Freitag, 11. November 2016

Kap Verden - Sal

Es ist der 4.10.2016 und mit dem Sonnenaufgang kam auch die Insel Sal in Sichtnähe. Es ist schon ein schönes Gefühl nach sechs Tagen auf See mal wieder Land zu sehen. Obwohl Palmeira ein wichtiger Hafen- und Fischerei-Standort auf Sal ist, besteht das Dorf nur aus ca. 40 Lehmhäusern – wir müssen uns langsam daran gewöhnen, dass wir nicht mehr in Europa sind.
jedenfalls keine Hochhaus-Skyline
die alten Häuser bestehen aus Lehm und Stein
Aber zuerst einmal muss das Schlauchboot ins Wasser und der kleine Motor (Honda 2,5) ran. Nach 10 vergeblichen Startversuchen habe ich es aufgegeben und Motor wieder abgebaut (der Motor ist ein Jahr lang ohne Probleme gelaufen!). Ist ja nicht so schlimm wir haben ja noch den großen Yamaha der ebenfalls noch nie Probleme machte. Motor mit etwas größeren Aufwand (Flaschenzug) an das Schlauchboot gehangen 10 mal versucht zu Starten – nichts, geht nicht. Motor wider hoch aufs Schiff und Fehler suchen, den Yamaha habe ich nach einer halben Stunde zum laufen bekommen den Honda nicht. Das sind dann die Dinge die einen den Tag vermiesen können.
alles Schiete sagt Fiete
Mit gut laufenden Motor sind wir dann das erste mal an Land gefahren. Man muss schon ordentlich aufpassen, den überall schwimmen Leinen von den Fischerbooten herum. Angelegt haben wir an den kleinen Felsen bei den Fischern und wir wurden von schnell flüchtenden Krabben begrüßt. Dieser Anlegeplatz ist bei Ebbe schon eine gewisse Herausforderung, zumindest wen man mit vollen Wasserkanister oder voller Einkaufstasche wider in das Schlauchboot möchte.
kreuz und quer schwimmen Leinen
der Schlauchboot-Anlegeplatz
Das Einklarieren (Visa-Stempel in Pass) sowie auch die polizeiliche Meldung waren überhaupt kein Problem alles wurde im gleichen Gebäude erledigt. Die einheimische Währung, den Escudo (Umrechnung ca. 1 zu 100), bekommt man neben dem örtlichen Baumarkt an einem Bankautomaten. Heute haben wir uns nur einen groben Überblick verschafft und sind dann in einer von den vielen, kleinen Mini-Bars am Hafen
(die Tischplatten sind aus den Seitenwänden einer großen Kabeltrommel) bei Bier und Wein hängengeblieben – na dann Prost!
die Chefin sitzt auch schon mal am Tisch
selbst die Spatzen haben ein Stammplatz
Mit dem ebenfalls anwesenden TO-Stützpunktleiter Carlos haben wir auch ein erstes interessantes Gespräch geführt. Der Skipper der deutschen Nachbar-Yacht Stefan kam auch gleich mit sein Schlauchboot längsseits und gab uns gleich ein paar Tipps zum Ankerplatz (und die waren Gold wert wie sich später zeigte). Ein deutscher Meeresbiologe und seine brasilianische Frau mit Kind (sie haben sich gerade erst ein Segelboot gekauft) kamen auch zu uns und wir berichteten ausgiebig von unserem Leben auf See.
auch sie wollen mal auf große Fahrt gehen
Wir müssen uns damit abfinden, dass wir langsam die Zivilisation in unserem Sinne verlassen. Einkaufen oder auch Wasser sind keine Selbstverständlichkeit mehr – man muss jetzt das nehmen, was man gerade bekommen kann d.h. keine großen Wünsche mehr.
das Wasserhaus
die Touristen kommen

die Zeiten wo es Wasser am Bootssteg gab sind vorbei
Trotzdem geht es uns noch sehr gut, wenn man sieht wie die Einwohner einkaufen – 1 Tomate, 1 Zwiebel und wenn das Geld noch reicht vielleicht 1 Brühwürfel (nicht ein Päckchen) – auch Zigaretten oder Zuckerwürfeln werden hier einzeln verkauft. In der Hauptsache leben sie von Reis und Fisch. Die Touristen, die aus ihren All Inklusive Hotels, mit Bussen für 10 Minuten nach Palmeira gebracht werden um das Leben der "Eingeborenen" zu bestaunen bringen den meisten Einheimischen überhaupt nichts.
unser Stammladen für Brot und Eier
Ingrid voll in Verhandlungs-Action
auch wenn sie kein Wort Kreol versteht
der Fisch wird gleich im Hafen zerlegt
und man kann den Fisch gleich kaufen
Auf Sal verbringen wir eine schöne Zeit mit netten Leuten von anderen Booten, Carlos vom TO-Stützpunkt, Enrique, einem einheimischen Fischer und Schlitzohr und Lernen die Menschen und das einheimische Leben wenigstens ein wenig kennen. Endlich treffen wir andere Langzeit-Segler - Stefan, Simone und ihre beiden Mädels, die schon seit Jahren unterwegs sind (z.B. 5 Jahre in Gambia), wie selbstverständlich wurden wir auf ihre Yacht eingeladen und bekommen viele hilfreiche Tipps und Ratschläge. 

gute Laune bei unseren Nachbarn
Stefan weiß viel von Gambia



Natürlich waren sie auch bei uns zu Gast was für die Kinder ganz toll war, denn bei uns war Spielen angesagt.

die kleinste passt überall rein
volle Konzentration bei den Brett-Spielen
Sturm-freie Bude von Mama und Papa wird beendet
So vergingen die 14 Tage bis zu Ingrids Abflugtermin sehr schnell. Sie wollte ja nach Deutschland und in die Schweiz zu den Kindern und Enkeln. In Deutschland angekommen wollte sie sich eine neue Lesebrille beim Optiker holen doch der meinte sie müsse sofort zum Augenarzt mit ihren Augen stimmt etwas nicht. Der Augenarzt setzte sie in Kenntnis das sie den grauen Star hat und sofort operiert werden muss. Das heißt sie bleibt bis Ende November in Deutschland. Für mich heißt das, ich darf die Menschen und das einheimische Leben etwas genauer kennenlernen. Wenn deutsche Yachten kommen nehme ich Karl (Carlos) schon mal ein paar Aufgaben ab (er ist ja doch nicht mehr so gut zu Fuß) und zeige den Besatzungen wo sie Einklarieren, wo sie Wasser und Geld her bekommen, zeige die Einkaufsmöglichkeiten und letztendlich wo sie den Müll loswerden.
Fachgespräche mit
Carlos de Alemanha (so nennen ihn die Einheimischen)
Jedenfalls sind die Tage erfüllt mit vielerlei Geschäftigkeit. Wie immer sind verschiedene Reparaturen zu erledigen und da ich jetzt viel Zeit habe können jetzt auch Sachen in Ordnung gebracht werden die ich immer auf die lange Bank geschoben habe. Vom Wetter her kann man sich sowieso nicht beklagen, die Lufttemperatur liegt im Durchschnitt bei 29 Grad und die Wassertemperatur beträgt in ein Meter Tiefe 28 Grad. 

mein Lieblingsessen Tunfisch-Steak
mit Knobi gespickt
Mit dem Aluger, einen Mini-Bus den man auf der Straße zuwinkt um mitzufahren, düse ich in die Inselhauptstadt Espargos. Dort erkunde ich die Einkaufsmöglichkeiten und suche vor allem die Tankstelle (durch den längeren Aufenthalt brauche ich Benzin für den Außenborder) und die ist Gott sei dank nicht weit von der Haltestelle entfernt. Espargos macht jedoch auf den ersten Blick einen recht trostlosen Eindruck. Eigentlich passt die Beschreibung trostlos auf die ganze Insel, es ist sehr wüstenhaft und gleicht einer flachen Schutthalde mit ein paar Schuttbergen. 

der Versuch etwas an die Touristen zu verkaufen
bei größeren Aktionen packen alle an
in der prallen Sonne - kein leichter Job
selbst die Hunde wollen sich nicht bewegen
Dafür entschädigen aber die freundlichen Bewohner und die unkomplizierten Verhältnisse. Also alles Gute, liebe Daheimgebliebenen, bis zum nächsten Mal.