Montag, 22. Januar 2018

Puerto Williams - Chile

Bevor wir in die Wildnis abtauchen ist es uns nun doch noch möglich ein kleinen Bericht mit Bildern zu erstellen. Das Ausklarieren in Ushuaia war dank Roxanna (sie ließ sich nicht abbringen uns zu Begleiten und zu Unterstützen) sehr entspannt. Auf dem Rückweg von Präfektura und Zoll gönnten wir uns zur Feier des Tages einen kurzen Aufenthalt in einem Café.
Lecker, Lecker
Danach liefen wir zügig zum Boot denn jetzt wollten wir auch los. Die Überfahrt nach Puerto Williams ging recht zügig denn wir hatten bis zu bis zu 40 Knoten Wind, aber von hinten.

Land in Sicht
Puerto Williams in Sicht

Yachtclub Micalvi in Sicht
Jetzt liegen wir in Puerto Williams am Beagle Kanal, ein Dorf mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Hier haben wir nun eher das Gefühl am Ende der Welt angekommen zu sein. Der Ort ist auch Ausgangspunkt für den Besuch von Kap Hoorn, welches von hier relativ leicht und sicher mit einem Boot zu erreichen ist. Für die hier operierenden Charterboote ist es natürlich ein Big Business. Der Törn (heißt hier dann Expedition) beginnt in Ushuaia und führt über Puerto Williams zum Kap. Wir treffen hier auch einige Fahrtenyachten, die die Möglichkeit nutzen auf diesem relativ sicheren Weg die Insel Kap Hoorn zu umrunden oder auch zu besuchen. Wir lassen dieses Touristenspektakel aus, denn die vor uns liegenden Chilenischen Kanäle erscheinen uns interessanter und bieten sicherlich viel mehr als nur ein Felsen im Meer. Wir machen im südlichsten Segelclub der Welt, Micalvi, fest. Unser Boot liegt als Fünftes im Päckchen. Nachdem ein 1930 gebautes, ehemaliges Rheinschiff der chilenischen Marine lange Dienst geleistet hat, wurde es hier, in einer geschützten Bucht, auf Grund gesetzt, um als Ponton für Yachten zu dienen. Im oberen Clubraum sind noch Teile von der Brücke der Micalvi erhalten (Steuerrad und Telegraf).
im Päckchen am alten Schiff
viele haben ihre Flaggen gespendet

und auch Geldscheine

der Clubraum wirkt gemütlich

die Brücke der alten Micalvi
Nach der Hektik im Ushuaia treffen wir in Puerto Williams auf paradiesische Ruhe. Nachdem alle Einklarierungs-Formaliäten erledigt sind (gegenüber Argentinien verdreifacht sich nochmal die Anzahl der auszufüllenden Formulare) atmen wir tief durch und sind erleichtert diese Hürde genommen zu haben. Den Besuch der Agrarbehörde haben wir auch gut überstanden. Wir legten ihnen die Quittungen vom hiesigen Supermarkt vor so das sie sehen konnten das wir alles in Puerto Williams im kleinen Supermarkt eingekauft haben und damit waren sie zufrieden. Puerto Williams hinterlässt auf uns einen sehr geordneten Eindruck. Das kleine vom Millitär geprägte Städtchen ist absolut frei von Kleinkriminalität. Die Autos sind nicht abgeschlossene und in den unbewachten Dinghys liegen Automatikwesten.
eine Herde wilder Pferde
bewegt sich in richtung Yachtclub

noch romantischer geht es nicht
Die meisten Einwohner gehören zum chilenischen Militär. Der größte Teil der Siedlung besteht aus sauber aufgereihten identischen Doppelhaushäfen. Geheizt wird mit Holz, was für einen herrlichen Duft auf der Straße sorgt.
das Millitär hinterlässt seine
Spuren im ganzen Ort

alte Bordgeschütze

modernes Kriegsschiff

alter Torpedo

falls man nach Tokio will
Millitärunterkünfte mit Seeblick








Die beiden Supermärkte im Ort sind besser, als die Einwohnerzahl vermuten lässt. Sie sind zwar klein, aber es gibt alles was man benötigt (sogar gute Schokolade). Am Sonnabend nach der Ankunft der Fähre aus Punta Arenas haben wir uns ordentlich mit frischen Obst und Gemüse eingedeckt. Das kleine Städtchen ist völlig autonom. Es gibt einen Kindergarten, eine Schule, ein Krankenhaus und sogar ein Museum. Als ob unser derzeitiges Revier an sich nicht schon spannend genug wäre, bauen kleine Herausforderungen wie das Bunkern des Proviants eine zusätzliche Spannungskurve auf. Wie viel Proviant müssen wir bunkern, wenn wir die nächsten drei Monaten nichts mehr kaufen können? Wie viel Obst und Gemüse können und müssen wir mitnehmen. Viele Fragen und wenig Antworten. Da wir als viertes Boot im Päckchen liegen (eine Yacht ist schon weggefahren), müssen wir mit den schweren Rucksäcken und Beuteln sieben mal über die Reeling hüpfen, bevor sie in unserem Cockpit landen. Inzwischen haben wir uns für die Weiterfahrt entschieden.

zum Abschluß noch ein dickes Steak und ein lecker Seehecht
  Am Montag den 22.01.18 ca. 12:00 wollen wir los. Der Pazifik ruft. Somit besteht unser nächstes Ziel darin, gegen Wind, Schnee und Eis durch die chilenischen Kanäle Richtung Norden zu schippern: Gletscher, patagonische Weite, Puerto Montt, Valdivia. Am Montag Vormittag muss ich noch einmal zur örtlichen Kommandantur denn für das Befahren der chilenischen Gewässer benötigt man ein sogenanntes Zarpe, eine Fahrtgenehmigung wo wir unsere Route genau angeben müssen. In den nächsten Wochen werden wir in einer Gegend segeln (motoren), in der es keine Infrastruktur jeglicher Art gibt – keine Menschen, kein Diesel, keine Ersatzteile kein Telefon, kein Internet und auch keine Steaks. Daher bleibt der Blog bald etwas leerer. Erst im April oder Mai werden wir wieder Bilder liefern können.

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