Mittwoch, 7. Juli 2021

von Frankreich nach Deutschland

 

Ankunft in Frankreich 


Der zeitliche Abstand zum letzten Bericht ist ja wiedermal ziemlich groß, aber es waren auch ziemlich stressige Wochen. Erst jetzt in Rendsburg (Nord-Ostsee-Kanal) über den weiteren Verlauf der Reise zu berichten. Im letzten Bericht habe ich am Ende geschrieben, das wir aufgrund der Windrichtung in Richtung Mitte Biskaya unterwegs sind. Zuguterletzt war uns aber der „Wind-Gott“ doch noch wohlgesonnen und er drehte ein wenig nach Nord. Jetzt war es uns möglich halbwegs vernünftig nach Brest (Frankreich) zu segeln. Kurz vor Einlaufen in die große Bucht von Brest haben wir uns entschieden nicht direkt nach Brest zu segeln, sondern gleich in die erste Marina nach Camaret-sur-Mer zu gehen. Die Marina war im Innenbereich voll belegt und wir mussten an dem Beton-Schwimmsteg von außen (außerhalb der schützenden Hafenmauer) festmachen. 

 

erst einmal an den Beton-Steg
immerhin, wir sind angekommen

und sofort waren
helfende Hände bei uns


Der wichtigste Grund weshalb wir schnellstens Schutz gesucht haben war der Sturm, der uns am nächsten Tag erreichen sollte. Wir haben uns schon große Sorgen über unsere Lage gemacht und uns gefragt, ob wir nicht doch nach Brest hätten fahren sollen. Doch in dem Moment wo wir darüber nachdachten weiterzufahren haben sich 10 niederländische Yachten, aus dem inneren der Marina, entschieden nach Brest zu segeln, jetzt konnten wir uns unseren Wunschliegeplatz aussuchen. Damit sich keiner vordrängelt haben wir uns sofort vor die Hafeneinfahrt gelegt und gewartet bis der letzte rausgefahren war. Jetzt konnten wir problemlos zu unserem Steg und sogar längsseits anlegen (ist für uns bequem zum ein- und aussteigen).
 
Sabine und Oliver haben sich auch gleich umgelegt
das ist ein guter Liegeplatz


 

 

 

 
In der Marina lagen einige deutsche Yachten und mit zwei Paaren sind wir dann etwas mehr ins Gespräch gekommen (Sabine und Oliver, Cornelia und Volker). Der krönende Abschluss war dann das Treffen auf dem 59 Fuß Katamaran „Hexe“ (Cornelia, Volker) bei Kaffee und Erdbeer-, Apfel-Torte. 

mmm Torte

reden bis
die Stimmbänder glühen


Als der Sturm dann auf uns traf, machten wir drei Kreuze dafür, das wir nicht an dem Beton-Steg lagen. Der Wind hätte uns voll dagegen gepresst und die Wellen hatten auch ordentlich zugelegt. Alles in allen, wir hätten das nicht unbeschadet überstanden. Ingrid hatte es auf sich genommen und ist zum Einkaufen in den Ort gegangen. Das war gar nicht so einfach , denn nach so vielen Seetagen muss man regelrecht laufen lernen. 
 
Blick rüber zum Ort


eine Seefahrer-Kirche

eine von vielen Festungen

Der englische Kanal

 

Am dritten Tag haben wir schon wieder die Leinen los geworfen und es ging ab in den Ärmelkanal. Die ersten zwei Tage waren unsere besten Segeltage auf der gesamten Strecke. Wir haben auch mit 11 Knoten über Grund unseren bisherigen Geschwindigkeitsrekord gebrochen. Aber das hielt nicht lange an und wir wurden wieder zum Motorsegler. Vor allen aber war es für uns doch sehr anstrengend. Der extrem hohe Schiffsverkehr erforderte, vor allen Dingen in der Nacht, eine sehr hohe Aufmerksamkeit. Die Frachtschiffe bleiben ja in ihrer Fahrrinne, aber die Massen an Fischer (vor allen Frankreich aber auch Niederlande) bewegen sich in dem Bereich wo wir Segeln. 

hier muß man aufpassen das man den Überblick behällt


Eine weitere Herausforderung war die Kreuzung vor Rotterdam (je zwei voll mit schnell fahrenden Frachtschiffen belegte Spuren von drei Seiten) und wir mussten diese Kreuzung queren. Wir mussten ganz genau, bis eine Stunde im Voraus die AIS-Daten auswerten um keine gefährliche Situationen zu provozieren. Wir sind aber unbeschadet und relativ schnell an der Elbmündung angekommen.

Elbe und Nord-Ostsee-Kanal 

 

Hier sind wir so lange gefahren wie der Tidenstrom (ablaufendes Wasser) eine halbwegs vernünftige Geschwindigkeit zuließ. Als es mit normaler Motordrehzahl zu langsam wurde haben wir auf eine der Außenreeden für große Schiffe geankert. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag mit beginnender Flut am Mittag weiterfahren, doch das konnten wir vergessen. Der Nebel war so dicht, das wir nicht einmal ein 300 m Containerschiff neben uns sehen konnten (nur die Nebelhörner waren zu hören). Also noch eine Nacht am Anker – war aber gut für uns mal länger als 3 Stunden am Stück zu schlafen. Aber am nächsten Tag ging es wider los, mit 3 Knoten Tidenstrom von hinten waren wir auch recht flott unterwegs. Auf Tuchfühlung mit den riesigen Container-Schiffen zu fahren ist schon gewöhnungsbedürftig. Schneller als geplant waren wir an der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal. Wir mussten etwas warten, doch genau zur Einfahrt in die Schleuse frischte der Wind dummerweise auf 20 Knoten auf. Es war uns nicht möglich auf der Seite, die wir uns vorab ausgesucht hatten anzulegen. Jetzt wurde es doch noch ein wenig Hektisch, denn in Höchstgeschwindigkeit mussten die Fender und Festmacher-Leinen auf die andere Seite gebracht werden. 
 
hier warten wir auf die Schleusung

Eigentlich wollten wir in Brunsbüttel in eine kleine Marina, doch die war voll, also sind wir bis zum nächsten Ankerplatz weitergefahren. Wir müssen Anhalten denn Sportboote dürfen den Kanal in der Nacht nicht befahren. Hier haben wir festgestellt das wir ein Problem mit dem Bugstrahlruder hatten. Für die Fehlersuche und Beseitigung sind wir zwei Tage an den wirklich schönen Ort geblieben. Nachdem das Bugstrahlruder sich wieder ordnungsgemäß drehte, ging es Weiter nach Rendsburg. 

ein ruhiger
und wirklich schöner Ankerplatz

Dort wollten wir uns etwas länger aufhalten. Schon an der Eisenbahnbrücke wartete auf uns die erste Überraschung. Herr Hebler aus unserem Heimatdorf, der uns über die gesamte Reise per E-Mail begleitete, winkte uns hier persönlich zu. In der Marina wurden wir richtig nett empfangen. Beim Anlegen an der kleinen Tankstelle standen sofort Segler zum helfen bereit. Die nächste Überraschung bereitete uns Bernd, der Bruder von Ingrid, er ist kurzerhand mal vom Süden Brandenburgs nach Rendsburg gefahren, um uns zu begrüßen. Ob in der Marina oder in der Stadt überall trafen wir Menschen die unbedingt etwas über unsere Reise wissen wollten.

und sofort stehen Helfer bereit
ein schönes kleines Städchen

Flenzburger frisch gezapft

die zweite Überraschung
Bernd steht vor der Tür

und noch eine nette Bekantschaft
Gabi, eine ehemalige Langstrecken-Seglerin