Freitag, 24. Januar 2020

Saint Martin 2

Es kommen immer wider die Momente wo man sich die Frage stellt, wozu sitzt man Stundenlang am Computer und erstellt Routen- und Zeitpläne wenn sich dann doch wider alles ändert. So auch jetzt, wir wollten schon lange von Saint Martin weg sein. Aus den 14 Tagen Lieferzeit für die Kühlwasserpumpe des Generators sind jetzt 4 Wochen geworden. Das heißt wir verbringen nicht nur Weihnachten und Silvester hier sondern auch noch eine geraume Zeit danach.
Weihnachten hier im französischen Teil findet übrigens nur an einem einzigen Tag statt, nämlich am 25.12.. Der Heiligabend wird hier nicht gefeiert und einen 2. Feiertag gibt es auch nicht. Also ihr hattet es in Deutschland eindeutig besser (Arbeitnehmer freundlicher).
Wir nutzen den 1. Weihnachtsfeiertag, und gönnen uns ein spannendes Hörbuch und liegen einfach nur rum und genießen das Nichtstun! Für die Feiertage hatte ich von Ingrid die Genehmigung die Küche einzusauen, ich koche sehr gerne, vor allen ausgefallene Sachen, aber der Elan beim Abwaschen und aufräumen hält sich wirklich in Grenzen. Nur Camper und Segler wissen, was es heißt, ein ausgefallenes Dinner in einer Miniküche an einem 2-Platten-Herd zu kochen bzw. wissen, wie diese anschließend aussieht. Ich musste aber die Gelegenheit nutzen, denn das ist hier immerhin Frankreich und hier kann man alles an Feinkost-Zutaten kaufen und das ist nicht überall selbstverständlich. Aber das fürstliche und faule Leben hielt nicht allzulange an, denn ich hatte vor ein neues (altes) Projekt zu verwirklichen. Eine 4-Kanal Funkfernsteuerung. Zwei Kanäle sollen für die Ankerwinsch (Auf und Ab) genutzt werden. Für die beiden anderen Kanäle müssen wir uns noch was einfallen lassen. Nach der Fertigstellung ist es möglich mit einer Person das Boot zu fahren und die Ankerwinsch vom Cockpit aus zu bedienen. Das eröffnet wieder neue Möglichkeiten, z. B. das einrollen der Genua mit Hilfe der Ankerwinsch (muss aber erst einmal getestet werden). Ich habe etwas mehr Aufwand betrieben. Um die kleinen Relais auf der Leiterplatte des Empfängers zu schonen habe ich zusätzlich für jeden Kanal ein robustes 12V Relais verbaut.
Rindfleisch Stroganoff
Fenchel-Minze-Spagetti

Bratkartoffel mit Kräuter-Steak
Weihnachten heißt aber auch, dass jede Menge von diesen Superyachten unterwegs sind, die sonst für Unsummen in Marinas geparkt sind. Ansonsten, die Tage verfliegen einfach so, ohne das wir Langeweile bekommen. Und im nach hinein weiß ich gar nicht, was wir täglich so treiben.
bei Denen stellt sich die Frage, wer hat den schnellsten und größten Hubschrauber auf dem Boot

Silvester war etwas enttäuschend es war nichts los. Irgendwie feiern die Silvester hier anders oder auch gar nicht. Auch das Feuerwerk um Mitternacht fand nur professionell von 4 Hotels statt, private Knallerei gab es gar nicht und die Stadt Marigot lies sich auch nichts anmerken. Aber von Bord aus hatten wir einen tollen Überblick über alle Feuerwerke von den Hotels. Es war überhaupt nicht zu vergleichen mit Silvester im vorigen Jahr in französisch Guayana, wo wir in einer gewaltigen Lichterflut versunken sind.
Nach Silvester haben wir uns aufgerafft und sind mit dem Bus nach Philipsburg gefahren. Philipsburg besteht aus einer Strandpromenade, einer Front Street, einer Back Street (die heißen wirklich so) und zwei endlos langen Anlegepiers für Kreuzfahrschiffe. An diesen beiden Piers passen sage und schreibe bis zu 8 Kreuzfahrtschiffe und somit lebt (gefühlt) ganz Philipsburg quasi von Kreuzfahrtpassagieren. Wir haben Glück, die Geschäfte, Restaurant und Strandliegen werden heute nur von Passagieren von zwei Cruisern überlaufen. Die allgemeine Ausgehgarderobe hat auch hier wieder einen hohen Standard. Amerikaner und Briten decken sich hier auf dem Duty Free Island mit Uhren, Alkohol, Diamanten und sonstigem Schmuck ein. Wir huschen an diesen Geschäften ohne Interesse vorbei. Pech für die, das wir mehr auf „Dauer-Lotter-Segelleben“ stehen als auf Brilli´s. Wir geben auf und genießen in der nicht von Cruisern überlaufenen Back Street ein leckeres Stück Kuchen das wir bei einem Chinesen erworben haben, bevor wir mit dem Bus zurück nach Marigot fahren. Einheitlich stellten wir fest das dieser Ort nichts für uns ist.
nur zwei Kreuzfahrer am Pier
und damit hält sich der Andrang
an Strand und Promenade in Grenzen
die Front Street - ein Luxusladen nach dem anderen
Da war der Aufstieg zur Festung Fort Louis schon eher unser Geschmack.
Die Festung Fort Louis wurde 1789 erbaut. Mehr über die Geschichte und dem hin und her der Eroberungen der Insel erfahrt ihr unter anderem hier – https://www.meetcaribbean.de/geschichte-sint-maartensaint-martin-splitter-europa.
Der Aufstieg ist teilweise etwas steil und bei praller Sonne auch etwas anstrengend. Aber wenn es geschafft ist hat man einen tollen Anblick auf die Küste, die Marina und auf die Stadt Marigot. Auch wenn es hier meist nur noch Ruinen zu sehen gibt, kann man doch einen Eindruck dessen gewinnen wie es einmal gewesen sein muss. Schön auch weil es hier in der Regel nicht all zu voll ist.
vom Dinghy-Steg geht es hoch
zum Fort Luis
laufen und klettern ist für Segler nicht leicht
aber die Aussicht ist der Hammer
findet auch Ingrid
gibt es etwa einen neuen Herrscher
vergiss es, hier herrscht nur eine - Ich !
oje, da hilft nur ein Schluck aus der Flasche
Eine weitere Unterbrechung des Alltagstrotts war die Fahrt zur Tankstelle. Wir sind ja schon oft mit dem Dinghy vorbeigefahren und wissen das es einmal sehr schmal ist (umdrehen können wir vergessen) und auch die Strömung und die Wellen heftig sein können. Deswegen sind wir gleich rückwärts in den Kanal gefahren, obwohl es halbwegs ruhig war haben wir drei Anläufe gebraucht um so anzulegen wie es unserer Plan war (ein Langkieler und rückwärts fahren werden keine Freunde).
Was lange währt, wird endlich gut!
Der Wetterbericht hat starken Wind für ein paar Tage, in Böen über 40 Knoten angesagt. Der wehte von der Mitte des Atlantik bis in das gesamte Karibische Meer. Es war genug Zeit damit sich im Atlantik richtig hohe Wellen aufbauen konnten (7 Meter), die aus Richtung Norden kamen.
In der Nacht werden wir von ungewohntem Geschaukel wach. Draußen pfeift nicht nur der Wind, nein, wir haben das Gefühl, nicht vor Anker in einer Bucht zu liegen, sondern auf der Atlantiküberfahrt zu sein. Wir können, Gott sei dank, (fast) immer schlafen und so lassen wir uns erst mal durch Rauf und Runter, Rechts- und Links Geschaukle nicht stören. Früh machten wir uns doch ein paar Sorgen, unser Anker und auch der vom Nachbar Katamaran hat etwas nachgegeben. Da gab es nur eins, Anker hoch und wieder ein paar Meter vor fahren und mehr Kette rauslassen als sonst üblich. Jetzt fühlten wir uns für die nächsten zwei Tage sicher. Doch dann wurde es völlig verrückt. Der Wind aus Ost hat nachgelassen und die hohen Atlantik-Wellen liefen abgebremst nur durch die Insel Anguilla im Norden mit einer Höhe von immerhin noch 2 m in die Bucht. In dem flachen Wasser begann sich der Wellenkamm zu brechen. Da wir die Wellen von der Seite bekamen hat es uns gewaltig hin und her geschaukelt. Aber unsere größte Sorge war das wir auf Grund aufsitzen. Bei einer Wassertiefe von ein klein wenig über 4 m haben wir im Wellental nicht mehr allzu viel Wasser unterm Kiel. Eine Weile beobachteten wir fasziniert wie die Brecher, in die Bucht rollten. Dann gab es plötzlich ein Ruck und ein Knall unsere 20 mm Ankerkettenzugentlastung war gerissen. Unglaublich, das passiert wohl nur hier in dieser Bucht vor Marigot. Jetzt habe ich endgültig die Schnauze voll und das heißt Motor an, Anker hoch, um die Marina herum in Richtung Industriehafen zu den dort parkenden Superyachten. Wir haben dann relativ dicht am Ufer geankert und hier war dann Ruhe. Mit heißem Tee, auf der Salon Couch und einem spannenden Spielfilm vertreiben wir uns diesen außergewöhnlichen Karibiktag. Noch ein abschließender Spruch: "Lieber die Karibik-Welle als in Deutschland die Grippe-Welle".
die Wellen kommen reingerollt
wie bei einem mini Tsunami
am Dinghy-Dock haben die Wellen Boote unter den Anleger gedrückt
Apropos heißer Tee, es ist Winter in der Karibik.
Ja, richtig gelesen, auch in der Karibik ist Winter! So ca. seit Dezember…
Das heißt, die Tagestemperatur liegt nur noch bei 27/29 Grad – das hat den Vorteil, dass man nicht mehr klatschnass geschwitzt ist. Die Nachttemperatur liegt bei ca. 25 Grad – auch schön, man wälzt sich nicht mehr im eigenen Saft, sondern muss sich zwischen durch sogar mal zudecken. Natürlich nur mit einem dünnen Laken! Abends im Cockpit müssen wir bei Wind schon mal lange Hosen und ein dünnen Pullover drüber ziehen. Früher in Deutschland hätten wir darüber nur gelacht und ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Aber es ist erstaunlich wie man sich an die hohen Temperaturen gewöhnt und unsere wohl fühl Temperatur liegt um einiges höher als früher. Wenn ihr einen afrikanischen Studenten mit dicker Jacke und Mütze im Sommer seht – der friert wirklich.
Die Wassertemperatur ist leider auch gesunken auf 25/26 Grad – das ist unschön! Für mich zumindest, denn nun muss ich mich ein wenig überreden, in diesem kalten Nass zu baden (ich bin der absolute warm Duscher).
selbst Sau-Wetter ist Sehenswert
Es ist der, 15.01.2020 es sollte ein großer Tag werden, wir bekamen eine E-Mail mit der Info das unsere Kühlwasserpumpe angekommen ist. Sofort schwangen wir uns in das Dinghy und fuhren in die Niederlande um sie abzuholen. Voller Vorfreude habe ich den Karton geöffnet und die Pumpe heraus genommen. Oh Schreck, keine Dichtung dabei, aber das war kein allzu großes Problem. Viel schlimmer, es fehlte ein kleines Röhrchen so ca. 1,5 cm das mit Feingewinde in die Pumpe eingeschraubt wird und auf dem dann ein dünner Schlauch geschoben wird. Das kann sich keiner vorstellen wie wir uns die Hacken abgelaufen haben um jemanden zu finden der auf ein kleines Röhrchen Feingewinde schneidet. Unser erster Anlaufpunkt war Veronika bei ihr waren wir ja schon beim ersten mal um die Pumpe reparieren zu lassen. Wie beim ersten Mal ist Sie mit uns von einem zum anderen gelaufen, was fertiges war aber nicht zu holen. Für das Anfertigen des kleinen Röhrchens wollten sie 40 US-Dollar. Das wollte ich aber überhaupt nicht einsehen also sind wir losmarschiert keiner konnte oder wollte (lohnt sich nicht) uns weiterhelfen. Zum Schluss sind wir in einer winzigen Schlosserei gelandet der hat einfach auf ein fertigen Schlauchanschlussstück aus Messing Feingewinde geschnitten und mit Teflon eingeschraubt. Dann wollte er 30 US-Dollar, für 10 gesparte Dollar sind wir 4 Stunden durch die staubigen und heißen Gassen gezogen. Das war definitiv ein schlechtes Geschäft. Bei F.K.G. Marine Rigging (Veronika) dagegen hätten wir in einem klimatisierten Raum bei einer Tasse Kaffee auf die Fertigstellung warten können. Aber zu guterletzt ist alles gut, wir haben etwas für unsere Fitness getan und der Generator läuft wie ein Bienchen.
"Vroni" - egal was kommt immer Hilfsbereit
die Füße schmerzen, aber letztendes alles gut
Jetzt wird es aber Zeit das wir hier (bevor wir Wurzeln schlagen) verschwinden.
Oder anders ausgedrückt Anker hoch und ab in die nächste Bucht. Ganze 5 Seemeilen haben wir uns somit schon mal von der Marigot Bay entfernt und liegen nun in der rolligen Anse Marcel. Vor uns ein Strand mit 3 Hotels und ca. 250 Liegestühlen. Hier also wird ein Teil der 3-4 mal wöchentlich von Amsterdam oder Paris startenden Urlauber abgelegt – ha ha. Auch wenn sich das jetzt nicht so liest, aber es sieht wirklich recht hübsch aus. Es ist wirklich nett hier. Sogar eine Strandbar gibt es, die reizt natürlich. Aber unser Dinghy ist so gut verschnürt, das wollen wir nicht extra wieder zu Wasser lassen. Außerdem ist zu fürchten, dass die Bierpreise an dieser Strandbar nicht in unser Budget passen. Schnell schlage ich im Internet mal den Hotelpreis für das hier ansässige Riu Palace All Inclusive Hotel nach. Oh, Oh: eine Übernachtung all inkl. kostet Schlappe 437,00 Dollar, das heißt, eine Woche kostet über 3000 Dollar.
Also am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück weiter zur Îlet de Pinel. Hier haben wir wider das volle Karibik Urlaubsfeeling. Das heißt glasklares Wasser, Schildkröten, Strandbar und ein paar Charter-Katamarane.
der Anblick tut den Augen gut
Aber mehr als zwei Tage werden wir uns auch hier nicht aufhalten dann geht es ab nach Deshaies auf Guadeloupe. Das Wetter hat sich gerade so verschlechtert das wir gar kein Wind haben und wenn doch ein kleines bisschen vorhanden ist kommt er noch aus südlicher Richtung. Aus diesem Grund werden wir Motoren müssen und legen noch ein kurzen Zwischenstopp auf der Vulkaninsel Montserrat ein.