Dienstag, 1. Mai 2018

von Puerto Williams direckt nach Brasilien

Es ist soweit, jetzt geht’s ab in's Warme, der Wetterbericht sagt vernünftige Winde für die Le Maire Straße voraus. Auch die anderen Segler in Puerto Williams fanden den Zeitpunkt zum Aufbruch nach Norden gut, obwohl einige unser Vorhaben - Non Stop – nach Brasilien zu Segeln mit einer gewissen Skepsis sehen. Wir haben uns noch ein paar wertvolle Tipps bei Wolf, von der Santa Maria Australis, geholt und dann ging es am Sonnabend, den 17.02.18 los.
Oswaldo von der SY Polarwind
und Wolf von der Santa Maria Austtralis










Bis zum ersten Ankerplatz im Beagle Kanal, der Insel Picton. Die chilenische Küstenwache, die dort ein Stützpunkt betreibt, begrüßte uns sogleich. Unserer Aufenthalt war aber nur kurz denn in der Nacht um 2:00 Uhr mussten wir weiter um Pünktlich bei ablaufender Tide in der Le Maire Straße zu sein. Laut aktuellen Wetterbericht mussten wir die ersten zwei Stunden bei Gegenwind mit Motor fahren und dann sollte der Wind auf Süd-West drehen. Aber wie schon so oft hat sich das Wetter nicht an die Wettervorhersage gehalten. Wir hatten die ganze Zeit zwischen 20 und 30 Knoten Wind von Ost also von vorn. Das ist sehr selten aber so bekamen wir unseren ersten Dämpfer und wir mussten umdrehen. Mit vollen Segeln ging es zurück zur Insel Picton denn wegen der hohen Wellen gab es keine andere, sichere Ankermöglichkeit.
Aber dann gab es doch noch etwas erfreuliches. Oswaldo von der Segelyacht Polarwind begrüßte uns per Funk er ankerte auch in der Bucht von Picton. Er sagte das es um 20:00 Uhr ein neuen Wetter Bericht der chilenischen Küstenwache gibt und er uns Bescheid sagt. Die neue Vorhersage war wie unsere nur mit 20 Stunden Verspätung. Also schnell ein paar Stunden schlafen und wieder früh um 2:00 Uhr los. Von der Küstenwache wurden wir ganz toll mit ein paar deutschen Sätzen verabschiedet. Jetzt passte alles der Wind und die Wellen kamen von hinten. Wir mussten absichtlich langsamer machen um nicht zu zeitig (wegen der Tide) an der Le Maire Straße zu sein. Es hat alles super geklappt und wir sind gemütlich durch die berüchtigte Meerenge gesegelt. Bei schönsten Sonnenschein konnten wir im Cockpit zu Mittag essen ( Mmmm, Kartoffeln mit Krabbensoße und Thunfisch).
gute Laune in der Le Maire Staße
es stimmt einfach alles
aber dann wurde es schon wieder windig
Am zweiten Tag wurde der Nordwind und die Wellen so stark das wir eine Schräglage von über 40 Grad hatten und es wurde noch verrückter. Wir bemerkten das die Boden-Bretter zu schwimmen anfingen. Das heißt wir hatten einige 100 Liter Wasser im Boot. Ich sah das Entsetzen in Ingrids Gesicht. Sofort haben wir Beigedreht damit das Boot wieder aufrecht stand und wir nach der Ursache forschen konnten. Diese war dann auch relativ schnell gefunden. Das Seeventil für die vordere Bilgenpumpe war nicht geschlossen, durch die extreme Schräglage der Yacht und zusätzlich das tiefe eintauchen ist der Abfluss-Schlauch der Bilgenpumpe komplett unter Wasser gewesen und das Belüftungsventil im Schlauch war verstopft. Jetzt lief das angesaugte Wasser durch den dicken Schlauch solange in das Boot bis die Öffnung im Rumpf durch eine Welle aus dem Wasser ragte und Luft ziehen konnte. Beide Bilgenpumpen liefen eine Stunde bis all das Wasser wieder draußen war und wir haben danach vorsorglich alle Seeventile geschlossen.

Zwischen den 40. und 60. Breitengrad des Südatlantik muss man sagen nach dem Sturm ist vor dem Sturm. Als wir in der Nähe der Falkland Insel waren bekamen wir prompt die nächste Sturmwarnung und wir beschlossen diesen in einer geschützten Ankerbucht von West-Falkland auszusitzen. Wir sind zwar illegal dort aber bis Port Stanley schaffen wir es nicht. Aber das ist ja England und die werden hoffentlich gnädig mit uns sein. Unsere Sorge war aber völlig grundlos denn es war weit und breit kein Mensch zu sehen. Dieser Abstecher hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Die Gegend hier ist traumhaft. Bei der Einfahrt in die King George Bay sind wir gleich mal durch eine Herde Wale gesegelt. Es wimmelt hier nur so von Tieren. Die Robben kommen bis zur Hälfte aus dem Wasser um uns neugierig mit ihren Kulleraugen anzuschauen. Die Tiere sind überhaupt nicht scheu. Für die meisten sind wir wahrscheinlich die ersten Menschen mit Boot.
die Falkland Insel sind in Sicht
Tiere ohne Ende








Der Wind nimmt schon langsam zu. Mal sehen wie sich das bis morgen Nachmittag entwickelt und ob wir am Sonntag weiter können, denn die Wellen werden gewaltig sein. Wir liegen ja in einer gut geschützten Bucht im Windschatten eines sanften Hügels und haben trotzdem eine Windstärke von etwas über 40 Knoten. Wir haben Sicherheitshalber den zweiten Anker ausgebracht. Da kann man sich vorstellen was draußen auf dem Atlantik los ist. Wir hoffen aber das wir morgen, am Sonntag, um 10 Uhr weiter können. Am Sonntag, den 25.02.18 um 10:45 Uhr lichteten wir die Anker bei schönem, sonnigen Wetter. Die Bucht ist zum Abschied voll mit Pinguinen, Robben, Delphinen und Albatrossen die Delphine sind uns fast in das Boot gesprungen. Einfach nur Toll.

Aber die gute Laune wurde schnell wieder gedämpft. Wir haben uns auch einen neuen Namen gegeben den Südatlantik -Schneckenexpress, es ist zum verrückt werden 90 % des Windes kommen aus Norden, mal als Sturm oder ganz schwach so wie jetzt. Hembadoo ist zum Kreuzen gegen den Wind nicht besonders gut geeignet und grundsätzlich gilt die Formel Kreuzen = doppelter Weg und dreifache Zeit. Aber über das Ausmaß der Wellen kann man nicht meckern deren Höhe beträgt ca. 3 bis 8 Meter. Wenn wir nicht schon einiges mitgemacht hätten könnte man schon mal Angst bekommen. In der Nacht leuchtet es am Horizont als ob wir auf eine Großstadt zufahren. Es waren über 30 Fischereischiffe die verhältnismäßig dicht zusammen waren. Das Meer war taghell beleuchtet. Wir sind mit einer gewissen Anspannung aber ohne Probleme mittendurch gesegelt. Unser Lebensrhythmus hat sich eingependelt. Wir vertreiben uns die Zeit am Tag mit Hörbücher, Brot backen und Mahlzeiten bereiten. In der Nacht schaut jeder für sich den Film oder die Doku seiner Wahl.
der Film scheint spannend zu sein
wenn wir Brot backen duftet es im ganzen Boot








Sonnabend, der 3.März wir haben noch 1450 Meilen vor uns und es gibt gute Nachrichten. Für die nächsten drei Tage ist kein Sturm vorausgesagt. Wir haben ein fantastischen Sonnenaufgang und die Temperaturen steigen schnell an. Zum ersten mal nach langer Zeit können wir im Cockpit frühstücken. Am 5.März geht mein Geburtstagswunsch in Erfüllung wir haben über 30 Knoten Wind aus Süden (Wind von hinten) und kommen endlich mal zügig voran. Nur auf die Wellen (das heist auf den Kurs) müssen wir achten die sind schon wieder extrem hoch. Am Mittwoch, den 7. März haben wir den 40. Breitengrad (die brüllenden vierziger) hinter uns gelassen aber in Wirklichkeit bedeutet das gar nichts. So hat es uns am 16. März noch einmal richtig erwischt. Wir haben 55 Knoten Wind. Die Wellen donnern gegen das Boot und es ist dunkel wie am Abend. Der einzige Pluspunkt in diesem Chaos, es ist nicht mehr so kalt. Jetzt wird es langsam Gruselig der Wind lässt nicht nach. Die brechenden Wellenkämme werden vom Sturm weggerissen. Ich muss das Boot von Hand Steuern der Autopilot kann den Kurs nicht mehr halten. So etwas wie jetzt haben wir die ganzen letzten 3 Jahre nicht erlebt. Wir haben noch nie Wasser in das Cockpit bekommen, jetzt stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Zeitweise haben wir bis zu einen halben Meter Wasser auf dem Deck und wir mussten feststellen das die Dichtungen unserer Luken den Wasserdruck nicht standhalten und das Wasser seinen Weg ins Bootsinnere findet.
In AIS Sichtweite halten sich drei große Schiffe der Marine auf zwei entfernen sich und einer bleibt so in etwa 10 Meilen Abstand bei uns. Das finden wir sehr beruhigend. Denn der Wettergott hatte am 19. März für uns noch eine Zugabe. Der Wind ließ ein wenig nach, so um die 45 Knoten, aber dafür ging ein Gewitter los wie wir es in unserem gesamten leben noch nicht gesehen haben. Es gab mehrere Blitze pro Sekunde. Die Nacht war hell erleuchtet es regnete dermaßen stark das man nicht wusste ob man über oder unter Wasser war. Ich habe zu Ingrid nur gesagt, jetzt hat die Hölle ihre Tore geöffnet. Ingrid hat zusammengekauert im Salon gelegen und sich ein Kissen über den Kopf gezogen, sie wollte nichts mehr hören und sehen. Am 21. März sind wir dem schlechten Wetter endlich entkommen. Das Schiff von der Navy ist ohne ein Ton zu sagen davon gefahren.
es ist schwer dieses Caos
zu fotografieren

selbst die höhe der Wellen
lässt sich nur sehr schwer darstellen

aber das Gefühl wenn das Boot unter Wasser

geht kann man überhaupt nicht darstellen

auf jedenfall sieht ruhiges Ruhestands-Segeln anders aus
 Aber den Problemen sind wir nicht davongefahren. Es ist Mittag um 13:00 Uhr ich wollte gerade das Besansegel etwas ausrollen da hörte ich ein Knacken und im selben Moment kam mir eine Wante (Stahlseil) vom Besan-Mast entgegen. Gleich darauf hob eine große Welle das Boot steil hoch und der Mast viel um. Ich habe mich vor Schreck nicht von der Stelle gerührt und das war gut so. Nur ein paar Zentimeter näher am Mast und er hätte mich von unten bis oben aufgeschlitzt. Der Schaden war ziemlich groß. Das Steuerrad war bis zu Hälfte komplett zerlegt. Die Rohre von unserem Verdeck waren völlig verbogen und der Stoff eingerissen. Die hintere Reling war ebenfalls völlig verbogen. Aber der Mast ist ganz geblieben. Jetzt musste ich schnell handeln die Mastspitze musste schleunigst aus dem Wasser und der gesamte Besan-Mast musste weiter auf das Boot und mit allen vorhandenen Spanngurten gesichert werden. Dieser „kleinere“ Mast ist immerhin 11m Lang und verdammt schwer. Das war eine Aufgabe die mit zwei zusammengebauten Flaschenzügen und bei dem starken Wellengang bis zum Abend gedauert hat.
Glück im Unglück wäre das ein Edelstahl-Steuerrad hätte es die gesammte Steuersäule herausgerissen
jetzt den Mast weiter auf das Boot ziehen
und sogut wie Möglich befestigen


jetzt liegt er fest
Dann bin ich erst einmal für ein paar Stunden wie Tod in das Bett gefallen. Das schlechte Wetter bleibt uns erhalten das heißt Windstille oder Sturm aus Nord und immer hohe Wellen, es ist zum verrückt werden. Unsere Anfangs geplanten 25 Tage haben wir überschritten und wir sind noch weit von unserem Ziel Angra dos Reis entfernt. Per Satellit haben wir eine E-Mail an die Chilenische Küstenwache mit unseren aktuellen Standort gesandt, damit die nicht noch eine Suchaktion starten. Es ist der 25. März der Wind nimmt wiedermal auf 45 Knoten zu und dadurch bleiben die Wellen extrem hoch. Um 15:00 packt uns eine riesen Welle und taucht den nach hinten weit herausragenden Mast bis zur Hälfte in das Wasser. Dann geschieht dass unfassbare, beim auftauchen bricht der Mast durch den Wasserdruck. Was für eine riesen Schei.... ich habe die Schnauze gestrichen voll. Das musste ich erst einmal verdauen. Zum schmollen war aber keine Zeit. Der Mast musste unbedingt geschient werden damit die Rollvorrichtung für das Segel nicht noch mehr Schaden nimmt. Nun habe ich die Bruchstelle mit unserem Teleskop-Baum geschient. Das hat bei dem starken Wellengang auch wieder bis zum Abend gedauert.
der Mast hat jetzt seine Schiene
übrigens so sclafen wir im Schichtbetrieb - Matratze im Salon auf dem Fußboden, rechts und links gut gepolstert
Wenn die Probleme überhandnehmen macht das ganze auch kein Spass mehr. Hier ein weiteres Problem, durch die extreme, langanhaltene Schaukelei in den hohen Wellen haben sich die Schmutzbelege von den Tankwänden abgelöst und der Diesel war völlig verdreckt von den neun Ersatzfiltern die wir hatten war nur noch einer übrig. Ohne Besan Segel schafften wir es nicht gegen den verdammten Nordwind zu kreuzen. Und den Motor konnten wir auch nur noch für eine begrenzte Zeit einsetzen (wir hatten nur noch den sauberen Diesel in den Reserve-Kanistern). Wir mussten wiedermal eine Entscheidung treffen. Nach Angra dos Reis zu segeln war unter diesen Umständen eigentlich nicht mehr möglich, nach Florianopolis war es nicht mehr allzu weit, aber wir waren uns ziemlich sicher das uns dort keiner helfen konnte. Es gab eigentlich nur eine Lösung zurück nach Uruguay (Piriapolis – das wäre aber ganz schlecht für unsere Psyche) oder ein neues Abenteuer und nach Rio Grande.
Rio Grande steht bei den Seglern auf der Hitliste der anlaufbaren Häfen nicht gerade ganz oben. Es wird gesagt das es keine Infrastruktur gibt und das es eine extrem schwierige Einfahrt vom Atlantik in den Kanal ist. Das mit der Einfahrt ist nicht ganz ohne. Der Kanal hat eine starke Strömung und die prallt auf die Atlantikwellen es gab hier viele und auch schwere Unfälle. Aber wir haben uns für Rio Grande (Brasilien) entschieden und das heißt 250 Meilen zurück. Jetzt haben wir das erste mal seit langen Wind und Welle von hinten und segeln mit rasanten 8 Knoten dem Festland entgegen. Da wir etwas zu schnell waren mussten wir etwas warten denn die Einfahrt in den Kanal wollten wir nur bei Tageslicht wagen. Mit 24 Knoten Rückenwind, gereffter Genua und Motor schossen wir in den Kanal. Es gab dort ordentlich große, stehende Wellen und Wirbel aber das war alles nichts gegen das was hinter uns lag.
viele Schiffe warten vor dem Kanal
es wird Zeit die Flaggen anzubringen

und dann rein in den Kanal
Und dann, das Wasser war glatt wie auf ein Dorfteich nur die Strömung war recht ordentlich aber wegen den weiterhin bestehenden Rückenwind kommen wir als Motor-Segler zügig voran. Nachdem was hinter uns lag empfanden wir sogar den Anblick des großen Industrie Hafens als Wohltat. Eine unserer wichtigsten Informationsquellen war wie schon so oft Georg, der TO-Stützpunktleiter von Montevideo. Er kannte sich in der Gegend ziemlich gut aus da er hier jahrelang geschäftlich zu tun hatte und er spricht portugiesisch. Er kündigte auch im Yachtclub unsere Ankunft an. Jetzt mussten wir nur noch eine Hürde nehmen denn die Einfahrt zum Yachtclub war sehr flach. Mit Vollgas wühlten wir uns durch den Schlamm direkt im Hafen hatten wir wieder ein paar Zentimeter Wasser unter dem Kiel. Die Anfahrt an den Steg war Problemlos zumal uns gleich ein Marinerio empfing. Ich betrat den Steg und wäre beinahe der Länge nach hingefallen. Ich konnte kaum ein Schritt laufen und musste mich an einem Dalben festhalten. Es dauerte eine ganze Weile bis sich unser Gleichgewichtssinn an das ruhige Festland gewöhnt hatte. Der Yachtclub war eine riesen Überraschung. Alles Blitz sauber mit großem Swimmingpool, freies Internet ein kleiner sehr schöner Park mit vielen bunten Vögeln. Ich glaube wir haben alles richtig gemacht.
na, das ist vieleicht eine merkwürdige Fähre


der erste Eindruck von Rio Grande ist gut
und der vom Yacht Club noch besser
 
große Probleme mit dem Gleichgewicht
 
wir gehen jeden Abend im Pool schwimmen

der Clubraum und die

ganze Clubanlage sind sehr geflegt





















Rio Grande
Rio Grande hielt mehrere Überraschungen für uns bereit. Es ging schon los beim Einklarieren. Bei der Immigration (Police Federal) ging es Ruck-Zuck. Es wurde ein kleiner Zettel ausgefüllt, Stempel in den Pass, erledigt. Dann mit dem Taxi zum Zoll. Der Beamte konnte Englisch und das wollte er uns vorführen. Er redete und redete. Wir sind überhaupt nicht zum Zuge gekommen und wir haben auch nur die Hälfte verstanden aber es ging in erster Linie um Fußball. Nachdem wir fertig waren und unsere Papiere hatten verabschiedete er uns mit überschwänglicher Freude und großem Hallo. Dann mit dem Taxi zur Capitania. Das ist normalerweise eine strenge, militärische Behörde (ähnlich wie Küstenwache). Aber auch hier waren alle ganz locker drauf. Zum ersten mal wurden wir zu unser Non-Stop-Fahrt durch den Südatlantik beglückwünscht (die wussten ganz genau was hier in den letzten Wochen für Wetter herrschte). Wir waren ein klein wenig Stolz darauf. Zum Schluss machten sie sogar ein Foto von uns vor der Capitania.
unglaublich aber der Wachhabende machte das Foto
Und dann Rio Grande, von wegen keine Infrastruktur. Nicht allzu weit weg ein riesiger Obst und Gemüsemarkt. Ein kleines Stück weiter ein großer Supermarkt. Im Büro vom Yacht-Club hat man uns ein kleines Kilo-Restaurant empfohlen (dort waren wir ab sofort jeden Tag essen – preiswert und super gut).
wir haben uns schnell festgelegt
das wird unser Stammlokal
es dauert nicht lange und jeder kennt uns
Der einzige Wermutstropfen, wir bekamen den Mast nicht vom Boot (das Wasser am Kran war zu flach) und es gab hier auch keine Reparaturmöglichkeit. Deshalb hob ich mit den schon bewährten Flaschenzügen den Mast ganz auf das Boot und machte alles Seefest. Aber dann ging es Schlag auf Schlag. Es hatte sich natürlich schnell herumgesprochen das sich eine große, deutsche Yacht mit gebrochenen Mast im Hafen befand. Dem entsprechend kamen auch viele Schaulustige und wir mussten feststellen das viele deutsch sprechen aber vor allem jeder wollte helfen ob er deutsch konnte oder nicht.
kein Mangel an Schaulustigen
die Fahrerin von Uber/Taxi

und Inge ist ihr Stammgast

Sandra und Jorge gaben uns viele Infos














Und so erfuhren wir von Niels, ein Deutscher der in Porto Alegre eine Firma hat die Mast und Rigg in Topp Qualität repariert. Unser Beschluss stand fest, wir fahren über die riesige Lagoa dos Patos in den Rio Guaiba nach Porto Alegre. Zuvor mussten wir aber die Diesel-Tanks reinigen lassen. Dazu heuerten wir ein Arbeiter an der die letzten 100 Liter abpumpte und die Tanks mit Unmengen von Putzlappen reinigte. Die nächste Überraschung lies nicht auf sich warten. Zuerst kam die Segelyacht Sonnschein mit Rita und Fons– sie wollten eigentlich auch nach Feuerland aber ein Getriebeschaden (das kommt uns bekannt vor) zwang sie zurück nach Mar del Plata. Weil die Reparatur ewig dauerte und der Süd-Winter vor der Tür stand haben sie das Vorhaben aufgegeben und segeln auch nach Norden. Da wir uns Mittlerweile ganz gut auskannten konnten wir ihnen etliche hilfreiche Tipps geben. Nach dem wir uns über ein halbes Jahr nicht gesehen haben gab es natürlich viel zu erzählen. Kurz vor unserer Abfahrt tauchte auch noch die SY Dandelion auf. Die regelmäßigen Berichte von Ingrid per E-Mail an alle bekannten Yachten haben sie bewogen auch ein Abstecher nach Rio Grande zu machen.
Rita und Fons was für eine Überraschung
SY Dandelion aber keiner an Bord

zum Abschied stehen alle

an Deck und winken uns zu














Jetzt bleibt nur noch eins zu tun wir müssen mit unseren letzten 5 Liter Diesel zu Wassertankstelle und unsere Tanks mit Diesel befüllen.
das Anlegen an der Tankstelle war ziemlich knifflig, starke Strömung und wenig Platz

die riesige Lagoa dos Patos und Porto Alegre
Jetzt liegen 275 Kilometer bis Porto Allegre vor uns. Anfangs mussten wir durch ein sehr schmalen und nur 3,50 m tiefen Kanal, rechts und links war es nur 80 cm Tief also aufpassen und nicht vom Weg abkommen. Dann sind wir auf den Lagoa dos Patos, die Größe des Süßwassersees ist echt beeindruckend. Aber der gesamte See ist nicht tiefer als 7 m und weite Flächen gerade mal ein Meter. Anfangs sind große Flächen voll mit Stellnetze, wir kommen uns vor wie auf dem Stettiner Haff. Da alles ruhig war und reibungslos lief beschlossen wir die Nacht durchzufahren. Da wurde es richtig Interessant. Bis abends um 20:00 Uhr waren in der Fahrrinne große Frachtschiffe unterwegs ab da gab es keine AIS Signale mehr.
ziemlich große Schiffe sind hier unterwegs
Schon zwei Stunden später sahen wir schwaches leuchten und blinken weit entfernt über den ganzen See bis zu Horizont. Wir konnten uns das ganze nicht Erklären. Ich stand an der Reling und schaute ins dunkle Wasser, dann sah ich sie weiße Kugeln die ein Netz hielten. Es war zu spät zum Handeln und wir fuhren über das Netz. Wir waren wiedermal heilfroh das wir ein Langkieler hatten und der Propeller durch Kiel und Ruder geschützt war. Aber wir konnten das Prinziep nicht erkennen und fuhren über zwei weitere Netze. Im UKW-Funk war mittlerweile richtig Betrieb. Es dauerte wohl eine Weile bis die Fischer mitbekommen das wir ihre Netze nicht kaputt machen. Doch dann sehen wir ein Licht nicht weit weg von uns und wir beschließen drauf zu zufahren in der Hoffnung zu erkennen wie die Netze liegen und wo das Ende ist. Die Fischer hatten sich mittlerweile beruhigt (sie haben mitbekommen das wir ihre Netze nicht beschädigen und haben es den anderen mitgeteilt). Mit wilder Gestik und den Scheinwerfern zeigten sie uns den Weg den wir fahren sollten. Wir konnten es kaum glauben nach über einer Stunde Fahrt waren wir endlich am Ende des Netzes angekommen. Da legen die tatsächlich zig Kilometer lange Netze quer über den See sobald die Frachtschiffe nicht mehr fahren. Aber das war auch das letzte Netz und wir hatten den Rest der Nacht unsere Ruhe – zumindest von den Fischern. 
Ingrid hörte in ihrer Wache im UKW-Funk den Ruf „Hallo Segelschiff, Hallo Segelschiff“ in deutsch. Natürlich antwortete sie sofort. So lernten wir Cristian kennen einen jungen brasilianischen Piloten und Segler. Er machte uns mit vielen anderen deutsch sprechenden Leuten und deutschen Auswanderern bekannt aber mehr dazu später. Nach dem wir den See hinter uns gelassen haben ging es in den Rio Guaiba. Schon in Rio Grande haben wir von Sandra und Jorge (ein Seglerpaar aus Porto Alegre die mit ihrer Yacht vor uns gelegen haben) den Tipp erhalten, in welcher Ankerbucht es richtig schön ist. In genau in diese Ankerbucht sind wir abgebogen. Es war der Wahnsinn ein schöner Strand umsäumt von Bergen und dichten Urwald. Nicht weit weg vom Strand mitten im Urwald steht eine winzige Kirche. Um zu ihr zu kommen muss man sich teilweise kriechend durch das Unterholz bewegen. Ein Strand und baden in warmen Süßwasser das hatten wir schon lange nicht mehr. Genauso spektakulär war die Geräuschkulisse. Rechts und Links an den Berghängen machten lautstark große Affenherden auf sich aufmerksam. Wir bereuten unseren Entschluss hier her zu fahren schon jetzt keine Sekunde. Am liebsten währen wir noch ein paar Tage geblieben. Aber jetzt hatten wir erst einmal ein Mast zu reparieren. Und deshalb mussten wir am nächsten Tag weiter.

die empfohlende Ankerbucht kommt in Sicht
diese kleine Kirche will ich mir anschauen

schöner Strand

und warmes süßes Wasser

die Natur ist wieder mal überwältigend

hier wächst einfach alles

wo hat man schon mal solche Äste gesehen

die Mini-Kirche von innen
das Gebäude ist völlig zugewachsen

der Weg ist ziemlich beschwerlich

zum Teil muß man auf allen Vieren kriechen














 Porto Alegre, eine Metropole mittlerer Größe - wenigstens für Brasilien - liegt am linken Ufer des Rio Guaíba und ist umgeben von zirka vierzig Hügeln. Porto Alegre - der "lustige Hafen" - unterscheidet sich von allen anderen Städten Brasiliens durch seine Lebensqualität. Hier ist das Klima subtropisch feucht, und die vier Jahreszeiten sind deutlich ausgeprägt. Die Stadt bekam im Bericht der UNO von 1998 die beste Beurteilung für "Human Development" (HDI), unter den brasilianischen Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohnern. Ihr Gesundheitswesen und ihre Infrastruktur entsprechen den Städten der Ersten Welt (also Europa oder USA) - die Verkehrsverhältnisse können als Modell-Beispiel bezeichnet werden. Die Stadt besitzt den grössten Flusshafen des Landes, mit tiefen Kanälen und mehr als 6 km Kai-Länge. Dieser (lustige) Hafen ist einer der modernsten Brasiliens - fertigt Seeschiffe bis zu 7.000 Bruttoregister-Tonnen, mit einem Tiefgang bis 4.87 Metern, ab - sie müssen von der offenen See, über die Stadt Rio Grande, ebenfalls die noch 275 Kilometer nach Norden, durch die Lagoa dos Patos fahren, um die Hauptstadt zu erreichen. Porto Alegre besitzt das grösste Netz öffentlicher Kindergärten und eine selektive Müllverarbeitung, ebenfalls ein Modellbeispiel für Brasilien. Die Bevölkerung setzt sich aus 25 verschiedenen Ethnien zusammen, unter ihnen Italiener, Deutsche, Portugiesen, Syrier, Libanesen, Juden, Japaner, Afrikaner, Chinesen, Polen, Russen, Belgier und Schweden. Porto Alegre ist auch die Hauptstadt des MERCOSUL, der bedeutendsten Wirtschaftsgemeinschaft Südamerikas. Die Hauptstadt der Gaúchos - wie sie auch genannt wird, hat ganz unterschiedliche Stadtteile. In ihrem Zentrum befinden sich die alten Hotels und bedeutendsten historischen Gebäude. Der Nobelstadtteil Moinhos de Vento steht für die meisten guten Restaurants. In der Nordzone befindet sich das neue Kommerz-Zentrum, mit zahlreichen Hotels und Flats rund um die Avenida Carlos Gomes. Im Süden breiten sich die Bars der Boheme aus, in der so genannten Cidade Baixa, die beiden Fussball-Stadien der Vereine Grêmio und Internacional, der Park von Itapuã und der Yachthafen. Der Yachthafen Veleiros dos Sul ist der größte und unser Ziel. Porto Alegre ist eine jener erstaunlichen Grossstädte Brasiliens, von denen man im Ausland wenig weiss, und die den Besucher dann mit ihren ungeahnten Dimensionen überraschen. Auch wir waren Überrascht wie großflächig, sauber und gepflegt der Yachthafen war. Das Mittagsbuffet in der großen Club-Gaststätte war vom Preis und der Qualität unschlagbar.

das Gelände des Clubs ist wunderschön
und für die Kinder ist auch alles vorhanden

die Pool Anlage ist sehr schön und bltz-sauber

es giebt immer wider was zu entdecken

die Yacht-Eigner sind in der obersten Einkommensschicht zu finden

das Club Restaurante ist wuderschön
und voll Klimatisiert

und das Buffet ist unschlagbar

und es schmeckt super

für einen kleinen, festen Preis kann man von allem so viel essen wie man will
Auch die Liegegebühren waren mit 50 Real pro Nacht (Strom, Wasser und schnelles Internet Inklusive) für unsere Bootsgröße absolut in Ordnung. Wir kommen uns vor wie in Deutschland denn hier sprechen sehr viele Deutsch, auch Kinder (das hat wohl mit dem Goethe-Institut und der deutschen Schule zu tun). Schon am nächsten Tag sind wir an den Kran gefahren und Niels und sein Mitarbeiter haben den Mast abgeladen.

jetzt wird der Mast abgeladen
und dasist schnell erledigt








Niels hat uns auch gleich ein Kostenangebot gemacht und uns ist ein Stein vom Herzen gefallen denn der Preis hielt sich den Umständen entsprechend in Grenzen. Die nächsten Tage nutzten wir um die Schäden am Boot zu beheben. Wir haben auch eine kompetente Firma gefunden die unser 4G Radar von B&G (was ja immerhin unter Wasser war) überprüfte und uns ein neues 20 Meter langes Kabel verkaufte. Jetzt hatten wir nur noch ein Problem zu klären – die Verlängerung der Aufenthaltszeit von Hembadoo in Brasilien. Im Moment haben wir für das Boot genau wie für uns eine Aufenthaltszeit von drei Monaten. Da unsere Tochter und unser Enkel im August ihren Urlaub in Angra dos Reis verbringen wollen müssen wir unseren persönliche Aufenthaltszeit um drei weitere Monate verlängern. Das dürfen wir aber nur wenn wir das Land zuvor für drei Monate verlassen haben (in dieser Zeit wollen wir nach Peru und Deutschland). Das Boot können wir logischer Weise nicht mitnehmen also brauchen wir für das Boot eine Mindestaufenthaltszeit von 270 Tagen (9 Monaten). Wir können Cristian gar nicht genug Danken wie er sich beim Zoll (Receita Federal) für uns eingesetzt hat.
Cristian ist ein fröhlicher Mensch

er hat mich auf seiner Vicking
zu einer Segeltur eingeladen

jetzt noch die übersetzten Unterlagen für den Zoll prüfen
Mit einer Deklaration vom Yachtclub einer schriftlichen Bestätigung von Niels und einer schriftlichen Begründung in portugiesisch von uns, haben wir die Genehmigung anstandslos bekommen. Ein weiterer Höhepunkt war ein Treffen mit Georg aus Montevideo er hatte hier gerade geschäftlich zu tun. Da gab es natürlich viel zu erzählen.
Georg der TO-Stützpunktleiter aus Montevideo
bei uns im Yacht Club








Wir haben in der relativ kurzen Zeit viele Freunde kennengelernt. Zum Beispiel Stefan auch ein Pilot der aus Deutschland ausgewandert ist oder Ricardo und Gabriella mit ihren deutschsprechenden 8jährigen Sohn Luca.
unserer Bekanntenkreis
wird immer Größer

wie schon in Rio Grande stellen wir uns für ein Zeitungsinterview zur verfügung
Wenn wir nach drei Monaten wieder hier sind wollen wir uns alle auf ein Grillfest treffen, wir freuen uns schon darauf.  Jetzt hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen das der Mast in einer super Qualität repariert und wieder aufgestellt wurde. Das Boot sieht endlich wieder vernümftig aus.
Niels läd uns in seine Firma ein und wir
können uns den reparierten Mast genau anschauen

der Aufbau geht

zügig vorran














Jetzt muss ich erst einmal Schluss machen. Schon heute (jetzt ist es mittlerweile die Nacht um eins) früh um 4:00 Uhr müssen wir zum Flughafen zu unseren Flug nach Lima (Peru) dort werden wir 1,5 Monate durch das Land reisen und uns die Nazca-Linien den Titicacasee die berühmte Stadt Cusco und Machu Piccu anschauen. Des weiteren einen Trip in den Amazonas Urwald unternehmen und vieles mehr. Wir werden berichten.

1 Kommentar :

  1. Hallo Ihr Seevagabunden,

    ich verfolge Eure Reise schon seit geraumer Zeit. Barbara J. schickt mir regelmäßig Eure aktuellen Links. Nun möchte ich Euch auch einmal schreiben. Ich finde Euren Blog super interessant und spannend. Ich bin Britta aus Berlin...nähere Angaben zu mir bitte über Barbara...nicht hier.
    Ich bin selbst begeisterter Wassersportler, aber ob ich mich je zu so einer Reise, wie Ihr sie macht entschließen kann, dass weiß ich nicht. Ihr habt soviel tolle Dinge erlebt, aber auch vieles, was nicht ganz ungefährlich war. Respekt, wie Ihr alles gemeistert habt. Euer Blog ist spannend und ich sauge jeden Bericht von Euch, wie ein trockener Schwamm das Wasser auf. Ich wünsche Euch weiter immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und keinen Mast- und Schotbruch (Schotbruch hatte ich beim Katamaran-Segeln). Viele Grüße aus Berlin Britta

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