Freitag, 10. Juni 2016

von Cadiz nach Porto Santo - Maderia

Nun haben wir beschlossen,
endgültig das europäische Festland zu verlassen und nach Porto Santo / Madeira aufzubrechen. Wir sind schon ein wenig angespannt, denn dies wird unsere erste längere Atlantik-Seereise. Bis Porto Santo sind es rund 540 Seemeilen (980 km) und wir rechnen, je nach Wind, mit ca. fünf Tagen. Also Leinen los und auf geht es

Dienstag - Mittwoch , 31. Mai – 1. Juni: Erster Tag auf See, Angewöhnungsphase
Die Windrichtung ist gut wir können Segel setzen aber er ist zu schwach, so dass wir den Motor starten müssen. Das ist auch gut so, denn die Zufahrt zur Straße von Gibraltar ist voll mit Schiffen aller Art und wir müssen aufpassen das wir keinen der großen Pötte zu Nahe kommen.
Mit AIS gut zu erkennen - Schiffe ohne Ende und der kleine schwarze mit der blauen Zeitlinie sind wir
Der Seegang ist unangenehm, und der Wind ändert immer wieder seine Richtung, d.h. wir sind permanent mit der Segeleinstellung beschäftigt. Dennoch lassen wir uns einen leckeren Brunch mit Tomaten, Gurken und Eiern nicht nehmen. Gutes Essen hebt eindeutig die Moral - eine alte Seglerweisheit.
Nach einer leckeren Pizza (das Backen in unserer Mikrowellen-Backkombination klappt auch bei stärkeren Seegang hervorragend) versuchten wir die Segel so optimal wie nur möglich einzustellen um etwas Motorleistung zu sparen. Der Nachthimmel ist wunderschön so deutlich bekommt man den Sternenhimmel (Milchstraße) an Land nicht zu sehen. Heute Nacht schlafen wir noch nicht wirklich gut. Es ist schwierig, bei diesem Krach und den sich immer wieder ändernden Geräuschen ruhig und entspannt in der Koje zu liegen, nicht dauernd hinzuhören und aufzuschrecken. Das Fazit der ersten 24 Stunden: Einerseits sind wir müde von der Nachtwache (2 x 3 Stunden Wache und 2 x 3 Stunden „Schlaf“). Andererseits befinden sich unsere Körper noch in der Anpassungsphase und das Gehirn versucht verzweifelt, die wiedersprüchlichen Informationen von Auge und Gleichgewichtsorgan auf eine Reihe zu bringen. Dies führt ebenfalls zu Müdigkeit. Kein Wunder, dass wir den Tag mit abwechslungsweisem Dösen und wenig Unternehmungslust verbringen. Unser durchschnittliches Etmal (zurückgelegte Distanz in 24h) beträgt 125 Seemeilen.

Donnerstag, 2. Juni: kein Wind aber hohe Wellen
Heute verwandeln wir uns definitiv in ein Motorboot und erkämpfen uns die Meilen mit Hilfe unseres treuen Diesel. Das Großsegel bleibt draußen um das Boot etwas zu stabilisieren denn ca. 4m hohe Wellen treffen uns seitlich. Seit heute beginnen wir auch, das Ganze so richtig zu genießen, da sich unsere Körper an die neuen Bedingungen gewöhnt haben. Die Müdigkeit und die Unlust, irgend etwas anzupacken, sind endlich verflogen, und es entwickelt sich ein aktives Bordleben. Auf unserem kleinen Zuhause mitten auf dem Ozean wird nun auch gelesen, fotografiert, geputzt, getüftelt und, natürlich bei strahlend blauen Himmel und blanker Sonne, gedöst. Wir genießen das Gefühl das uns erfasst, wenn wir um uns herum schauen und nichts als Wasser sehen. Es flößt Respekt ein und lässt doch gleichzeitig tief aufatmen. Freiheit!
Heute Nacht schlafen wir abwechslungsweise im Salon, anstatt, wie vorgesehen in der Achterkabine. Im Salon haben wir eine große Luftmatratze aufgeblasen damit man sich beim Schlafen gut bewegen kann und es ist der ruhigste Platz im Schiff (es ist der zentrale Punkt).
kuschlig und sehr bequem
Es wird die erste Nacht, in der wir beide (natürlich nacheinander) tief schlafen und uns trotz Motorengebrummel erholen können.

Freitag, 3. Juni: der Wind hat uns gefunden
Endlich Wind aus der richtigen Richtung und mit der richtigen Stärke alle Segel sind gesetzt und es geht mit 6-7 Knoten, ohne lästiges Motorgebrumm, in Richtung Porto Santo.
rundum nur Wasser
selbstgemachtes Wasser für den Tank
Ich starte die Wasserproduktion mit Hilfe der Entsalzungsanlage, um die Tanks zu füllen. Wir haben bisher 60 Liter verbraucht, inkl. Duschen, Waschen und Abwaschen. Das duschen mit der Warmwasser-Außendusche, ein Luxus den wir uns nicht nehmen lassen, sorgt dafür das wir uns danach wie neu geboren fühlen. Und nun will ich auch endlich die in Almerimar installierte Angelausrüstung ausprobieren. Ich lasse die Leine
ausrauschen, und wir sind gespannt, ob ein Fisch anbeißt. ... Nein, heute will keiner anbeißen.

Samstag, 4. Juni:
Die 2 x 3 Stunden vergehen angenehm mit Segel einstellen, Rundblicken, Logbucheinträgen, Lesen, auch mal einen Film von der Festplatte schauen und vor allem mit Staunen.
Lesen bildet
der große "Auftritt" der Sonne
Am Nachmittag ist der Wind urplötzlich ganz weg – totale Flaute. Aber als Ausgleich bekommen wir ein spektakuläres Schauspiel geliefert. Unmengen an Wasserschildkröten lassen sich an der glatten Oberfläche treiben.
viele Schildkröten - was für ein Anblick
Wenn uns eine zu nahe kommt reckt sie ihren Kopf in unsere Richtung (als ob sie fragen will – was macht ihr den hier) und taucht dann schnell ab und dann nachts, es bietet sich uns ein besonders schönes Schauspiel. Leuchtendes Plankton, das wie funkelnde Sterne auf den Bugwellen tanzt - als ob das ganze Universum in Miniaturform links und rechts neben Hembadoo ins Wasser gefallen wäre.
Dann haben wir auch noch nächtlichen Besuch bekommen, von Flipper und seinen Freunden! Das sah so schön aus, wie sie um uns herum durchs Wasser geschossen sind! Sie haben im Wasser eine Leuchtspur hinterlassen (sieht aus wie eine leuchtende Seeschlange), und einmal ist ein Delfin aus dem Wasser gesprungen - das ganze Tier hat geleuchtet! Wir können uns kaum satt sehen. Ist unsere Welt nicht wunderschön?!

Sonntag, 5. Juni:
Kurz nach 05.00 Uhr erblicke ich das Leuchtfeuer der Porto Santo vorgelagerten Ihla de Cima. „Feuer in der Kimm“ nennt sich das. Damit lässt sich anhand einer einfachen Formel berechnen, wie viele Seemeilen man vom Leuchtfeuer entfernt ist – oder man misst/überprüft die Distanz am Bildschirm – noch 21 Seemeilen.
totale Flaute - eine Wasseroberfläche wie im Dorfteich
Land in sicht!
Die totale Flaute bleibt uns erhalten. Und dann taucht Porto Santo mit seinen eindrücklichen Berg- und Felsformationen im Morgengrauen vor uns auf. Land ahoi!
das sieht schon toll aus
Um 10.30 fiel der Anker in der Bucht vor Porto Santo. Die Inseln Porto Santo und Madeira sowie die unbewohnten Inseln Selvagens und Desertas bilden den Archipel Madeira. Die Inseln sind 1.000 km vom europäischen Festland und 500 km von der afrikanischen Küste entfernt.
der schluck Sekt zur Ankunft muss sein
Danach genießen wir eine französische Pilzsuppe mit Fleischbällchen (mmm…), die Kulisse von Porto Santo mit dem eindrucksvollen Felsen und gehen dann noch eine Runde schlafen.

Das Wasser ist glasklar und schillert im schönsten Türkisblau. Die Temperatur ist mit knapp 24 Grad schon ganz ordentlich.