Dakar
Heute,
am 05.12.16 haben wir in Dakar einklariert. Wir sind somit an dem
westlichstem Punkt Afrikas, im Atlantischen Ozean angelangt. Dakar
wurde 1857 von den Franzosen gegründet und war ab 1885 die
Hauptstadt von Westafrika.
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rein ins Wasser-Taxi |
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und ab in Richtung CVD |
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der etwas "windschiefe" Bootssteg zum CVD |
Wir sind mit dem Wassertaxi vom CVD Club
(ein alter aber stabiler Angel-Kahn) zum Anleger gefahren und haben
uns dann ein Taxi (was für eine Klapperkiste) zur fahrt in die Stadt
genommen. In ihm erlebten wir die erste Überraschung
– hier
gelten ganz andere Straßenverkehrsregeln als in Europa. Wer frecher
ist, darf als erster fahren, rote Ampel, wem interessierst. Was man
vorhat wird mit der heraushängenden Hand signalisiert. Parken darf
man überall. Alles was noch Räder hat, darf fahren. Es wurden
vielerorts zwar Gehsteige vorgesehen, sie wurden aber zu Parkplätzen
umfunktioniert. Den Fußgängern bleibt nichts anderes übrig, als
auf den Straßen zwischen den fahrenden Autos zu manövrieren.
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die Hand muss draußen sein |
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Autos, Müll und Bretterbuden |
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und mitten im Chaos immer wieder Pferdekarren |
Zuerst
sind wir zu einem Bankautomaten, um uns mit dem nötigen Geld zu
versorgen (hier wird man als Europäer schnell zum Millionär –
Umrechnungssatz 1 zu 655) Danach mussten wir vorstellig werden bei
der ‚Police special‘ (Mole 8) und einer weiteren Stelle, dem Zoll
(Mole 10). Alles ging problemlos, wobei wir bei beiden Stellen keine
(!) ‚Gastgeschenke‘ über die Theke geschoben haben. Im
Gegenteil, ein junger Wachmann, der uns in den Coppy-Shop begleitete,
konnte uns kein Wechselgeld herausgeben und hat die umgerechnet 45
Cent selber bezahlt. Man muss aber sagen, das ist uns kein zweites
mal passiert. Es ist eine andere Welt, in die wir da eintauchen. Und
wenn wir dachten auf den Kap Verden wurden wir auf das was da kommt
gut vorbereitet, dann wurden wir ganz schnell eines besseren belehrt.
Die sozialen und hygienischen Zustände sind eine Katastrophe.
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jeder Zentimeter am Straßenrand ist belegt |
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ärmlich aber immer gute laune |
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hier wird aus Schrott noch etwas gefertigt |
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es stinkt, die Abwässer gehen ungeklärt in die Bucht |
Des
weiteren gelten hier eigene Gesetze und man sollte tunlichst
gepflegt, sprich rasiert (oder gepflegter Bart), in sauberen
Klamotten, als Mann in langen Hosen und als Frau tut man sich
leichter, im langen Rock vorzusprechen - der Islam hat uns in seinen
Klauen! Nun ja, wir wollen ja nicht für immer hier bleiben und so
fügen wir uns, bietet Dakar doch so viel Interessantes. Anfangs sind
wir, auch lange Strecken, zu Fuß gegangen aber mittlerweile nehmen
wir vorzugsweise ein Taxi (was ja wie oben beschrieben genug
Abenteuer ist). Fotos zu machen ist oft schwer, da die Menschen das
entweder nicht mögen, oder sofort Geld dafür fordern. Das ist halt
Dakar, eine ca. 3 Mio. Metropole, jeder will etwas von dir, bietet
dir etwas an, spricht dich an und du bist nie alleine…ständig wird
man bedrängt, es ist anders, halt afrikanisch. Wir tauchen ein und
versuchen uns anzupassen, was alleine schon durch die Hautfarbe eine
echte Herausforderung ist. Nach einem Tag Dakar-Besichtigung müssen
wir uns einen Tag ausruhen und uns ein wenig sortieren. Die vielen
neuen Eindrücke, denen man hier erliegt müssen auch erst mal
verarbeitet werden. Als nächstes haben wir den CVD, den franz.
Yachtclub erkundet, der für hiesige Verhältnisse schon recht
gepflegt und ordentlich ist, man darf halt nur nicht den europäischen
Maßstäben erliegen.
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der CVD eine Müll-freie Zone |
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erst habe ich das blaue Hemd gekauft |
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dann sollte ich das weiße auch noch nehmen |
Aber das wollen wir ja auch nicht, wir sind
hier um zu beobachten, andere Länder, andere Rhythmen, die Stimmen
die Tagsüber und Nachts zum Gebet rufen, die anderen Gerüche, die
für uns z.T. sehr streng sind und das feilschen um alles. Da muss
die in sich versteckte Krämer-Seele hervorgeholt werden und es wird
mit Händen, Füßen und ein Blatt Papier mit Stift vom Taxipreis bis
zum Kilopreis für Avocados oder sonst was, erst mal verhandelt. In
der Regel darf man für Alles nur die Hälfte des angebotenen Preises
zahlen und so ist es dann auch…das Palavern gehört dazu, man ist
sich einig und wir zahlen nur die Hälfte (höchstens), es grinsen
einen pechschwarze Gesichter mit ein paar weißen Stumpen von Zähnen
an - man ist zufrieden. Am Ende einer Taxifahrt wird zwar noch mal
nach gezockt, aber auch das gehört dazu, wieder wird verhandelt und
oftmals zücken wir Bonbons oder andere kleine Geschenke und man ist
wieder zufrieden und bedankt sich. Auch wenn es irre anstrengend ist
und wir sicher immer noch einiges mehr zahlen als die Einheimischen,
wir haben es ja so gewollt.
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der Fischmarkt mit einer gigantischen Auswahl |
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der Pelikan wartet auf sein Anteil |
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und vertreibt sich die Zeit mit Spielchen |
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die Afrikanischen Langboote sind |
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beeindruckend und bunt |
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endlich jemand der ein Foto zulässt |
Eigentlich wollten wir noch auf die I‘lle
de Goree (an der wir vorbei gesegelt sind). Es mag merkwürdig
klingen aber irgendwie ist uns die Zeit davon geeilt und wir haben es
nicht geschafft. Aber die Geschichte dazu ist schon Interessant. Die
Insel befindet sich 3km östlich von Dakar und besaß in der
Vergangenheit nicht nur eine strategisch wichtige Position, weil sich
von hier aus die gesamte Dakarer Bucht kontrollieren ließ, nein sie
hat auch einen traurigen und tragischen, historisch wichtigen Platz
in der afrikanischen Geschichte. Diente sie doch lange Zeit als
Umschlagplatz und ‚Handelszentrum‘ für den Sklavenhandel aus
Afrika. Von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erhoben, konnten hier
Plätze, Häuser und Stimmungen bewahrt werden, die dazu dienen,
diesen Teil der afrikanischen Geschichte, niemals zu vergessen.
Natürlich gäbe es nun wahrlich sehr, sehr viel zu erzählen, aber
das würde den Rahmen dieser Webseite sprengen, so begnüge ich mich
mit ein paar Randinformationen: Die Insel, wurde 1444 von den
Portugiesen entdeckt und ‚weitergereicht‘. Kamen
1627 die Niederländer und gaben ihr den heutigen Namen Goe-ree (gute
Reede) so wurde sie ein halbes Jhdt. später, von den Franzosen
besetzt. Diese blieben bis zur Unabhängigkeit des Senegals vor Ort,
mit Ausnahme von 30 Jahren britischer Besetzung, die sich nicht am
Stück, sondern zerklüftet aufteilen: 1693, 1758-1763, 1779-1783,
1800-1817. Und jedes ‚Besetzterland‘ partizipierte natürlich von
den Sklaven, die hier gemästet und gewogen wurden und nur mit mehr als 60 kg ‚verschickt‘ wurden, da sie sonst die Strapazen der Reise
(erfahrungsgemäß) nicht überstanden hätten. Von ca. 20Mio.
verschickten Sklaven, kamen nur ca. 15Mio. an. Es gibt keine genauen
Zahlen. Es gab unter
anderem einen ‚Begattungsraum‘ von 5x10m, in den denen Frauen und
Männer gesperrt wurden und nach 2 Wochen wurden sie wieder getrennt.
Die Frauen schwanger und die Männer bekamen neue Frauen zum
begatten. Sogenannte Pferdesklaven - starke, junge, muskulöse
Männer. Es gab extra Zellen für all die anderen Frauen und
Männer, Kinder wurden von den Eltern getrennt und Jungfrauen wurden
extra gehalten. Die Jungfrauen waren etwas ganz besonderes, weil sie
‚ausgewählt‘ wurden. Während des 17. Und 18 Jhdt. durften
Handelsangestellte, Beamte und Militärs ihre Ehepartner nicht mit in
den Senegal bringen. Die sogenannten ‚Signares‘ zeichneten sich
durch große Treue aus und dadurch das sie ihre Männer sehr
umgarnten, diese Beziehungen wurden gefestigt durch die Heirat nach
Art des Landes und entstand aus diesen Beziehungen auf Zeit ein Kind,
so erhielten sie das Recht, dem Kind den Namen des Vaters zu geben.
So entstand, über viele, viele Jahre eine Mulatten-Gesellschaft, die
sich auch, so traurig das klingen mag, aktiv am Handel mit den
Sklaven beteiligte. Privilegiert durch ihre Kakaofarbene Haut, also
mehr Wert als der ‚gemeine‘ Schwarzafrikaner, aber natürlich
niemals zum Weißen erhoben… Das sollte reichen unserer vorab
erlesenes Wissen an den Mann (Frau) zu bringen.
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das Sklavendenkmal |
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historische Gebäude
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Insel Goree von oben |
Wasser und Strom
(Diesel), sind die elementaren Probleme der Segler. Deshalb haben wir
Mustafa beauftragt 200 Liter Wasser und 140 Liter Diesel zu besorgen,
was auch prima geklappt hat und wir sind, dies bezüglich,
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gemeinsam bekommen wir die Tanks voll |
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und Inge sorgt dafür das sie wieder leer sind |
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gut
gerüstet für die geplante Überfahrt in Richtung Sine-Saloum-Delta.
Aber dafür zeigen sich andere Probleme, ursprünglich wollten wir
nach einem Monat Senegal (das ist die Aufenthaltszeit die wir
automatisch für Hembadoo vom Zoll zugebilligt bekommen haben) weiter
nach Gambia segeln. Aber mit Gambia ist es im Moment etwas kritisch.
In Banjul, der Hauptstadt, werden zur Zeit Barrikaden errichtet, weil
der Wahlverlierer (ein Diktator) das Wahlergebnis (vom 1.12.2016)
nicht anerkennen will und er deshalb den Aufstand probt. Für uns
bedeutet das, eine Verlängerung der Zollgenehmigung muss beantragt
werden. Mit dieser Bürokratie (und alles in französisch) sind wir
etwas überfordert. Der Leiter des CVD bietet uns an, den Antrag für
uns zu zu Stellen. Da das aber erst eine Woche vor Ablauf der Zeit
geht, will er uns die Genehmigung per E-Mail zusenden. Wir händigen
ihm die Gebühr von 150000 CFA (235 Euro – das ist hier ein
Vermögen) vorab aus und hoffen, das alles sein Gang geht. Morgen, am
17.12.2016, verlassen wir, bei hoffentlich gleichmäßigen,
achterlichen Winden, um 8.00 Uhr den CVD-Segelclub in Dakar. Es war
eine spannende, aufregende, aber auch fremde und sehr eigene Zeit.
Zwischen staunen, Menschenmassen und historischen Erkenntnissen ist
der Dreck allgegenwärtig. Die Afrikaner haben nun mal ein anderes
Verhältnis zu Müll und allem was dazu gehört und man muss
tunlichst an sich arbeiten und das Geruchsempfinden blockieren!
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selbst die kleinste Oase ist vermüllt |
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ein schöner Strand aber auch extrem vermüllt |
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ohne Worte |
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alles anschauen und gute Laune haben |
Trotz
ganz unterschiedlicher Gefühle sind wir froh, dass wir hier waren
und uns diese Verhältnisse angeschaut haben. Aber jetzt freuen wir
uns auf die ursprüngliche Natur von Westafrika.
Sollten wir in den nächsten Tagen kein Internet haben dann wünschen wir all unseren Lesern frohe Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.