Jetzt haben wir die dritte Stufe der
Mobilität auf Bonaire erreicht. Wir haben uns für eine Woche ein
Leihwagen, einen ziemlich großen Pick-Up geholt. Es musste so ein
Auto sein, denn in den Washington Slagbaai National Park kommt man
nur mit einem Geländewagen mit Allrad-Antrieb.
Die ersten zwei Tage (dann kommt unsere
Tochter Ivonne und unser Enkel Eric zu Besuch) erkunden wir die Insel allein. Wir
fahren die Küstenstraße entlang, kommen bei vielen Tauchspots
vorbei, erkennbar an den gelben Steinen. Die Küste von Bonaire ist
an vielen Stellen wunderschön, auf der einen Seite das türkisfarbene Meer
und auf der anderen die Felsformationen die vom Meer ausgespült
wurden.
Nachdem wir durch Kralendijk
durchgefahren sind kommen wir zu den Salinen.
und immer wieder die bunten Häuser
egal wo man langfährt
rosa Wasser, weiße Salzberge und
blauer Himmel. was für ein Anblick
hier legen die Frachtschiffe an
Der Süden von Bonaire ist flach, kaum
Bewuchs, nur ein paar Divi-Divi Bäume beugen sich dem Passat.
Landwirtschaft ist nicht möglich. Das einzige, was hier geerntet
werden kann, ist Salz.
Als die Spanier die Inseln Aruba,
Bonaire und Curacao "entdeckt" hatten, nannten sie die
Inseln "Islas Inutiles" – die nutzlosen Inseln.
Das die Inseln nicht nutzlos waren
erkannten bereits vor knapp 400 Jahren die Holländer, die den
Spaniern die ‚unnützen Inseln‘ wieder abnahmen.
Der Hunger
nach Salz war bei den Holländern groß. Sind sie doch die Erfinder
des Matjes, der in Salzlake haltbar gemacht wird. Und Produktion von
Delfter Porzellan verschlingt ebenfalls Massen an Salz. In den
natürlichen Salzseen auf Bonaire legte man Salinen an aus denen bis
heute qualitativ hochwertiges Meersalz geerntet wird. Früher war
dies Sklavenarbeit. Die Hütten stehen entlang der Salzstraße und
sind perfekt renoviert. Gestrichen im unvermeidlichen
Bonaire-Insel-Ocker-Gelb. Die Familien der Sklaven lebten derweil im
Norden, im ältesten Örtchen der Insel, Rincon.
Heute übernehmen die schwere Arbeit
große Raupen und das Salzschiff wird über ein modernes Loren-System
beladen. Damals erfolgte der Transport der Salz-Fracht mit Esel, als
man die Tiere nicht mehr zur Salzgewinnung brauchte wurden sie
einfach frei gelassen. Sie verwilderten und stellen nun eine Plage
dar. Sie sind weder bei Umweltschützern noch bei Gartenbesitzern
beliebt. (nur bei den Touristen – wie wir es im Moment sind)
Ein
Esel-Reservat nimmt sich seit 20 Jahren dieses Problems an. Zwei
Drittel aller Esel wohnen mittlerweile dort und durch Kastration soll
eine ungezügelte Vermehrung der freilaufenden Tiere verhindert
werden.
schön sehen sie aus
na komm
obwohl sie wild leben, alzu scheu sind sie nicht
Der nächste Halte-Punkt an der
Küstenstraße ist der Leuchtturm. Nach der Besichtigung des
Leuchtturmes, geht es weiter zu den Sklavenhäusern.
Ja, die hatten wirklich gemauerte
Häuser, aber seht selbst, diese Zwergenhäuschen mussten sich sechs
Personen teilen. Es war ganz schön eng und wahrscheinlich auch sehr
warm.
mensch Ingrid, nicht in den Spiegel, sondern zu den Sklavenhäusern schauen
es ist kaum vorstellbar
das hier 6 Personen geschlafen haben
Bevor wir zurückfahren machen wir noch
einen Abstecher zur Lac Bay – einer Lagune wie in der Südsee. Die
Lac Bay, eine 5km lange und mehr als 2km breite, feinsandige weiße
Bucht mit glitzerndem türkisblauem Flachwasser, die auf der
Nordseite von dichten Mangrovenwäldern eingesäumt ist. Auf mehr als
1km Breite und Länge kann man in dieser Bucht im feinen Sand knie-
bis hüfttief stehen. Die Lac Bay liegt frei und offen, nichts stört
den Wind – hier kann der beständige Passat, der East Caribbean
Trade Wind, mit voller Puste vom Atlantik aus konstant herein blasen.
Da der Wind über Land kommt gibt es kaum Wellen, genial für Surfer.
leuchtend blaues Wasser viel Wind
und keine Wellen, große Klasse
Am Sonntag Abend (04.08.19) holen wir
Ivonne und Eric vom Flughafen ab. Mit den Beiden machem wir die ganze
Insel Rundfahrt noch einmal und etwas ausgiebiger.
Unser nächstes Ziel ist der am
Nordende der Insel liegende „grüne“
Washington-Slaagbai-Nationalpark, voller Echsen und Vögel – und
Touristen, Das dort viele Leute sind bemerkt man nur am Eingang wo
man Schlange steht. Im Park dagegen verläuft (verfährt) sich alles
und man hat das Gefühl man ist allein unterwegs.
nicht Schlange gucken, sondern stehen
der gesammte Norden ist der Pak
Der Norden ist recht grün, allerdings
nicht tropisch üppig bewachsen, sondern Kakteen-Wälder dominieren
den Bewuchs. Dicht gedrängt stehen sie an der Fahrbahn und behindern
stellenweise die Weiterfahrt durch die bizarre Wüstenwelten mit
Felsen, Agaven und ganzen Kakteenwäldern.
Wie vorhin schon
erwähnt der Naturpark darf nur von Allrad getriebenen Fahrzeugen
befahren werden. Es dauerte nicht lange und wir wussten warum, es
ging extrem steil nach oben und genauso steil nach unten und
unendlich viele Löcher schüttelten uns durch.
Kleine Trampelpfade führen durch den
Kakteen-Wald. Kakteen kommen (bis auf eine einzige Ausnahme) nur auf
dem amerikanischen Kontinent vor, gehören zu den langlebigen
„Sträuchern“ und sind definitiv nicht meine Lieblingspflanzen.
Aber zwischen 10 Meter hohen Säulenkakteen und Kandelaber-Kakteen zu
wandeln, ist eine Hausnummer. Dazwischen wachsen Kugel-Kakteen und
„Schwiegermuttersitze“, die von den Azteken als Folterinstrument
eingesetzt wurden. Selbst Blatt führende Pflanzen, wie Akazien,
haben Dornen. Hier sind alle Pflanzen bis unter die Zähne bewaffnet.
mit dem Pick Up durch Kakteen-Wälder
und durch Fels-Landschaften
Leguane zu fotografieren
ist nicht ganz einfach
Übrigens machen sich die Einheimischen
das zu Nutzen und bauen lebende Kakteen-Zäune gegen gefräßige
Ziegen und nicht minder hungrige Wild-Esel, die durch die Gegend
ziehen.
Früher soll es im Norden einen richtigen Wald gegeben haben, der
aber der Abholzung für den Schiffsbau zum Opfer gefallen ist. Eine
Wiederaufforstung gestaltet sich schwierig, da Ziegen und Esel alle
Schösslinge verbeißen.
In Richtung Küste wird der Bewuchs spärlicher und hört
schließlich ganz auf. Die Ostseite mit den ungebremsten Wellen der
Karibik, die spektakulär auf die Felsen donnern, ist nahezu
Strandlos, rau und dramatisch.
hier toben die
Naturgewalten
Obwohl wir anfangs keine allzu großen Erwartungen an den Park hatten, da die
Insel eher trocken und unfruchtbar ist, wurden wir dann aber doch
umso mehr überrascht wie atemberaubend, überwältigend und bizarr
die Landschaft dieser Insel sein kann. Wir begegneten bunten
Eidechsen (Jurassic Park lässt grüßen), großen Leguanen,
Flamingos so rosarot wie nur irgendwie möglich, Papageien,
Pelikanen, wilden Eseln und Ziegen, …
Unser nächstes Ziel ist das „Gotomeer“, dort sollen sich die
Flamingos aufhalten. Sie sind in Bonaire heimisch und zugleich Bonaire’s National
Vogel. Sowohl auf den karibischen Inseln wie auch an der Nordküste
von Südamerika heimisch. Bonaire ist eine der weltweit größten
Brutstätten der Flamingos. Grund dafür sind der nährreiche Boden
der nicht zu hart und auch nicht zu weich sein darf. Der hohe
Salzgehalt im Wasser, eine genügend hohe Frischwasser Zufuhr und die
noch ausbleibende Beeinträchtigung durch Menschen und Tiere. Hier
können die Vögel ungestört nisten und leben. Durch das Jahr
wandern eine Vielzahl von Flamingos zwischen Bonaire, Venezuela,
Guyana, Brasilien und Kolumbien. Das Futtervorkommen ist der Grund
für ihre Wanderungen. Die Caribbean Flamingos fressen lange und
ausgedehnt. Sie wühlen mit ihren langen Beinen Schlamm vom Boden der
Salinen-Teiche auf und filtern das Fressbare durch ihren Schnabel.
Meeresschnecken, kleine Muscheln, Mücken, Salzwasser Shrimps und
Fliegenlarven sind täglich auf dem Speiseplan der Flamingos. Das
Karotin welches im Futter reichlich vorhanden ist, gibt den Flamingos
ihre unverwechselbare Pinke Farbe.
Tolle Tiere
Der See der Flamingos liegt an der Grenze zum
Washington Slagbaai National Park. Wir fahren wider durch Kakteen
Wälder und uns zeigt sich ein wunderschöner Salzsee, und wir können
die ersten Flamingos von der Nähe beobachten. Das Lake Gotomeer ist
der beliebteste Platz bei den auf Bonaire lebenden Flamingos. Auf dem
Salzsee im Norden der Insel schnappen sich die scheuen Tiere die
roten Salzwasserkrebse. In der Zeit von Januar bis Juli ist bei den
Flamingos Brutzeit. Und es ist daher mit vielen Flamingos zu rechnen.
eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch
haloho mir geht es gut
nicht posieren, da, die Flamingos anschauen
überall Flamingos
und fotografierende Touristen (Inge und Ivonne)
Mit dem Kajak durch die Mangroven.
Den Nordteil der Lac Bay bedecken dichte Mangrovenwälder. Mit
ihren langen Luftwurzeln stehen die Mangrovenbäume im Salzwasser und
bilden dort nahezu undurchdringliche Geflechte.
Wir haben den Ausflug in der Bonaire Touristen Info gebucht. Ein
tolles Erlebnis! Mit den Kajak durch die Mangrovenlandschaft zu
paddeln ist bei den teilweise sehr engen Passagen nicht immer
einfach. Deshalb wird auch viel gelacht, wenn man sich wieder mal mit
dem Paddel oder dem ganzen Kajak in den Mangrovenwurzeln verheddert. Dazwischen geniessen wir die Stille in diesem
grossartigen Naturgarten.
das Boot ist ein wenig kleiner als Hembadoo
wir waren nur eine kleine Gruppe (6 Kajaks)
aha Eric (Enkel) lässt Muttern paddeln
und das über längere Strecken (Schlitzohr)
ich muß aufpassen hier wird es richtig eng
Auf der Hälfte der Strecke, Ausstieg aus dem Kajak und los geht’s mit Taucherbrille
und Schnorchel zwischen den Mangroven hindurch. Man sieht wunderbar die bewachsenen
Wurzeln der Mangroven von unten, farbig, faszinierend. Grosse
Fischschwärme suchen hinter den herabhängenden Mangroven-Wurzeln
Schutz.
Eric in seinem Element
und ich hinterher
Die Stelle an der wir aus dem Kajak ausgestiegen sind war nicht gerade flach (das Wasser ging bis zum Bauch) und ich ahnte schon das das einsteigen in die kippligen Boote eine besondere Herrausforderung wird. Mit viel Gekreische und Gelächter haben es dann doch alle geschafft.
Es war ein wunderbares Erlebnis! Wir
strahlten vor Glück als wir wieder an Land waren. Dadurch das wir (bei der Rückfahrt) relativ dicht an der Riff-Kante waren erlebten wir die Wellen und den Gegenwind mehr als uns lieb war und wir hatten deshalb reichlich Wasser im Kajak Das gute war, durch den relativ starken Wind blieben wir von lästigen Mücken-Attaken verschont!
Jetzt wird es aber Zeit das wir uns von Bonair verabschieden. Wir gönnen uns noch ein großes Abschiedsessen und dann geht es weiter in Richtung Curacau.