Montag, 22. Januar 2018

Puerto Williams - Chile

Bevor wir in die Wildnis abtauchen ist es uns nun doch noch möglich ein kleinen Bericht mit Bildern zu erstellen. Das Ausklarieren in Ushuaia war dank Roxanna (sie ließ sich nicht abbringen uns zu Begleiten und zu Unterstützen) sehr entspannt. Auf dem Rückweg von Präfektura und Zoll gönnten wir uns zur Feier des Tages einen kurzen Aufenthalt in einem Café.
Lecker, Lecker
Danach liefen wir zügig zum Boot denn jetzt wollten wir auch los. Die Überfahrt nach Puerto Williams ging recht zügig denn wir hatten bis zu bis zu 40 Knoten Wind, aber von hinten.

Land in Sicht
Puerto Williams in Sicht

Yachtclub Micalvi in Sicht
Jetzt liegen wir in Puerto Williams am Beagle Kanal, ein Dorf mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Hier haben wir nun eher das Gefühl am Ende der Welt angekommen zu sein. Der Ort ist auch Ausgangspunkt für den Besuch von Kap Hoorn, welches von hier relativ leicht und sicher mit einem Boot zu erreichen ist. Für die hier operierenden Charterboote ist es natürlich ein Big Business. Der Törn (heißt hier dann Expedition) beginnt in Ushuaia und führt über Puerto Williams zum Kap. Wir treffen hier auch einige Fahrtenyachten, die die Möglichkeit nutzen auf diesem relativ sicheren Weg die Insel Kap Hoorn zu umrunden oder auch zu besuchen. Wir lassen dieses Touristenspektakel aus, denn die vor uns liegenden Chilenischen Kanäle erscheinen uns interessanter und bieten sicherlich viel mehr als nur ein Felsen im Meer. Wir machen im südlichsten Segelclub der Welt, Micalvi, fest. Unser Boot liegt als Fünftes im Päckchen. Nachdem ein 1930 gebautes, ehemaliges Rheinschiff der chilenischen Marine lange Dienst geleistet hat, wurde es hier, in einer geschützten Bucht, auf Grund gesetzt, um als Ponton für Yachten zu dienen. Im oberen Clubraum sind noch Teile von der Brücke der Micalvi erhalten (Steuerrad und Telegraf).
im Päckchen am alten Schiff
viele haben ihre Flaggen gespendet

und auch Geldscheine

der Clubraum wirkt gemütlich

die Brücke der alten Micalvi
Nach der Hektik im Ushuaia treffen wir in Puerto Williams auf paradiesische Ruhe. Nachdem alle Einklarierungs-Formaliäten erledigt sind (gegenüber Argentinien verdreifacht sich nochmal die Anzahl der auszufüllenden Formulare) atmen wir tief durch und sind erleichtert diese Hürde genommen zu haben. Den Besuch der Agrarbehörde haben wir auch gut überstanden. Wir legten ihnen die Quittungen vom hiesigen Supermarkt vor so das sie sehen konnten das wir alles in Puerto Williams im kleinen Supermarkt eingekauft haben und damit waren sie zufrieden. Puerto Williams hinterlässt auf uns einen sehr geordneten Eindruck. Das kleine vom Millitär geprägte Städtchen ist absolut frei von Kleinkriminalität. Die Autos sind nicht abgeschlossene und in den unbewachten Dinghys liegen Automatikwesten.
eine Herde wilder Pferde
bewegt sich in richtung Yachtclub

noch romantischer geht es nicht
Die meisten Einwohner gehören zum chilenischen Militär. Der größte Teil der Siedlung besteht aus sauber aufgereihten identischen Doppelhaushäfen. Geheizt wird mit Holz, was für einen herrlichen Duft auf der Straße sorgt.
das Millitär hinterlässt seine
Spuren im ganzen Ort

alte Bordgeschütze

modernes Kriegsschiff

alter Torpedo

falls man nach Tokio will
Millitärunterkünfte mit Seeblick








Die beiden Supermärkte im Ort sind besser, als die Einwohnerzahl vermuten lässt. Sie sind zwar klein, aber es gibt alles was man benötigt (sogar gute Schokolade). Am Sonnabend nach der Ankunft der Fähre aus Punta Arenas haben wir uns ordentlich mit frischen Obst und Gemüse eingedeckt. Das kleine Städtchen ist völlig autonom. Es gibt einen Kindergarten, eine Schule, ein Krankenhaus und sogar ein Museum. Als ob unser derzeitiges Revier an sich nicht schon spannend genug wäre, bauen kleine Herausforderungen wie das Bunkern des Proviants eine zusätzliche Spannungskurve auf. Wie viel Proviant müssen wir bunkern, wenn wir die nächsten drei Monaten nichts mehr kaufen können? Wie viel Obst und Gemüse können und müssen wir mitnehmen. Viele Fragen und wenig Antworten. Da wir als viertes Boot im Päckchen liegen (eine Yacht ist schon weggefahren), müssen wir mit den schweren Rucksäcken und Beuteln sieben mal über die Reeling hüpfen, bevor sie in unserem Cockpit landen. Inzwischen haben wir uns für die Weiterfahrt entschieden.

zum Abschluß noch ein dickes Steak und ein lecker Seehecht
  Am Montag den 22.01.18 ca. 12:00 wollen wir los. Der Pazifik ruft. Somit besteht unser nächstes Ziel darin, gegen Wind, Schnee und Eis durch die chilenischen Kanäle Richtung Norden zu schippern: Gletscher, patagonische Weite, Puerto Montt, Valdivia. Am Montag Vormittag muss ich noch einmal zur örtlichen Kommandantur denn für das Befahren der chilenischen Gewässer benötigt man ein sogenanntes Zarpe, eine Fahrtgenehmigung wo wir unsere Route genau angeben müssen. In den nächsten Wochen werden wir in einer Gegend segeln (motoren), in der es keine Infrastruktur jeglicher Art gibt – keine Menschen, kein Diesel, keine Ersatzteile kein Telefon, kein Internet und auch keine Steaks. Daher bleibt der Blog bald etwas leerer. Erst im April oder Mai werden wir wieder Bilder liefern können.

Montag, 15. Januar 2018

nach Ushuaia an das Ende der Welt


Das hat ja nun doch eine ganze Weile gedauert ehe wir uns wieder, und etwas ausführlicher, melden. Die Ereignisse haben uns der Maßen in Anspruch genommen, das wir nicht die notwendige Zeit und Ruhe zur Verfügung hatten um ein Bericht zu schreiben. Hier noch einmal ein paar aufklärende Worte. Es gibt viele Freunde, Verwandte und Bekannte die sich überhaupt nicht vorstellen können, wie unser Leben tatsächlich ist. Natürlich sind wir in die große, weite Welt aufgebrochen und erleben Sonne und Palmenstrand. Wir wissen das es für ein außenstehenden schwer ist sich in unsere Situation zu versetzen. Sicher gibt es Sonne, Palmenstrand und Sundowner, aber bei weitem seltener als allgemein angenommen. Das die Zeit im Hafen oder der Ankerbucht zu einem erheblichen Teil durch Arbeit bestimmt wird, vermag sich niemand richtig vorzustellen. Das ist zwar keine Lohnarbeit, aber es ist Arbeit, die oft den ganzen Tag ausfüllt. Und viele können sich nicht vorstellen, dass das Segeln auf den Langstrecken eine anstrengende, erschöpfende Angelegenheit ist. Man bekommt nur wenig Schlaf im Drei-Stunden-Rythmus und muss sich teils bis zur körperlichen Erschöpfung mit den Segeln (Winschen kurbeln) und auch mal mit dem Steuerruder abplagen. Und genauso wenig wird die Situation in der Gegend, in der wir uns gerade herumtreiben, verstanden. Ein Ort, der den Beinamen Puerto, also Hafen, trägt, ist alles andere als ein Hafen. Teilweise gefährlich, teilweise gar nicht anzulaufen. Oft sind die Namen Relikte vergangener Zeiten. Und dass hier, an den südlichen Küsten, nicht in jeder Bucht oder Caleta ein Haus oder ein mobiles Telefonnetz zur Verfügung steht, von einer Straße zum Rest der Welt mal ganz abgesehen, ist für viele Menschen in der heutigen Zeit auch unvorstellbar. Aber jetzt der Reihe nach. Zuerst einmal noch ein paar Bilder aus der Caleta Horno wo wir auch Weihnachten (ohne das großartig Weihnachtsgefühle aufgekommen sind, denn irgendwie verblasst das alles wenn man nicht mehr permanent der Werbung ausgesetzt ist) verbracht haben. Der Aufenthalt in diesem spektakulären Landschaftseinschnitt hat uns sehr gefallen.
Wir freuen uns auf SY Vera und Dandelion
Sie kommen sofort zu Hilfe

und befestigen die Landleinen

kurze Auswertung - alles ist gut














wir musten das Boot aus Sicherheitsgründen noch einmal verlegen, die Landleinen wurden neu befestigt

geschafft, beide Leinen sind fest
im Gegensatz dazu die Reparatur des Vergasers
zun Kaffee-Plausch bei Britta und Michael


gut zu erkennen die Hochwassermarke, die Tide beträgt immerhin 5 Meter
die Caleta ist schon ziemlich beeindruckend
Ingrid auf Schatzsuche


1,5 Stunden Unterwasserschiff bei 11° C reinigen

und ein Guanacko als Zuschauer













 Aber dann war es so weit wir hatten ein optimales Wetterfenster und wir wollten die Caleta verlassen (unseren Zeitplan hinkten wir eh schon hinterher). Von unserem Ankerplatz in der Caleta Horno bis zu unserem Ziel im Beagle Kanal sind es nicht weniger als 700 Meilen. Eine Strecke, für die wir mindestens 5 Tage brauchen werden. Der Wetterbericht verspricht für den ersten Tag noch anständigen Nordwind der dann auf West dreht. Somit verläuft unser erster Tag auf See ganz friedlich.Wir hatten zwischen 15 und 25 Knoten Nord-West Wind und kamen super voran.
es blieb sogar Zeit die Sonne zu genießen
Wie üblich fanden wir in der ersten Nacht auf See kaum Schlaf. In der zweiten ist dann bereits ein gewisser Erschöpfungszustand zu erkennen, der dem Schlafbedürfnis hilfreich zur Seite steht. Am nächsten Tag bekamen wir von der Präfektura per Satellit die erste Sturmwarnung. In der Warnung war von West-Wind die Rede aber das wussten wir von unseren Wetterbericht (grib-files ) in denen von 35 bis 40 Knoten Westwind die Rede war. Um den ganz großen Wellen aus dem Weg zu gehen hielten wir uns etwas näher an der Küste. Aber wie schon so oft stimmte die Wettervorhersage und Wirklichkeit nicht überein. Der Wind drehte auf Süd-West und hatte mittlerweile eine Stärke von 45 bis 50 Knoten (das ist immerhin Windstärke 10). Aber der Wind war nicht das Problem sondern die Wellen. Sie liefen gegen die vorhandene Strömung und wurden immer höher und vor allen steiler (ca 5 bis 6 Meter). Die Beanspruchung von Mensch und Material wurde unerträglich (wir hatten eine Schräglage um die 30 Grad so das selbst die oberen Fenster beim durchfahren einer großen Welle unter Wasser waren) und wir mussten Beidrehen. Beidrehen heißt die stark verkleinerten Segel gegeneinander arbeiten lassen, den Autopiloten ausschalten, das Ruder auf Mitte stellen und sich mit zwei Knoten zurücktreiben lassen bis der Sturm etwas nachlässt (kann man bei aktuellen Standort deutlich erkennen). Jetzt konnten wir endlich etwas essen und schlafen. Aber der nächste Kummer lies nicht lange auf sich warten. Die 5,5 kW Webasto-Heizung war ausgefallen, sie startete kurz und ging mit Flammabbruch in Störung. In diesen Breitengraden bei 4 Grad Wassertemperatur und 8 Grad Lufttemperatur und dem Windfaktor geht das gar nicht. Im ersten Moment dachte ich der Dieselfilter ist zu und die Heizung bekommt kein Sprit – aber „denkste“ das wäre ja viel zu einfach. Erst in Ushuaia konnte ich sie komplett auseinandernehmen aber davon später. Damit wir nicht erfrieren haben wir den Generator und die insgesamt 3 kW Elektroheizer laufen lassen.

so ein Mist
draußen kalt
und im Boot auch kalt
Aber es kam noch verrückter. Nachdem sich der Sturm halbwegs gelegt hatte konnten wir die Segel wider voll ausrollen doch der Wind wurde immer schwächer durch die vorhandene Strömung machten wir kaum Fahrt über Grund also Motor starten. Wir hatten in Mar del Plata ja vollgetankt aber wegen der widrigen Umstände hatten wir schon reichlich Motorstunden (und zum Teil wegen der Strömung mit hohen Drehzahlen also hohen Dieselverbrauch) und jetzt weit und breit kein anständiger Wind in Sicht, Motor und Generator laufen um die Wette. Wie lange wird wohl der Diesel reichen. Normalerweise ist es hier immer wieder das gleiche Spiel – der Nordwind schichtet so lange warme Luft unter die aus Süden kommende Kaltluft, bis das System irgendwann zusammenbricht. Dann stürzen die kalten Luftmassen aus dem Süden von oben herab und verursachen eine Windänderung innerhalb von Minuten. Je höher der Druckunterschied, desto heftiger ist das Phänomen. Teilweise wird man unter vollen Segeln von Böen mit über 40-50 Knoten bei Richtungsänderung von 180° überrascht. Aber zur Zeit scheint das nicht zu gelten der Wind ist schwach und bleibt schwach und es bleibt auch kalt – seltsam - und schlecht für unseren Dieselvorrat. Dabei hatten wir uns schon viele Gedanken gemacht denn bis zur Meerenge von Le Maire – etwa auf 450 Meilen – gibt es keine einzige sichere Möglichkeit sich vor dem schlechten Wetter zu verstecken. Die wenigen vorhanden Häfen wie San Julian oder Santa Cruz sind für kleine Boote ungeeignet und daher zu gefährlich ( 11 Meter Tide und extrem starker Tidenstrom). Beim Wind Gegen an bleibt nur die Möglichkeit beizudrehen und ab zuwettern. Jedenfalls ist der Wind jetzt weg, und wir warten darauf was als nächstes kommt. Das nächste was kam war nicht etwa Wind, nein, das war ein Ausfall des Generators und des Motors. Ein Blick auf den Tages-Tang und was sehen die Augen – nichts – er war leer. Obwohl sich in den Haupttanks noch genügend Diesel befand förderte die Pumpe nichts in den Tages-Tank. Auch nicht nach dem umschalten der Doppelfilteranlage. Nur gut das wir an Deck immer 80 Liter Notreserve haben. So konnte ich wenigstens den Tagestank füllen. Sicherheitshalber wechselte ich noch die internen Filter von Motor und Generator. Da war ich dann endgültig geschockt beide Filter waren durch eine schwarze gallertartige Masse verstopft obwohl da nur hochreiner Diesel aus dem Tages-Tank ankommt. Das ganze lässt sich nur so erklären, das sich in der langen Zeit von Brasilien nach Mar del Plata in dem Diesel aus Brasilien (der hat ein hohen Anteil von Biodiesel) langsam die Dieselpest ausgebreitet hat (Bakterien im Diesel). Die Bakterien gehen natürlich durch die Filter. In Mar del Plata haben wir vollgetankt und (eigentlich vorsorglich) ein ordentlichen Schluck Gotamar dazugegeben. Ganz offensichtlich wurden so nach und nach alle Bakterien abgetötet und bildeten diesen schwarzen Pudding artigen Schlamm. Jedenfalls mussten jetzt alle Filter gewechselt und Leitungen durchgeblasen werden. Es war ein ziemlicher Aufwand aber trotzdem hatten wir noch Glück das die beiden Einspritzpumpen nicht verstopft waren und das der gesamte Tankinhalt nicht zu Gele geworden ist. Lange Zeit begleiten uns wiedermal Delfine. Sie reiten gerne auf den Bugwellen von Hembadoo, tauchen knapp unter dem Bug durch und erscheinen auf der anderen Seite wieder. Manche tauchen komplett aus dem Wasser auf und führen Rollen vor, oder sie schlagen im Flug mit der Schwanzflosse mehrmals auf die Wasseroberfläche. Sie haben sichtlich Spaß an dem Spiel mit unserem Schiff.

den Delphinen könnte man bei ihren
Kunststückchen ewig zuschauen

Am nächsten Morgen sichten wir Land – Ihla Grande des Feuerlandes. Sie entspricht voll ihrem Namen. Kahle, steile, grauschwarze Bergrücken mit Schneefeldern erscheinen im Westen. Ein wenig später tauchen im Osten die schneebedeckten Berge der Ihla de los Estados aus den Wolken auf. Dazwischen liegt die Le Maire Straße.
Land in Sicht
Laut Revier Führer kommt es dort bei ungünstigen Wetterbedingungen zu stehenden Wellen von über zehn Metern hoch und Strömungsgeschwindigkeiten von acht Knoten und mehr. Eigentlich wollten wir Puerto Hoppner auf Ihla de los Estados anlaufen. Es soll dort wunderschön sein, in einer engen Caleta, umgeben von Wildnis. Aber schon am nächsten Tag sollte der Wind pünktlich bei ablaufenden Wasser auf Nord drehen. Diese Gelegenheit konnten wie uns nicht entgehen lassen. Also streichen wir die Bucht und den Besuch der Ilha de los Estados und wir laufen die Bahia Thetis an um eine Nacht zu Ankern und am nächsten Morgen bei ablaufenden Wasser durch die Le Maire Straße zu düsen. Am nächsten Tag gab es eine große Überraschung die gefürchtete Le Maire Straße war glatt wie ein Ententeich und die Strömung zog uns rein. Wir konnten an der Reling stehen und viele Tiere beobachten die sich im Wasser tummelten. Unsere nächste Station wird dann Puerto Espanol sein. Von Bahia Thetis bis Puerto Espanol sind es ca. 65 Seemeilen. Ich dachte noch so bei dem schwachen Wind wird es spät abends werden ehe wir Ankern doch am Ende der Le Maire Straße legte der Wind innerhalb weniger Minuten auf 35 Knoten aus Nord zu. Wir sind froh, die Straße rechtzeitig passiert zu haben. So glatt wie vorher ist sie wohl bei so einem Wind mit Sicherheit nicht mehr. Den Wind mussten wir ausnutzen mit nur leicht gereffter Genua düsten wir mit 8,5 Knoten Puerto Espaniol entgegen. In der Großen Bucht lag ein Tanker vor Anker. Als er uns gesehen hat, wie wir mit vollem Speed und 25 Grad Lage in die Bucht rein gesegelt sind, hat ihm das so gut gefallen das er uns mit ein Hupkonzert begrüßt hat. Und wie wir dicht an ihnen vorbei gesegelt sind, sind sie aus ihrer warmen Brücke raus, um uns zuzuwinken. Das sind so Momente wo das ganze wider richtig Spaß macht.

ein toller Empfang durch die Besatzung des Tankers
der Anker ist im Wasser - Feierabend
In den letzten Tagen haben wir uns mehr als einmal gefragt ob wir völlig verrückt geworden sind das wir uns das antun mussten. Ob wir nicht doch lieber von Piriapolis nach Brasilien ins warme hätten segeln sollen. Aber im Moment war alles gut auch wenn die eine Nacht in Puerto Espaniol etwas unruhig war, denn der Atlantik-Schwell rollte bis in die letzte Ecke der Bucht. Am nächsten Tag (Do. 04.01.2018) ging es weiter in Richtung Bahia Relegada. Anfangs versuchten wir zu segeln der Wind war eigentlich gut, 21 Knoten aus Nord.
mit dem Segeln war dann doch bald Schluss
Aber schon nach kurzer Zeit war der Wind weg oder er drehte komplett. Das war ein hin und her dann hatten wir genug und haben das Segel eingerollt und sind nur mit Motor gefahren. Unzählige Albatrosse und Sturmvögel gleiten lautlos durch die Luft. Diese majestätischen Vögel können scheinbar mühelos ohne einen einzigen Flügelschlag knapp über der Wasseroberfläche gleiten. Die Sonne scheint, es weht mittlerweile nur ein leichter Wind und wir können den Anblick der Berge voll genießen. In dem Bewusstsein, dass wir das Tor nach Feuerland passiert haben und vor uns das mythische Land am Ende der Welt offen liegt. Der Anblick ist beeindruckend. Steil abfallende Hänge, tiefe Schluchten direkt am Meer, dazwischen leuchtend grün bewaldete Hügel. Und kein Anzeichen von Zivilisation – kein Haus, keine Straße. kein Mensch.

tausende Vögel
egal wohin wir schauen








 Übrigens der Nachthimmel wird nicht mehr richtig dunkel. Am südlichen Horizont bleibt ein leichter, gelblich fahler Schimmer, nicht vergehende Dämmerung. Die Sterne sind deutlich verblasst. Offenbar sind wir nicht mehr weit vom Reich der südlichen Mitternachtssonne entfernt.
das ist schon merkwürdig wenn spät Abends noch die Sonne scheint
Etwas nervig ist der UKW-Funk. Der Beagle-Kanal trennt argentinisches und chilenisches Territorium. Und jede Seite macht ihre Präsenz mehr als deutlich. Hinter fast jeder Biegung und Insel befindet sich eine eine Marinestation und fragt jedes passierende Schiff, Yachten inclusive, nach dem woher, wohin, wie heißt es, bitte buchstabieren, Rufzeichen, MMSI und was noch gerade wichtig erscheint. Erst fragen die Argentinier und obwohl die Chilenen mithören fragen sie das selbe nochmal ab. Die Marinesoldaten sind dabei aber stets sehr höflich und freundlich. Gegen sechs haben wir uns unserem heutigen Ziel genähert. Wollen in der Caleta Relegada vor Anker gehen. Zuvor muss ein kleines Flach umfahren werden. Und man muss aufpassen das man dem Kelb nicht zu nahe kommt. Vor uns öffnet sich eine ringförmige Bucht mit einer großen, mittigen Insel. Alles ist eine sanfte Hügellandschaft voller Bäume und von einigen Weideflächen mit Gänsen, Schafen und Pferden durchsetzt, hinter der sich ein Alpenpanorama erhebt. Die Wasserfläche ist spiegelglatt, und wir trauen unseren Augen kaum mittendrin die SY Vera und die engl. SY Dandyline. Wir tasten uns vorsichtig bis auf 4 m Wassertiefe, dann fällt der Anker.

und wider treffen wir auf die SY Vera
das Panorama ist beeindruckend

wir kommen uns vor wie auf einen

Schweizer Bergsee

Wir haben es kaum glauben wollen aber als wir mit Britta und Michael unsere Erlebnisse austauschten berichteten sie das ihre Heizung ebenfalls defekt sei bei ihnen ist die Glühkerze kaputt. Da sie keinen großen Generator für Elektroheizungen haben war es bei ihnen ziemlich ungemütlich was uns natürlich auch sehr leid tat. Sie empfahlen uns auch zur Estancia Haberton zu gehen, dort soll es riesengroße Schnitzel zum Mittag geben und das Museum soll auch sehenswert sein. Ich musste aber unbedingt an unserer Dieselversorgung weiterarbeiten ich wollte im Hafen von Ushuaia keine Überraschungen mit dem Motor erleben. Ich öffnete alle vier Dieseltanks um zu sehen wie groß die Verschmutzung war. Es war Gott sei dank nichts besonderes zu erkennen. Da ich eh alles auseinandergebaut hatte habe ich gleich die Anordnung der Filter geändert und die Dieselpumpe zerlegt und gereinigt.
selbs das Sieb in der Dieselpumpe für den Tagestank ist zugesetzt
Die ganze Aktion dauerte zwei Tage. Meine Laune war absolut auf dem Nullpunkt. Das der Besuch des Museums ausgefallen ist hätte ich ja noch verkraftet aber das entgangene große Schnitzel nervte sehr. Aber wir wollten auch unbedingt zügig nach Ushuaia. Vier Meilen vor dem Ziel sehen wir – nichts. Es schüttete wie aus Kübeln und über der Stadt hing eine riesige schwarze Wolke. Aber um so näher wir kamen um so mehr lies der Regen nach und dann schälen sich die Umrisse erster Gebäude heraus. Und ein Mooringfeld mit zahlreichen Yachten. Links davon ein Steg mit noch mehr Yachten, alle in Dreier- und Vierer-Päckchen. Die SY Vera und die SY Dandyline liegen auch neben einer großen X-Yacht.
Ushuaia taucht aus den Wolken auf
sieht garnicht aus wie das Ende der Wel








Wir wollen neben einer Yacht auf der anderen Seite des Steges. Aber wir mussten noch eine Stunde warten denn sie reinigten gerade ihren Rumpf. Die Crew von SY Vera und SY Dandyline waren gerade in der Stadt unterwegs. Die Besatzungen der anderen Yachten bereitet uns einen warmen Empfang und sind beim Befestigen der Leinen behilflich. Wir freuen uns riesig, denn so fühlt man sich irgendwie zu Hause und geborgen. Anscheinend ist man hier automatisch eine Familie, denn alle, die hierher gekommen sind, haben sich wahrhaft keinen leichten Weg aufgebürdet. Auch Roxanna war gleich zu Stelle. Sie ist hier die TO (Trans-Ocean Verein) Stützpunktleiterin und die Club-Chefin. Sie hat mich gleich in ihr Auto geladen und ist mit mir zur Präfektura und zum Zoll gefahren (was für ein Luxus). Ist schon super in so einem Verein zu sein, wo einem so gut geholfen wird. Wir haben nun schon in einigen Ländern, anfangs in Spanien, auf den Kapverden und zum Schluss in Uruguay sehr kompetente, hilfsbereite und freundliche Menschen vom TO kennen gelernt.
uns wird sofort ein herzlicher Empfag bereitet
Roxanna, eine wirklich gute Seele
für die Schulkinder zur Besichtigung kommen sind wir (die Europäer) die Helden

 Ushuaia ist ein Urlaubsort. Die an einem steilen Berghang gebaute, Wind gepeitschte Stadt liegt zwischen dem Gebirgszug der Montes Martial und dem Beagle-Kanal. Sie bildet den Ausgangspunkt für Antarktis-Kreuzfahrten und Ausflüge zur nahe gelegenen Isla Yécapasela, die wegen ihrer Pinguin Kolonien auch als "Pinguin Insel" bezeichnet wird.

so sieht Ushuaia richtig idyllisch aus
die großen Kreuzfahrschiffe werden immer mehr








Schon am nächsten Tag bekommen wir zu spüren was hier Wind bedeutet. Am Abend legte er kräftig zu und erreichte 56 Knoten (das ist immerhin Anfang Windstärke 11) und das an einem Massiven Holzsteg im Päckchen mit anderen Yachten. Da wird einem doch schon ziemlich Mulmig.

mittlerweile sind wir ganz vorn
im Päckchen








Für die nächsten Tage haben wir uns die Arbeit geteilt. Ingrid ist unterwegs zum Einkaufen und Geld besorgen. Und ich organisiere das Volltanken und versuche die Heizung zu reparieren. Apropos Heizung, nachdem ich die Heizung komplett zerlegt hatte musste ich feststellen das die komplette Glüh-Matte mit Ölkohle zugesetzt war und zwar so dick das der Glühstift gar nicht mehr zu erkennen war. Es war eine mühselige Arbeit dieses extrem harte Zeug zu entfernen ohne die Glüh-Matte zu beschädigen. Im Internet konnte ich dann nachlesen das ich nicht der einzige mit dem Problem war. Ich empfinde das schon als starkes Stück das Webasto mit der Eco-Stufe wirbt in der man Diesel spart, aber durch die ungenügende Verbrennung sich alles zusetzt und die Heizung ausfällt. In der Gegend wo wir uns Aufhalten ist ein Ausfall der Heizung wirklich gravierend.
das kleine runde Teil in der Mitte war völlig zugesetzt
Jetzt bereiten wir uns auf die Abfahrt vor. Morgen am Di. den 16.01.18 wollen wir Ausklarieren und nach Puerto Williams (Chile) segeln. Es zeigen sich schon jetzt die ersten Probleme. Die Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel sind sehr streng obwohl Ushuaia für lange Zeit die letzte Möglichkeit ist vernünftig einzukaufen. Ganz übel sieht es mit dem mobilen Internet aus. Auf der Webseite des auswärtigen Amt steht das Touristen seit September keine SIM Karte für nicht registrierte, ausländische Handys bekommen. Da kann man ja nur noch mit dem Kopf schütteln. Ohne wenigstens ab und zu einen Internetzugang zu haben wird das ganze noch schwieriger. Wenn wir in Chile auf öffentliche WiFi-Netze angewiesen sind können wir auch nicht sagen wann wir unseren nächsten großen Bericht veröffentlichen.