Dienstag, 11. Dezember 2018

Kourou = Raumfahrtzentrum (Franz.-Guayana)

Jetzt geht es nach Kourou. Im Nordosten Südamerikas betreten wir nach knapp drei Jahren wieder europäischen Boden. Französisch-Guayana ist das einzige Land des Kontinents, das sich nicht von seinem einstigen Kolonialherren lossagen konnte (wollte). Heute besitzt es den Status eines Übersee- Departements, gleichbedeutend mit Martinique und Réunion. Bei der Anfahrt zum Fluss müssen wir ganz schön aufpassen, denn die Einfahrt in den Kourou Fluss ist ordentlich flach und neigt zum Versanden. Wir sind etwas später losgefahren als geplant und es war sehr knapp (deutlich flacher als 2,5m). Wer wie wir 1,9 m Tiefgang hat sollte halbe Tide anpeilen.
Einen Ankerplatz haben wir Flussaufwärts von der „Marina“ gefunden. Der Ankerplatz ist gut geschützt, wir hatten keine Probleme mit dem Ankergrund. Bei Wind-gegen-Strom waren die Dinghi-Fahrten manchmal etwas nass. Uns haben die vielen Vögel am Ankerplatz gefallen, rote Ibisse, viele verschiedene Reiher und abends die vielen Papageien. Häufig hört man Brüllaffen.
ein Sonnenbad ist gut für das Gefieder
na so was mache ich nicht









Die Amtshandlungen sind unkompliziert denn als EU-Bürger muss man sich lediglich beim Zoll anmelden. Der Zoll ist in Pariacabo, das ist quasi das Industriegebiet von Kourou und liegt 1,5 Meilen Flussaufwärts. Wir sind mit dem Dingi zum Zollsteg (letzter vor der Brücke) gefahren und dann gelaufen (ca. 10 min). Um zum Zollgebäude zu gelangen muss man um das abgesperrte Hafengelände herum laufen. Es gibt kein Hinweis-Schild, das anzeigt, wo man den Zoll „Douane“ findet. Aber Letztendlich ist es uns doch gelungen. Die Anmeldung war völlig locker und unproblematisch. Im Kourou Fluss gibt es den Steg des Yachtclubs und den Fischereisteg. Eine Marina im herkömmlichen Sinn ist der Steg des Yachtclubs allerdings nicht. Vielleicht ein Dutzend Schiffe finden dort ihren Platz. Es handelt sich bei den Schiffen allerdings um die vergammelte Flotte von dauer-liegenden Franzosen. Die Dinger sind in einem furchtbaren Zustand, aber alle sind super freundlich und hilfsbereit. Der Marina-Steg wird bewacht. Wobei der Wachmann häufig durch Abwesenheit glänzt. Aber wenn er schon mal auftauchte und wir ihn begegneten, fing er an mit uns herum zu diskutieren (nach dem Motto wir hätten hier nichts zu suchen, auf die Idee das ein Ausländer der auf den Club-Steg will auch ein Boot hat ist er nicht gekommen). Wir haben ihn einfach stehen lassen und sind zu unseren Dingi gegangen. Direkt neben der Marina gibt es noch einen Fischerei-Steg an dem nachmittags die Fischer festmachen. Nachdem wir eine für uns günstige freie Lücke gefunden haben, parkten wir unser Dingi immer dort.
wir fanden es gut am Fischerei Steg
Der Weg in die Stadt, zum Bäcker und zum Fischmarkt (Flussfisch 5,0 EUR/kg) ist auch etwas kürzer und das Leihauto konnten wir auch direkt vor dem Steg parken.
vom Fischmarkt
direckt in die Pfanne








Ansonsten war es sehr ruhig auf dem Fluss. Wir trafen weder befreundete Segler, noch überhaupt jemand. Kourou ist der "untouristischste“ Ort den wir je gesehen haben. Niemand wartet hier auf uns, und auf Urlauber im allgemeinen. Keiner scheint hier vom großen Kuchen Tourismus etwas abhaben zu wollen. Kein Hinweis, wie man zum Weltraum-Bahnhof kommt, der Haupt-Attraktion in Kourou. Keine Wegweiser zu Autovermietungen, zum Archäologie-Zentrum, keine Werbung für Fahrten zu den Teufelsinseln, keine Busfahrpläne, Nichts, auch kein Taxi. Ja, es gibt noch nicht mal ein Marina-Office in dem wir sonst die wichtigsten Infos schon bei der Anmeldung erhalten.
Aber in der näherer Umgebung gibt es alles, was man für das tägliche Leben braucht. Direkt am Fischerei-Steg sind der Fischmarkt (jeden Tag bis 12h außer Sonntags) und eine Bäckerei (Wifi!). In der Hauptstraße von Bourg (diesem Stadtteil) gibt es mehrere kleine Supermärkte und den Gemüsemarkt, sowie einige Restaurants (Chinesen, Pizza, ein etwas teureres Do-So geöffnet). Aber für weitergehende Erkundungen benötigt man ein Leihauto. Denn wie schon gesagt es gibt kein Bus und kein Taxi aber die Entfernungen sind weit. Ein Waschsalon (Laverie Kourou) und Leader Price (Supermarkt) sind etwa 2,5 km entfernt, dort ist auch die Post und die Bar des Sports (sehr schnelles Wifi). Zum Super U sind es 4 km. In Pariacabo, dort wo auch der Zoll ist, gibt es einen Laden für Bootszubehör, einen Honda(AB)-Verkäufer und auch die meisten Autovermieter sitzen hier. Also noch einmal in das Industriegebiet, aber diesmal zu Fuß. Bei der sengenden Hitze ist das keine leichte Aufgabe. Auf dem halben Weg fingen unsere Beine an weich zu werden. Genau in diesem Moment hielt ein Auto und nahm uns mit. Jetzt gab es den nächsten Schock die Klimaanlage war voll aufgedreht und vereiste uns unsere verschwitzte Nasenspitze. Das Leihauto von Renault zu bekommen war überhaupt kein Problem und der Preis war ok. Als erstes drehten wir gleich mal eine Runde durch die Stadt und besuchten das „Super U“.
hier gibt es alle franz. Spezialitäten
Dort fanden wir das Käse-Schlaraffenland. Alle Waren werden von Frankreich geliefert. Aber die Preise sind zum Teil sehr hoch (man muss Wissen das die Franzosen, die hier mit der Raumfahrt direkt oder indirekt zu tun haben sehr gut verdienen – mehr als in Europa). Mit dem Leihauto gestaltete sich das Leben an Land viel einfacher. So konnten wir auch einen noch offenen und wichtigen Punkt in den Griff bekommen. Unsere elektrische Ankerwinsch hatte den Geist aufgegeben (Zähne des Zahnkranzes waren weg). Schon von Anfang an hatten wir mitbekommen das sie unterdimensioniert war. Somit nutzten wir die Gelegenheit im Bootszubehör-Laden eine Tiger-Ankerwinsch zu kaufen und mit einer besseren Kettenführung zu Montieren. Jetzt macht das Ankern wider richtig Spaß.
passt und funktioniert super
gleich im Laden montieren wir die alte Kettennuss








Aber ein weiterer wichtiger Grund weshalb wir in Kourou ankern ist, den Start der Ariane 5 Rakete live zu erleben. Die ganzen Tage haben wir immer wider im Internet nach der Startzeit geschaut sie ist immer gleich geblieben. Nur am Start-Tag da haben wir es nicht getan und schon haben sie den Start um eine Stunde vorverlegt. Wenigstens waren wir an Deck von Hembadoo und konnten den Start, den extremen Lichtstrahl und das später ankommende Brüllen der Triebwerke (der Schall braucht immer etwas länger) beobachten beziehungsweise hören. Aus dem grellem Lichtschein bildet sich ein Kondensschweif von mehreren Hundert Metern aus. Den konnten wir als einzigen Fotografieren, denn wir hatten ja unsere Fotoausrüstung nicht zur Hand. In einer Affen-Geschwindigkeit zieht die Rakete über uns weg. Nach wenigen Sekunden ist der Spaß vorbei und die Rakete verschwindet in den Wolken. Nach 2,5 Minuten werden die Booster abgeworfen und fallen ins Meer. Der, hunderte Kilometer breite, Korridor wird von der Navy evakuiert. Bei den Teufelsinseln zum Beispiel darf man um diese Zeit nicht mehr Ankern. Das Segler und kleine Fischerboote gewarnt und aus der riesigen Gefahrenzone entfernt werden, das bezweifeln wir. Da bleibt wohl ein Restrisiko von einem Raketen-Booster versenkt zu werden.
na ja besser als nichts
Gleich am nächsten Tag besuchten wir das ARIANE - Museum auf dem Gelände des Space-Center. Dort stand eine Ariane 5 quasi zum anfassen und bestaunen (51.49 Meter hoch).
der Vorplatz mit der Ariane 5
Links unten zum Vergleich ein Mensch (blau)



















bei Ingrid wirkt sie noch größer
Im Museum wird einem der Verlauf und Weiterentwicklung des Arianeprogramm's gezeigt. Alles sehr interessant, aber leider auf Französisch. Es gibt zur Zeit drei Start-Rampen: für die Ariane, für Soyuz-Raketen und die kleinen Vega-Raketen. Diese sind kilometerweit auseinander gebaut, damit eine Fehlstart-Rakete nicht alles abräumen würde. Des weiteren eine riesige Baustelle für die neue Ariane 6 Rakete.
die Baustelle der neuen Startrampe
die Zukunft, die Ariane 6









Plan des Weltraum-Bahnhofs
Das gesamte Gelände wird von der Französischen Fremdenlegion bewacht. Bis zu 200 Mann übernehmen diesen Job. Die Feuerwehr kommt aus Paris, denn nur dort hat die Feuerwehr einen Armee-Status und darf im Dschungel diese Aufgabe übernehmen. In Einzelteilen wird die Rakete von einem Frachtschiff aus Frankreich nach Kourou verladen.
mit diesem Ungetüm werden die Raketenteile transportiert
Dort wird sie dann zusammen gebaut und nach diversen Tests in den Weltall geschossen. Ein bisschen kommt man sich hier vor wie in einem Science Fiction-Film.
das Museumsgebäude

jetzt ist Schluss mit lustig, wir hauen ab
und suchen uns einen eigenen  Planeten













diese technischen Spielchen für Kinder sind Interresant

Ingrid spürt die Kraft des Triebwerks
Cayenne, besuchten wir dann mit dem Mietauto. Sie ist die 63.000 Einwohner fassende Hauptstadt von franz. Guyana (ungefähr dreimal so groß wir Kourou ). Die Straßen sind Tip Top. Die Landschaft etwas eintönig. Parallel zur Küste führt uns die Strecke 70 km Richtung Süden. Ab und an kommen wir durch kleine Ortschaften. Etwas Vieh- und Landwirtschaft wird betrieben. Dazwischen befindet sich grünes Brachland mit lichten Wäldern. Nichts Spektakuläres. Nach einer Stunde sind wir in Cayenne. Außerhalb von Cayenne, im reichen Speckgürtel der Stadt, gibt es ein paar goldgelbe Sandstrände. Genau wie in Kourou ist das Wasser allerdings braun gefärbt von den Sedimenten, die der Amazonas in großen Mengen vor die Küste spült. Die Reste einer Festung kann man nicht besichtigen, da sich dort die Fremden-Legion eingemietet hat und den Zutritt zum Gelände verwehrt. Wider in Kourou. Es regnet. es schüttet, es gießt, die Mengen sind unglaublich aber, Gott sei dank, nicht zu lange. Bei 90% Luftfeuchtigkeit und 33 Grad Lufttemperatur werden alle anstrengenden Bewegungen Eingestellt.
wenn es regnet dann richtig
Aber ansonsten gefällt es uns auf dem Kourou. Schiffsverkehr ist fast nicht existent und wir haben unsere Ruhe. Nur das Spülschiff fährt an uns vorbei um die Fahrrinne frei zu halten. Wenn ein nur viertel voller Tanker oder ein Frachter mit einer Ariane-Rakete im Gepäck kommt ist das Spülschiff vorab jeden Tag unterwegs. Wir können es kaum glauben das es diese riesigen Schiffe durch den flachen Kanal schaffen.
es ist kaum zu glauben, der riesige Tanker
wenn auch nicht voll auf dem relativ flachen Fluss








Ein paar Fischer schauen manchmal neugierig vorbei und regelmäßig wird für „Drachen“-Boot-Rennen geübt. Schnell zischen die Kanus an uns vorbei. Der Taktgeber ruft laut seine Kommandos die weit über den Fluss schallen. Es gibt Frauen und Männer Mannschaften. Im Cockpit haben wir laufend ganz Merkwürdige Insekten. Um was für ein Tier es sich genau handelt, konnten wir leider nicht herausfinden. Diese etwa vier Zentimeter langen Fluginsekten kommen regelmäßig vorbei. Sie sehen recht furchterregend aus, sind aber harmlos. Sie brummen an uns vorbei ohne uns eines Blickes zu würdigen. Der Hinterleib ist mit dem Körper nur durch einen Nadel dünnen Steg mit dem Hauptkörper verbunden. Diese bizarren Anatomie veranlasste uns sie etwas genauer zu beobachten. Sie umfliegen uns vorsichtig, damit es nicht zu Kollisionen kommt. Sie drehen eine Runde im Cockpit oder Salon und hauen wieder ab.
die sehen aus wie aus einer anderen Welt - ob sie die Ariane mitgebracht hat
Schon ist ist es wider soweit, wir wollen Kourou verlassen und zum Maroni Fluß aufbrechen. Vorher machen wir aber noch ein weiteren Stopp bei den Iles du Salut und dann erst geht es weiter nach St. Laurent du Maroni.
Dieser Ort liegt am Grenzfluss nach Surinam. Bis dorthin sind es ungefähr 90 sm über Atlantik plus ca. 25 sm Flussfahrt durch den Urwald.
Am Abend gehen wir Anker auf. Wir wollen mit dem auflaufenden Morgen-Wasser am Maroni-Fluss ankommen. Weder Dunkelheit noch Gegenströmung können wir da gebrauchen. Wahrscheinlich werden wir flott unterwegs sein, da mehr als ein Knoten Strom uns nach Norden treiben sollte. Daher brechen wir nicht zu früh auf, um nicht im Stockfinsteren anzukommen.

Freitag, 7. Dezember 2018

Ihles Salut (Papillon's Gefängnishölle)

Die Langstrecken-Segler in der Marina von Jacare werden immer weniger. Erst gestern sind fünf Yachten aufgebrochen. Es wird also höchste Zeit das wir uns auch vom Steg lösen. Am 15 November geht es los. Auf dem Weg nach französisch Guyana haben wir noch ein Zwischenstopp bei den Sanddünen der Insel Ilha dos Lencois (Brasilien) geplant. Die Flussausfahrt gestaltete sich Problemlos. Kaum das wir auf dem Atlantik waren ergriff uns der Passatwind und vor allen der Äquatorial- und Caribbean-Strom. Wir wussten gar nicht das unser Boot dauerhaft solche Geschwindigkeiten segeln konnte (um die 10 Knoten über Grund). Diese Rausche-Fahrt veranlasste uns den Zwischenstopp wegzulassen (das die 100 Meter hohen Sanddünen von Peru noch zu Toppen wären glauben wir eh nicht).
Wir überqueren heute, am 20. November 2018, um 17:21h zum zweiten mal den Äquator im Nordosten von Brasilien. Es findet die übliche Zeremonie für Neptun statt: Man gibt ihm einen Schluck Rum und ein paar Münzen als Dankeschön für die guten Wetterbedingungen, verdient hat er es auf jeden Fall, der Wind, die Wellen und das Wetter sind seit Tagen absolut perfekt. Wir segeln weiterhin um die 9 Knoten. Übrigens, der Äquator liegt auf diesem Trip genau in der Mitte der zu fahrenden Strecke von Jacaré zu den Îles du Salut.
Und so erreichten wir die zu Französisch Guyana gehörende Ile du Salut, (auch als Teufelsinseln bekannt), nach ca.1400 SM in der Rekordzeit (für uns und Hembadoo) von acht Tagen, am 24. November. Bei Sonnenaufgang konnten wir die Iles du Salut, unser Ziel bereits sehen. Diese Inselgruppe aus 3 Inseln liegen knappe 7 Meilen vor Kourou und sind auf alle Fälle Sehenswert. Auch wenn man für ein paar Tage einen rolligen Ankerplatz in Kauf nehmen muss. Bekannt wurden sie aus dem Roman "Papillon", der auch verfilmt wurde. Viele unmenschliche Szenen konnte man im Film sehen und wenn man selbst vor Ort ist, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter.
Land in Sicht
Nun ankern wir dicht vor der Ile Royale, der größten der Inseln. Es wird geduldet wenn man dort ankert obwohl man noch nicht offiziell eingereist ist. Nach zwei Tagen bekamen wir auch Besuch vom Zoll. Sie nahmen schon mal vorab alle Daten auf und machten uns darauf aufmerksam das wir uns in Kourou offiziell anmelden.
der Besuch vom Zoll
gehört mittlerweile zum Standard








Es gefällt uns ausgesprochen gut hier. Ab 17:00 Uhr, wenn der Ausflugs-Katamaran, der die Tagesurlauber auf die Inseln bringt, verschwunden ist, liegen wir fast alleine vor Anker.
ein schöner Ankerplatz, trotz Wellen
Im größeren Abstand liegen schon die Schiffe der franz. Marine bereit, die für die Bergung der Ariane 5 Booster Raketen verantwortlich sind.
die Besatzung wird auch zum Besuch der Inseln herrübergefahren
Wenn jetzt noch das Wasser glasklar und türkis wäre, würden wir gar nicht mehr weg fahren. Aber der Amazonas und die anderen Flüsse mit ihren unglaublichen Ausstoß an Sedimenten, schaffen es auch hier draußen, das Meer einzutrüben. Die Inseln liegen nicht weit auseinander, man kann bequem mit dem Dinghy rüber fahren. Allerdings gibt es auf St. Joseph keinen Dinghy-Anleger. Nur eine Rampe und rauen Felsen.
die Lage der drei Inseln
Auf Ile Royale, der Hauptinsel der ehemaligen Gefängnisinseln, sind die früheren Wärterhäuser, einige Zellen, das Haus des Direktors, der Kinderfriedhof, das Lazarett und die Kirche teilweise renoviert, teilweise als Ruine erhalten. Es gibt ein Hotel mit Restaurant. Sonst gibt es keine weiteren Versorgungsmöglichkeiten, keinen Kiosk, keinen Laden o.ä., aber herrliche Rundwanderwege, die durch den Urwald führen. Dies sollte man früh morgens in Angriff nehmen, dann kann man in der Stille Affen, Papageien und Azara-Agutis beobachten.
die Tiere Beobachten macht immer Spass

die Agutis sehen witzig aus, sie knabbern
an den Früchten die vom Baum fallen









Aber einen kleinen Makel gibt es doch noch. Wir haben uns hinreißen lassen und in dem Restaurant etwas von dem Selbstbedienungsbuffet (wie in Brasilien) gegessen. Als es an das bezahlen ging haben wir fast Schnappatmung bekommen. Für 1 (in Worten – ein) Essen (nichts besonderes – Reis, Huhn, Salat) haben wir umgerechnet 31 Euro bezahlt.
gehen wir wirklich hier lang?
war ja eh meine Idee

das Wandern ist des Müllers Lust

In einigen Zell-Blöcken sind jetzt Hotelzimme
das alles hat eine unglaubliche Wirkung
sieht auch toll aus da brauch ich unbedingt ein Foto
als Flüchtling hat man in den
Brandungswellen schlechte Karten

dem Direktor ging es recht gut

der Ausblick auf sein kleinen Park















Auf der Insel Saint-Joseph ist noch der gesamte Gefängniskomplex zu sehen und hier ist auch die Fremdenlegion stationiert. Die Natur ist voll und ganz damit beschäftigt sich alles wieder zu holen. Da wachsen riesige Bäume aus den Zellen, diverse Wurzeln sprengen sich durch die Mauern ins Freie, Wind und Regen tun ihres dazu. Es wird noch lange dauern bis alles im Urwald verschwunden ist, aber die Geschichte von Papillon wird bleiben. Der Friedhof war nur den Wärtern vorbehalten, der tote Gefangene wurde einfach ins Meer, zu den Haien geworfen. Im Durchschnitt hat es ein Gefangener 3-5 Jahre ausgehalten, bis er dann an Gelbfieber oder unter Folterung starb. Ein schneller Freitod war für den einen oder anderen die letzte Hoffnung ein schnelles Ende in dieser Gefängnishölle zu finden.
Die dritte und letzte Insel Ile du Diable darf nicht betreten werden. Sie steht unter Naturschutz und ist vollkommen mit Kokospalmen bewachsen. Aber wer weiß, was sie noch für Schätze hat, die man nicht entdecken soll.
ein Blick auf die Insel Ile du Diable
Zunächst lagen wir vier Tage an den Iles du Salut und haben dann die letzten zehn Meilen nach Kourou zurückgelegt.

Donnerstag, 22. November 2018

Jacare, letzter Ort in Brasilien

Wir sind recht froh endlich vom Steg des Terminal Nautico wegzukommen. Die Bewegung der Schiffe an diesem Steg war sehr stark und das harte einrucken in die Festmacher schmerzt regelrecht.
Also Stromkabel rein, Festmacher und Mooring Leinen lösen, Maschine rückwärts! Jetzt noch kurz zur Wassertankstelle und die Diesel-Tanks bis Anschlag füllen (so bequem wie hier haben wir es so schnell nicht mehr). Die Allerheiligen Bucht empfängt uns mit ordentlich Welle und einem Wind, der genau von vorn einfällt, für uns heißt das mit Motor in Richtung Atlantik. Erstmal müssen wir durch das Feld der auf Reede liegenden Großschiffe und aufpassen das nicht einer unseren Weg kreuzt.
“Nur” 500 Seemeilen, und die am Stück, liegen vor uns. Das sind selbstgemachte Leiden, wir könnten ja Zwischenstopps einlegen, wollen es aber nicht, denn die Windvorhersage für die nächsten Tage ist gut für uns. Aber erst einmal müssen wir mit einem Hart-Am-Wind-Kurs Abstand von der brasilianischen Küste gewinnen. Der Sinn besteht darin das wir für die weitere Fahrt nach Norden einen besseren Windwinkel bekommen und die Wellen sind im tiefen Wasser nicht so ruppig. Außerdem wollen wir uns von den teils unbeleuchteten Fischerbooten fernhalten, die oft an der 100 oder gar 200 Meterlinie herumdümpeln. Die beleuchteten fahren links von uns hin und her, aber immer schön mit Distanz. Durch das Ausschau halten nach Fischern sind die Wachen abwechslungsreicher und vor lauter beobachten vergisst man das müde werden. Der Wind kommt aus Ost, meist mit einer Stärke um die 16 Knoten.
Geschafft! Nach einer extrem entschleunigten Nacht, wir segelten sehr langsam in Richtung Joao Pessoa um bei Tageslicht in den Kanal einzufahren. Von weitem schon ist der Leuchtturm Pedra Seca zusehen, der am Ende einer Riffreihe steht. Pünktlich wie die Maurer erreichten wir die Zufahrt zum Rio Paraiba bei einlaufenden Wasser. Der Wind ist super und wir können den größten Teil der Strecke Segeln. Durch den Kanal geht es im Fluss an Hafen von Cabedelo vorbei. Eine kleine Personen und eine Autofähre legen ab da heißt es aufpassen. Da der Wind jetzt schwächelte rollten wir das Segel ein und starteten den Motor. Für einen kleinen Moment hatte ich den Überblick verloren, ich hatte auf dem Kartenplotter den Zielpunkt hinter Cabedelo gesetzt doch da gab es nur eine Fischersiedlung und keine Marina. Über Funk begrüßte uns die SY Sunshine die in der Marina lag. Sie haben unser AIS-Signal gesehen und erklärten uns das wir noch ca. drei Meilen flussaufwärts fahren müssen. Auf einmal rief Inge von unten „hier riecht es so komisch“. Ich rannte nach unten öffnete den Motorraum und siehe da, alles ölig. Ich fluchte „verdammter Mist ist denn die Pannenserie noch nicht zu Ende“. Es war eindeutig zu erkennen das Öl spritze aus der Wellendichtung vom Getriebe. Das hatten wir ja 2017 in Piriapolis neu eingebaut. Wir wussten auch das es sich schon ein paar Jahre im Lager befand. Aber auf die Idee das die Wellendichtung im laufe der Zeit hart geworden ist sind wir nicht gekommen. Das ganze bedeutet das wir wider mal länger an einem Ort bleiben. Doch dann sehen wir die Marina und viele bekannte Yachten. Wir ankerten erst einmal neben der SY Dandyline (wir haben uns seit 2017 in Piriapolis/Uruguay immer wider mal getroffen). Außer der vorab schon erwähnten SY Sunshine waren auch die SY Nadin und die SY September in der Marina. Kaum das wir den Anker fest hatten, flitzt ein Dinghi auf uns zu, Wie sich herausstellte war es die Tochter von der hilfsbereiten Frau am Flughafen in Salvador. Das war vielleicht eine schöne Überraschung - die Welt ist eben doch ein Dorf!
Joao Pessoa ist für Fahrtensegler ein wohlbekannter Ort. Dies liegt in erster Linie an seiner Lage dem östlichsten Punkt Südamerikas, daher ist die Distanz von den Kap Verden deutlich kürzer als gleich in die Karibik. Jacare gehört zu Cabedelo und dieses ist ein Vorort von Joao Pessoa, aber eigentlich sind all diese Orte in den letzten Jahren mehr oder weniger zusammen-gewachsen. Jacare heißt auf Deutsch „Krokodil“, jedoch ist die Change eines zu sehen eher gering.
Die Sonne brennt gewaltig, hier musste sofort das Sonnensegel übers Deck gespannt werden. Am nächsten Tag, Montag, den 15.10., verabredeten wir uns mit Fon von der (SY Sunshine) am Marina-Office. Er half uns mit seinen französisch Sprachkenntnissen einen guten Liegeplatz am Steg und einen guten Mechaniker, der eine neue Dichtung und das nötige Werkzeug besorgt, zu bekommen. Wir erklärten auch gleich das ich das Getriebe alleine aus und einbaue (ich hatte es ja genug geübt). Dienstag früh ging es dann zu unseren Liegeplatz am Steg. Der Mechaniker war zum Wochenende bestellt, ich hatte also genügend Zeit und konnte in Ruhe das Getriebe ausbauen.
die Club-Bar und Nico hinter dem Tresen
Am Abend im Club lernten wir Nicolas (Nico) kennen, den Beherrscher der Küche hinter der Marina Bar. Die Auswahl der Gerichte war nicht sonderlich groß aber es schmeckte uns hervorragend (vor allem Steak und der Riesen-Fleisch-Spieß, aber auch Fisch und Pizza waren sehr gut), das Essen gönnten wir uns in regelmäßigen Abständen. Der Sundowner in Form eines – oder auch zwei – Caipirinhas in der Marina Bar ist bei vielen Seglern Tradition.
Ein Stück von der Marina entfernt ist die Touristen-Village. Dieser Ortsteil wird am Nachmittag richtig lebendig. Viele Touristen, Ausflugsboote, Kneipen, laute Musik, Souvenir-Läden und überall Krokodil-Statuen. Die Leute kommen um den Sonnenuntergang zu bestaunen oder eine Runde mit den Flussschiffen zu drehen. Eins darf überhaupt nicht fehlen das allabendliche Bolero-Spektakel rund um den Flusssaxophonisten. Immer zu selben Zeit das selbe Lied, bis die Sonne untergeht. Unglaublich, dass ein einzelner Mann mit einem Saxophon eine solche Einnahmequelle generiert hat! (er steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde)
Wenn wir abends an Deck sitzen müssen wir feststellen das wir die Fotomotive sind. Allabendlich, ziehen hier die doppelstöckigen Flussboote an uns vorbei. Ganz dicht an der Marina fahren sie entlang, Dreiviertel der Gäste steht mit gezücktem Fotoapparat an der Reling und fotografiert mit staunender Ungläubigkeit die kleine Schar der “Weltumsegler”. Für viele unfassbar, mit so kleinen Schiffen von Deutschland, Frankreich oder England bis nach Brasilien zu segeln. Viele Brasilianer können noch nicht mal schwimmen. Gegenseitiges Winken und Fotografieren, dann sind die Touristen auch schon zur nächsten Attraktion weitergezogen. Der bordeigene Stimmungsmacher gibt noch einmal alles, die Truppe grölt und stampft zur Musik und freut sich auf den Sonnenuntergang mit Maurice Ravel's Bolero-Tönen untermalt (Meistens ist auch eine Violinistin mit an Bord).
warten auf den Sonnenuntergang
die Touristen Flußschiffe








das Piraten Ausflugsboot liegt gleich neben uns am Steg
Wir erkundeten weiter die Gegend. In kaum 10 Minuten Fußmarsch erreichten wir die Bundesstraße 230, den Ortsteil Intermares. Dort gibt es zwei Tankstellen, in der größeren (östlicheren) gibt es einen Bankomat und eine Post. Gleich rechter Hand neben der kleineren Tankstelle befindet sich ein sehr großer vollklimatisierter Baumarkt. Auf der Straße Richtung Strand liegen drei Supermärkte, eine Bäckerei und einige kleinere Geschäfte. Der größte Supermarkt (Litoral) ungefähr in der Mitte gelegen, hat die beste Auswahl und bietet obendrein ein Taxiservice und wurde deshalb unsere Nummer 1 für Großeinkäufe. Naja „unsere“ ist vielleicht ein bisschen übertrieben denn das ganze erkunden der Einkaufsmöglichkeiten und letztendlich das einkaufen selbst lag in Ingrids Händen. Sie ist auch mit dem Zug nach Joao Pessoa gefahren, in das Schraubervirtel gegangen und hat dringend benötigte Sachen besorgt (Edelstahl-Schrauben, Antirostspray u.s.w.), das macht längst nicht jede Frau.

Unser Mechaniker tauchte auch pünktlich auf und machte einen kompetenten Eindruck. Die Haltemutter musste er mit einem Meißel losschlagen. Das ging relativ schnell und schon hatten wir die Dichtung in der Hand. Er erklärte uns das er das Wochenende bis Anfang nächster Woche brauch um neue Schrauben für den Flansch, eine neue Wellendichtung und ein riesengroßen Steckschlüssel für die Flansch-Mutter zu kaufen.
der Anblick des Getriebes kommt einen bekannt vor

Zugfahrt nach Joao Pessoa
Wir hatten ja seit dem ersten “Trööööt” des mehrfach am Tag vorbeifahrenden Zuges (man sieht ihn nicht, hört ihn aber tuten) beschlossen: “Mit dem müssen wir auch fahren”. Also geht es zur Bahnstation von Jacare. Wir wollen nach Joao Pessoa um uns die Stadt anzuschauen. Die Zugfahrt ist nicht so spektakulär, aber doch ganz anders wie in Europa. Uns fällt auf, dass man in den Waggons auch locker ganze Kühe, Pferde oder Eselskarren transportieren könnte. Und an dem Fahrpreis von einem Real pro Person (das sind 23 Eurocent) kann sich der deutsche Bahnverkehr mal ein Beispiel nehmen. Der Einfachheit halber gilt der Preis pro Fahrt, egal, wo man aussteigt. Es war ja ein Sonnabend wo wir mit der Bahn gefahren sind, vielleicht wäre es schlau gewesen sich vorab über die Fahrzeiten des Zuges zu erkundigen.
der Zug kommt
alle einsteigen








In Joao Pessoa ankommend steht man gleich mal mitten im „Schrauberviertel“ (viele Eisenwarenläden), ein Hardwareladen neben dem anderen lässt bekanntlich das Herz jedes Seglers höher schlagen. Wie in Brasilien üblich herrscht in den Städten eine strikte Gruppierung der Zünfte und man hat daher Geschäfte gleicher Gattung immer eng beisammen. Weiter geht’s also den Berg rauf, links erst die Küchen- und Gasutensilien, dann die Kleidung und rechts an der Haushaltselektrik vorbei. Kaum zu glauben, welch große Aktivlautsprecher der Brasilianer zu Hause braucht, und um einem die Notwendigkeit einer solchen Investition gehörig vor Augen zu führen wird man hier gleich mal ordentlich beschallt. Überall werden wir von Musik und durcheinander quasselnden Menschen empfangen, denen es egal ist, ob wir sie verstehen oder nicht. Brasilien ist eben laut, aber wir lieben es trotzdem!
jetzt geht es los

auf Körperkontakt muss man sich einstellen
und überall kleine Geschäfe und Händler








Nach unseren Rundgang durch die Stadt sind wir wider zurück zum Bahnhof gegangen. Mittlerweile war es Nachmittag und der Bahnhof war abgeschlossen. Wir konnten es kaum glauben. Ein paar Leute die sich vor dem Bahnhof aufhielten erklärten uns das der Zug am Sonnabend nur bis 13:00 Uhr fährt. Als Alternative bleiben nur Bus oder Taxi. Die Strecke ist sehr lang selbst für brasilianische Verhältnisse würde uns eine Taxifahrt ziemlich viel kosten. Also wider zurück und zum Busbahnhof Rodoviário de João Pessoa. Wir staunten über den Andrang. Überall an den schmalen Eingängen, mit Drehkreuz, Warteschlangen. Wir nannten das Ziel, bezahlten die zwei Real und quetschten uns durch das zu kleine Drehkreuz. Dann standen wir auf dem weiträumigen Gelände wo die Menschenmassen hin und her wuselten. Die Frau an der Kasse hat uns zwar gezeigt in welche Richtung wir müssen, aber auf den Abfahrtsschildern fanden wir nirgendwo den Namen Jacare, Jetzt haben wir angefangen uns durchzufragen. Wiedermal eine Frau hatte mit uns erbarmen und begleitete uns zum Info stand. Dort schrieb man uns ausführlich die Fahrstrecke auf ein Zettel, vor allen den Ort mit dem Umsteige Terminal. An der richtigen Bushaltestelle leuchtete uns auch der Name des Zwischenstopps auf dem Hinweisschild entgegen. Die Stadt sah vom Bus aus gesehen viel besser aus. Er fuhr durch die Stadtteile der etwas Besser betuchten.

Mittlerweile ist auch der Mechaniker mit allen neuen Teilen aufgetaucht und das Getriebe konnte wider zusammengebaut werden. Ich hatte beim einbauen des Getriebes bei 32 °C viel Spaß. Per Zufall treffen wir auch Christian, den Segelmacher der auch stabile Beiboote aus GFK baut. Die gefallen uns richtig gut, liegen aber preislich dann doch über unserem Budget und sind auch ein klein wenig zu groß. Wir besichtigen die Segelmacher-Werkstatt. Neue Segel kann er wohl keine nähen, aber Reparaturen und das anfertigen von Sonnensegel etc. sind hier gut durchführbar. Wir beschlossen das er für uns einen neuen Cockpit-Tisch anfertigen sollte.
Jetzt waren auch die meisten Yachten wider los gesegelt und es wurde sehr ruhig in der Marina. Wir machten Winke-winke und wünschten Fair Winds.
Für uns war es das Signal auch endlich fertig zu werden damit wir auch los können. Aber ein komplizierten Fall muste ich noch lösen. Bei der Fahrt von Feuerland nach Brasilien hatten wir ja sehr viel Wasser im Boot. Wir hatten nach dem abpumpen alles (fast alles) getrocknet und gereinigt. Nur an den Tauchkompressor der sich in einem gelben PVC-Behälter befindet haben wir nicht gedacht. Bevor wir in See stechen wollte ich noch einmal Tauchen und das Unterwasserschiff kontrollieren. Als ich den Kompressor rausholte staunte ich wie verrostet ja geradezu verrottet das Gerät war. Ich glaube die meisten hätten den Kompressor in den Müll geworfen.
was für ein
trauriger Anblick
aber es ist
nie Hoffnungslos
















Ich habe zwei Tage investiert und ihn in seine kleinsten Bestandteile zerlegt. Dann alles geputzt mit Süßwasser gewaschen und wider geputzt. Nach dem trocknen in der prallen Sonne (vor allen die Motorwicklung) wurde alles gut gefettet wider zusammengebaut. Dann kam der große Moment Spannung anlegen und siehe da er läuft. Obwohl ich ehrlich gesagt auch so meine Zweifel hatte. Jetzt konnten wir das Boot Seeklar machen und die Abfahrt vorbereiten. Nicolas, vom Marina Restaurant, der auch fließend Portugiesisch spricht fuhr uns zu den Behörden zum Ausklarieren.
Jetzt war es soweit das wir Brasilien entgültig verlassen denn unser nächstes Ziel war französisch Guyana.