ablaufender Tide in der Le Maire Straße zu sein. Laut aktuellen
Wetterbericht mussten wir die ersten zwei Stunden bei Gegenwind mit
Motor fahren und dann sollte der Wind auf Süd-West drehen. Aber wie
schon so oft hat sich das Wetter nicht an die Wettervorhersage
gehalten. Wir hatten die ganze Zeit zwischen 20 und 30 Knoten Wind
von Ost also von vorn. Das ist sehr selten aber so bekamen wir
unseren ersten Dämpfer und wir mussten umdrehen. Mit vollen Segeln
ging es zurück zur Insel Picton denn wegen der hohen Wellen gab es
keine andere, sichere Ankermöglichkeit.
Aber dann gab es doch noch
etwas erfreuliches. Oswaldo von der Segelyacht Polarwind begrüßte
uns per Funk er ankerte auch in der Bucht von Picton. Er sagte das es
um 20:00 Uhr ein neuen Wetter Bericht der chilenischen Küstenwache
gibt und er uns Bescheid sagt. Die neue Vorhersage war wie unsere nur
mit 20 Stunden Verspätung. Also schnell ein paar Stunden schlafen
und wieder früh um 2:00 Uhr los. Von der Küstenwache wurden wir
ganz toll mit ein paar deutschen Sätzen verabschiedet. Jetzt passte
alles der Wind und die Wellen kamen von hinten. Wir mussten absichtlich
langsamer machen um nicht zu zeitig (wegen der Tide) an der Le Maire
Straße zu sein. Es hat alles super geklappt und wir sind gemütlich
durch die berüchtigte Meerenge gesegelt. Bei schönsten Sonnenschein
konnten wir im Cockpit zu Mittag essen ( Mmmm, Kartoffeln mit
Krabbensoße und Thunfisch).
|
gute Laune in der Le Maire Staße |
|
es stimmt einfach alles |
|
aber dann wurde es schon wieder windig |
Am zweiten Tag wurde der Nordwind und die
Wellen so stark das wir eine Schräglage von über 40 Grad hatten und
es wurde noch verrückter. Wir bemerkten das die Boden-Bretter zu
schwimmen anfingen. Das heißt wir hatten einige 100 Liter Wasser im
Boot. Ich sah das Entsetzen in Ingrids Gesicht. Sofort haben wir Beigedreht damit das Boot wieder aufrecht stand und wir nach der
Ursache forschen konnten. Diese war dann auch relativ schnell
gefunden. Das Seeventil für die vordere Bilgenpumpe war nicht
geschlossen, durch die extreme Schräglage der Yacht und zusätzlich
das tiefe eintauchen ist der Abfluss-Schlauch der Bilgenpumpe
komplett unter Wasser gewesen und das Belüftungsventil im Schlauch
war verstopft. Jetzt lief das angesaugte Wasser durch den dicken
Schlauch solange in das Boot bis die Öffnung im Rumpf durch eine
Welle aus dem Wasser ragte und Luft ziehen konnte. Beide Bilgenpumpen
liefen eine Stunde bis all das Wasser wieder draußen war und wir
haben danach vorsorglich alle Seeventile geschlossen.
Zwischen den
40. und 60. Breitengrad des Südatlantik muss man sagen nach dem
Sturm ist vor dem Sturm. Als wir in der Nähe der Falkland Insel
waren bekamen wir prompt die nächste Sturmwarnung und wir
beschlossen diesen in einer geschützten Ankerbucht von West-Falkland
auszusitzen. Wir sind zwar illegal dort aber bis Port Stanley
schaffen wir es nicht. Aber das ist ja England und die werden
hoffentlich gnädig mit uns sein. Unsere Sorge war aber völlig
grundlos denn es war weit und breit kein Mensch zu sehen. Dieser
Abstecher hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Die Gegend hier ist
traumhaft. Bei der Einfahrt in die King George Bay sind wir gleich
mal durch eine Herde Wale gesegelt. Es wimmelt hier nur so von
Tieren. Die Robben kommen bis zur Hälfte aus dem Wasser um uns
neugierig mit ihren Kulleraugen anzuschauen. Die Tiere sind überhaupt
nicht scheu. Für die meisten sind wir wahrscheinlich die ersten
Menschen mit Boot.
|
die Falkland Insel sind in Sicht |
|
Tiere ohne Ende |
Der Wind nimmt schon langsam zu. Mal sehen wie
sich das bis morgen Nachmittag entwickelt und ob wir am Sonntag
weiter können, denn die Wellen werden gewaltig sein. Wir liegen ja
in einer gut geschützten Bucht im Windschatten eines sanften Hügels
und haben trotzdem eine Windstärke von etwas über 40 Knoten. Wir
haben Sicherheitshalber den zweiten Anker ausgebracht. Da kann man
sich vorstellen was draußen auf dem Atlantik los ist. Wir hoffen
aber das wir morgen, am Sonntag, um 10 Uhr weiter können. Am
Sonntag, den 25.02.18 um 10:45 Uhr lichteten wir die Anker bei
schönem, sonnigen Wetter. Die Bucht ist zum Abschied voll mit
Pinguinen, Robben, Delphinen und Albatrossen die Delphine sind uns
fast in das Boot gesprungen. Einfach nur Toll.
Aber die gute Laune
wurde schnell wieder gedämpft. Wir haben uns auch einen neuen Namen
gegeben den Südatlantik -Schneckenexpress, es ist zum verrückt
werden 90 % des Windes kommen aus Norden, mal als Sturm oder ganz
schwach so wie jetzt. Hembadoo ist zum Kreuzen gegen den Wind nicht
besonders gut geeignet und grundsätzlich gilt die Formel Kreuzen =
doppelter Weg und dreifache Zeit. Aber über das Ausmaß der Wellen
kann man nicht meckern deren Höhe beträgt ca. 3 bis 8 Meter. Wenn
wir nicht schon einiges mitgemacht hätten könnte man schon mal
Angst bekommen. In der Nacht leuchtet es am Horizont als ob wir auf
eine Großstadt zufahren. Es waren über 30 Fischereischiffe die
verhältnismäßig dicht zusammen waren. Das Meer war taghell
beleuchtet. Wir sind mit einer gewissen Anspannung aber ohne Probleme
mittendurch gesegelt. Unser Lebensrhythmus hat sich eingependelt. Wir
vertreiben uns die Zeit am Tag mit Hörbücher, Brot backen und
Mahlzeiten bereiten. In der Nacht schaut jeder für sich den Film
oder die Doku seiner Wahl.
|
der Film scheint spannend zu sein |
|
wenn wir Brot backen duftet es im ganzen Boot |
Sonnabend, der 3.März wir haben noch 1450
Meilen vor uns und es gibt gute Nachrichten. Für die nächsten drei
Tage ist kein Sturm vorausgesagt. Wir haben ein fantastischen
Sonnenaufgang und die Temperaturen steigen schnell an. Zum ersten mal
nach langer Zeit können wir im Cockpit frühstücken. Am 5.März
geht mein Geburtstagswunsch in Erfüllung wir haben über 30 Knoten
Wind aus Süden (Wind von hinten) und kommen endlich mal zügig
voran. Nur auf die Wellen (das heist auf den Kurs) müssen wir achten die sind
schon wieder extrem hoch. Am Mittwoch, den 7. März haben wir den 40.
Breitengrad (die brüllenden vierziger) hinter uns gelassen aber in
Wirklichkeit bedeutet das gar nichts. So hat es uns am 16. März noch
einmal richtig erwischt. Wir haben 55 Knoten Wind. Die Wellen donnern
gegen das Boot und es ist dunkel wie am Abend. Der einzige Pluspunkt
in diesem Chaos, es ist nicht mehr so kalt. Jetzt wird es langsam
Gruselig der Wind lässt nicht nach. Die brechenden Wellenkämme
werden vom Sturm weggerissen. Ich muss das Boot von Hand Steuern der
Autopilot kann den Kurs nicht mehr halten. So etwas wie jetzt haben
wir die ganzen letzten 3 Jahre nicht erlebt. Wir haben noch nie
Wasser in das Cockpit bekommen, jetzt stehe ich bis zu den Knien im
Wasser. Zeitweise haben wir bis zu einen halben Meter Wasser auf dem
Deck und wir mussten feststellen das die Dichtungen unserer Luken den
Wasserdruck nicht standhalten und das Wasser seinen Weg ins
Bootsinnere findet.
In AIS Sichtweite halten sich drei große Schiffe
der Marine auf zwei entfernen sich und einer bleibt so in etwa 10
Meilen Abstand bei uns. Das finden wir sehr beruhigend. Denn der
Wettergott hatte am 19. März für uns noch eine Zugabe. Der Wind
ließ ein wenig nach, so um die 45 Knoten, aber dafür ging ein
Gewitter los wie wir es in unserem gesamten leben noch nicht gesehen
haben. Es gab mehrere Blitze pro Sekunde. Die Nacht war hell
erleuchtet es regnete dermaßen stark das man nicht wusste ob man
über oder unter Wasser war. Ich habe zu Ingrid nur gesagt, jetzt hat
die Hölle ihre Tore geöffnet. Ingrid hat zusammengekauert im Salon
gelegen und sich ein Kissen über den Kopf gezogen, sie wollte nichts
mehr hören und sehen. Am 21. März sind wir dem schlechten Wetter
endlich entkommen. Das Schiff von der Navy ist ohne ein Ton zu sagen
davon gefahren.
|
es ist schwer dieses Caos |
|
zu fotografieren |
|
selbst die höhe der Wellen |
|
lässt sich nur sehr schwer darstellen |
|
aber das Gefühl wenn das Boot unter Wasser |
|
geht kann man überhaupt nicht darstellen |
|
auf jedenfall sieht ruhiges Ruhestands-Segeln anders aus |
Aber den Problemen sind wir nicht davongefahren. Es
ist Mittag um 13:00 Uhr ich wollte gerade das Besansegel etwas
ausrollen da hörte ich ein Knacken und im selben Moment kam mir eine
Wante (Stahlseil) vom Besan-Mast entgegen. Gleich darauf hob eine
große Welle das Boot steil hoch und der Mast viel um. Ich habe mich
vor Schreck nicht von der Stelle gerührt und das war gut so. Nur ein
paar Zentimeter näher am Mast und er hätte mich von unten bis oben
aufgeschlitzt. Der Schaden war ziemlich groß. Das Steuerrad war bis
zu Hälfte komplett zerlegt. Die Rohre von unserem Verdeck waren
völlig verbogen und der Stoff eingerissen. Die hintere Reling war
ebenfalls völlig verbogen. Aber der Mast ist ganz geblieben. Jetzt
musste ich schnell handeln die Mastspitze musste schleunigst aus dem
Wasser und der gesamte Besan-Mast musste weiter auf das Boot und mit
allen vorhandenen Spanngurten gesichert werden. Dieser „kleinere“
Mast ist immerhin 11m Lang und verdammt schwer. Das war eine Aufgabe
die mit zwei zusammengebauten Flaschenzügen und bei dem starken
Wellengang bis zum Abend gedauert hat.
|
Glück im Unglück wäre das ein Edelstahl-Steuerrad hätte es die gesammte Steuersäule herausgerissen |
|
jetzt den Mast weiter auf das Boot ziehen |
|
und sogut wie Möglich befestigen |
|
jetzt liegt er fest |
Dann bin ich erst einmal für
ein paar Stunden wie Tod in das Bett gefallen. Das schlechte Wetter
bleibt uns erhalten das heißt Windstille oder Sturm aus Nord und
immer hohe Wellen, es ist zum verrückt werden. Unsere Anfangs
geplanten 25 Tage haben wir überschritten und wir sind noch weit von
unserem Ziel Angra dos Reis entfernt. Per Satellit haben wir eine
E-Mail an die Chilenische Küstenwache mit unseren aktuellen Standort
gesandt, damit die nicht noch eine Suchaktion starten. Es ist der 25.
März der Wind nimmt wiedermal auf 45 Knoten zu und dadurch bleiben
die Wellen extrem hoch. Um 15:00 packt uns eine riesen Welle und
taucht den nach hinten weit herausragenden Mast bis zur Hälfte in
das Wasser. Dann geschieht dass unfassbare, beim auftauchen bricht
der Mast durch den Wasserdruck. Was für eine riesen Schei.... ich
habe die Schnauze gestrichen voll. Das musste ich erst einmal
verdauen. Zum schmollen war aber keine Zeit. Der Mast musste
unbedingt geschient werden damit die Rollvorrichtung für das Segel
nicht noch mehr Schaden nimmt. Nun habe ich die Bruchstelle mit
unserem Teleskop-Baum geschient. Das hat bei dem starken Wellengang
auch wieder bis zum Abend gedauert.
|
der Mast hat jetzt seine Schiene |
|
übrigens so sclafen wir im Schichtbetrieb - Matratze im Salon auf dem Fußboden, rechts und links gut gepolstert |
Wenn die Probleme überhandnehmen
macht das ganze auch kein Spass mehr. Hier ein weiteres Problem, durch
die extreme, langanhaltene Schaukelei in den hohen Wellen haben sich
die Schmutzbelege von den Tankwänden abgelöst und der Diesel war
völlig verdreckt von den neun Ersatzfiltern die wir hatten war nur
noch einer übrig. Ohne Besan Segel schafften wir es nicht gegen den
verdammten Nordwind zu kreuzen. Und den Motor konnten wir auch nur
noch für eine begrenzte Zeit einsetzen (wir hatten nur noch den
sauberen Diesel in den Reserve-Kanistern). Wir mussten wiedermal eine
Entscheidung treffen. Nach Angra dos Reis zu segeln war unter diesen
Umständen eigentlich nicht mehr möglich, nach Florianopolis war es
nicht mehr allzu weit, aber wir waren uns ziemlich sicher das uns
dort keiner helfen konnte. Es gab eigentlich nur eine Lösung zurück
nach Uruguay (Piriapolis – das wäre aber ganz schlecht für unsere
Psyche) oder ein neues Abenteuer und nach Rio Grande.
Rio Grande
steht bei den Seglern auf der Hitliste der anlaufbaren Häfen nicht
gerade ganz oben. Es wird gesagt das es keine Infrastruktur gibt und das es
eine extrem schwierige Einfahrt vom Atlantik in den Kanal ist. Das
mit der Einfahrt ist nicht ganz ohne. Der Kanal hat eine starke
Strömung und die prallt auf die Atlantikwellen es gab hier viele und
auch schwere Unfälle. Aber wir haben uns für Rio Grande (Brasilien)
entschieden und das heißt 250 Meilen zurück. Jetzt haben wir das
erste mal seit langen Wind und Welle von hinten und segeln mit
rasanten 8 Knoten dem Festland entgegen. Da wir etwas zu schnell
waren mussten wir etwas warten denn die Einfahrt in den Kanal wollten
wir nur bei Tageslicht wagen. Mit 24 Knoten Rückenwind, gereffter
Genua und Motor schossen wir in den Kanal. Es gab dort ordentlich
große, stehende Wellen und Wirbel aber das war alles nichts gegen
das was hinter uns lag.
|
viele Schiffe warten vor dem Kanal |
|
es wird Zeit die Flaggen anzubringen |
|
und dann rein in den Kanal |
Und dann, das Wasser war glatt wie auf ein
Dorfteich nur die Strömung war recht ordentlich aber wegen den
weiterhin bestehenden Rückenwind kommen wir als Motor-Segler zügig
voran. Nachdem was hinter uns lag empfanden wir sogar den Anblick des
großen Industrie Hafens als Wohltat. Eine unserer wichtigsten
Informationsquellen war wie schon so oft Georg, der
TO-Stützpunktleiter von Montevideo. Er kannte sich in der Gegend
ziemlich gut aus da er hier jahrelang geschäftlich zu tun hatte und
er spricht portugiesisch. Er kündigte auch im Yachtclub unsere
Ankunft an. Jetzt mussten wir nur noch eine Hürde nehmen denn die
Einfahrt zum Yachtclub war sehr flach. Mit Vollgas wühlten wir uns
durch den Schlamm direkt im Hafen hatten wir wieder ein paar
Zentimeter Wasser unter dem Kiel. Die Anfahrt an den Steg war
Problemlos zumal uns gleich ein Marinerio empfing. Ich betrat den
Steg und wäre beinahe der Länge nach hingefallen. Ich konnte kaum
ein Schritt laufen und musste mich an einem Dalben festhalten. Es
dauerte eine ganze Weile bis sich unser Gleichgewichtssinn an das
ruhige Festland gewöhnt hatte. Der Yachtclub war eine riesen
Überraschung. Alles Blitz sauber mit großem Swimmingpool, freies
Internet ein kleiner sehr schöner Park mit vielen bunten Vögeln.
Ich glaube wir haben alles richtig gemacht.
|
na, das ist vieleicht eine merkwürdige Fähre |
|
|
|
|
der erste Eindruck von Rio Grande ist gut |
|
und der vom Yacht Club noch besser |
|
große Probleme mit dem Gleichgewicht |
|
wir gehen jeden Abend im Pool schwimmen |
|
der Clubraum und die |
|
ganze Clubanlage sind sehr geflegt |
Rio Grande
Rio Grande hielt
mehrere Überraschungen für uns bereit. Es ging schon los beim
Einklarieren. Bei der Immigration (Police Federal) ging es Ruck-Zuck.
Es wurde ein kleiner Zettel ausgefüllt, Stempel in den Pass,
erledigt. Dann mit dem Taxi zum Zoll. Der Beamte konnte Englisch und
das wollte er uns vorführen. Er redete und redete. Wir sind überhaupt
nicht zum Zuge gekommen und wir haben auch nur die Hälfte verstanden
aber es ging in erster Linie um Fußball. Nachdem wir fertig waren
und unsere Papiere hatten verabschiedete er uns mit überschwänglicher
Freude und großem Hallo. Dann mit dem Taxi zur Capitania. Das ist
normalerweise eine strenge, militärische Behörde (ähnlich wie
Küstenwache). Aber auch hier waren alle ganz locker drauf. Zum
ersten mal wurden wir zu unser Non-Stop-Fahrt durch den Südatlantik
beglückwünscht (die wussten ganz genau was hier in den letzten
Wochen für Wetter herrschte). Wir waren ein klein wenig Stolz
darauf. Zum Schluss machten sie sogar ein Foto von uns vor der
Capitania.
|
unglaublich aber der Wachhabende machte das Foto |
Und dann Rio Grande, von wegen keine Infrastruktur.
Nicht allzu weit weg ein riesiger Obst und Gemüsemarkt. Ein kleines
Stück weiter ein großer Supermarkt. Im Büro vom Yacht-Club hat man
uns ein kleines Kilo-Restaurant empfohlen (dort waren wir ab sofort
jeden Tag essen – preiswert und super gut).
|
wir haben uns schnell festgelegt |
|
das wird unser Stammlokal |
|
es dauert nicht lange und jeder kennt uns |
Der einzige
Wermutstropfen, wir bekamen den Mast nicht vom Boot (das Wasser am
Kran war zu flach) und es gab hier auch keine Reparaturmöglichkeit.
Deshalb hob ich mit den schon bewährten Flaschenzügen den Mast ganz
auf das Boot und machte alles Seefest. Aber dann ging es Schlag auf
Schlag. Es hatte sich natürlich schnell herumgesprochen das sich
eine große, deutsche Yacht mit gebrochenen Mast im Hafen befand. Dem
entsprechend kamen auch viele Schaulustige und wir mussten
feststellen das viele deutsch sprechen aber vor allem jeder wollte
helfen ob er deutsch konnte oder nicht.
|
kein Mangel an Schaulustigen |
|
die Fahrerin von Uber/Taxi |
|
und Inge ist ihr Stammgast |
|
Sandra und Jorge gaben uns viele Infos |
Und so erfuhren wir von Niels,
ein Deutscher der in Porto Alegre eine Firma hat die Mast und Rigg in Topp Qualität repariert. Unser Beschluss stand fest, wir fahren über
die riesige Lagoa dos Patos in den Rio Guaiba nach Porto Alegre.
Zuvor mussten wir aber die Diesel-Tanks reinigen lassen. Dazu
heuerten wir ein Arbeiter an der die letzten 100 Liter abpumpte und
die Tanks mit Unmengen von Putzlappen reinigte. Die nächste
Überraschung lies nicht auf sich warten. Zuerst kam die Segelyacht
Sonnschein mit Rita und Fons– sie wollten eigentlich auch nach Feuerland aber ein
Getriebeschaden (das kommt uns bekannt vor) zwang sie zurück nach Mar
del Plata. Weil die Reparatur ewig dauerte und der Süd-Winter vor
der Tür stand haben sie das Vorhaben aufgegeben und segeln auch nach
Norden. Da wir uns Mittlerweile ganz gut auskannten konnten wir ihnen
etliche hilfreiche Tipps geben. Nach dem wir uns über ein halbes
Jahr nicht gesehen haben gab es natürlich viel zu erzählen. Kurz
vor unserer Abfahrt tauchte auch noch die SY Dandelion auf. Die
regelmäßigen Berichte von Ingrid per E-Mail an alle bekannten
Yachten haben sie bewogen auch ein Abstecher nach Rio Grande zu
machen.
|
Rita und Fons was für eine Überraschung |
|
SY Dandelion aber keiner an Bord |
|
zum Abschied stehen alle |
|
an Deck und winken uns zu |
Jetzt bleibt nur noch eins zu tun wir müssen mit unseren
letzten 5 Liter Diesel zu Wassertankstelle und unsere Tanks mit
Diesel befüllen.
|
das Anlegen an der Tankstelle war ziemlich knifflig, starke Strömung und wenig Platz |
die riesige
Lagoa dos Patos und Porto Alegre
Jetzt
liegen 275 Kilometer bis Porto Allegre vor uns. Anfangs mussten wir
durch ein sehr schmalen und nur 3,50 m tiefen Kanal, rechts und links
war es nur 80 cm Tief also aufpassen und nicht vom Weg abkommen. Dann
sind wir auf den Lagoa dos Patos, die Größe des Süßwassersees ist
echt beeindruckend. Aber der gesamte See ist nicht tiefer als 7 m
und weite Flächen gerade mal ein Meter. Anfangs sind große Flächen
voll mit Stellnetze, wir kommen uns vor wie auf dem Stettiner Haff.
Da alles ruhig war und reibungslos lief beschlossen wir die Nacht
durchzufahren. Da wurde es richtig Interessant. Bis abends um 20:00
Uhr waren in der Fahrrinne große Frachtschiffe unterwegs ab da gab
es keine AIS Signale mehr.
|
ziemlich große Schiffe sind hier unterwegs |
Schon zwei Stunden später sahen wir
schwaches leuchten und blinken weit entfernt über den ganzen See bis
zu Horizont. Wir konnten uns das ganze nicht Erklären. Ich stand an
der Reling und schaute ins dunkle Wasser, dann sah ich sie weiße
Kugeln die ein Netz hielten. Es war zu spät zum Handeln und wir
fuhren über das Netz. Wir waren wiedermal heilfroh das wir ein
Langkieler hatten und der Propeller durch Kiel und Ruder geschützt
war. Aber wir konnten das Prinziep nicht erkennen und fuhren über
zwei weitere Netze. Im UKW-Funk war mittlerweile richtig Betrieb. Es
dauerte wohl eine Weile bis die Fischer mitbekommen das wir ihre Netze
nicht kaputt machen. Doch dann sehen wir ein Licht nicht weit weg von
uns und wir beschließen drauf zu zufahren in der Hoffnung zu
erkennen wie die Netze liegen und wo das Ende ist. Die Fischer hatten
sich mittlerweile beruhigt (sie haben mitbekommen das wir ihre Netze
nicht beschädigen und haben es den anderen mitgeteilt). Mit wilder
Gestik und den Scheinwerfern zeigten sie uns den Weg den wir fahren
sollten. Wir konnten es kaum glauben nach über einer Stunde Fahrt
waren wir endlich am Ende des Netzes angekommen. Da legen die
tatsächlich zig Kilometer lange Netze quer über den See sobald die
Frachtschiffe nicht mehr fahren. Aber das war auch das letzte Netz
und wir hatten den Rest der Nacht unsere Ruhe – zumindest von den
Fischern.
Ingrid hörte in ihrer Wache im UKW-Funk den Ruf „Hallo
Segelschiff, Hallo Segelschiff“ in deutsch. Natürlich antwortete
sie sofort. So lernten wir Cristian kennen einen jungen brasilianischen
Piloten und Segler. Er machte uns mit vielen anderen deutsch
sprechenden Leuten und deutschen Auswanderern bekannt aber mehr dazu
später. Nach dem wir den See hinter uns gelassen haben ging es in
den Rio Guaiba. Schon in Rio Grande haben wir von Sandra und Jorge
(ein Seglerpaar aus Porto Alegre die mit ihrer Yacht vor uns gelegen
haben) den Tipp erhalten, in welcher Ankerbucht es richtig schön ist.
In genau in diese Ankerbucht sind wir abgebogen. Es war der Wahnsinn ein
schöner Strand umsäumt von Bergen und dichten Urwald. Nicht weit
weg vom Strand mitten im Urwald steht eine winzige Kirche. Um zu ihr
zu kommen muss man sich teilweise kriechend durch das Unterholz
bewegen. Ein Strand und baden in warmen Süßwasser das hatten wir
schon lange nicht mehr. Genauso spektakulär war die Geräuschkulisse.
Rechts und Links an den Berghängen machten lautstark große
Affenherden auf sich aufmerksam. Wir bereuten unseren Entschluss hier
her zu fahren schon jetzt keine Sekunde. Am liebsten währen wir noch
ein paar Tage geblieben. Aber jetzt hatten wir erst einmal ein Mast
zu reparieren. Und deshalb mussten wir am nächsten Tag weiter.
|
die empfohlende Ankerbucht kommt in Sicht |
|
diese kleine Kirche will ich mir anschauen |
|
schöner Strand |
|
und warmes süßes Wasser |
|
die Natur ist wieder mal überwältigend |
|
hier wächst einfach alles |
|
wo hat man schon mal solche Äste gesehen |
|
die Mini-Kirche von innen |
|
das Gebäude ist völlig zugewachsen |
|
der Weg ist ziemlich beschwerlich |
|
zum Teil muß man auf allen Vieren kriechen |
Porto
Alegre, eine Metropole mittlerer Größe - wenigstens für
Brasilien - liegt am linken Ufer des Rio Guaíba und ist umgeben von
zirka vierzig Hügeln. Porto Alegre - der "lustige Hafen" -
unterscheidet sich von allen anderen Städten Brasiliens durch seine
Lebensqualität. Hier ist das Klima subtropisch feucht, und die vier
Jahreszeiten sind deutlich ausgeprägt. Die Stadt bekam im Bericht
der UNO von 1998 die beste Beurteilung für "Human Development"
(HDI), unter den brasilianischen Metropolen mit mehr als 500.000
Einwohnern. Ihr Gesundheitswesen und ihre Infrastruktur entsprechen
den Städten der Ersten Welt (also Europa oder USA) - die
Verkehrsverhältnisse können als Modell-Beispiel bezeichnet werden.
Die Stadt besitzt den grössten Flusshafen des Landes, mit tiefen
Kanälen und mehr als 6 km Kai-Länge. Dieser (lustige) Hafen ist
einer der modernsten Brasiliens - fertigt Seeschiffe bis zu 7.000
Bruttoregister-Tonnen, mit einem Tiefgang bis 4.87 Metern, ab - sie
müssen von der offenen See, über die Stadt Rio Grande, ebenfalls
die noch 275 Kilometer nach Norden, durch die Lagoa dos Patos fahren,
um die Hauptstadt zu erreichen. Porto Alegre besitzt das grösste
Netz öffentlicher Kindergärten und eine selektive Müllverarbeitung,
ebenfalls ein Modellbeispiel für Brasilien. Die Bevölkerung setzt
sich aus 25 verschiedenen Ethnien zusammen, unter ihnen Italiener,
Deutsche, Portugiesen, Syrier, Libanesen, Juden, Japaner, Afrikaner,
Chinesen, Polen, Russen, Belgier und Schweden. Porto Alegre ist auch
die Hauptstadt des MERCOSUL, der bedeutendsten
Wirtschaftsgemeinschaft Südamerikas. Die Hauptstadt der Gaúchos -
wie sie auch genannt wird, hat ganz unterschiedliche Stadtteile. In
ihrem Zentrum befinden sich die alten Hotels und bedeutendsten
historischen Gebäude. Der Nobelstadtteil Moinhos de Vento steht für
die meisten guten Restaurants. In der Nordzone befindet sich das neue
Kommerz-Zentrum, mit zahlreichen Hotels und Flats rund um die Avenida
Carlos Gomes. Im Süden breiten sich die Bars der Boheme aus, in der
so genannten Cidade Baixa, die beiden Fussball-Stadien der Vereine
Grêmio und Internacional, der Park von Itapuã und der Yachthafen.
Der Yachthafen Veleiros dos Sul ist der größte und unser Ziel.
Porto Alegre ist eine jener erstaunlichen Grossstädte Brasiliens,
von denen man im Ausland wenig weiss, und die den Besucher dann mit
ihren ungeahnten Dimensionen überraschen. Auch wir waren Überrascht
wie großflächig, sauber und gepflegt der Yachthafen war. Das
Mittagsbuffet in der großen Club-Gaststätte war vom Preis und der
Qualität unschlagbar.
|
das Gelände des Clubs ist wunderschön |
|
und für die Kinder ist auch alles vorhanden |
|
die Pool Anlage ist sehr schön und bltz-sauber |
|
es giebt immer wider was zu entdecken |
|
die Yacht-Eigner sind in der obersten Einkommensschicht zu finden |
|
das Club Restaurante ist wuderschön |
|
und voll Klimatisiert |
|
und das Buffet ist unschlagbar |
|
und es schmeckt super |
|
für einen kleinen, festen Preis kann man von allem so viel essen wie man will |
Auch die Liegegebühren waren mit 50 Real pro
Nacht (Strom, Wasser und schnelles Internet Inklusive) für unsere Bootsgröße absolut
in Ordnung. Wir kommen uns vor wie in Deutschland denn hier sprechen
sehr viele Deutsch, auch Kinder (das hat wohl mit dem Goethe-Institut
und der deutschen Schule zu tun). Schon am nächsten Tag sind wir an
den Kran gefahren und Niels und sein Mitarbeiter haben den Mast
abgeladen.
|
jetzt wird der Mast abgeladen |
|
und dasist schnell erledigt |
Niels hat uns auch gleich ein Kostenangebot gemacht und
uns ist ein Stein vom Herzen gefallen denn der Preis hielt sich den
Umständen entsprechend in Grenzen. Die nächsten Tage nutzten wir um
die Schäden am Boot zu beheben. Wir haben auch eine kompetente Firma
gefunden die unser 4G Radar von B&G (was ja immerhin unter Wasser
war) überprüfte und uns ein neues 20 Meter langes Kabel verkaufte.
Jetzt hatten wir nur noch ein Problem zu klären – die Verlängerung
der Aufenthaltszeit von Hembadoo in Brasilien. Im Moment haben wir
für das Boot genau wie für uns eine Aufenthaltszeit von drei
Monaten. Da unsere Tochter und unser Enkel im August ihren Urlaub in
Angra dos Reis verbringen wollen müssen wir unseren persönliche
Aufenthaltszeit um drei weitere Monate verlängern. Das dürfen wir
aber nur wenn wir das Land zuvor für drei Monate verlassen haben (in
dieser Zeit wollen wir nach Peru und Deutschland). Das Boot können
wir logischer Weise nicht mitnehmen also brauchen wir für das Boot
eine Mindestaufenthaltszeit von 270 Tagen (9 Monaten). Wir können
Cristian gar nicht genug Danken wie er sich beim Zoll (Receita Federal)
für uns eingesetzt hat.
|
Cristian ist ein fröhlicher Mensch |
|
er hat mich auf seiner Vicking |
|
zu einer Segeltur eingeladen |
|
jetzt noch die übersetzten Unterlagen für den Zoll prüfen |
Mit einer Deklaration vom Yachtclub einer
schriftlichen Bestätigung von Niels und einer schriftlichen
Begründung in portugiesisch von uns, haben wir die Genehmigung
anstandslos bekommen. Ein weiterer Höhepunkt war ein Treffen mit Georg aus Montevideo er hatte hier gerade geschäftlich zu tun. Da gab es natürlich viel zu erzählen.
|
Georg der TO-Stützpunktleiter aus Montevideo |
|
bei uns im Yacht Club |
Wir haben in der relativ kurzen Zeit viele
Freunde kennengelernt. Zum Beispiel Stefan auch ein Pilot der aus
Deutschland ausgewandert ist oder Ricardo und Gabriella mit ihren
deutschsprechenden 8jährigen Sohn Luca.
|
unserer Bekanntenkreis |
|
wird immer Größer |
|
wie schon in Rio Grande stellen wir uns für ein Zeitungsinterview zur verfügung |
Wenn wir nach drei Monaten
wieder hier sind wollen wir uns alle auf ein Grillfest treffen, wir
freuen uns schon darauf. Jetzt hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen das der Mast in einer super Qualität repariert und wieder aufgestellt wurde. Das Boot sieht endlich wieder vernümftig aus.
|
Niels läd uns in seine Firma ein und wir |
|
können uns den reparierten Mast genau anschauen |
|
der Aufbau geht |
|
zügig vorran |
Jetzt muss ich erst einmal Schluss machen.
Schon heute (jetzt ist es mittlerweile die Nacht um eins) früh um 4:00 Uhr müssen wir zum Flughafen zu unseren
Flug nach Lima (Peru) dort werden wir 1,5 Monate durch das Land
reisen und uns die Nazca-Linien den Titicacasee die berühmte Stadt
Cusco und Machu Piccu anschauen. Des weiteren einen Trip in den
Amazonas Urwald unternehmen und vieles mehr. Wir werden berichten.
Hallo Ihr Seevagabunden,
AntwortenLöschenich verfolge Eure Reise schon seit geraumer Zeit. Barbara J. schickt mir regelmäßig Eure aktuellen Links. Nun möchte ich Euch auch einmal schreiben. Ich finde Euren Blog super interessant und spannend. Ich bin Britta aus Berlin...nähere Angaben zu mir bitte über Barbara...nicht hier.
Ich bin selbst begeisterter Wassersportler, aber ob ich mich je zu so einer Reise, wie Ihr sie macht entschließen kann, dass weiß ich nicht. Ihr habt soviel tolle Dinge erlebt, aber auch vieles, was nicht ganz ungefährlich war. Respekt, wie Ihr alles gemeistert habt. Euer Blog ist spannend und ich sauge jeden Bericht von Euch, wie ein trockener Schwamm das Wasser auf. Ich wünsche Euch weiter immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und keinen Mast- und Schotbruch (Schotbruch hatte ich beim Katamaran-Segeln). Viele Grüße aus Berlin Britta