Sonntag, 17. Dezember 2017

Bahia San Blas - Argentinien


Es ist Donnerstag früh um 8:30 Uhr wir marschieren mit allen Unterlagen gut gelaunt in Richtung Präfektura um uns abzumelden. Wir haben auch, wie bei der Inspektion der Sicherheitsausrüstung gefordert, alles mit Verfalls Datum und in Spanisch, tabellarisch erfasst und mit Fotos versehen. Im Büro erklärte uns die Frau das diese Auflistung mit den dazu gehörigen Kaufbelegen nicht Interessiere und es müsse eine Nachkontrolle an Bord stattfinden. Wir sollten zurück zum Schiff und in 10 Minuten sollten die Inspektoren kommen. Unsere gute Laune bekam schon mal einen ordentlichen Dämpfer. Wir beeilten uns, um in den Hafen zu kommen obwohl in 10 Minuten war das nicht zu schaffen. Als wir am Schiff angekommen sind war es mittlerweile Mittagszeit. Wir warteten. Es ist eine Stunde vergangen unsere Laune wird nicht besser. Mittlerweile sind drei Stunden vergangen und wir wollten schon lange weg sein. Doch dann erscheint am Tor zum Yachtclub ein Auto der Präfektura – mit Blaulicht! Eine junge sehr energisch wirkende Frau kam an Bord. Wir hatten alle neuen Signalmittel auf den Salon-Tisch ausgebreitet. Nach einigen hin und her gab sie ihr Okay. Jetzt konnten wir wider unsere Unterlagen schnappen und wider zu Präfektura marschieren. Nach einer weiteren Stunde und fünf ausgefüllten A4 Seiten hatten wir die Genehmigung zum Auslaufen.
zum Abschied ein Ständchen im Fischereihafen Mar del Plata
Mittlerweile ist es 17:30 Uhr als wir die Brücke zum Yachthafen passieren. Ich habe das Wetterfenster im Auge und meine, jede Minute zählt, die Stimmung ist etwas angespannt. Doch als wir den Hafen endgültig verlassen haben, entspannte sich die Lage. Wir beginnen die Fahrt zu genießen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Der Wind stand günstig und wir kamen gut voran. Die erste Nacht war wunderschön. Durch das starke Phosphoreszieren der See hinterlässt das Kielwasser eine hell leuchtende Spur und die brechenden Wellenkämme blinken wie unzählige Sterne. Das funkelnde Meer steht im Wettstreit mit dem funkelndem klaren südlichen Sternen Himmel. Das ist ein Anblick wie in einem Fantasyfilm. Der 40. Breitengrad rückte immer näher. Da alles ziemlich gut aussah beschlossen wir eventuell gleich zur Caleta Horno durch zu segeln. Ich wollte nur nochmal per Satellit den neusten Wetterbericht holen und auch die Präfektura per E-Mail über unser neues Ziel informieren. Tja, beim wollen ist es auch geblieben. Wir bekamen keine Verbindung zum Mail-Server. Ohne Information an die Präfektura ist das anlaufen eines neuen Zieles nicht möglich. Es kommt noch Schlimmer ohne E-Mail Funktion unseres Iridium Go ist die gesamte Mission gefährdet denn wir haben keinen Kurzwellen Sender/Empfänger an Bord. Also zurück zum ursprünglichen Plan und nach Bahia San Blas. Dann überschritten wir den 40. Breitengrad und die Roaring Forties (Brüllende Vierziger) machten ihren Namen alle Ehre. Am Horizont zeigte sich eine schwarze Wand in der Blitze zuckten. Das Gewitter kam mit rasender Geschwindigkeit auf uns zu ich hatte kaum Zeit die Segel zu reffen. Wir schafften es gerade so. Der Wind blies mit 45 bis 50 Knoten. Wir hofften das sich das Gewitter und damit der Sturm bald verzieht. Das Gewitter war auch relativ schnell vorbei aber nicht der Wind. Als Folge wurden die Wellen immer höher und der Sturm peitscht weiße Gischt übers Wasser die gesamte Luft war mit Salzwasser angereichert. Ein paar Stunden vor Bahia San Blas ließ der Wind nach und auch die Wellen gingen auf das normal Maß zurück. Wir Ankerten vor der Ortschaft. Aber das war gar nicht so einfach den das Ufer fällt nach wenigen Metern steil auf 28 Meter ab. Die Sorge ob der Anker hält ist groß. Und es wird noch verrückter der Wind wechselt Täglich oder sogar innerhalb eines Tages von Süd nach Nord. Bei Nordwind und den dazugehörigen Wellen ist der Ankerplatz vor dem Ort zu gefährlich und wir müssen zum ankern an das Nord-Ufer. Das Spielchen um-ankern haben wir mehrmals gemacht. Eine Riesen Überraschung gab es für uns als sich die holländische Yacht Jori, mit Mariolein und Henk, sich meldete (Bericht von Piriapolis). Sie berichteten das sie auf der anderen Seite der Insel in der Lagune Bruce mit noch einer Holländischen Yacht liegen. Wir beschlossen ebenfalls in die Lagune zu fahren. Wir organisierten die Fahrt die nur bei Hochwasser und mit dem jungen Bruce als Lotse möglich war. 

Lotse Bruce Junior gibt die Richtung vor
und es hat alles prima geklappt








In der Lagune angekommen konnten wir endlich unser Schlauchboot benutzen. Ich habe Bruce an Land gebracht und er hat mich in den Ort zur Präfektura gefahren. Na das war mal eine sympathische Truppe. Kein Vergleich zu den spaßbefreiten Typen von Mar del Plata. Im Anschluss fuhr Bruce zur Drogerie dessen Inhaber perfekt akzentfrei deutsch spricht obwohl er in Argentinien geboren wurde. Und vor langer Zeit seine Großeltern nach Argentinien ausgewandert sind. Nachdem wir eine Reihe Neuigkeiten ausgetauscht haben mussten wir so langsam zurück (Bruce hat noch Arbeit und Ingrid hat mich wahrscheinlich schon auf die Vermissten-Liste gesetzt). Auf dem Rückweg raste Bruce den unbefestigten Weg entlang das einen schwindlig werden konnte. Ich sagte mit einem Lächeln zu Bruce das viele argentinischen Kerle Matschos und möchte-gern Formel 1 Fahrer wären. Er lachte nur.
wird aber Zeit das er kommt
Wider zurück an Bord mussten wir uns dem wichtigsten Thema, unseren Satelliten-Telefon widmen. Komischerweise funktionierte alles (SMS, Telefon) nur nicht E-Mail. Dann kam die Erleuchtung. Ingrid hatte das Telefon wegen anderer Probleme mit in Deutschland. Bei der Fa. Expeditionstechnik wurde das Problem behoben und gleich ein neues Firmware Update aufgespielt. Dadurch waren unsere Anmeldedaten für das E-Mail Iridium-Netzwerk weg. Nach dem uns diese Erkenntnis gekommen ist war es einfach, die Anmeldedaten eingeben und siehe da alles Funktionierte. Die Reise nach Süden kann weitergehen. Über UKW-Funk stehen wir mit den anderen Yachten in Verbindung. Über Funk spricht sich Ingrid mit Mariolein ab um am nächsten Tag, gemeinsam mit Bruce seiner Mutter, zum einkaufen zu fahren. Ich bringe Ingrid an Land zum Wohnhaus von Bruce. An vielen Stellen scheint es als ob die Zeit stehengeblieben ist. Das ist ein Platz für Romantiker. Um hier etwas zu erledigen muss man immer viel Zeit mit bringen. Erstmal gab es einen leckeren Kaffee und und es wurde über alles mögliche geredet. Da Mariolein ein wenig Spanisch kann war die Unterhaltung nicht ganz so kompliziert.

alte Gerätschaften
überall auf dem Hof
für Erholung ist auch gesorgt
Bruce Senior im Gespräch mit Mariolein
die Werkstadt oder Lager
die Mutter hat sich fein gemacht
Reden und Hausarbeit
der Weihnachtsbaum darf nicht fehlen
Nach einer Stunde ging es dann los. In der kleinen Markthalle rief einer „Hallo Hembadoo“ das war einer von der Präfektura der hat mich (Ingrid) doch tatsächlich wieder erkannt, na wie cool ist denn das. Leider war der Chef der Drogerie, der so gut Deutsch spricht, an diesem Tag nicht da. Aber vielleicht ist das gut so, wer weis wie lange wir gequatscht hätten. Wir haben den ganzen Einkauf in das Auto Verstaut (da ist richtig was zusammengekommen, jeder drei bis vier Taschen) und es ging wieder zurück zur Lagune. Ich rufe über Funk nach Klaus damit er mich mit dem Schlauchboot abholt. Da das ein Weilchen dauert konnte ich mir in Ruhe anschauen wie eine Herde Schafe aus ein großen Schlauchboot ausgeladen wurde. Die Beine waren zusammengebunden aber kein Schaf beschwerte sich es war absolute Stille. Daran konnte man erkennen das sie es gewöhnt waren auf diese Art transportiert zu werden. Für die Männer war es Schwerstarbeit die Schafe auf den Steg zu heben, Beeindruckend.
die Schafe werden auf die Insel gebracht
eine ziemliche Schlepperei

den Schafen stört das nicht
Für den Abend haben wir uns alle auf Hembadoo verabredet. Immerhin gab es wichtige Themen z.B. das Wetter wann weiter und wohin und ganz wichtig wie schmeckt der Wein und das Bier. Wir konnten an diesem Abend alle offenen Fragen klären. Unserer Plan steht fest morgen am Sonntag den 17.12.17 Nachmittags wollen wir zur Caleta Horno aufbrechen und es wäre gut diese bis Mittwoch Abend zu erreichen.
kurze Absprache für ein Treffen auf
Hembadoo
Henk und Mariolein sind die ersten



das Haupt-Thema ist das Wetter
und der Termin der Weiterfahrt

alle Wettercomputer werden abgefragt
Denn dann gibt es den nächsten Sturm. Aber vorher müssen wir den heutigen Nachmittag überstehen. Es wird starker Sturm aus Süd vorhergesagt. Das Barometer ist jetzt schon auf 993 mBar gesunken und die Kurve zeigt noch immer nach unten. Beunruhigend ist auch die Temperatur wir haben im Moment 33°C im Schatten wenn sich da die antarktische Kaltluft darüber schiebt ergibt das ein ziemlich explosives Gemisch. Wir rechnen mit 50 bis 60 Knoten Wind, da wir zu dieser Zeit auch noch ablaufendes Wasser haben gibt das ordentlich Druck auf den Anker. Zur Sicherheit haben wir noch den zweiten Anker ausgebracht. Wir sind ja mal gespannt was die Furious Fifties, die „Rasenden Fünfziger“ für Überraschungen bereithalten. Vielleicht haben wir Euch etwas zu viel vom Wetter erzählt, doch der Wind bestimmt in Patagonien unser Sein, er ist das Maß aller Dinge hier, er diktiert die Form der Bäume und lehrt die Menschen Geduld und Respekt.

Nachtrag:
Eigentlich war der Bericht fertig aber nun wurde es doch noch dramatisch. Pünktlich kurz vor 17:00 kam der Sturm. Gott sei Dank nicht so schlimm wie befürchtet aber mit knapp 50 Knoten doch ganz Ordentlich. Das Problem war die zweite Holländische Yacht sie hing an einer Mooring und die hat nachgegeben und sie trieben in Richtung Land. Im letzten Moment hat der Skipper die Leine losbekommen und sie sind mit Motorkraft von Land weggefahren um ihr eigenen Anker auszubringen. Irgendwie sind sie nicht weit genug gefahren um ordentlich Kette zu geben jedenfalls hat der Anker nicht gehalten und dadurch sind sie Ruck Zuck auf Grund gelaufen. Mariolein von der SY Jori rief die Präfektura um Hilfe, die sagten aber nur bei diesen Wind können sie nichts tun und man müsse abwarten. Da wir jetzt ablaufendes Wasser haben wird die Yacht immer fester sitzen. Jetzt kann man nur hoffen das die Yacht kein Schaden nimmt. Die Voraussetzungen das die Yacht das ganze unbeschadet übersteht sind eigentlich gut, denn es gibt hier keine Felsen. Na ja wir werden sehen.
erst gibt die Mooring nach
der Anker hält nicht und die Yacht liegt auf Grund









Happy End
In der Nacht bei Hochwasser ist es den beiden gelungen das Boot frei zu bekommen und die Yacht wurde nicht beschädigt - dem Schlamm sei Dank.

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