Bevor wir in die Wildnis abtauchen ist es uns nun doch noch möglich
ein kleinen Bericht mit Bildern zu erstellen. Das Ausklarieren in
Ushuaia war dank Roxanna (sie ließ sich nicht abbringen uns zu
Begleiten und zu Unterstützen) sehr entspannt. Auf dem Rückweg von
Präfektura und Zoll gönnten wir uns zur Feier des Tages einen
kurzen Aufenthalt in einem Café.
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Lecker, Lecker |
Danach liefen wir zügig zum Boot
denn jetzt wollten wir auch los. Die Überfahrt nach Puerto Williams
ging recht zügig denn wir hatten bis zu bis zu 40 Knoten Wind, aber
von hinten.
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Land in Sicht |
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Puerto Williams in Sicht |
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Yachtclub Micalvi in Sicht |
Jetzt liegen wir in Puerto Williams am Beagle Kanal, ein
Dorf mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Hier haben wir nun eher
das Gefühl am Ende der Welt angekommen zu sein. Der Ort ist auch
Ausgangspunkt für den Besuch von Kap Hoorn, welches von hier relativ
leicht und sicher mit einem Boot zu erreichen ist. Für die hier
operierenden Charterboote ist es natürlich ein Big Business. Der
Törn (heißt hier dann Expedition) beginnt in Ushuaia und führt
über Puerto Williams zum Kap. Wir treffen hier auch einige
Fahrtenyachten, die die Möglichkeit nutzen auf diesem relativ
sicheren Weg die Insel Kap Hoorn zu umrunden oder auch zu besuchen.
Wir lassen dieses Touristenspektakel aus, denn die vor uns liegenden
Chilenischen Kanäle erscheinen uns interessanter und bieten
sicherlich viel mehr als nur ein Felsen im Meer. Wir machen im
südlichsten Segelclub der Welt, Micalvi, fest. Unser Boot liegt als
Fünftes im Päckchen. Nachdem ein 1930 gebautes, ehemaliges
Rheinschiff der chilenischen Marine lange Dienst geleistet hat, wurde
es hier, in einer geschützten Bucht, auf Grund gesetzt, um als
Ponton für Yachten zu dienen. Im oberen Clubraum sind noch Teile von
der Brücke der Micalvi erhalten (Steuerrad und Telegraf).
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im Päckchen am alten Schiff |
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viele haben ihre Flaggen gespendet |
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und auch Geldscheine |
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der Clubraum wirkt gemütlich |
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die Brücke der alten Micalvi |
Nach der
Hektik im Ushuaia treffen wir in Puerto Williams auf paradiesische
Ruhe. Nachdem alle Einklarierungs-Formaliäten erledigt sind
(gegenüber Argentinien verdreifacht sich nochmal die Anzahl der
auszufüllenden Formulare) atmen wir tief durch und sind erleichtert
diese Hürde genommen zu haben. Den Besuch der Agrarbehörde haben
wir auch gut überstanden. Wir legten ihnen die Quittungen vom
hiesigen Supermarkt vor so das sie sehen konnten das wir alles in
Puerto Williams im kleinen Supermarkt eingekauft haben und damit
waren sie zufrieden. Puerto Williams hinterlässt auf uns einen sehr
geordneten Eindruck. Das kleine vom Millitär geprägte Städtchen
ist absolut frei von Kleinkriminalität. Die Autos sind nicht
abgeschlossene und in den unbewachten Dinghys liegen Automatikwesten.
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eine Herde wilder Pferde |
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bewegt sich in richtung Yachtclub |
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noch romantischer geht es nicht |
Die meisten Einwohner gehören zum chilenischen Militär. Der größte
Teil der Siedlung besteht aus sauber aufgereihten identischen
Doppelhaushäfen. Geheizt wird mit Holz, was für einen herrlichen
Duft auf der Straße sorgt.
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das Millitär hinterlässt seine |
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Spuren im ganzen Ort |
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alte Bordgeschütze |
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modernes Kriegsschiff |
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alter Torpedo |
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falls man nach Tokio will |
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Millitärunterkünfte mit Seeblick |
Die beiden Supermärkte im Ort sind
besser, als die Einwohnerzahl vermuten lässt. Sie sind zwar klein,
aber es gibt alles was man benötigt (sogar gute Schokolade). Am
Sonnabend nach der Ankunft der Fähre aus Punta Arenas haben wir uns
ordentlich mit frischen Obst und Gemüse eingedeckt. Das kleine
Städtchen ist völlig autonom. Es gibt einen Kindergarten, eine
Schule, ein Krankenhaus und sogar ein Museum. Als ob unser
derzeitiges Revier an sich nicht schon spannend genug wäre, bauen
kleine Herausforderungen wie das Bunkern des Proviants eine
zusätzliche Spannungskurve auf. Wie viel Proviant müssen wir
bunkern, wenn wir die nächsten drei Monaten nichts mehr kaufen
können? Wie viel Obst und Gemüse können und müssen wir mitnehmen.
Viele Fragen und wenig Antworten. Da wir als viertes Boot im Päckchen
liegen (eine Yacht ist schon weggefahren), müssen wir mit den
schweren Rucksäcken und Beuteln sieben mal über die Reeling hüpfen,
bevor sie in unserem Cockpit landen. Inzwischen haben wir uns für
die Weiterfahrt entschieden.
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zum Abschluß noch ein dickes Steak und ein lecker Seehecht |
Am Montag den 22.01.18 ca. 12:00 wollen
wir los. Der Pazifik ruft. Somit besteht unser nächstes Ziel darin,
gegen Wind, Schnee und Eis durch die chilenischen Kanäle Richtung
Norden zu schippern: Gletscher, patagonische Weite, Puerto Montt,
Valdivia. Am Montag Vormittag muss ich noch einmal zur örtlichen
Kommandantur denn für das Befahren der chilenischen Gewässer
benötigt man ein sogenanntes Zarpe, eine Fahrtgenehmigung wo wir
unsere Route genau angeben müssen. In den nächsten Wochen werden
wir in einer Gegend segeln (motoren), in der es keine Infrastruktur
jeglicher Art gibt – keine Menschen, kein Diesel, keine Ersatzteile
kein Telefon, kein Internet und auch keine Steaks. Daher bleibt der
Blog bald etwas leerer. Erst im April oder Mai werden wir wieder
Bilder liefern können.
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