Freitag, 7. Dezember 2018

Ihles Salut (Papillon's Gefängnishölle)

Die Langstrecken-Segler in der Marina von Jacare werden immer weniger. Erst gestern sind fünf Yachten aufgebrochen. Es wird also höchste Zeit das wir uns auch vom Steg lösen. Am 15 November geht es los. Auf dem Weg nach französisch Guyana haben wir noch ein Zwischenstopp bei den Sanddünen der Insel Ilha dos Lencois (Brasilien) geplant. Die Flussausfahrt gestaltete sich Problemlos. Kaum das wir auf dem Atlantik waren ergriff uns der Passatwind und vor allen der Äquatorial- und Caribbean-Strom. Wir wussten gar nicht das unser Boot dauerhaft solche Geschwindigkeiten segeln konnte (um die 10 Knoten über Grund). Diese Rausche-Fahrt veranlasste uns den Zwischenstopp wegzulassen (das die 100 Meter hohen Sanddünen von Peru noch zu Toppen wären glauben wir eh nicht).
Wir überqueren heute, am 20. November 2018, um 17:21h zum zweiten mal den Äquator im Nordosten von Brasilien. Es findet die übliche Zeremonie für Neptun statt: Man gibt ihm einen Schluck Rum und ein paar Münzen als Dankeschön für die guten Wetterbedingungen, verdient hat er es auf jeden Fall, der Wind, die Wellen und das Wetter sind seit Tagen absolut perfekt. Wir segeln weiterhin um die 9 Knoten. Übrigens, der Äquator liegt auf diesem Trip genau in der Mitte der zu fahrenden Strecke von Jacaré zu den Îles du Salut.
Und so erreichten wir die zu Französisch Guyana gehörende Ile du Salut, (auch als Teufelsinseln bekannt), nach ca.1400 SM in der Rekordzeit (für uns und Hembadoo) von acht Tagen, am 24. November. Bei Sonnenaufgang konnten wir die Iles du Salut, unser Ziel bereits sehen. Diese Inselgruppe aus 3 Inseln liegen knappe 7 Meilen vor Kourou und sind auf alle Fälle Sehenswert. Auch wenn man für ein paar Tage einen rolligen Ankerplatz in Kauf nehmen muss. Bekannt wurden sie aus dem Roman "Papillon", der auch verfilmt wurde. Viele unmenschliche Szenen konnte man im Film sehen und wenn man selbst vor Ort ist, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter.
Land in Sicht
Nun ankern wir dicht vor der Ile Royale, der größten der Inseln. Es wird geduldet wenn man dort ankert obwohl man noch nicht offiziell eingereist ist. Nach zwei Tagen bekamen wir auch Besuch vom Zoll. Sie nahmen schon mal vorab alle Daten auf und machten uns darauf aufmerksam das wir uns in Kourou offiziell anmelden.
der Besuch vom Zoll
gehört mittlerweile zum Standard








Es gefällt uns ausgesprochen gut hier. Ab 17:00 Uhr, wenn der Ausflugs-Katamaran, der die Tagesurlauber auf die Inseln bringt, verschwunden ist, liegen wir fast alleine vor Anker.
ein schöner Ankerplatz, trotz Wellen
Im größeren Abstand liegen schon die Schiffe der franz. Marine bereit, die für die Bergung der Ariane 5 Booster Raketen verantwortlich sind.
die Besatzung wird auch zum Besuch der Inseln herrübergefahren
Wenn jetzt noch das Wasser glasklar und türkis wäre, würden wir gar nicht mehr weg fahren. Aber der Amazonas und die anderen Flüsse mit ihren unglaublichen Ausstoß an Sedimenten, schaffen es auch hier draußen, das Meer einzutrüben. Die Inseln liegen nicht weit auseinander, man kann bequem mit dem Dinghy rüber fahren. Allerdings gibt es auf St. Joseph keinen Dinghy-Anleger. Nur eine Rampe und rauen Felsen.
die Lage der drei Inseln
Auf Ile Royale, der Hauptinsel der ehemaligen Gefängnisinseln, sind die früheren Wärterhäuser, einige Zellen, das Haus des Direktors, der Kinderfriedhof, das Lazarett und die Kirche teilweise renoviert, teilweise als Ruine erhalten. Es gibt ein Hotel mit Restaurant. Sonst gibt es keine weiteren Versorgungsmöglichkeiten, keinen Kiosk, keinen Laden o.ä., aber herrliche Rundwanderwege, die durch den Urwald führen. Dies sollte man früh morgens in Angriff nehmen, dann kann man in der Stille Affen, Papageien und Azara-Agutis beobachten.
die Tiere Beobachten macht immer Spass

die Agutis sehen witzig aus, sie knabbern
an den Früchten die vom Baum fallen









Aber einen kleinen Makel gibt es doch noch. Wir haben uns hinreißen lassen und in dem Restaurant etwas von dem Selbstbedienungsbuffet (wie in Brasilien) gegessen. Als es an das bezahlen ging haben wir fast Schnappatmung bekommen. Für 1 (in Worten – ein) Essen (nichts besonderes – Reis, Huhn, Salat) haben wir umgerechnet 31 Euro bezahlt.
gehen wir wirklich hier lang?
war ja eh meine Idee

das Wandern ist des Müllers Lust

In einigen Zell-Blöcken sind jetzt Hotelzimme
das alles hat eine unglaubliche Wirkung
sieht auch toll aus da brauch ich unbedingt ein Foto
als Flüchtling hat man in den
Brandungswellen schlechte Karten

dem Direktor ging es recht gut

der Ausblick auf sein kleinen Park















Auf der Insel Saint-Joseph ist noch der gesamte Gefängniskomplex zu sehen und hier ist auch die Fremdenlegion stationiert. Die Natur ist voll und ganz damit beschäftigt sich alles wieder zu holen. Da wachsen riesige Bäume aus den Zellen, diverse Wurzeln sprengen sich durch die Mauern ins Freie, Wind und Regen tun ihres dazu. Es wird noch lange dauern bis alles im Urwald verschwunden ist, aber die Geschichte von Papillon wird bleiben. Der Friedhof war nur den Wärtern vorbehalten, der tote Gefangene wurde einfach ins Meer, zu den Haien geworfen. Im Durchschnitt hat es ein Gefangener 3-5 Jahre ausgehalten, bis er dann an Gelbfieber oder unter Folterung starb. Ein schneller Freitod war für den einen oder anderen die letzte Hoffnung ein schnelles Ende in dieser Gefängnishölle zu finden.
Die dritte und letzte Insel Ile du Diable darf nicht betreten werden. Sie steht unter Naturschutz und ist vollkommen mit Kokospalmen bewachsen. Aber wer weiß, was sie noch für Schätze hat, die man nicht entdecken soll.
ein Blick auf die Insel Ile du Diable
Zunächst lagen wir vier Tage an den Iles du Salut und haben dann die letzten zehn Meilen nach Kourou zurückgelegt.

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