Vorwort
Eins kann ich schon
mal vorab verkünden die folgenden Tage, Wochen werden wir so schnell
nicht vergessen. Die letzten Tage von Brasilien werden wir in sehr
guter Erinnerung behalten, aber die letzten 100 Meilen der knapp 1000
Meilen langen Überfahrt nach Uruguay werden uns noch lange
Magenschmerzen bereiten. Die große zeitliche Lücke bei der
Erstellung des Berichtes ist einmal auf eine mangelnde
Internetverbindung zurückzuführen. Und in Piriapolis haben wir
einige Zeit gebraucht um uns über unsere Situation im klaren zu
sein, um unser Schiff zu sichern und um Kontakte zu knüpfen und
Hilfe zu organisieren. Doch dazu mehr am Ende.
Ilha
Grande
Enseada (Bucht)
Aroeira - Pr. Aroeira und Pfa. do Ceu
24.06 – 26.06
Früh um 3 Uhr
verabschieden wir uns von Rio, fuhren aus der Bucht heraus, und am
Zuckerhut vorbei. Das Lichtermeer ist gewaltig, hoch über der Stadt
schwebt weiß beleuchtet die
Christusstatue auf Corcovado. Die
Stimmung passt und wir freuen uns auf das sagenhafte Naturerlebnis
der Ilha Grande - nur Wind zum Segeln, den gibt es nicht. Die ganze
Strecke mussten wir unter Motor fahren. Der Seegang ist beträchtlich,
die Brandungswellen die wir Tags zuvor noch an der Copacabana
bestaunt haben, haben hier ihren Ursprung und es rutscht und klappert
alles im Schiff, was nicht niet- und nagelfest ist. Gut
durchgeschüttelt sind wir am Nachmittag angekommen und ankern vor
der Urwald Kulisse der Ilha Grande.
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Ihla Grande vorraus |
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es ist eine sehr schöne Insellandschaft |
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noch ein Stück und der Anker kann fallen |
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eine Gegend wie aus ein Abenteuerfilm |
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so ein Ufer gefällt uns |
Hier in der Bucht Enseada dos
Palma, Aroeira liegt kein anderes Schiff. Am Strand einige kleine
Holzbuden, keine Autos, keine Straßen, kein Lärm, nur die Geräusche
des Waldes. Ihla Grande liegt westlich von Rio de Janeiro. Sie ist
die größte von 800 Inseln und hier beginnt einer der wohl schönsten
Küstenabschnitte Brasiliens, die Costa Verde. Breite schneeweiße
Strände säumen das Meer und gehen über in steile, mit Regenwald
bedeckte zerklüftete Berge. Für uns Segler bieten sich unzählige
geschützte Buchten an. Vorgelagert sind große und kleine Inseln,
die das Bild abrunden. Tatsächlich sind die hunderte Inseln und
Inselchen inmitten von ausgedehnten Untiefen, umringt von hohen
Bergen nicht zu jedem Zeitpunkt ein Segen und ein Paradies gewesen.
Der Sommer ist hier sehr heiß und regnerisch. Süßwasserbecken
können zu Malaria und anderen Plagen beitragen. Mitunter starke, für
die Schifffahrt gefährliche Böen fegen die Berghänge herunter,
wenn die Winde aus Nordwest kommen. Mangroven, die ursprünglich die
hiesigen Küsten säumten, schufen morastige Brutplätze für alles
mögliche. Aber all das trägt oder trug gleichwohl auch zur
Schönheit dieser Region und seinem Fischreichtum bei. Wegen den
relativ starken Schwell der die Nachtruhe etwas stört, suchen wir
uns am zweiten Abend einen besser geschützten Platz und verlegen in
die Pfa. do Ceu, eine Bucht, die ziemlich vor jedem Wind geschützt
wird. Hier halten wir uns zwei Tage auf.
Ilha de Macacos
gegenüber Ilha
de Pombas und Pr. De Baixo
27.06 – 28.06
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damit man weiß wovon wir reden |
Die Bucht an der
Ilha de Macacos ist umgrenzt von drei kleinen Inseln. Ankern kann man
auf sandigem Grund bis sehr Nahe an das Ufer. Den ersten Tag ankerten
wir kurz vor dem steinigen Übergang zur anderen Seite. Das Wasser
ist extrem klar, so sehen wir bereits bevor unser Anker fällt,
Rochen und Fische unter uns.
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wie in ein Aquarium |
Wir haben die Bucht für uns alleine und
sind mit dem Schlauchboot sofort zum kleinen Strand gefahren. Wir
kletterten über große und kleine Steine rüber auf die andere Seite
(wo wir am nächsten Tag hin wollen) viel erkennen konnten wir nicht.
Unterdessen habe ich die Schnapsidee bekommen den Steilhang zu
erklimmen, denn der Urwald schien hier nicht ganz so dicht zu sein.
Weiter oben konnte man sogar stellenweise so etwas wie ein
Trampelpfad erkennen. Der Bewuchs am Boden und um mir wurde immer
dichter. Ich hatte das denkbar schlechteste Schuhwerk an, das man für
eine Bergbesteigung und einen Gang durch den Urwald anhaben kann –
FlipFlops. Ich überlegte mir was ich wohl mache wenn ich auf eine
Schlange trete und sie das nicht so toll findet und beißt. An die
riesigen Spinnen die man gelegentlich in Dokus sieht will ich erst
gar nicht Denken. All diese Gedanken sorgten dafür das ich sofort
kehrt machte. Der Abstieg mit den FlipFlops an den Füßen war ja
schon mal überhaupt kein Vergnügen, aber Barfuß war auch keine
Option, denn am Hang wuchsen überall Kakteen. Etwas Geschwitzt und
mit vielen, neuen Erkenntnissen ist der Abstieg dann doch noch gelungen.
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die Gegend wird immer besser |
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sofort mit Schlauchboot an Land |
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das Abenteuer kann beginnen |
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was soll man den davon halten |
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die gegenüberliegende Seite |
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eine Wohltat für das Auge |
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und wir mittendrin |
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jetzt wird geklettert |
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die Vegetation wird dichter |
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und die Ausblicke wunderschön |
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egal in welche Richtung |
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die Bäume haben etwas unwirkliches |
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eine kleine Lücke im dichten Blätterwald |
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hier ist so etwas wie ein Trampelpfad |
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der Blick zu dem Nachbarstrand |
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wider heil unten angekommen |
Als
ich Ingrid unser nächstes Vorhaben erläuterte war ihr einziger
Kommentar – jetzt spinnst du endgültig. Wir wollten und wir sind
mit dem Schlauchboot durch den Steinwall gefahren. Die Strömung war
beträchtlich. Durch das klare Wasser konnte man schlecht abschätzen
wie tief es war (den Propeller vom kleinen Außenbord-Motor wollte
ich mir auch nicht abreißen). Es hat aber alles prima geklappt und
wir konnten uns schon mal die andere Seite anschauen. Am nächsten
Tag nach dem Frühstück hieß es Anker auf und rüber auf die andere
Seite.
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kaum zu glauben, aber hier fahren wir mit dem Schlauchboot durch |
Es wurde noch einmal Spannend zwischen der kleinen und der
großen Insel bewegten wir uns im Schleichgang, denn in der Seekarte
waren Steine und Felsen eingezeichnet. Letztendlich landeten wir vor
einem Strand, was soll man sagen, wir glaubten, wir haben das
Paradies gefunden. Kein Boot, kein Haus kein Mensch nur Strand,
Urwald und Meer. Hier machten wir ein ausgedehnten Spaziergang durch den Urwald, versuchten Bananen zu pflücken, fanden mitten im Dschungel eine Kirche und bewegten uns durch gewaltige Bambusheine.
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was wird uns in dieser Bucht erwarten? |
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dieser Strand übertrifft alles bisherige |
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die Vegetation ist unbeschreiblich |
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das ist ein Traumstrand |
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selbst die Affen sind friedlich |
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Südseekulisse |
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Robinson lässt grüßen |
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durch dieses Baumbusdickicht führt kein Weg |
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anfangs gibt es eine Urwaldstraße |
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die wird immer schmäler |
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an die großen Bananen kommt man nicht ran (steiler Abhang) |
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jetzt wird es wirklich himmlisch |
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eine Kirche mitten im Urwald? |
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am liebsten |
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würde man hier ewig bleiben |
Angra dos Reis
28.06.2017
Natürlich schauen
wir uns jeden Tag die Wetterkarten an, denn wir wissen das der
nächste vor uns liegende Abschnitt nach Süden sehr problematisch
sein kann. Wir stellten fest das sich in den nächsten Tagen ein
riesiges Hochdruckgebiet aufbaut und wir mehrere Tage mit Nord-Ost
Wind rechnen können.
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das riesige Hochdruck-Gebiet ist unsere Chance in einem Zug nach Süden zu kommen |
Unser Beschluss stand fest, wir werden in Angra
dos Reis Ausklarieren und alles für die Weiterreise vorbereiten. Wir
ankern vor dem TO-Stützpunkt (Pousada de Alemanne), leider war Klaus
Bartels nicht anwesend.
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Angra dos Reis in Sicht |
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der TO-Stützpunkt - leider keiner da |
Unsere Besorgungsliste ist schon wieder sehr
lang (wann nicht). Deshalb fuhren wir mit dem Schlauchboot zum
Schwimmsteg des größten Supermarktes, und kamen wenig später mit
gefüllten Rucksäcken und Beuteln zurück und wir schleppen wie die
Maultiere (ist wahrscheinlich das Los aller Blauwassersegler). In
diesem Einkaufstempel gibt es auch zwei Bootsausrüster aber wir
haben uns das Einkaufen verkniffen den die Preise sind extrem.
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das große Einkaufszentrum |
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mit eigenem Steg |
Am
nächsten Tag begeben wir uns gebügelt und gestriegelt zu den
Behörden. Unserer ursprünglicher Plan war mit dem Schlauchboot bis
zum Schwimmsteg des Supermarktes und dann mit dem Bus auf die andere
Seite der Bucht zu fahren. Doch dann haben wir es uns anders überlegt
und sind gleich mit dem Schlauchboot quer über die Bucht in den
kommerziellen Hafen gefahren. Bei der Gelegenheit konnten wir uns ein
Bild von der schwimmenden Shelltankstelle machen. Die sah sehr
ordentlich aus, mit großen Dieselfiltern und Wasserabscheidern, hier
konnten wir getrost die Tanks von Hembadoo füllen. Dann ging es in
den Hafen. Doch wo anlegen? Scuna (Ausflugsboote) an Secuna und
Fischerboot an Fischerboot reihen sich dicht gedrängt im
Hafenbecken. Ganz in der Ecke ist ein Holzsteg an dem wir das
Schlauchboot befestigen konnten und ein bequemes ein- und aussteigen
war auch möglich.
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der große Hafen |
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voll gepresst mit Boote aller Art |
Der Gang zur Policia Federal war super einfach,
sie war gleich in der nächsten Straße. Ruck Zuck hatten wir die
Stempel im Pass. Ein paar Schritte weiter war der Zoll. Der Mann war
völlig erstaunt das wir in Salvador keine Zollerklärung für das
Schiff bekommen haben (wie wir damals auch) und meinte damit gäbe es
für ihn nichts zu tun. Er verabschiedete sich lächelnd und schon
waren wir unterwegs zur Capitania. Dort wurden wir in ein mit
Code-Schloss gesicherten Nebeneingang geführt und zwei Offiziere in
schicker Marine Uniform (und bewaffnet) nahmen sich unserer an,
erstellten die Papiere und schon war alles erledigt. Da alles sehr
schnell erledigt war, konnten wir noch durch das Zentrum schlendern.
Geschäft an Geschäft dichtgedrängt soweit das Auge reicht. Es gibt
fast nichts was es nicht gibt. Auch ein Kilo-Restaurant mit einem
Riesen Angebot und super Schmackhaft haben wir gefunden. Gleich um
die Ecke war eine Grillbar hier gab es knusprig, braune
Grillhähnchen. Da gab es nur eins einpacken und das Abendbrot war
gesichert. Wahrscheinlich lag es daran das wir eine solche Menge
Fleisch nicht mehr gewohnt waren (richtig durchgebraten war es), denn
die Nacht waren beide Toiletten dauerhaft belegt. Am nächsten Tag
sind wir dann, etwas müde, mit Hembadoo zur mobilen Tankstelle und
gleich weiter, zurück zur Ilha Grande.
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die mobile Tankstelle |
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macht ein hervorragenden Eindruck |
Unser letzter Stopp auf der
Ilha Grande sollte in der Saco da Longa sein. Hier liegt ein kleines
Fischerdorf, davor liegen einige Fischerboote an Mooringbojen.
Inmitten der Bucht lag ein etwas größeres Fischerboot mit laufender
Eismaschine. Diese Geräuschkulisse wollten wir uns nicht zumuten und
machten sofort kehrt, um in die nächste Bucht, Pta. Do Bambu zu
fahren.
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zum letzten mal auf Ihla Grande |
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das schwimmende Restaurant |
Hier gab es dann nichts, außer eine kleine schwimmende Gaststätte (die nicht in Betrieb war) und die Geräusche der Natur –
wir lassen noch einmal die Seele baumeln.
Parati /
Jurumirim
01.07.2017
Parati -
Weltkulturerbe und Lieblingsurlaubsziel vieler prominenter
Zeitgenossen. Nur zu verständlich, wenn man durch die autofreien
Straßen geht, hoch konzentriert auf jeden Schritt, denn alle Wege
sind in den vergangenen Jahrhunderten von Sklaven mit Bruchsteinen
gelegt worden. Tatsächlich ist das Maultier mit Wagen noch für den
Transport von Waren im Einsatz. Das Leben geht seinen Gang, ein wenig
gemütlicher. Als wir ankommen regnet es und es ist total diesig
(seit langen das erste Mal). Unmengen von Yachten und Ausflugsbooten
ankerten in der Bucht über uns flogen ständig Hubschrauber und
privat Jets. Dieser Ort wollte uns nicht haben, deshalb wendeten wir
auf der Stelle und fuhren in die schmale Bucht Jurumirim. umringt vom
Duft des Urwaldes waren wir hier goldrichtig und warteten auf unser
Wetterfenster.
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seit langen mal regnerisches Wetter |
Wenn am Abend der Regen nachlässt, hört man seltsame
Vögel und das Gebrüll von Affen aus den Wäldern. Die Bambushaine
knacken unheimlich. An Bord fühlt man sich wohl behütet und sicher.
Ein letzter Blick in die pechschwarzen Hänge um uns herum. Wir
schließen alle Luken und Schapps und machen es uns auf dem Sofa
gemütlich.
Auf nach Uruguay
– Probleme, Probleme, Probleme
03.07.2017
Es
ist so weit, wir haben den Schutz des Golfes von Angra verlassen, und
steuern direkt auf den Hafen von Piriapolis, Uruguay, zu (knapp 1000
Seemeilen). Die Küste zwischen Florianopolis in Brasilien und der
Rio Plata Mündung in Uruguay bietet so gut wie keinen Schutz. Es
gibt gerade zwei Häfen auf der gesamten Strecke, die wir zum Schutz
vielleicht hätten anlaufen können. Der Rest besteht aus flachen
Sanddünen ohne Buchten. Davor ist das Wasser so flach, dass man
teilweise in 30 Meilen Abstand zur Küstenlinie nur 20 Meter
Wassertiefe vorfindet. Das beunruhigste ist aber, dass sich das
Wetter sehr schnell und unvorhersehbar ändern kann. Gefürchtet sind
die Pamperos, plötzlich hereinbrechende Stürme aus Süd, die bis zu
drei Tagen anhalten können. Bei den geringen Wassertiefen baut sich
dann sofort eine sehr bedrohliche Welle auf. Und wenn man dann keinen
Hafen oder eine Bucht in der Nähe hat, um Schutz zu finden, kann das
schon sehr unangenehm werden. Aus diesen Grund und weil wir bessere
Windverhältnisse erwarten sind wir weit von der Küste weg gesegelt
(ca. 60 – 70 NM). Als wir um das letzte Kap herum sind haben wir
uns schon geärgert das wir nicht noch einen Tag gewartet haben. Die
Windstärke und die Windrichtung war in Ordnung, aber die Wellen waren
der Wahnsinn. Es herrschten immer noch die alten Wellen vom starken
Süd – Ost Wind der vergangenen Tage vor. Dazu kommen die neuen
Wellen vom jetzigen Nord-Ost Wind das ganze ergibt eine abartige
Kreuzsee. Wir kommen uns vor wie in einer Wäscheschleuder. Der
Anblick solcher Wellen ist schon was besonderes hat aber auch was
Bedrohliches, wenn beide Wellen aufeinander treffen entsteht ein hoher
spitzer Wasserberg und oben auf der Spitze spritzt eine Fountaine
nach oben. Erst nach zwei Tagen sortierten sich die Wellen in
Windrichtung und es wurde etwas komfortabler.
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auf gehts, in Richtung Uruguay |
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die letzte kleine Insel |
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die Stimmung ist hervorragend |
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auch wen die Wellen höher werden |
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denn der Duft von frischen Brot lässt die gute Laune nicht absinken |
Zudem bläst, wie
vorausgesagt, ein kräftiger NE, allerdings etwas kräftiger als
vorausgesagt, und schiebt uns rasant mit 8 bis 9 Knoten (Teilweise 10
Knoten) in Richtung Süden. So rasant, dass nach einer gewissen Zeit
eine euphorische Stimmung an Bord aufkommt. Wir vermuten nämlich,
dass wir so bereits am Sonntag in Pirapolis einlaufen könnten. Doch
plötzlich gab es ein Knall und wir wurden schlagartig langsam wir
schauten über das Deck nach vorne, das große Genua-Segel war weg
wir konnten es kaum glauben. Es lag neben uns in voller Länge im
Wasser. Da es bald Dunkel wurde musste das Segel so schnell wie
Möglich aus dem Wasser und an der Reling gesichert werden. Ihr
glaubt gar nicht wie schwer es ist ein so großes Segel aus den
Wasser zu ziehen. In der Nacht waren wir nur mit dem Großsegel
unterwegs. Am nächsten Tag beschlossen wir das ich beim Segeln auf
den Großmast steige und eine Leine an die Halterung für die Genua
binde um sie so nach unten zu ziehen. Ich war heilfroh als ich wider
unten war so ein Geschaukel in 17 Meter Höhe brauch kein Mensch. Am nächsten Tag hat der Wind nachgelassen und wir
konnten die Genua wider Hochziehen.
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die Genua muss gesichert werden |
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das sind die Dinge die einem den Tag vermiesen |
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mitten auf dem welligen Meer, das brauch keiner |
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geschafft, wider heil unten |
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der Wind hat nachgelassen |
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und wir können die Genua hochziehen |
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gemeinsam sind wir Stark |
Der Gedanke Sonntag in Piriapolis
zu sein nahm wider Gestalt an. So rasch wie dieser Gedanke aufkam, so
konsequent schläft der Wind ein. Er ist zwar immer noch genügend,
um etwas voran zu treiben, aber nicht mehr stark genug für unsere
euphorischen Pläne. Deshalb lassen wir den Diesel mitlaufen, um noch
halbwegs voran zu kommen. Nach ein paar Stunden vernahmen wir
seltsame Geräusche aus den Motorraum. Ein Blick in den selben jagte
uns ein ziemlichen Schrecken ein denn aus dem Getriebe (der Öffnung
für den Ölpeilstab) lief Wasser, Salzwasser. Es war klar das der
Ölkühler kaputt gegangen ist und das Getriebe mit Salzwasser
gelaufen ist. Das ist ganz, ganz schlecht für das Getriebe. Die
Wetterlage ist günstig und wir haben Zeit. So stellen wir den Motor
sofort ab und segeln gemächlich in Richtung Süden. Bis in die Nähe
von La Paloma war alles halbwegs in Ordnung dort mussten wir eine
Fahrstraße der Großschiffsfahrt queren und es war ordentlich
Betrieb in beide Richtungen. Es war wie verhext mitten im
Verkehrstrennungsgebiet verlässt uns der Wind endgültig. Zwar
senden wir ein AIS-Signal und die großen Schiffe konnten uns sehen,
aber wir mussten das Gebiet unbedingt verlassen. Es gab keine andere
Lösung als den Motor zu starten und mit dem Wasser gefüllten
Getriebe eine halbe Stunde zu fahren. Dann ließen wir uns Treiben
und hofften auf Wind. Es kam auch etwas Wind, aus Osten, nicht genug
um zu segeln aber genug um mit 2 Knoten auf die Küste zu zutreiben.
Jetzt wurde uns ganz Mulmig zu mute. Wir warteten noch ein paar
Stunden doch am Wetter änderte sich nichts. Nun müssen wir uns
entscheiden. Wenn wir nicht stranden oder irgendwo im nirgendwo
Not-Ankern wollen (bei Wetterwechsel womöglich Mayday rufen) müssen
wir den Motor starten. Nach einer Stunde Fahrt schräg von der Küste
weg gab es ein lautes klappern und wir hatten keinen Vortrieb mehr,
alles klar das Getriebe war kaputt. Genau in diesem Moment kam Wind
auf. Wir hätten schreien können, warum nicht ein bisschen früher.
Zumindest konnten wir jetzt bis Piriapolis weiter segeln. Dort können
wir auch in der Nacht bis vor dem Strand segeln und hinter der
geschützten Hafenmole ankern. Als wir in der Nacht die ersten
Lichter von Piriapolis sahen legte der Wind ordentlich zu (auf 26
Knoten) und kam genau von Land wo wir hin wollten. Zum Kreuzen war
nicht viel Platz und wir brauchten 1,5 Stunden um zu der
Hafeneinfahrt zu gelangen. Mit dem halben Boot in der Hafeneinfahrt
fiel der Anker. Wir mussten in den Hafen geschleppt werden das war
Fakt. Da wir mit dem Boot in der Einfahrt liegen das war uns klar
(das war ja unsere ABSICHT ) das wir bald Besuch bekommen würden.
Keine Stunde später kam die Prefectura
Naval (die
hiesige Küstenwache). Wir machten ihnen Klar das wir uns ohne Hilfe
nicht fortbewegen können. Nachdem sie nochmals kurz weg wahren
(wahrscheinlich den Vorgesetzten Konsultiert haben) gingen sie eine
halbe Stunde später längsseits und schleppten uns in den Hafen.
Eigentlich wollten sie uns zu einem regulären Liegeplatz bringen
aber gleich auf den ersten Steg sprangen Leute herum und zeigten das
wir Längsseits anlegen sollten, was wir auch taten. Im ersten Moment
freuten wir uns, denn längsseits liegen bedeutet bequemes ein und
aussteigen. Aber die Freude hielt nicht lange an der Wind nahm zu und
presste uns gegen den Beton-Steg. In der Nacht verschärfte sich die
Lage unserer großer Fender war geplatzt und wir drohten mit der
Scheuerleiste (Oberkante vom Boot) unterhalb des Bootsstegs zu
geraten. Da es im Hafen kein Schleppboot oder ähnlichen Service gibt
baten wir noch einmal die Prefectura
uns zu ein regulären Liegeplatz zu schleppen. Jetzt konnten wir seit
Tagen das erste mal eine Nacht durchschlafen.
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mit Bretter versuchen wir ein Unterhaken zu vermeiden |
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hier kommt man nicht zum Schlafen |
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alles vorbereitet zum abschleppen |
Aber etwas erfreuliches gab es dann doch noch, die Robben. Nach dem sie vom Fischfang in den Hafen zurückkommen versucht jeder ein schönes Plätzchen zum ausruhen zu finden am liebsten auf ein Boot. Es ist kaum zu glauben wie hoch diese großen und schweren Tiere springen können und wie geschickt sei sich auch in die kleinste Lücke zwängen. Obwohl sie so freundlich grinsend daliegen und ab und zu mal mit der Flosse winken sollte man sie nicht streicheln wollen denn spätestens wenn sie Brüllen oder auch nur Gähnen erkennt man ihre gewaltigen Zähne und mit denen möchte man keine Bekanntschaft machen.
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die Robben haben garantiert |
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keine Albträume |
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auch im Wasser des Hafens |
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scheinen sie sich wohl zu fühlen |
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selbst der schmale Balken ist zum schlafen geeignet |
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alles klar zum Entern |
Fortsetzung folgt.