Es ist Donnerstag früh um 8:30 Uhr wir
marschieren mit allen Unterlagen gut gelaunt in Richtung Präfektura
um uns abzumelden. Wir haben auch, wie bei der Inspektion der
Sicherheitsausrüstung gefordert, alles mit Verfalls Datum und in
Spanisch, tabellarisch erfasst und mit Fotos versehen. Im Büro
erklärte uns die Frau das diese Auflistung mit den dazu gehörigen
Kaufbelegen nicht Interessiere und es müsse eine Nachkontrolle an
Bord stattfinden. Wir sollten zurück zum Schiff und in 10 Minuten
sollten die Inspektoren kommen. Unsere gute Laune bekam schon mal
einen ordentlichen Dämpfer. Wir beeilten uns, um in den Hafen zu
kommen obwohl in 10 Minuten war das nicht zu schaffen. Als wir am
Schiff angekommen sind war es mittlerweile Mittagszeit. Wir warteten.
Es ist eine Stunde vergangen unsere Laune wird nicht besser.
Mittlerweile sind drei Stunden vergangen und wir wollten schon lange
weg sein. Doch dann erscheint am Tor zum Yachtclub ein Auto der
Präfektura – mit Blaulicht! Eine junge sehr energisch wirkende
Frau kam an Bord. Wir hatten alle neuen Signalmittel auf den
Salon-Tisch ausgebreitet. Nach einigen hin und her gab sie ihr Okay.
Jetzt konnten wir wider unsere Unterlagen schnappen und wider zu
Präfektura marschieren. Nach einer weiteren Stunde und fünf
ausgefüllten A4 Seiten hatten wir die Genehmigung zum Auslaufen.
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zum Abschied ein Ständchen im Fischereihafen Mar del Plata |
Mittlerweile ist es 17:30 Uhr als wir die Brücke zum Yachthafen
passieren. Ich habe das Wetterfenster im Auge und meine, jede Minute
zählt, die Stimmung ist etwas angespannt. Doch als wir den Hafen
endgültig verlassen haben, entspannte sich die Lage. Wir beginnen
die Fahrt zu genießen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Der
Wind stand günstig und wir kamen gut voran. Die erste Nacht war
wunderschön. Durch das starke Phosphoreszieren der See hinterlässt
das Kielwasser eine hell leuchtende Spur und die brechenden
Wellenkämme blinken wie unzählige Sterne. Das funkelnde Meer steht
im Wettstreit mit dem funkelndem klaren südlichen Sternen Himmel.
Das ist ein Anblick wie in einem Fantasyfilm. Der 40. Breitengrad
rückte immer näher. Da alles ziemlich gut aussah beschlossen wir
eventuell gleich zur Caleta Horno durch zu segeln. Ich wollte nur
nochmal per Satellit den neusten Wetterbericht holen und auch die
Präfektura per E-Mail über unser neues Ziel informieren. Tja, beim
wollen ist es auch geblieben. Wir bekamen keine Verbindung zum
Mail-Server. Ohne Information an die Präfektura ist das anlaufen
eines neuen Zieles nicht möglich. Es kommt noch Schlimmer ohne
E-Mail Funktion unseres Iridium Go ist die gesamte Mission gefährdet
denn wir haben keinen Kurzwellen Sender/Empfänger an Bord. Also
zurück zum ursprünglichen Plan und nach Bahia San Blas. Dann
überschritten wir den 40. Breitengrad und die
Roaring
Forties (Brüllende Vierziger) machten ihren Namen alle Ehre.
Am Horizont zeigte sich eine schwarze Wand in der Blitze zuckten. Das
Gewitter kam mit rasender Geschwindigkeit auf uns zu ich hatte kaum
Zeit die Segel zu reffen. Wir schafften es gerade so. Der Wind blies
mit 45 bis 50 Knoten. Wir hofften das sich das Gewitter und damit der
Sturm bald verzieht. Das Gewitter war auch relativ schnell vorbei
aber nicht der Wind. Als Folge wurden die Wellen immer höher und der
Sturm peitscht weiße Gischt übers Wasser die gesamte Luft war mit
Salzwasser angereichert. Ein paar Stunden vor Bahia San Blas ließ
der Wind nach und auch die Wellen gingen auf das normal Maß zurück.
Wir Ankerten vor der Ortschaft. Aber das war gar nicht so einfach den
das Ufer fällt nach wenigen Metern steil auf 28 Meter ab. Die Sorge
ob der Anker hält ist groß. Und es wird noch verrückter der Wind
wechselt Täglich oder sogar innerhalb eines Tages von Süd nach
Nord. Bei Nordwind und den dazugehörigen Wellen ist der Ankerplatz
vor dem Ort zu gefährlich und wir müssen zum ankern an das
Nord-Ufer. Das Spielchen um-ankern haben wir mehrmals gemacht. Eine
Riesen Überraschung gab es für uns als sich die holländische Yacht
Jori, mit Mariolein und Henk, sich meldete (Bericht von Piriapolis).
Sie berichteten das sie auf der anderen Seite der Insel in der Lagune Bruce mit
noch einer Holländischen Yacht liegen. Wir beschlossen ebenfalls in
die Lagune zu fahren. Wir organisierten die Fahrt die nur bei
Hochwasser und mit dem jungen Bruce als Lotse möglich war.
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Lotse Bruce Junior gibt die Richtung vor |
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und es hat alles prima geklappt |
In der
Lagune angekommen konnten wir endlich unser Schlauchboot benutzen.
Ich habe Bruce an Land gebracht und er hat mich in den Ort zur
Präfektura gefahren. Na das war mal eine sympathische Truppe. Kein
Vergleich zu den spaßbefreiten Typen von Mar del Plata. Im Anschluss
fuhr Bruce zur Drogerie dessen Inhaber perfekt akzentfrei deutsch
spricht obwohl er in Argentinien geboren wurde. Und vor langer Zeit
seine Großeltern nach Argentinien ausgewandert sind. Nachdem wir
eine Reihe Neuigkeiten ausgetauscht haben mussten wir so langsam
zurück (Bruce hat noch Arbeit und Ingrid hat mich wahrscheinlich
schon auf die Vermissten-Liste gesetzt). Auf dem Rückweg raste Bruce
den unbefestigten Weg entlang das einen schwindlig werden konnte. Ich
sagte mit einem Lächeln zu Bruce das viele argentinischen Kerle
Matschos und möchte-gern Formel 1 Fahrer wären. Er lachte nur.
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wird aber Zeit das er kommt |
Wider zurück an Bord mussten wir uns dem wichtigsten Thema, unseren
Satelliten-Telefon widmen. Komischerweise funktionierte alles (SMS,
Telefon) nur nicht E-Mail. Dann kam die Erleuchtung. Ingrid hatte das
Telefon wegen anderer Probleme mit in Deutschland. Bei der Fa.
Expeditionstechnik wurde das Problem behoben und gleich ein neues
Firmware Update aufgespielt. Dadurch waren unsere Anmeldedaten für
das E-Mail Iridium-Netzwerk weg. Nach dem uns diese Erkenntnis
gekommen ist war es einfach, die Anmeldedaten eingeben und siehe da
alles Funktionierte. Die Reise nach Süden kann weitergehen. Über
UKW-Funk stehen wir mit den anderen Yachten in Verbindung. Über Funk
spricht sich Ingrid mit Mariolein ab um am nächsten Tag, gemeinsam
mit Bruce seiner Mutter, zum einkaufen zu fahren. Ich bringe Ingrid
an Land zum Wohnhaus von Bruce. An vielen Stellen scheint es als ob
die Zeit stehengeblieben ist. Das ist ein Platz für Romantiker. Um
hier etwas zu erledigen muss man immer viel Zeit mit bringen. Erstmal
gab es einen leckeren Kaffee und und es wurde über alles mögliche
geredet. Da Mariolein ein wenig Spanisch kann war die Unterhaltung
nicht ganz so kompliziert.
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alte Gerätschaften |
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überall auf dem Hof |
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für Erholung ist auch gesorgt |
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Bruce Senior im Gespräch mit Mariolein |
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die Werkstadt oder Lager |
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die Mutter hat sich fein gemacht |
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Reden und Hausarbeit |
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der Weihnachtsbaum darf nicht fehlen |
Nach einer Stunde ging es dann los. In der
kleinen Markthalle rief einer „Hallo Hembadoo“ das war einer von
der Präfektura der hat mich (Ingrid) doch tatsächlich wieder
erkannt, na wie cool ist denn das. Leider war der Chef der
Drogerie, der so gut Deutsch spricht, an diesem Tag nicht da. Aber
vielleicht ist das gut so, wer weis wie lange wir gequatscht hätten.
Wir haben den ganzen Einkauf in das Auto Verstaut (da ist richtig was
zusammengekommen, jeder drei bis vier Taschen) und es ging wieder
zurück zur Lagune. Ich rufe über Funk nach Klaus damit er mich mit
dem Schlauchboot abholt. Da das ein Weilchen dauert konnte ich mir in
Ruhe anschauen wie eine Herde Schafe aus ein großen Schlauchboot
ausgeladen wurde. Die Beine waren zusammengebunden aber kein Schaf
beschwerte sich es war absolute Stille. Daran konnte man erkennen
das sie es gewöhnt waren auf diese Art transportiert zu werden. Für
die Männer war es Schwerstarbeit die Schafe auf den Steg zu heben,
Beeindruckend.
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die Schafe werden auf die Insel gebracht |
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eine ziemliche Schlepperei |
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den Schafen stört das nicht |
Für den Abend haben wir uns alle auf Hembadoo
verabredet. Immerhin gab es wichtige Themen z.B. das Wetter wann
weiter und wohin und ganz wichtig wie schmeckt der Wein und das Bier.
Wir konnten an diesem Abend alle offenen Fragen klären. Unserer Plan
steht fest morgen am Sonntag den 17.12.17 Nachmittags wollen wir zur
Caleta Horno aufbrechen und es wäre gut diese bis Mittwoch Abend zu
erreichen.
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kurze Absprache für ein Treffen auf Hembadoo |
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Henk und Mariolein sind die ersten |
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das Haupt-Thema ist das Wetter |
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und der Termin der Weiterfahrt |
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alle Wettercomputer werden abgefragt |
Denn dann gibt es den nächsten Sturm. Aber vorher müssen
wir den heutigen Nachmittag überstehen. Es wird starker Sturm aus
Süd vorhergesagt. Das Barometer ist jetzt schon auf 993 mBar
gesunken und die Kurve zeigt noch immer nach unten. Beunruhigend ist
auch die Temperatur wir haben im Moment 33°C im Schatten wenn sich
da die antarktische Kaltluft darüber schiebt ergibt das ein ziemlich
explosives Gemisch. Wir rechnen mit 50 bis 60 Knoten Wind, da wir zu
dieser Zeit auch noch ablaufendes Wasser haben gibt das ordentlich
Druck auf den Anker. Zur Sicherheit haben wir noch den zweiten Anker
ausgebracht. Wir sind ja mal gespannt was die
Furious
Fifties, die „Rasenden Fünfziger“ für Überraschungen
bereithalten. Vielleicht haben wir Euch etwas zu viel vom Wetter
erzählt, doch der Wind bestimmt in Patagonien unser Sein, er ist das
Maß aller Dinge hier, er diktiert die Form der Bäume und lehrt die
Menschen Geduld und Respekt.
Nachtrag:
Eigentlich war der Bericht fertig aber
nun wurde es doch noch dramatisch. Pünktlich kurz vor 17:00 kam der
Sturm. Gott sei Dank nicht so schlimm wie befürchtet aber mit knapp
50 Knoten doch ganz Ordentlich. Das Problem war die zweite
Holländische Yacht sie hing an einer Mooring und die hat nachgegeben
und sie trieben in Richtung Land. Im letzten Moment hat der Skipper
die Leine losbekommen und sie sind mit Motorkraft von Land
weggefahren um ihr eigenen Anker auszubringen. Irgendwie sind sie
nicht weit genug gefahren um ordentlich Kette zu geben jedenfalls
hat der Anker nicht gehalten und dadurch sind sie Ruck Zuck auf Grund gelaufen. Mariolein von der SY Jori
rief die Präfektura um Hilfe, die sagten aber nur bei diesen Wind
können sie nichts tun und man müsse abwarten. Da wir jetzt
ablaufendes Wasser haben wird die Yacht immer fester sitzen. Jetzt
kann man nur hoffen das die Yacht kein Schaden nimmt. Die
Voraussetzungen das die Yacht das ganze unbeschadet übersteht sind
eigentlich gut, denn es gibt hier keine Felsen. Na ja wir werden
sehen.
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erst gibt die Mooring nach |
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der Anker hält nicht und die Yacht liegt auf Grund |
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Happy End
In der Nacht bei Hochwasser ist es den beiden gelungen das Boot frei zu bekommen und die Yacht wurde nicht beschädigt - dem Schlamm sei Dank.
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