Ingrid ist wider wohlbehalten mit ein
großen Koffer voller Ersatzteile in Uruguay angekommen. Der Zoll hat
sich, Gott sei dank, nicht um den Inhalt des großen Koffers
gekümmert nur ihr Handgepäck wurde gründlichst untersucht. Ich bin
mit dem Bus nach Montevideo um sie abzuholen. Die Wiedersehens-Freude
war nach anderthalb Monaten entsprechend groß. Die folgenden Tage
verbrachten wir mit dem Ein- bzw . Anbau der Mitgebrachten Teile.
(Tankanzeigen, Membran für manuelle Bilgenpumpe, Pumpe für die
hintere Toilette, 9V Stromversorgung für Tankanzeigen und vieles
mehr) die Woche bis zu unser geplanten Abfahrt verging Ruck-zuck. Der
einzige der überhaupt nicht mitspielte war der Wettergott. Genau zu
unseren Abfahrtstermin kündigte sich ein Sturm aus Süd an und wir
mussten den Abfahrtstermin verschieben. Aber dann war es so weit. Das
Ausklarieren (Hafen, Migration und Präfektura) war problemlos
(mittlerweile waren wir darin auch geübt. Unser größtes Problem
war das Boot von den Mooring-Tonnen los zu bekommen. Durch den Sturm
hatten wir Hochwasser und die Mooring war mit samt unseren
Leinen-Knoten unter Wasser. Es hat zwei Stunden gedauert um
Entlastungs-Leinen zu verlegen um die Bojen wenigstens etwas höher
zu bekommen und dann Leinen und Schäkel zu lösen.
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mit Hilfsleinen die Mooring entlasten |
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mit dem Schlauchboot kann man auf den Steg |
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und dann kniet man im Wasser |
Für unseren
Zeitplan spielte es aber keine Rolle denn wir wollten eh erst am
späten Nachmittag los. Wir hofften das sich die Welle vom
vorangegangenen Sturm noch etwas beruhigt. Und so legten wir am
Freitag den 24.11. 2017 um 17:30 Uhr nach 4 Monaten in Piriapolis ab.
Mittlerweile schleichen sich Abschiedsgefühle ein und es macht sich
doch etwas Wehmut breit (obwohl, die Hafenanlage mit den neuen festen
Beton-Stegen werden wir mit Sicherheit nicht vermissen).
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Bootsbesatzungen und selbst die Bauarbeiter winken uns zum Abschied zu |
Aber jetzt
geht es endlich los. Der Rio de La Plata empfing uns mit mäßigen
Wind aber mit gewaltigen Wellen auf denen sich die neuen Wellen aus
entgegengesetzter Richtung bildeten. Das ganze ergab wirklich wilde
Schiffsbewegungen. Dann wurde Ingrid Seekrank und ist in die Koje
gekrochen. Ich musste mich auf eine lange Nacht einstellen. Gegen ein
Uhr beruhigte sich das ganze und wir hatten die Wellen schräg von
hinten. Ich weckte Ingrid (ich konnte nach den Anstrengenden Tag kaum
noch die Augen aufhalten) ihr ging es mittlerweile wider besser und
ich konnte beruhigt meine zweieinhalb Stunden Schlafen. Wir haben
unseren Rhythmus noch nicht gefunden. Als ich zu meiner Morgenwache um 3:30 Uhr erscheine,
erzählt mir Inge, wie groß die Wellen sind. Hat sie offenbar sehr beeindruckt, ich wundere mich, da
ich sie als nicht sonderlich ungewöhnlich empfinde. Auch
Gewöhnungsprozesse brauchen ihre Zeit. Und mangelnder Schlaf ist da
nicht förderlich. Auch ich fühle mich nach wie vor recht erschöpft.
In der Nacht war es doch reichlich kalt. Ich habe in meiner zweiten
Wache sehnsüchtig den Sonnenaufgang und die wärmenden
Sonnenstrahlen erwartet.
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ich sehe aus als ob ich mich schon in der Antarktis befinde |
Die restliche Zeit war relativ ereignislos.
Wir segelten mit voller Genua um die 6 Knoten und wir erreichten die
Küste von Mar del Plata am Sonntag um die Mittagszeit. Einige Zeit
bevor wir den Hafen von Mar del Plata erreichten begannen wir schon,
mit der Prefectura – der dortigen Coast Guard – zu funken.
Argentinien ist ja sehr formalistisch und vom Militär geprägt. Das
heißt für uns Segler, dass wir uns überall bei den jeweiligen
Behörden an- und abmelden müssen. Der Herr am Funk war recht nett
und hat sich geduldig meinen auswendig gelernten Funkspruch auf
Spanisch angehört und mit einem kurzen Okay geantwortet. Kurz darauf
kam das große Schlauchboot der Präfektura auf uns zugerast und
begleitete uns ein Stück bis zur Hafeneinfahrt. Nachdem sie
erkannten das wir uns von der Flachstelle an der Einfahrt fern
hielten verließen sie uns. Wir tasteten uns vorsichtig in den Hafen.
Ausgerechnet vor der Einfahrt in den Yachtclubs gab es eine Regatta
mit Kinder in kleinen Optimisten. An die Festmacher-Tonne kamen wir
nicht heran und Ankern bei dem Gewusel war auch nicht so einfach (wir
wollten ja keinen der Kinder versenken oder ein Zusammenstoß
riskieren) Ingrid hat vergebens den Yachtclub gerufen (auf englisch
antworten die nicht). Der Wind nahm immer noch zu und wir kurvten
inmitten der kleinen Optimisten vor der Brücke herum. Dann kam ein
Schlauchboot und half uns die Festmacher-Leine durch die Boje zu
fädeln. Jetzt konnten wir in Ruhe auf das Boot des Yachtclubs
Argentina warten. Der kam dann auch nach einer Weile, gab uns aber zu
verstehen das es nicht einfach wird bei den Windverhältnissen mit
ein Langkieler in den Hafen zu fahren. Ich sollte ins Boot steigen
und mir die Verhältnisse im Hafen anschauen. Wir düsten durch die
beiseite geschwenkte Brücke. Nachdem ich mir alles angeschaut habe
versicherte ich ihn das wir ein kräftiges Burgstahlruder haben und
es keine Probleme geben wird. Nachdem ich zurück war lösten wir
dass Boot von der Boje und fuhren langsam in Richtung der Lücke mit
der Schwenkbrücke, durch die es in das Becken mit den beiden
Yachtclubs geht. Jetzt aber vorsichtig in die Marina, der Wind pfiff
von vorne. Nun mussten wir Rückwerts in die Box jetzt drückte der
Wind von der Seite. Ich benutze das Burgstahlruder der Motor läuft
aber es bewegt sich nichts oder nur ganz wenig. Verflucht!. Das war`s
mit der eleganten Einfahrt in die Box. Der Marinero im Beiboot hat
unser Problem sofort erkannt und uns mit seinem Boot vorne
herumgedrückt. Trotzdem tuschierten wir ziemlich unsanft einen der
Festmacher-Pfähle die aber glücklicherweise aus Holz sind (sieht
aus wie ein kleiner alter Ostsee Hafen).
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im Hafen ist es ziemlich eng |
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Inge auf der Drehbrücke |
Jetzt werden wir kurz Mar
del Plata genießen, bevor es dann weiter geht. Heute haben wir noch
einen strikten Arbeitsplan entworfen. Nach dem Ingrids und meine
Vorstellungen halbwegs in Einklang gebracht wurden ging es an die
Arbeit. Wir haben 10 Tage um alles zu erledigen (Einklarieren, Diesel
beschaffen, Burgstahlruder kontrollieren (tauchen), Stadt besichtigen
u.s.w.). Da sollte alles ohne Stress zu schaffen sein. Denn ab jetzt
steht der Wille zum Erfolg im Vordergrund. Und deshalb gehen wir
konzentriert ans Werk, und es läuft......nicht. Am besten war die
Migration. Der junge Mann kam mit dem Einreisestempel und den
Papieren direkt zum Boot und 5 Minuten später waren wir mit unserem
Stempel im Pass offiziell Eingereist. Im Hafen versicherte man uns
das alle Behörden am Sonntag geöffnet hätten. Zuerst sollten wir
zum Zoll und dann zur Präfektura. Also Papiere geschnappt und
losmarschiert. Beim Zoll angekommen war die Tür verschlossen erst am
Montag geöffnet. Na ja der Weg war schon mal umsonst. Wir machten
uns keine Hoffnung das wir bei der Präfektura etwas erreichen würden
aber da wir nun mal unterwegs waren sind wir auch dort hingegangen.
Nach einigen hin und her erklärte man uns das wir erst am Montag zum
medizinischen Dienst müssen und dort unsere
Unbedenklichkeitsbescheinigung bezahlen und bekommen. Mit dem
Nachweis das wir den Doktor bezahlt haben können wir am Montag wider
zur Präfektura. Der Zoll interessiert niemanden. Der ganze Weg war
erst einmal umsonst, na ja nicht ganz, wir haben ja ein paar Infos
bekommen. Also am Montag zuerst zum Arzt war Ruck-zuck erledigt dann
zum Zoll dort erklärte uns der Beamte das wir erst zur Präfektura
müssen und mit den Papieren die wir dort bekommen könnten wir
wiederkommen. Also raus aus dem Büro und wider zur Präfektura. Nach
einer geraumen Zeit waren alle Formulare ausgefüllt und wir bekamen
die Information das wir noch heute eine Inspektion bekommen. Wir
wussten von unseren Niederländischen Freunden das diese Inspektion
neuerdings bei jeder Yacht durchgeführt wird. Eigentlich hatten wir
erst in Chile damit gerechnet denn wir wussten das bei etlichen
Sachen das Haltbarkeitsdatum überschritten war. Kaum das wir an Bord
wahren war auch schon das Inspektionsteam der Präfektura da, mit
Drogenspürhund. Es kam wie es
kommen muste Drogen wurden nicht gefunden aber das Haltbarkeitsdatum
der Leuchtraketen, Handfackeln und der Feuerlöscher war abgelaufen.
Eine Strafe von umgerechnet 100 Euro mussten wir auch bezahlen. Einen
kleinen Trost hatten wir den anderen Yachten (Engländer, Holländer)
erging es genauso. Jetzt wurde es doch noch Stressig, Raketen und
Fackeln suchen und kaufen, Wartungsdienst für Feuerlöscher suchen
und überprüfen lassen. Für die ganze Aktion brauchten wir zwei
Tage.
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der Drogenhund hat Pause |
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bei uns sind sie fertig, jetzt geht es zu |
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unseren Nachbarn, den Engländern |
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unser neues Feuerwerk |
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und die geprüften Feuerlöscher |
Die nächsten zwei Tage war Diesel holen angesagt. 680 Liter
mit zwei 20 Liter Kanister und einer kleinen Transportkarre von der
Tankstelle die Straße entlang zum Hafen über die Buckligen
Schwimmstege aufs Boot. Da spürt man am Abend was man gemacht hat.
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das war der erste von vielen Gängen |
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die Füße glühen |
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zur letzten Runde werde ich von Ingrid begleitet |
Am Wochenende haben wir uns noch einmal zum essen und quatschen mit
unseren Freunden, den Belgiern Rita und Fons, von der SY Sunshine in der Clubgaststätte (hier gibt es
ein hervorragendes Essen) verabredet.
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diese Arbeit macht wirklich Spass |
Nach ein etwas längeren
Tauchgang war auch das Burgstahlruder in Ordnung (der Tunnel war
voller Muscheln). Alle technischen Arbeiten sind erledigt und so wie
es aussieht können wir morgen, Donnerstag, den 7.12.17, am Vormittag
hoffentlich auslaufen. Das Wetter soll für ein paar Tage halbwegs
vernünftig sein. Ein bisschen Aufgeregt sind wie schon, denn wir
bewegen uns in der Gegend wo auch das argentinische U-Boot vermisst
wird.
Außerdem ist die argentinische Küste eine Gegend wo
der Wind schon mal unverhofft und gewaltig auffrischt. Unser einziger
Stopp wird nach 5 Tagen in der Caleta Horno (eine sehr schöne,
einsame Anker-Bucht) sein. Ich vermute mal wenn wir hier in Mar del
Plata ablegen haben wir bis Ushuaia kein Internet denn wir halten
ordentlich Abstand zur Küste. Wir werden alle 2 bis 3 Tage ein
kleinen Bericht per Satellit in den Blog setzen. Bilder und ein
ausführlichen Bericht gibt es erst in Ushuaia. So nun noch einmal
zur Reiseroute - in der Caleta Horno warten wir wider auf ein
Wetterfenster um bis zur Le Maire Straße zu kommen. Das ist ein sehr
gefährlicher Ort hier müssen wir unbedingt auf die richtigen
Verhältnisse warten (das heißt Wind von hinten also aus Norden und
die Gezeiten-Strömung in unsere Richtung) einer der Wartepunkte wäre
die super schöne Anker-Bucht Puerto Hoppner auf der Staaten Insel
(Isla de Los Estados). Sobald die Verhältnisse passen dann so
schnell wie möglich durch die le Maire Straße und in den Beagle
Kanal. Dort machen wir noch 2 bis 3 Stopps und dann hoffen wir
Weihnachten oder kurz nach Weihnachten in Ushuaia zu sein. Dort wird
noch einmal der Vorrat für die nächsten 3 Monate aufgefüllt. Dann
geht es in den Südlichsten Ort nach Puerto Williams (Chile) wo wir
Silvester feiern. Dann beginnt das nächste Abenteuer /
Naturerlebnis, quer durch Feuerland in Richtung Pazifik und dann nach
Norden (Beagel Kanal, Magelan Straße, viele andere Kanäle und
hunderte Inseln. Im Moment sind es 4 Yachten die nach Süden segeln 1
Engländer, 1 Belgier, 1 Holländer und wir. So diese Infos müssen
erst einmal reichen denn ich muss zusehen das ich bis zum Abend noch
ein paar Kleinigkeiten erledige.