Tja liebe, treue Leser das wird wohl für eine längere Zeit der letzte Bericht über Fernreisen im Blog
der Seevagabunden werden. Obwohl wir schon im vorangegangenen Bericht
über die Rückkehr nach Europa geschrieben haben, glomm in uns immer
noch ein winziger Funken der Hoffnung auf ein Wunder. Aber dieses
Wunder, halbwegs vernünftig mit den von uns erwünschten
Zwischen-Stopps über den Pazifik zukommen wird sich nicht erfüllen.
Viele Länder halten ihre Grenzen weiterhin geschlossen. Die
Versorgungslage auf vielen Atollen ist sehr Bescheiden. Inlands
Reisen sind aufgrund der Corona-Maßnahmen fast unmöglich und es
wird mit zunehmender Armut der Bevölkerung auch gefährlicher. Bevor
ich mit dem Resümee beginne noch ein paar abschließende Worte zu
unserem Langzeit-Aufenthalt in Curacao. Und der anschließenden
Überfahrt nach Saint Martin.
Nachdem wir und viele andere Segler auch, endlich alle nötigen
Infos hatten, wie wir unseren Aufenthalt, es war ja Hurricanzeit,
ordentlich verlängern können, ging es los, funktioniert aber nur
über das Internet. Erst einmal viele Anträge ausfüllen und
ausdrucken, und dann ab zur Bank und 550 Euro für uns Beide
überweisen.
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das haben sie von Europa gut gelernt, Bürokratie und Papier ohne Ende |
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Dann kam eine ewig lange Zeit nichts, wir konnten nur
warten, nach ca. 7 Wochen kam eine Bestätigung, Aufatmen. Wir
konnten offiziell für ein weiteres halbes im Land bleiben. Zwischen
zeitlich haben wir uns regelmäßig mit anderen Seglern getroffen, es
sind ja auch immer wieder Neue gekommen. Montag und Donnerstag früh
um 9 Uhr traf man sich am Dinghy Steg und wir fuhren mit dem
Shuttlebus zum
gemeinsamen Einkauf und vor allem zum quatschen. Auch sind wir
wandern gegangen oder haben wiedermal einen Bummel nach Willemstadt
unternommen oder ein Besuch ins fantastische Aquarium gemacht. Ab und
an nahmen wir auch an dem jeden Donnerstag um 17 Uhr stattfindenden,
Kapitäns-Dinner teil um die neusten Infos und Erfahrungen, auch den
neusten Klatsch und Tratsch auszutauschen und natürlich um gut zu
essen.
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die kostenlose Fahrt zum Supermarkt hat schon Kultstatus
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so langsam trudeln alle ein
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die Hauptthemen: was war, was ist und vor allen wie geht es weiter
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Andy (blond) aus St. Martin und Peter
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reden bis der Mund trocken ist
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Pamela und Martin aus Kanada |
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volle Frauen-Power |
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beim Kapitäns Dinner
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Hier noch ein paar Infos zur der neusten Entwicklung der
Einreisebestimmungen in Curacao. Also das leidige Thema Quarantäne
im teuren Hotel ist Geschichte. Hier die neuen Regeln: wer nicht von einer Niederländischen Insel kommt, muss zuerst nach Bonaire in Quarantäne. Aber vor der Abfahrt per E-Mail die Zustimmung vom Habormaster von Bonaire einholen (
gunter.flanegin@bonairegov.com
). Dann, nach absolvierter Quarantäne, kann man ohne weitere
Probleme nach Curacao einreisen. Aber auch hier muss man sich die
Zustimmung von Curacao per E-Mail einholen (
reisverificatie.cur@gobiernu.cw
). Ich muss aber sagen in dem Moment wo ich das schreibe kann sich
schon wieder einiges verändert haben. Eins ist jedoch sicher ohne
schriftliche Zusage das man kommen kann, sollte man nirgendwo mehr
hinfahren denn das könnte üble Konsequenzen haben.
Natürlich haben wir die vielen Wochen geenutzt um anstehende wichtige und auch weniger wichtige Arbeiten zu erledigen. Hier mal eine kleine Auswahl.
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alle Polster Bezüge im Boot erneuern
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nicht unbedingt notwendig, aber schön
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Generator, Zylinderkopf wegen undichtigkeit abbauen
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unbedingt notwendig, aber doof
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Für uns ist das erste Ziel auf dem Weg nach Europa - Saint Martin.
Voriges Jahr sind wir die Strecke schon einmal gesegelt, das war
alles andere als einfach. Aber bevor es losgeht, bedarf es einiger
Vorbereitungen. Die Zeiten wo man sich einfach ein Ziel aussuchen
konnte, hinsegelte und ein klarierte sind leider, dank Corona vorbei.
Als erstes benötigen wir ein PCR-Test und dann noch eine
Eidesstattliche Erklärung, alles zusammen müssen wir dann nach
Martinique zur zentralen Einreisestelle für die französischen
Überseegebiete senden und auf die schriftliche Erlaubnis zur
Einreise warten. Ein Labor das den Test macht ist schnell gefunden
(nur bei dem Preis mussten wir etwas tiefer durchatmen, 106 US-Dollar
pro Test). Am Vormittag haben wir den Test in einem sehr modernen
Labor durchgeführt und am Nachmittag hatten wir das Ergebnis (das
ging schon mal erfreulich schnell).
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vor und im Labor geht es recht Locker zu
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kurz warten und schon geht es los (Stäbchen gefühlt bis in das Gehirn)
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Noch am Abend haben wir die Email
verschickt und staune, staune am nächsten Morgen war die Antwort
schon da - (in Deutsch!!! ) "herzlich willkommen in den
französischen Gewässern. Jetzt konnte es los gehen. Nach acht
Monaten auf Curacao fällt der Abschied doch ein bisschen schwer aber
die Freude den Anker zu lichten überwiegt.
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noch einmal vielen Dank an Viktor, vom OCC (Ocean Cruising Club), für die Hilfe und die guten Ratschläge |
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Fachsimpeln mit Gerd
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egal was kommt Jörg will in den Pazifik
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Tschüss und Winke Winke unsere Nachbarn
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Tschüss und winke winke Beate und Bernd
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der letzte Sonnenaufgang in Curacao
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Der kürzeste Weg nach Saint Martin hat eine Länge von ca. 350
NM, da wir aber gegen Wind, Wellen und starker Strömung kreuzen
müssen, bedeutet das für uns doppelter Weg und dreifache Zeit.
Unsere Hoffnung das sich der Wind nach ein paar Tagen etwas mehr nach
Osten oder gar nach Süd-Ost dreht erfüllte sich natürlich nicht.
Der Wind blies eisern aus Nord Ost. Um uns den Spaß endgültig zu
verderben kamen noch alle paar Stunden die sehr starken Regen-Gebiete
mit den Starken Windböen (so um die 30 Knoten) dazu. Da wir, um
halbwegs vorwärts zu kommen, alle Segel voll gesetzt haben, hatten
wir öfters mal eine äußerst bedenkliche Schräglage. Aber wir
haben auch das hinbekommen und haben unser Ziel , Saint Martin, nach
10 Tagen erreicht.
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hier kommt der nächste Squall
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ja und dann ist er da
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kaum angekommen greift das
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franz. Lebensgefühl - Kaffee und Croissant
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Jetzt liegen weitere fünf Monate vor uns bevor
wir Ende April oder Anfang Mai weiter können. Wir werden die Zeit
nutzen um all die Dinge die wir immer vor uns hergeschoben haben in
Ordnung zu bringen. Von Corona merkt man hier nicht allzu viel. Die
Menschen haben meistens die Masken auf (auch draußen) und halten
Abstand. Aber auch die meisten Geschäfte, Restaurants und Kaffees
haben geöffnet. Hier lässt es sich wie in Curacao gut aushalten.
Auch rüber nach St. Maarten, ob im Bus oder mit dem Schlauchboot
geht es ohne Probleme.
Auch hier verbringen wir viel Zeit mit Reparaturen und Kontrollen
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Monitor geht nicht mehr, also die angeklebte Rückwand ab und Fehler suchen (wie man sieht Fehler gefunden)
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auf beide Masten hoch und für die große Tour
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Wanten (Stahlseile) auf Beschädigungen untersuchen
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Genua (das große Vorsegel) nachnähen
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Wassertank reinigen
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Und nun ein kleines Resümee unserer Reise
Ich glaube nach 5 Jahren auf See und dem aufgezwungenen Stopp der
Reise durch das Corona-Virus ist es wohl doch an der Zeit einen
kleines Resümee zu ziehen.
Sind wir wirklich schon 6 Jahre unterwegs?? Manchmal kommt es uns
viiiiiel länger vor, manchmal fühlt es sich an, als hätten wir
gerade erst die Leinen in St. Georgio, Italien (nördliche Adria)
gelöst. Obwohl ich nicht so schlecht in Mathematik bin, bin ich kein
Freund der statistischen Zahlen. Wie viel Wochen, Tage, Stunden,
Seemeilen liegen hinter uns? Wie viel Diesel haben wir unter Motor
verbrannt? Wie viele Tage waren wir in einem Hafen, wie viele auf See
wirklich unterwegs? Wie oft haben wir geankert, wie oft haben wir
Flüge nach Deutschland gebucht? Solche Statistiken sind sicherlich
interessant aber wir können uns einfach nicht dazu aufraffen, das
alles auszurechnen. Aber wir Fahren manchmal mit Staunen und
Verblüffung mit dem Finger über die Landkarte unseres
Sateliten-Trackers ( https://share.garmin.com/KlausPeterJaschke
). Da sind wir los, dort waren wir und hier sind wir jetzt gerade.
Meine Güte, was für eine Strecke, wie viel Wasser - und was wäre
unter normalen Umständen noch dazu gekommen (obwohl die 5000 NM über
den Nordatlantik die demnächst anstehen sind ja auch nicht ganz
ohne).
Einige Male waren wir in dieser Zeit auch für 4 bis 5 Wochen in
Deutschland und der Schweiz bei unseren Kindern und Enkel und
natürlich auch bei unseren Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen.
Daheim, Zuhause – zwei Begriffe für ein und das Selbe? Unser zu
Hause ist, wo unser Schiff grade herumdümpelt, also dort wo der
Anker fällt.. Es gibt kaum etwas was mit soviel positiven Gefühlen
ausgestattet ist wie unsere SY Hembadoo. Wenn es um Leib und Leben
ging (z.B. Südatlantik) konnten wir uns im Großen und Ganzen auf SY
Hembadoo verlassen. Deshalb können wir uns im Moment keinen besseren
Wohnort vorstellen, egal in welchem Land und an welcher Küste.
Obwohl wir in und an unserem schwimmendem Zuhause immer viel zu
tun haben, denn den Zustand: "Alles in Ordnung" werden wir
nie erreichen. Was in der Marina bei der Abfahrt noch toll und proper
aussieht und glänzt, ist nach 5 Jahren Atlantik oder Monate langen
tropischen Flussfahrten Schrott (natürlich nicht alles). Ja da
bleibt nichts anderes übrig – als den Kopf und die Finger zu
gebrauchen – in meiner kleinen Werkstatt habe ich, dank Manu und
Skini, ein Spruch an der Wand hängen der mein Leben bestimmt –
„Alle sagten es geht nicht, doch dann kam der eine und der wusste
das nicht - und tat es“.
Zu behaupten, wir würden gerne segeln, wäre eine glatte Lüge -
aber ein "Zuhause" mitnehmen zu können und die Welt
entdecken war immer mein, unser Wunsch.
Die Lieben daheim, sind so weit weg und gedanklich doch oft so
nah, und Dank der modernen Kommunikationsmittel nehmen wir Anteil an
ihrem Leben und Sie an unserem. Die Intervalle, in denen wir uns
sehen, werden jetzt wegen Corona länger, zwei Jahre, wären es im
Jahr 2021. Die letzten 5 Jahre gab es für uns kein Sommer oder Winter (bis
auf das halbe Jahr in Feuerland und im Südatlantik) mehr, so hieß
die Zeitrechnung meistens Regenzeit, Hurrikansaison und Sturmtage
oder eben keine. Die „Hattet ihr denn schon mal einen richtigen
Sturm??“ Sensationslust schwingt in dieser Frage mit. Wer unseren
Blog fleißig gelesen hat weiß was wir diesbezüglich auf dem
Südatlantik erlebt haben. Obwohl unser Boot sehr Seetüchtig ist,
sehnen wir uns nicht nach diesen Seetagen zurück.
Ich habe einen Spruch voll verinnerlicht: "Die See ist nicht
dein Feind - dein Freund aber auch nicht!" Und so haben wir uns
auf der gesamten Reise respektiert - bis auf die von ihr verursachten
unausbleiblichen technischen Probleme ließ sie uns in Ruhe. Den Sturm im Wasserglas, an Bord, unter der Crew – den wird es
immer mal wieder geben. Das bleibt gar nicht aus. Und wir gehören
auch nicht zu Denen, die da sagen würden, dass es bei uns immer
super harmonisch zugeht und wir als Paar in der Enge des Lebensraumes
noch besser zusammen harmonieren. Wir gönnen das jedem von Herzen
und freuen uns mit. Aber die offenen und ehrlichen
Auseinandersetzungen haben uns oft geholfen zuallerletzt die
richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber wir sind halt ein Paar mit
Ecken und Kanten und das schon seit 47 Jahren. Aber wir mussten
feststellen das wir nach den vielen bestandenen Abenteuern und
Prüfungen auch etwas ruhiger geworden sind. Was auch nicht jede(r)
von sich sagen kann. Gibt es doch auch so einige Paare, die
auseinanderdriften im Verlauf einer solchen Reise, die zukünftig
getrennte Wege segeln oder gehen.
Uns haben besonders die Landausflüge in Europa, Afrika und
Südamerika sehr gut getan. Insbesondere der Bordfrau, die sich doch
um ein vielfaches ausgeglichener fühlt, vieles mit neuem Blick
anschaut und mehr noch genießt wie bislang. Ich aber spüre immer
eine gewisse Unruhe und Rastlosigkeit (ob auf Wasser oder auf Land)
in mir. Die Lust am Weiterfahren, Neues zu entdecken. Ingrid ist auch
mutiger geworden, selbst in dem entlegensten muslimischen Dorf (noch
schlimmer der Großstadt) traut sie sich allein zum Geldautomaten zu
gehen und dann hocherhobenen Hauptes, die Geldscheine gut am Körper
versteckt, mit ihrer finanziellen Beute und dem Großeinkauf von
mehreren Kilos wieder zurück zum Schiff zu traben. Denn in sengender
Sonne kann das schon eine echte Belastung sein. Apropos Ingrid, es
hat doch eine ganze Weile gedauert, aber jetzt hat sie eine innige
Freundschaft mit dem Außenborder und dem Schlauchboot geschlossen
und das bekommt unser beider Freiheit sehr. Ein heikles Thema - aber ich möchte
alle beruhigen, die den Sprung aus dem Heimathafen schaffen. In den
meisten Gegenden dieser Erde kann man unbesorgt die Eingänge und
Luken offen lassen. 100 % Schutz gibt es nicht. Sind Einbrüche für
die entsprechende Gegend bekannt - lassen wir das Licht im Cockpit
brennen. Das Schlauchboot holen wir grundsätzlich jeden Abend aus
dem Wasser. Ich möchte mir nicht die Zunge verbrennen, aber die
meisten Diebstähle kommen aus unserem eigenen Kreis - der Segler.
Piraterie ist auch ein Dauerhit.
Manchmal kamen uns die Fischer verdächtig vor, dabei waren sie nur
neugierig und für ein Bier und eine Schachtel Marlboro erhielten wir
ein riesiges Lächeln und jede Menge Fisch. Auf die Frage wo es uns
am besten gefallen hat, gibt es aus unserer Sicht eine klare Antwort:
Afrika – auf den Flüssen von Senegal und Gambia, Südamerika:
Brasilien, Peru, Urugway, Feuerland. Alles Naturbelassene meistens
fernab vom internationalen Tourismus war unser Ding.
Hier möchte ich das Resümees erst
einmal beenden. Sollte noch ein Interesse bestehen über die Technik,
die sich bewährt hat, oder auch nicht, kann ich ja noch einmal ein
paar Zeilen dazu schreiben.