Donnerstag, 22. September 2016

Teneriffa - Kanaren

Wir haben es uns anders überlegt. Bevor wir nach Teneriffa segeln, werden wir ein zwischen Stopp im Süden von Lanzarote und zwar in der Playa del Papagayo machen. Dort wollen wir ein paar Tage vor Anker verbringen.
Mittwoch 07.September:
Leinen los. Das Ablegemanöver gelingt perfekt, sogar mit rückwärts eindampfen und den Wind zum Drehen an Ort ausnutzen. Wir freuen uns auf ein paar gemütliche Stunden unter Segel. Aber schon bald merken wir, dass damit nichts wird. Die Wind wurde immer schwächer und wir mussten den Motor starten. Um 14.00 Uhr fiel der Anker. Sonne pur und hellblaues Wasser und weißer Sandstrand, was für ein Anblick. Ingrid musste sofort ins Wasser und ein paar Runden um das Schiff schwimmen. Wir verbrachten soviel Zeit wie möglich mit Nichtstun. Am nächsten Tag stoppte ein deutsches Ehepaar (Luise und Jürgen), das mit einem Schlauchboot unterwegs war, bei uns. Es wurden die üblichen Fragen gestellt woher kommt ihr, wohin wollt ihr. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Am nächsten Tag ist Jürgen vom Strand bis zu unseren Schiff geschwommen.
erst Schwimmen dann Reden
Nach einer kurzen Besichtigungs-Tour verrann die Zeit bei einer Interessanten Unterhaltung. Am Strand wurde Luise schon Unruhig. Beim Gespräch erfuhren wir das sie hier ihren festen Wohnsitz haben und vereinbarten ein Treffen in ihrem Haus. Aber jetzt wollte ich Jürgen erst einmal mit dem Schlauchboot an den Strand bringen. Die Brandungswellen waren ziemlich hoch und Jürgen sollte ein kleines Stück vorher aussteigen. Jürgen hatte es eilig und ist auf der Seite raus wo ich sitze und gleichzeitig kam eine große Welle. Wir gingen beide über Bord und das Schlauchboot überschlug sich. Der Motor lief im Standgas sogar unter Wasser weiter (ich hatte die Zündunterbrechung nicht am Handgelenk – aber der Propeller drehte nicht!). Wir lachten über die Showeinlage die wir den Strandbesuchern geboten haben. Wir warteten ein paar Tage aber der Schwell (Wellen) wurde immer größer und es war unmöglich mit dem Schlauchboot an Land zu kommen. Deshalb beschlossen wir Hembadoo in einer Bucht in der Nähe des Hauses von Luise und Jürgen zu Ankern. Ein kurzer Anruf und schon holten die beiden uns vom Strand ab (übrigens gab es hier so gut wie keine Wellen). Luise und Ingrid waren noch Brot kaufen während dessen Jürgen und ich zum Haus gelaufen sind wo schon ein, zwei kalte Bier auf uns warteten.
erst mit Jürgen
dann mit Luise
es gibt viel zu erzählen
In geselliger Runde berichteten sie von ihren Reisen (Kap Verden, Brasilien, Argentinien u.s.w.) und konnten uns einige nützliche Tipps geben. Jetzt mussten wir uns aber von diesen liebenswerten Menschen verabschieden denn wir wollen bei Tageslicht in Santa Cruz de Tenerife ankommen (wir brauchen ca. 27 Stunden).
und wider ein Abschied
Die Überfahrt war völlig problemlos wir hatten einen super Wind von 17 bis 20 Knoten und kamen entsprechend schnell vorwärts. 

Teneriffa und im Dunst der Teide - 3718m hoch
Marina Teneriffa - alles voll
Anfangs wollten wir in die Marina Teneriffa etwas Nördlich von Santa Cruz, erst einmal war alles voll und so richtig gefallen hat es uns auch nicht. Also weiter nach Santa Cruz.

Dienstag, den 13.09 um 17:00
Wir liegen wir nun ruhig am Fingerponton in der Marina, ganz hinten im großen Industriehafen von Santa Cruz mit der Nase im Wind, einfach perfekt.
Santa Cruz in Sicht
zwischen den Bohr-Plattformen hindurch
und dann liegen wir am Steg
Am Abend drehen wir eine erste kleine Runde durch die Stadt, und waren positiv überrascht über das was wir zu sehen bekamen. In der Stadt sind viele Straßen und Gassen von Bäumen gesäumt und zwischen den mehrspurigen Straßen befinden sich grüne Fußgänger-Alleen.

zwischen zwei Autospuren
Nicht weit vom Hafen gleich neben dem Plaza de España war die Hauptstation vom roten Bus (die machen Standrundfahrten wo man an den entsprechenden Haltepunkten beliebig oft ein und aussteigen kann). Wir haben beschlossen uns am nächste Tag ein Ticket für den „oben ohne“ Bus zu holen. Aber jetzt freuen wir uns riesig auf eine ungestörte Nacht. Am nächsten Tag marschierten wir nach dem Frühstück (wohl eher Brunch) gut gelaunt in Richtung Bushaltestelle um die Stadt zu erkunden . Wir staunten nicht schlecht als die nette Frau in ihrem roten Anzug uns erklärte das der Fahrschein für zwei Tage gültig ist (im Prospekt stand 24 Stunden). Die erste Runde fuhren wir ohne aus zusteigen um uns einen Überblick zu verschaffen und den Erklärungen in deutscher Sprache zu lauschen.
Inder zweiten Runde sind wir am Stadt-Park ausgestiegen. Eigentlich ist es ein großer botanischer Garten. Wir sind wie berauscht von der kühlen, sauerstoffhaltigen und vom Blütenduft angereicherten Luft. Die Gestaltung des Parks ist eine absolute Augenweide.
so schön
warum schaut sie den weg
ohne Worte 1
ohne Worte 2
ohne Worte 3
ohne Worte 4
Es gibt hier so viele Pflanzen, Bäume, Palmen, Kakteen und ihre Früchte und Samen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Zum Abschluss gehen wir noch in eine nette kleine Park-Gaststätte.
Am nächsten Tag steigen wir am Auditorium aus. Das verrückte Gebäude ist ein Werk von Santiago Calatrava. 2003 wurde es nach jahrelanger Bauzeit eingeweiht. Es ist eine Art Mehrzweckhalle. Kongresse werden hier organisiert und Konzerte und Aufführungen aller Art durchgeführt. Das schneeweiße Gebäude ist von weit draußen auf dem Wasser sichtbar. Es ist mosaikartig mit glänzend weißen Kachelstücken verkleidet, innen und außen. Nur die Untersicht der wellenartigen Zunge ist in Sichtbeton belassen. Das Auditorium liegt direkt am Wasser.
selbst Bill Clinton war hier
alt und neu
nur alt
Von der riesigen Terrasse aus sieht man viele Dutzend Gemälde von berühmten Musikern aller Zeiten und Sparten auf die Felsblöcken der vorgelagerten Mole gemalt. Sehr witzig!! Die Portraits sind eher schlecht als recht. Aber viele können wir doch erkennen, Anne Sophie Mutter, Leonard Bernstein, Mozart, Jako, Johann Strauss. (ha, ha der Name steht unter dem Bild!)
Wenige Schritte vom Auditorium entfernt liegt die hübsche kleine Casa de la Pólvora. Diese Festung diente zur Verteidigung von Santa Cruz. Sie wurde vom Militäringenieur La Pierre entworfen, und 1758 fertig gestellt. Etwas weiter entfernt machen wir ein Foto der beiden Zeitzeugen zusammen, das Alte und das Neue.

Gleich daneben befindet sich das große Meerwasserbad. Unsere Füße schmerzten schon etwas also rein in das Bad. Die Handschrift von César Manrique ist unverkennbar. Die ganze Anlage zeigt viele Details, die seine Werke auf Lanzarote auszeichnen und die uns ins Auge fallen, die bepflanzten Inselchen auf den Gehwegen und in den verschiedenen Becken, die schwarzen und weißen Steine der Einfassungen und die vielen Skulpturen aus seiner Hand. 

das ist sehr beeindruckend
Ingrid stürmt zum Wasser
und ist sofort drin
Ingrid hat die Insel gekapert
Nur wenig Besucher sind zu sehen. Und wir genießen diesen optischen Leckerbissen. Eine Besichtigung des Palmenparks mussten wir aus zeitlichen Gründen weglassen. Er befindet sich gleich neben den Bad und dort wachsen tausende unterschiedliche Palmen auf einer ehemaligen Mülldeponie. Den Rückweg machten wir zu Fuß und gehen an der Markthalle de Nuestra Señora de Africa vorbei aber die meisten Stände waren schon geschlossen.

wenn einer denkt er hat ein großen Gummibaum - wie man sieht es geht größer

Dann landeten wir wider auf der Plaza de España vor dem Hafen. Ein kreisrunder Meerwassersee ist von Pavillons aus schwarzem Lavagestein umgeben. Die einen sind bunt und üppig bepflanzt, andere tragen Kakteen wie stachelige Warzen. Die Gebäude beherbergen Läden, Informationsbüros, Kunsthandwerker, etc. Die Anlage ist großzügig, es gibt viel Raum für Spielplätze und Flanierwege. 

bepflanztes Gebäude 1
bepflanztes Gebäude 2
riesige Schoten - das würde ein Bohnensalat geben
blick zum Stadtzentrum
die Warzen
Der Tag hat uns einen durchweg positiven Eindruck der Stadt vermittelt. Es gibt hier relativ wenig Touristen. Die Kreuzfahrtschiffe bringen sie zwar zu Hunderten für einige Stunden, aber die großen Massen sind eher im Süden anzutreffen, wo die Strände liegen. In der Stadt findet man überall kleine Bars, Kaffees und Gaststätten mit viel Charme und speziellen Angeboten. Die Stadt gefällt uns sehr gut. Sie bezeichnet sich ja auch als Kulturhauptstadt der Kanaren.

Eigentlich wollten wir uns ein Leihwagen holen und nach La Laguna und ins Anagagebirge fahren.

San Cristóbal de la Laguna war bis 1823 die Hauptstadt von Teneriffa. Sie wurde 1496 von Lugo, dem Eroberer der Insel, gegründet. Sie war die erste spanische Kolonialstadt. Sie ist heute noch mit der Universität (25'000 Studenten und 150'000 Einwohner) und dem Bischofssitz das kulturelle und intellektuelle Zentrum der Insel. Die UNESCO hat sie zum Weltkulturerbe erkoren. Um die Plaza de Adelantado stehen imposante alte Herrschaftshäuser und das Kloster Santa Catalina, wo die wundertätige Nonne María de Jesús liegt. Sie starb am 15. Februar 1731 und soll nicht verwesen. Sie wird jedes Jahr an ihrem Todestag dem Publikum gezeigt. Tausende strömen hierher, um sie zu sehen.

Aber wir haben einstimmig Beschlossen es nicht zu tun. Mittlerweile sind wir von den ganzen Eindrücken die in kürzester Zeit auf uns nieder prasseln fast etwas Überfordert und wir haben festgelegt das auf der Liste mit Orten die wir noch einmal besuchen Teneriffa ganz oben steht.

Am nächsten Tag machten wir in einem Marine-Shop eine große Entdeckung – einen Magma Gasgrill für die Reling – den suchen wir schon seit ein halben Jahr und haben sofort zugeschlagen. An den folgenden drei Abenden gab es nur Gegrilltes (Doraden, Rinder-Steak, Würstchen und Gemüse) So kann man Menschen Glücklich machen.
bruzel, bruzel
das Abendbrot auf dem Achterdeck

Am vorletzten Tag gab es noch einmal gewaltigen Trubel. Rund um die Markthalle de Nuestra Señora de Africa wurden etliche Straßenzüge zu einem riesigen Freiluft- und Trödel-Markt umgestaltet. Es gab dermaßen viel zu Kaufen das wir völlig überfordert waren und zu guter Letzt gar nichts gekauft haben.
soviel Menschen auf dem Markt
es muss nicht immer ein Stand sei

Heute am letzten Tag in Santa Cruz wird Hembadoo betankt der Tankwagen war zu 10.30 Uhr bestellt, auf die Minute pünktlich stand er auf der Hafenmauer, wir mussten uns die Augen reiben den das waren wir überhaupt nicht mehr gewöhnt. Zum Schluss gönnten wir uns noch eine Transportkarre voll mit Sprudelwasser. Alles war verstaut alle Tanks waren voll nun konnte es weitergehen.
wir tanken Diesel
wir tanken Sprudelwasser

Dienstag der 20.09.16
Leinen los und weiter nach Süden unserer Ankerbucht entgegen. Voraus gesagt war schwacher Wind und wir hatten uns schon ein wenig geärgert. Aber kaum waren wir aus den Hafen raus hatten wir 17 bis 22 Knoten Nord-Ost-Standard-Passatwind und wir Düsten mit 7 bis 8 Knoten nach Süden. Unser Ankerplatz war beeindruckend dicht unter einer senkrechten und sehr hohen Felsenwand fand unserer Anker im Sand halt. 
bye bye Santa Cruz
die Anker-Bucht im Osten hohe, senkrechte Felsen
die Anker-Bucht im Westen
etwas vergrößert
Hier ist es so schön das wir unseren Aufenthalt um drei Tage verlängert haben. Danach geht es nach La Gomera. Gran Canaria lassen wir im wahrsten Sinn links liegen denn wegen der ARC wird es eh schwierig mit Liegeplätze.

Sonntag, 4. September 2016

Lanzarote - die Insel der Vulkane

Die Überfahrt nach Lanzarote war wenig aufregend. Um so aufregender war die Einfahrt in die Marina Lanzarote. Ich hatte eine Beschreibung des Hafens aus dem Internet im Kopf, wo sich der Hafenmeister im hinteren Teil befinden sollte. Dummerweise hörte ich nicht auf Ingrid, sie rief mir zu, das gleich am Anfang, an einem Steg, ein Schild mit der Aufschrift Rezeption war. Na ja jedenfalls kam das Ende des Hafens, mit 28 Knoten Wind im Rücken, verdammt schnell näher und wir hatten große Probleme, trotz Bugstahlruder, zu wenden. In letzter Minute haben wir es dann noch an einen Außensteg geschafft. Ein belgischer Segler berichtete uns das wir nicht die Einzigen mit Problemen beim einfahren beziehungsweise anlegen sind. Eine Woche später sollten wir es auf erschreckender Weise vorgeführt bekommen. Nach dem anmelden im Marina-Office, wo uns eine freundliche Deutsche (Tanja) empfing, bekamen wir unseren endgültigen Platz zugewiesen. Der Wind hatte etwas nachgelassen und wir konnten ohne Probleme in unsere Anlege-Box am Steg fahren. Wir sind in Arrecife, der Hauptstadt Lanzarotes angekommen. Der Hafen ist großartig, sauber, gut gesichert und man entbehrt nichts. Es gibt hier Nautik Shops mit riesiger Auswahl, die für Ersatzteile der Yachties sorgen. Die neue Hafenpromenade ist auf Tourismus ausgelegt und entsprechend teuer. Aber man ist ja nicht gezwungen einen Badeanzug für 400 EUR zu kaufen. Entsprechend leer sind einige Geschäfte. Die ersten 1 ½ Wochen verbrachten wir mit einigen Arbeiten am Schiff und dem Erkunden von Arrecife.
auch vom Hafen zu erkennen
und gleich nebenan der Stadt-Strand
Als erstes fällt einem das Grand Hotel, mit seinen 17 Stockwerken, das einzige Hochhaus der Insel, auf. Das ist auch ein guter Orientierungspunkt der von fast überall zu erkennen ist. Gleich daneben befindet sich der große Strand mit weißem Sand.
Castillo
Zugbrücke
Als nächstes fällt einem meist das kleine Castillo de San Gabriel auf. Über die kleine Zugbrücke Puente de las Bolas, erreicht man das Castillo aus dem 16. Jh. Damals entstand die Festung auf Wunsch des Marquez Herrera y Royas. Dieser erhoffte sich, dass er durch den Bau des Castillos, die Überfälle der Nordafrikaner besser abwehren zu können. Ob er damit Erfolg hatte, ist leider nicht belegt. Heute beherbergt das Castillo ein kleines archäologisches Museum. Allein wegen dem Museum lohnt der Weg in das Castillo allerdings nicht, da dies wenig spektakulär ist und die meisten Fundstücke nicht einmal beschriftet sind.
Einkaufsmöglichkeiten
ohne Ende

Die Einkaufsmöglichkeiten in Arrecife sind sehr gut (Mercadona, Lidel, Hyper Dino u.s.w). Aber alles in allen ist Arrecife ziemlich unspektakulär, im Zentrum gibt es reichlich von den üblichen Touristen-Einkaufsläden und Gaststätten und der Rest ist Wohnsiedlung für die einheimische Bevölkerung.
Wie am Anfang schon angedeutet gab es die nächsten zwei Tage ein ganz großes „Hafen-Kino“, bei dem, Gott sei Dank, kein Mensch ernsthaft zu Schaden gekommen ist (bis auf ein paar Kratzer). Los geht es am Abend, ein großer Zwei-Master (ca. 70 Fuß) will auf der anderen Seite unseres Hauptstegs anlegen doch der Wind drückte ihn gegen den ersten Dalben (großes in den Boden gerammtes Halterohr für den Schwimmsteg) und mit einem lautstarken Knirschen schabte er an diesen großen und sehr stabilen Stahlrohr entlang. Von überall her eilen helfende Hände herbei und schieben und zerren, um das Schiff vom Steg wegzudrücken, was dann auch halbwegs gelang. Aber es wurde noch verrückter. Der Wind drückte das Schiff die ganze Nacht ordentlich gegen den Bootssteg und einer der großen Kugel-Fender war schon kaputt. Am nächste Tag haben sie wohl beschlossen (Kapitän und sechs Mann Besatzung und vermutlich der Eigner) den Platz zu verlassen, aber nach wenigen Minuten drückte der Wind das Schiff in die nächste Reihe der Steganlage und es fuhr mit lauten Getöse in die dort festgemachten Segelyachten. Was für ein Drama. Die Besatzung sprang mit Leinen über Bord um das Schiff halbwegs zu sichern damit es sich nicht noch tiefer in die anderen Yachten bohrt. Es dauerte Stunden bis es rückwärts wieder raus gezogen werden konnte. Wie das Ganze zustande kam, ob menschliches, oder technisches Versagen oder beides haben wir nicht erfahren.
das Unglücks-Schiff mit ersten Schrammen
es ist vollbracht, voll rein in die anderen
um da wieder raus zukommen musste eine Säge her
 links zersägte Aufbauten, rechts zerstörtes Heck


Aber jetzt bereiten wir uns auf unsere Urlauber vor. Unsere Tochter und unser Enkel kommen für zwei Wochen an Bord und wir wollen gemeinsam die Insel erkunden. Um das hinzubekommen leisten wir uns für die zwei Wochen einen Leihwagen.

Zu Lanzarote fallen einem baumlose Landschaften ein, diese von schwarzer Lava Asche bedeckten Einöden, die, wenn man aus dem immergrünen Norden kommt, so exotisch aussehen. Unter den Inseln, die zumindest politisch zu Europa gehören, ist sie sozusagen das schwarze Schaf. Eine Außenseiterin der ansonsten doch gemäßigten Natur unseres Kulturkreises. Lanzarote liegt am Rand unserer Vorstellung einer bewohnbaren Welt. Sie liegt auf halber Strecke zwischen Leben und Wüste. Deshalb kommen so viele Besucher. Ein Vulkanausbruch vor 200 Jahren hat hier vieles in eine Mondlandschaft verwandelt, der Rest war wohl vorher schon eine Mondlandschaft … Es ist ein Platz für Liebhaber der kargen Steinwüsten. Nur in den Orten gibt es ein paar Bäume, die müssen aber fast alle künstlich bewässert werden. Ansonsten wachsen ein paar Flechten und Büsche. Kakteen gibt es viele.
Ab jetzt geht es von einem Point of Interest zum nächsten :-) und zur Auflockerung immer wiedermal ein Standtag oder ein paar ruhige Stunden auf dem Boot.
Eric beim Fischen
bei der Hitze eine Dusche zwischendurch
oder man bewegt sich gleich gar nicht
unsere Fischsuppe, so gut wie die Einheimische
Auf der ganzen Insel ist die Handschrift des Künstlers Cesar Manrique zu erkennen, welcher ein einflussreicher Maler, Bildhauer, Architekt und auch Berater der Regierung war. Das heißt keine Werbeflächen, nur weiße flache Bauten und eben ein Zusammenspiel von Architektur und Natur.

Unser erster Anlaufpunkt war der Parque Nacional de Timanfaya – Der Feuerberg, oder das Tor zur Hölle. Vor dem Kassenhäuschen hatte sich schon eine lange Schlange von Autos gebildet, die alle darauf warteten weiterfahren zu dürfen. Pro Person zahlten wir 8 € Eintrittsgeld. Das war ganz schön happig, aber darin war die 14 km lange Busrundfahrt auf der Ruta de los Volcanes enthalten.
Vom Kassenhäuschen bis zum Parkplatz waren es noch 4 km. Nachdem uns ein Parkplatz zugewiesen wurde stellten wir den Wagen ab, stiegen aus und standen inmitten von schwarzen Lavameeren. Dahinter türmten sich hohe Berge auf. Manche hatten abgebrochene Spitzen, andere stiegen weich an und waren mit kleinen Lavasteinen bedeckt. Der Anblick löst eine gewisse Beklemmung aus, umso mehr, wenn man daran denkt, dass sich hier einmal eine der größten Katastrophen der jüngeren Erdgeschichte ereignet hat. Von 1730 bis 1736 und im Jahre 1824 öffnete sich die Erde und begrub mehrere Dörfer samt seinen Bewohnern unter glühender Lava, darunter auch das Dorf Timanfaya. Vor den Vulkanausbrüchen gehörte das große Areal zu dem fruchtbarsten Teil Lanzarotes.
Einem Pfarrer aus Yaiza ist es zu verdanken, dass man über den Hergang der Katastrophe 1730 Bescheid weiß. Als in der Nacht des 1. September 19730 die Erde aufbrach und anfing Feuer zu speien, begann er mit Tagebuchaufzeichnungen. Täglich berichtete er über neue Hiobsbotschaften, bis er zusammen mit anderen Bewohnern nach Gran Canaria flüchtete. Ganze Ortschaften wurden von den Lavaströmen überrollt, die sich bis ins Meer wälzten. Millionen toter Fische wurden an die Küste gespült. Man konnte fast zuschauen wie sich immer neue Berge bildeten und Krater entstanden, die sogleich wieder explodierten. 1824 revolierte die Erde erneut und es entstanden drei weitere Vulkane. Die Verwüstungen waren jedoch nicht so schlimm wie 100 Jahre zuvor. Ein Viertel von Lanzarote ist tote Vulkanlandschaft. Langsam, nach nun ca. 200 Jahren, sieht man wie die Vegetation und Tiere zurückkommen. Im Nationalpark fährt man in einem Bus eine Runde und kommt an allen Sehenswürdigkeiten vorbei. Angelegt wurde die Tour für General und Diktator Franco. Es ist extrem interessant und sehr beeindruckend.
Während der Rundfahrt hatte ich erneut das Gefühl mich nicht auf der Erde sondern auf einem fremden Planeten zu befinden. Ein Angestellter des Parks warf einen trockenen Dornlattichstrauch in ein Loch, woraus sich innerhalb von Sekunden ein Feuerball bildete. Damit wurde demonstriert, dass an diesem Ort noch heute Temperaturen um 400° C herrschen.
Ein Stückchen weiter schauten wir zu, wie ein Eimer Wasser durch ein enges Rohr in die Tiefe gegossen wurde. Nach wenigen Sekunden zischten mit einem lauten Knall kochendes Wasser und eine Dampfsäule in die Höhe und es wird gezeigt, wie man diese Energie auch zum Braten / Grillen nutzen kann (Gaststätte).

die Straße durch den Naturpark
Lava-Felder soweit das Auge reicht
einer der Nebenschlote
mit dem Bus durch den Lavatunnel
Mondlandschaft oder Marslandschaft
die Kamelstation von oben
kurz unter der Oberfläche entzündet sich alles
Grillen über den Vulkan-Kamin
Nach einem Kaffee und einer kleinen Stärkung (zum großen Preis) in der Gaststätte und einer Fahrt durchs Lavafeld landeten wir an der Kamelstation. Schon wegen unseren Enkel Eric haben wir uns zu einem Ritt durch die Vulkan-Wüste entschlossen und es nicht bereut. Alleine der Karawanenführer war ein toller Typ und hatte nur Unfug im Sinn. Seit mehr als hundert Jahren waren die Dromedare neben dem Esel die treuen Begleiter der lanzarotischen Bauern. Die ausdauernden und genügsamen Tiere waren für diese Gegend wie geschaffen, denn sie können eine Woche lang ohne Wasseraufnahme auskommen. Mit ihnen bestellte man die Äcker und sie dienten als Last- und Reittier. Seit ca. 30 Jahren werden sie in der Landwirtschaft nicht mehr gebraucht. Aber ausgedient haben sie deshalb nicht, sie wurden seit 1980 für das Tourismusgeschäft entdeckt.
Zuhause sind die Dromedare in Uga, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Yaiza. Dort werden sie erfolgreich gezüchtet und zwar so sehr, dass heute die Scheiche aus Marokko nach Lanzarote kommen um hier die Tiere zu kaufen.


auf geht's
die Karawane zieht davon
er war sehr artig
und er war sehr lustig
Der nächste Tag wurde zum Badetag erklärt. Als Badeort haben wir uns die Playa Papagaya ausgesucht, eine sehr schöne und ruhige (kaum Wellen) Bucht mit weißen Sand und glasklaren Wasser. 
Höhlen erkunden
der Blick aus dem inneren
ein Moment mit Seltenheitswert
Ivonne im Glück
und Eric in der Brandungswelle
Playa Papagaya

Die Besichtigung des Jardin de Cactus – den Kakteen Garten
Am schönsten war vielleicht der Kakteen Garten. Auch wenn ich den stachligen Gesellen nicht viel abgewinnen kann, das ist echt Sehenswert. Riesige Kakteen, groß wie Bäume und ganz kleine und überall blüht es auch. Die Anlage ist toll, eine alte Mühle kann bestaunt werden und ein Café lädt zum Verweilen ein. Die Kakteen sind hier in einer Lava-Aushöhlung, zum Teil auf begehbare Terrassen, wunderschön und liebevoll angeordnet.

na so ein Dicker
viele stachlige Gesellen
soviel Eindrücke fordern ihren Preis
ein wirklich toller Anblick
 Da wir uns eh im Norden der Insel befanden machten wir uns gleich auf nach Jamos del Agua – eine Höhle im Inneren eines Vulkantunnels. Das besondere an dieser Höhle ist ein innen liegender See in dem es eine einzigartige Krebsart gibt. Eine große Vulkanblase, das Auditorium lädt zum verweilen und entspannen ein. Alles ein sehr harmonisches Zusammenspiel zwischen Natur und Architektur! (der Einfluss von Cesar Manrique ist klar zu erkennen) Schade nur das man nicht in den Atlantiktunnel kann. In den Räumen am oberen Rand erfährt man viel über Vulkanismus und man kann auch die Aufzeichnungsgeräte der Seismographen beobachten.

der Abstieg in die Vulkan-Blase
der See mit den seltenen Krebsen
ganz klar ein Entwurf von Manrique
das Auditorium
der Eingang zum Atlantiktunnel
mitten in der Einöde diese Oase
Nach all diesen überwältigenden Eindrücken mussten wir unbedingt einen Badetag einlegen. Diesmal haben wir uns den schwarzen Strand bei den Salinen ausgesucht, die Playa Janubio. Der unbefestigte Weg dorthin ist zwar etwas abenteuerlich, aber es lohnt sich. Wir haben die kleine Bucht für uns ganz allein. Hier kann man nicht nur super baden, sondern man findet auch reichlich von den grünen Edelsteinen – den Olivinen. Diese Bucht haben wir zu unseren Stamm-Badeplatz auserkoren.
der schwarze Strand
Olivine
immer wieder Olivine sammeln
von wegen hier sitzt man im Trocknen
bei den glatten Felsen spart man sich eine Liege
Spaß in den Wellen

Hier im Süden gibt es noch zwei Punkte die man sich anschauen sollte – was wir auch gemacht haben. Einmal Los Hervidos, das ist der Ort wo sich die Lava ins Meer ergoss. Wenn die Atlantikwellen von Nord-West kommen brechen sie sich spektakulär in den Aushöhlungen. Gleich in der Nähe befindet sich El Golfo mit dem Lago de los Clicos einem zur Hälfte im Meer versunkenen Vulkan mit dem grünen See am Fuß des noch vorhandenen Kraterrandes. Der Zugang zum grünen See war gesperrt.
schade keine Wellen
der grüne See auf dem Grund des Kraters
der Blick von oben
Miraldor del Rio – Der spektakulärste Ausblick auf 475 Meter Höhe hier auf Lanzarote. Man sieht auf die Nachbarinsel La Graciosa. Auch hier hat Manrique die Gestaltung des Aussichtspunktes, nebst Räumen, übernommen. Weitere Sehenswürdigkeiten im Norden an die wir auch nicht vorbei konnten, beziehungsweise wollten, waren das Wohnhaus von Manrique in Tahiche, die Fundacion Cesar Manrique und das Piraten Museum in Teguise.
ein Piratenschiff im Schnitt
schöne Wandmalerei
eins von Manriques Wohnzimmern
Fundacion Cesar Manrique


Etwas ganz besonderes für uns war der Tagesausflug nach der Insel Graciosa. Unsere Tochter hatte den letzten Bericht von uns gelesen und wollte unbedingt dorthin. Wir haben beschlossen mit unseren Leihwagen nach Orzola und von dort mit der Fähre rüber zu fahren. Manch einer mag sich wundern warum wir nicht mit dem eigenen Schiff fahren. Aber gegen Wind und Welle, mit Motor, macht das überhaupt keinen Spaß und ich fand es eh gut das ich mal gefahren werde. Auf dem Rückweg sorgte die Besatzung dafür das keiner mehr auf der kleinen Fähre herumlief, denn die Wellen hatten mittlerweile eine beachtliche Höhe.
auf zur Insel Graciosa
Sandstrände ohne Ende
und flaches Kristallklares Wasser
ein kleiner Abstecher in die Einsamkeit
zurück zum Hafen
und dann eine kleine Stärkung


Einige andere Dinge haben wir bewusst weggelassen, weil uns das Preis-Leistungsverhältnis nicht angemessen schien. Der Urlaub von Ivonne und Eric geht nun zu Ende und der Flieger nach Deutschland steht bereit. Wir wollen auch weiter nach Teneriffa. Wir sind ja mal gespannt, ob wir irgendwo Platz finden, denn jetzt beginnt die Zeit der Transatlantik-Rallys (Atlantik Odysse und Barbados 50 organisiert von Jimmy Cornell , die ARC ab Gran Canaria mit knapp 200 bis 300 Yachten und alle wollen in die Karibik).