Unser
neues Ziel war Trinidad. Natürlich hörten wir vorab wider die
üblichen Sprüche wie „zu gefährlich“ (Überfälle), nicht
schön (Erdölindustrie) und so weiter. Aber wir wollen unbedingt
nach Trinidad, denn hier gibt es eine regelrechte Yacht Industrie und
wir brauchen etliche Ersatzteile für Hembadoo. Die viertägige
Überfahrt war, wie schon die letzten Male, dank des Passatwindes
völlig problemlos und uns begleiteten wider, auch wie schon oft,
reichlich Delphine. Doch dann ist es so weit, am 16.01.19 im
Morgengrauen, kommt Trinidad in Sicht. In der Nacht sind wir an
unzähligen hell erleuchteten Öl-und Gasbohrinseln vorbei gesegelt.
Jetzt liegt die Ostküste von Trinidad vor uns.
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mit vollen Segeln Trinidad entgegen |
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und immer wider Förderplattformen |
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aha, Land in Sicht |
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Ziel erreicht, hier müssen wir durch |
Trinidad und das
dazugehörige Tobago bilden gemeinsam den Inselstaat Trinidad und
Tobago und liegen im Norden der Karibik, vor der Küste Venezuelas.
Beide Inseln gehören zur Gruppe der Windward Islands und zu den
Kleinen Antillen. Das Klima in Trinidad und Tobago ist tropisch und
die Regenzeit dauert von Juni bis Dezember. Im Gegensatz zu den
meisten anderen Inseln der Kleinen Antillen bleiben Trinidad und
Tobago aber von den Stürmen und Hurrikans verschont, denn sie liegen
südlich der „Hurrikan-Zone“. Trinidad und Tobago gehören zum
Englischen Königreich, daher ist die Landessprache auf den beiden
Inseln Englisch. Jedoch wird dort auch viel Spanisch, Französisch,
Hindi, Chinesisch oder Kreolisch gesprochen.Wir fahren, bereits unter
Motor, in der Durchfahrt zwischen Trinidads Halbinsel im Nordwesten
und der davor liegenden kleinen Insel. Das Wasser wechselt von
tiefblau zu trüb türkis. Wir erkundeten erst mal ein Teil der
riesigen Bucht und fuhren bis Port of Spain. Außer den vielen Wracks
gab es nichts besonderes zu entdecken und deshalb fuhren wir zurück
in Richtung Chaguaramas. Wir
hängen uns an eine Mooringtonne und haben unterhaltsames Hafenkino:
Jede Menge Berufsschifffahrt um uns herum, Ladebetrieb Tag und Nacht,
Ausflugskatamarane, hoch motorisierte Fischer Piroggen und dann die
Power Boote (drei und vier mal 300 PS Außenborder sind keine
Seltenheit – nicht das wir etwa denken, das könnten
Drogenschmuggler sein).
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hier ein Boot mit 3 x 300 PS |
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aber es geht auch weit über 1000 PS |
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ein Versorgungsschiff für die Öl-Industrie |
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für die Romantiker gibt es auch so etwas |
Das
Einklarieren, am nächsten Tag verläuft relativ schnell (obwohl
wider massenhaft Formulare ausgefüllt werden müssen) und sehr
freundlich. Wegen dem guten Gelingen sind wir gleich in die
Clubgaststätte zum Mittagessen gegangen, es hat sehr gut geschmeckt
aber beim bezahlen haben wir fast Schnappatmung bekommen. In
den nächsten Tagen versuchen wir das Menschen-Transport-System zu
durchschauen, denn der Weg nach Port of Spain ist doch ziemlich weit.
Als erstes gibt es den großen Bus (feste Haltestellen), der ist von
der Bequemlichkeit und dem Preis nicht zu schlagen (eine Fahrt bis
Port of Spain, ca 50 Minuten für 20 km, kostet 2 TT Dollar – 26
Euro Cent). Dann kommt das Sammeltaxi mit dem gelben Streifen, der
ganz große Vorteil besteht darin das man es überall per Handzeichen
stoppen kann und das Taxi hält an jedem Punkt der Strecke – man
muß nur klingeln. Der Preis für eine Fahrt bis zur Endhaltestelle
beträgt 7 TT Dollar - 91 Euro Cent . Dann gibt es noch die privat
Autos, die sind nicht so leicht zu erkennen, aber sie reagieren auf
Handzeichen, hier beträgt der Preis 9 TT Dollar – 1,18 Euro für
die 50 minütige Fahrt. Auf jeden Fall ist hier Autofahren preiswert.
Der Benzinpreis beträgt 45 Euro Cent pro Liter. Normalerweise hätten
wir uns ein Leihauto genommen aber das geht hier gar nicht,
Verkehrschaos und Linksverkehr, da bekomme ich massive Stress Pickel.
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das Sammel-Taxi |
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Dauer-Stau in Port of Spain |
Wegen
der Unmengen an Autos und Staus haben wir auch auf ein Besuch des
Karnevalsumzuges verzichtet denn hier verschärft sich die
Verkehrs-Situation noch einmal. Aber der Karnevalsumzug ist etwas
ganz Besonderes – sehr bunt, sehr laut und sehr fröhlich und sehr
sehr lang. Es gibt wunderbare Kostüme (die konnten wir schon vorab
an den verschiedensten Stellen bestaunen), die ungeheure Ausmaße
haben. Oft haben auch, die sich in ständigen tanzenden Bewegungen
befindlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen ungeheure Ausmaße.
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beim Anblick der riesigen, bunten Kostüme und Masken kann man erahnen was auf der Straße los ist |
Zu
den ebenfalls nachhaltigen Trinidad-Eindrücken gehört auch das
unmittelbare Nebeneinander von Immensem Reichtum (die Mehrheit) und
unfassbarer Armut. Aber nach unseren langen Aufenthalt in Afrika und
Südamerika stören wir uns immer weniger an den zerlumpten Gestalten,
die sich inmitten der Hauptgeschäftsstraßen häuslich
niedergelassen haben. Jedoch fühlen wir uns zumindest am Tage nicht
bedroht oder unsicher, allerdings stellen wir auch keinerlei
Schmuckwerk zur Schau und unser Geld und Papiere sind sicher
verstaut. Aber
nun noch einmal zu den Gründen weshalb wir nach Trinidad wollten.
Ein Grund war zum Beispiel die tropfende Seewasser Pumpe am Motor.
Wir nahmen an das es kein größeres Problem ist, vielleicht eine
kaputte Dichtung oder so. Aber weit gefehlt nachdem ich sie ausgebaut
hatte erkannte ich sofort das es ein Totalschaden war – Gehäuse
gerissen, Lager kaputt u.s.w., so ein Mist. Ich wusste auch das der
Wärmetauscher vom Generator nicht mehr besonders gut aussah. Also
ließen wir beide Teile über eine Firma aus den USA einfliegen. Des
weiteren wollte ich unbedingt ein Stahlseil vom Groß-mast zum
Besan-Mast spannen. Nach dem uns vor einem Jahr der Besan-Mast
umgekippt ist, ist das für uns eine beruhigende Maßnahme. Das
heißt 6 mm Edelstahl-Seil und Schraubtherminals besorgen und ab auf
den Mast und sich in 17m Höhe durchschaukeln und braun brennen
lassen. Alles was wir uns vorgenommen haben hat prima geklappt.
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der Wärmetauscher vom Generator sieht etwas angegriffen aus aber funktioniert noch |
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aber sicherheitshalber liegt der neue jetzt bereit |
Das
ungewöhnlichste für uns waren aber die vielen deutschen Segler.
Soviel wie hier in zwei Wochen haben wir nicht in den ganzen
letzten Jahren kennengelernt. Gleich vor uns an der Mooring hängt
der Katamaran Casa Antonia mit Ute, Ralf und Hund Bruno. Die beiden
haben uns sofort zum Kaffee eingeladen und uns viele Tipps gegeben,
vor allem was, beziehungsweise wer, ist gut und was ist schlecht. Ein
klein wenig konnte ich Ihnen bei der Behebung der fehlerhaften
Anzeige des Batterie-Monitors helfen.
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die Casa Antonia |
Eine schöne Tradition ist das
gemeinsame Grillen der deutschsprachigen Segler am Sonnabend Abend.
Hier gibt es den neusten Klatsch und Tratsch aber auch handfeste
Infos zu Segel-Revieren, Reparaturen u.s.w. Erika aus Deutschland
behält das Mooring-Feld im Auge und kassiert die Gebühren. Freitags
moderiert sie auch die tägliche Funk-Info-Runde von 8 Uhr bis 10 Uhr
auf Kanal 68.
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Erika im Gespräch mit Romina und Martin |
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auch die Schweiz ist vertreten |
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alles super nette Leute |
Wir
werfen für zwei Tage die Leinen los und schippern rund vier Meilen
hinüber zu den vorgelagerten Inseln Monos und Chacachacares, wo
früher eine Lepra Station war. Ehemalige Doktoren Häuser sind dem
Verfall preisgegeben, seit 1983 die letzten Kranken verlegt wurden. Aber
in die uns empfohlene Bucht weht ein starker Wind und es gab
ordentlich Wellen. Kurzerhand bogen wir ab und schon bald fällt der
Anker in der von dschungelgrün umgebenen wunderschönen Scotland
Bay. In
dieser traumhaften Ankerbucht fühlten wir uns wie in einem
Tierpark. Direkt am Ufer klettern die Affen in den Bäumen herum. Ein
Stück höher am Berg hört man das dröhnen der Brüllaffen, auf dem
Wasser und in der Luft bewegen sich die Pelikane und komplettiert
wurde das ganze durch reichlich Papageien und andere Vögel. Aber
noch mehr als über die vielen Tiere haben wir uns über die drei
weiteren Yachten in der Bucht gewundert - alle drei unter deutscher
Flagge (vier deutsche Jachten in einer Bucht, das gab es noch nie)
Eine von den dreien war die SY Nadin aus Berlin, wir haben uns in
Südamerika immer wieder getroffen. Da sie aber schon vor einer Woche
in Richtung Granada aufgebrochen waren hätten Sie gar nicht mehr hier
sein dürfen. Neugierig wie wir nun mal sind fuhren wir auch gleich
mit dem Schlauchboot rüber. Nach einem großen Hallo zur Begrüßung, erzählten sie das sie schon zweimal auf dem Weg nach Granada waren, aber wegen schlechten
Wetter (falscher Wind, starke Strömung nach West und hohe Wellen)
umdrehen mussten. Jetzt warten sie auf Besserung. Die anderen beiden
Yachten gehören Gorden, er ist schon seit ca. 15 Jahren in der
Karibik. Die kleinere 41 Fuss Yacht möchte er verkaufen und die 62
Fuss Alu - Yacht ist jetzt sein neues Spielzeug.
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die Reste der alten Lepra-Station |
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die 2 Boote von Gorden und Hembadoo |
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es ist gemütlich im 29°C warmen Wasser |
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den Rumpf reinigen ist kein Vergnügen, danach |
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krabbeln 1 Millionen Mini-Krebse auf dem Anzug |
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die wunderschöne Bucht von Land aus |
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Hembadoo dicht an Land (Affen gucken) |
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ein Urwald Klo, keine goldene Wasserhähne |
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der Dschungel wird so dicht |
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das sogar die Wurzeln umdrehen |
Nach einer Woche
hatten wir alles erledigt was wir uns vorgenommen haben
(Unterwasserschiff reinigen, durch den Urwald wandern und viel
schwimmen) und wir wollten weiter nach Granada. Das heißt noch einmal
zurück und Ausklarieren (Ausreisen - Zoll und Immigration).Es ist
der 1.März, erst
am Abend segelten wir los. Wir trafen Vorkehrungen gegen Besuch von
Piraten aus Venezuela: Positionslichter aus, Radar und AIS bleiben
eingeschalten. Wir halten beide Ausschau. Ein Boot lenkt unsere
Aufmerksamkeit auf sich, es kam auf uns zu. Das AIS-Signal ist zu
erkennen aber alles Pech Schwarz – auch ein Segler ohne
Beleuchtung. Wir segelten sehr dicht aneinander vorbei - was für ein
komisches Gefühl. Ansonsten lief alles glatt.
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