Montag, 25. Mai 2015

Abschiedsfeier und zurück nach Italien



Und hier ist endlich der zweite Bericht, obwohl es zurzeit schwierig ist sich aufs schreiben zu konzentrieren. Die Liste der noch zu erledigenden Dinge will nicht kürzer werden. Streicht man ein Punkt ab kommen zwei dazu. Doch bevor ich wieder mit einem extrem voll gepackten Auto nach Italien fahre haben wir unsere Abschiedsfeier mit Freunden und Arbeitskollegen im „Frischen Wind“ , einem Gartenlokal. Es war ein unglaublich tolles Fest, wir sind glücklich so viele nette Freunde zu haben. Euch alle noch einmal zu sehen, war uns sehr wichtig, D A N K E! Danke auch für eure positiven und bestärkenden Worte, sie geben uns zusätzliche Energie und Mut für unsere Reise.




All eure wunderbaren Geschenke sind wieder für unsere Hembadoo eingepackt und somit fährt ein Teil von euch mit uns mit. Mit den vielen guten Gedanken im Kopf geht es wieder zurück an die Adria.


Ich hatte mir zuvor nicht den Wetterbericht angeschaut und so waren die Temperaturen eine echte Überraschung, 39 Grad am Nachmittag und es bläst der Scirocco (auch Sirocco oder Schirokko), es

ist ein heißer Wind aus südlichen bis süd-östlichen Richtungen, der von der Sahara übers Mittelmeer weht. Da war das Ausladen des Autos eine schweißtreibende Angelegenheit. Eine positive Überraschung gab es noch der Sprayhood (engl. für Spritzhaube) war fertig und Aufgebaut. Die Näherei der Werft hat gute Arbeit geleistet. Die Aufgaben die ich mir für die eine Woche vorgenommen habe waren gewaltig. Die zwei Batterien (250 Ah) zusätzlich einbauen, jetzt haben wir eine Gesamtkapazität von 620 Ah, die Tankanzeigen und Tankgeber für vier Dieseltanks und zwei
Wassertanks ersetzen, zwei Backskisten aus Aluminium und Edelstahl auf Deck montieren
(Lagerplatz für Leinen und Planen), Montage der neuen Rettungsinsel, alle Bücher und Akten einsortieren u. s. w.. Dann kam der Anruf der Segelmacher das unsere Genua (das große Vorsegel) fertig ist (wir haben es komplett nach-nähen lassen). Das Segel allein zu setzen ist gar nicht so einfach man pendelt gefühlte 100-mal zwischen Mast (kurbeln der Winsch) und Vorsegel (einfädeln) hin und her. Aber zu guter Letzt ist auch das geschafft und die Genua ist oben und eingerollt. Die extreme Hitze ging dann mit einem großen Knall (Gewitter) zu ende. Viel zu schnell war die
Woche vorbei. Jetzt muss ich noch einmal nach Deutschland zurück um die letzten Behördengänge zu erledigen (abmelden Einwohnermeldeamt u.s.w.). Aber dann, ab 1.Juni lassen wir unser bisheriges Leben hinter uns und ziehen endgültig aufs Boot. Mehr zu unseren zukünftigen Plänen beim nächsten Mal.



Montag, 4. Mai 2015

Ein neues "altes" Schiff muß her

Schiffskauf 2015

Nach unseren vier jährigen Erfahrungen auf dem westl. Mittelmeer mit der SY BuBu (Buchtenbummler) und dem Entschluss das Mittelmeer zu verlassen und zu einer größeren Reise aufzubrechen, wurde der Wunsch nach einem größeren Boot immer größer. Wir verkauften unsere 10m-Yacht, die in Port-Saint-Louis du Rhône an der französischen Mittelmeerküste liegt.

Mit diesem Boot machten wir ausgiebige Törns nach Korsika, Sardinien und den liparischen Inseln und wir sammelten extrem unangenehme Erfahrungen mit dem Mistral. Nachdem wir unser Haus und Grundstück verkauft hatten suchten wir wochenlang im Internet nach ein Schiff und wurden im Dezember 2014 auch fündig. Eine Vagabound 47 sollte es werden. Das Boot liegt in der Nähe von Triest an der nördlichen Adria. Anfang Januar haben wir den Kaufvertrag unterschrieben. Eine Überraschung gab es dann doch noch, die Großmaststütze (das Fundament) war beschädigt und das Schiff musste in die Werft. Wir haben ein wirklich gutes Schiff gekauft. Wir müssen es natürlich nach unseren Vorstellungen für die Langfahrt herrichten und notgedrungen durch gewisse Alterserscheinungen einige Dinge erneuern.

Ich staunte nicht schlecht als ich die Länge der Liste unserer Wünsche sah. Mit dieser langen Liste und der Hoffnung dass die Werft die Reparatur zügig und in guter Qualität durchführen würde machte ich mich auf den Heimweg. Kaum angekommen gab ich eine Bestellung nach der anderen auf. So nach und nach wurde das ganze Material zu uns nach Hause geliefert. Der Berg mit Kisten wurde immer größer. Ganz langsam machten wir uns Sorgen wie wir das alles nach Italien bekommen, denn eine halbe Elektro- und Schlosserwerkstatt musste ja auch noch mit. Letztendlich hat aber alles geklappt und es konnte mit den selbst gefertigten Zeichnungen ans Werk gehen. Zwischendurch absolvierten wir einen wahren Impfmaraton (Gelbfiber, Hepatitis, Japanische Enzephalitis und viele mehr. Die Darmspiegelung war dann das absolute Highlight. Über Trans Ocean (Verein zur Förderung des Hochseesegelns) gönnten wir uns ein Medizin Lehrgang.

Umbau und Renovierung

Wie vorher schon gesagt zu Hause türmten sich die Päckchen und Pakete zu Dutzenden, hier nur ein kleiner Auszug dessen, was wir bestellt haben:
             Rettungsinsel
             Seekarten und Revierführer
             EPIRB (Satellitengesteuerte Notfunkbake)
             Webasto Heizung
             Kühlschrank
             Waschmaschine
             Gefriertruhe
             Kabel und Leitungen
             AGM Batterie
             Solarmodule Sunpower mit Regler
             Wassermacher
             Lima Ladebooster
             Mikrowelle
             Induktionsherd
             Tagestank mit Doppelfilteranlage
             zweites elektr. WC
             zwei Klapp-Fahrräder
             Werkstatteinrichtung
             und noch vieles, vieles mehr.


Anfang März machte ich mich mit ein voll beladenen Auto (alle Sitze ausgebaut) auf den Weg nach Italien. Nur die Windfahnensteuerung Pazific plus haben wir direkt in die Marina bestellt, sonst wäre das Auto in die Knie gegangen. Die Werft hat auch alle Arbeiten in vollster Zufriedenheit erledigt und der Großmast steht wieder auf ein festes Fundament aus Edelstahl V4A.

Schwerpunkt 1: Elektrik:

Hinter der Verkleidung am Naviplatz und über dem Batterie-Raum zeigte sich ein Bild des Grauens: Ein Kabelgewirr in den kühnsten Verästelungen wucherte in alle Richtungen, und Kabelstränge ohne Bezeichnung wechselten auf dem Weg zu den Verbrauchern mehrfach die Farbe oder endeten einfach im Nichts. Auf mysteriöse Art und Weise kam der Strom zwar trotzdem dort an, wo er hingehörte, eine Fehlersuche oder nachträgliche Ergänzung des Bordnetzes war jedoch unmöglich. Es blieb nichts übrig als den Dschungel zu roden und die Wiederaufforstung in Angriff zu nehmen.

Ausgehend von Hauptverteiler und dem Platz für die Service-Batterien wurden neue Kabel gezogen und eine möglichst simple Installation aller Verbraucher durchgeführt. Für diese Arbeiten opferte ich viele Stunden, denn nicht nur das Abbauen aller Geräte, sondern auch alle Bewegungen an äußerst unzugänglichen Stellen erforderte ein hohes Maß an Zeit und Schweißverlust. Doch ich bin sehr froh, denn die Verkabelung entspricht jetzt den Zeichnungen, ist sauber beschriftet und eine eventuelle Störungssuche wird dadurch viel einfacher. Das Aufschalten der Photovoltaik-Module (Regler), des Ladeboosters und des 2kW Sinus-Wechselrichters gestaltete sich jetzt viel einfacher. Neue Tankgeber (viermal Kraftstoff und zweimal Wasser) ermöglichen uns eine genaue Kontrolle unserer Vorräte.

Sonstiges:

Montage Windfahnensteuerung Pazific plus, Mikrowelle, Tagestank mit Doppelfilter-Anlage (Diesel),

Wassermacher, Waschmaschine, Kühlschrank, Gefriertruhe Einrichtung einer kleinen Werkstatt mit Schraubstock un Ständer-Bohrmaschine und…. und…. und.

Insgesamt überstieg das Maß an Arbeit und Zeit bei weitem meine anfänglichen Vorstellungen, obwohl ich in der Vorbereitung durchaus nicht blauäugig an die ganze Sache herangegangen war. Im Gegenteil: Ich hatte mich gut informiert und von Erfahrungsberichten anderer profitiert.
Für die Werft hatten wir auch noch Aufträge - alle Polster mussten neu bezogen werden, die Genua das große Vorsegel musste nachgenäht werden und ein neuer Spray Hood musste angefertigt werden.

Es war eine harte Zeit, gekennzeichnet von Verzicht und gelegentlich bitteren Rückschlägen, aber ich beklage mich nicht, weil ich weiß, dass sich der Aufwand lohnt. Und die intensive Arbeit am Schiff hat den Vorteil, dass wir jetzt sein Innenleben und seine Funktionsweise richtig gut kennen. Es sieht noch hübscher aus als vor her und wir sind sicher, dass es brav seinen Dienst tun wird, jetzt, da so viele entscheidende Dinge optimiert wurden. Wir wissen aber auch, dass es immer wieder etwas zu verbessern gibt, und so sind die Werkzeugkoffer und Ersatzteile jederzeit mit einem Handgriff erreichbar!

So jetzt Fahre ich noch einmal für zwei und eine halbe Woche nach Deutschland um mir die letzte Impfung abzuholen und das Auto wieder voll zu laden. Meine Frau, Inge (Co-Skipper) hat eine Abschiedsfeier mit den Arbeitskollegen organisiert (sie geht nur noch bis Ende Mai arbeiten dann sind wir endgültig frei - juhu)