Donnerstag, 31. Januar 2019

Trinidad zum „Ersten“


Unser neues Ziel war Trinidad. Natürlich hörten wir vorab wider die üblichen Sprüche wie „zu gefährlich“ (Überfälle), nicht schön (Erdölindustrie) und so weiter. Aber wir wollen unbedingt nach Trinidad, denn hier gibt es eine regelrechte Yacht Industrie und wir brauchen etliche Ersatzteile für Hembadoo. Die viertägige Überfahrt war, wie schon die letzten Male, dank des Passatwindes völlig problemlos und uns begleiteten wider, auch wie schon oft, reichlich Delphine. Doch dann ist es so weit, am 16.01.19 im Morgengrauen, kommt Trinidad in Sicht. In der Nacht sind wir an unzähligen hell erleuchteten Öl-und Gasbohrinseln vorbei gesegelt. Jetzt liegt die Ostküste von Trinidad vor uns.
mit vollen Segeln Trinidad entgegen
und immer wider Förderplattformen
aha, Land in Sicht

Ziel erreicht, hier müssen wir durch
Trinidad und das dazugehörige Tobago bilden gemeinsam den Inselstaat Trinidad und Tobago und liegen im Norden der Karibik, vor der Küste Venezuelas. Beide Inseln gehören zur Gruppe der Windward Islands und zu den Kleinen Antillen. Das Klima in Trinidad und Tobago ist tropisch und die Regenzeit dauert von Juni bis Dezember. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln der Kleinen Antillen bleiben Trinidad und Tobago aber von den Stürmen und Hurrikans verschont, denn sie liegen südlich der „Hurrikan-Zone“. Trinidad und Tobago gehören zum Englischen Königreich, daher ist die Landessprache auf den beiden Inseln Englisch. Jedoch wird dort auch viel Spanisch, Französisch, Hindi, Chinesisch oder Kreolisch gesprochen.Wir fahren, bereits unter Motor, in der Durchfahrt zwischen Trinidads Halbinsel im Nordwesten und der davor liegenden kleinen Insel. Das Wasser wechselt von tiefblau zu trüb türkis. Wir erkundeten erst mal ein Teil der riesigen Bucht und fuhren bis Port of Spain. Außer den vielen Wracks gab es nichts besonderes zu entdecken und deshalb fuhren wir zurück in Richtung Chaguaramas. Wir hängen uns an eine Mooringtonne und haben unterhaltsames Hafenkino: Jede Menge Berufsschifffahrt um uns herum, Ladebetrieb Tag und Nacht, Ausflugskatamarane, hoch motorisierte Fischer Piroggen und dann die Power Boote (drei und vier mal 300 PS Außenborder sind keine Seltenheit – nicht das wir etwa denken, das könnten Drogenschmuggler sein).
hier ein Boot mit 3 x 300 PS
aber es geht auch weit über 1000 PS

ein Versorgungsschiff für die Öl-Industrie

für die Romantiker gibt es auch so etwas














Das Einklarieren, am nächsten Tag verläuft relativ schnell (obwohl wider massenhaft Formulare ausgefüllt werden müssen) und sehr freundlich. Wegen dem guten Gelingen sind wir gleich in die Clubgaststätte zum Mittagessen gegangen, es hat sehr gut geschmeckt aber beim bezahlen haben wir fast Schnappatmung bekommen. In den nächsten Tagen versuchen wir das Menschen-Transport-System zu durchschauen, denn der Weg nach Port of Spain ist doch ziemlich weit. Als erstes gibt es den großen Bus (feste Haltestellen), der ist von der Bequemlichkeit und dem Preis nicht zu schlagen (eine Fahrt bis Port of Spain, ca 50 Minuten für 20 km, kostet 2 TT Dollar – 26 Euro Cent). Dann kommt das Sammeltaxi mit dem gelben Streifen, der ganz große Vorteil besteht darin das man es überall per Handzeichen stoppen kann und das Taxi hält an jedem Punkt der Strecke – man muß nur klingeln. Der Preis für eine Fahrt bis zur Endhaltestelle beträgt 7 TT Dollar - 91 Euro Cent . Dann gibt es noch die privat Autos, die sind nicht so leicht zu erkennen, aber sie reagieren auf Handzeichen, hier beträgt der Preis 9 TT Dollar – 1,18 Euro für die 50 minütige Fahrt. Auf jeden Fall ist hier Autofahren preiswert. Der Benzinpreis beträgt 45 Euro Cent pro Liter. Normalerweise hätten wir uns ein Leihauto genommen aber das geht hier gar nicht, Verkehrschaos und Linksverkehr, da bekomme ich massive Stress Pickel.
das Sammel-Taxi
Dauer-Stau in Port of Spain








Wegen der Unmengen an Autos und Staus haben wir auch auf ein Besuch des Karnevalsumzuges verzichtet denn hier verschärft sich die Verkehrs-Situation noch einmal. Aber der Karnevalsumzug ist etwas ganz Besonderes – sehr bunt, sehr laut und sehr fröhlich und sehr sehr lang. Es gibt wunderbare Kostüme (die konnten wir schon vorab an den verschiedensten Stellen bestaunen), die ungeheure Ausmaße haben. Oft haben auch, die sich in ständigen tanzenden Bewegungen befindlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen ungeheure Ausmaße.

beim Anblick der riesigen, bunten Kostüme und Masken kann man erahnen was auf der Straße los ist
Zu den ebenfalls nachhaltigen Trinidad-Eindrücken gehört auch das unmittelbare Nebeneinander von Immensem Reichtum (die Mehrheit) und unfassbarer Armut. Aber nach unseren langen Aufenthalt in Afrika und Südamerika stören wir uns immer weniger an den zerlumpten Gestalten, die sich inmitten der Hauptgeschäftsstraßen häuslich niedergelassen haben. Jedoch fühlen wir uns zumindest am Tage nicht bedroht oder unsicher, allerdings stellen wir auch keinerlei Schmuckwerk zur Schau und unser Geld und Papiere sind sicher verstaut. Aber nun noch einmal zu den Gründen weshalb wir nach Trinidad wollten. Ein Grund war zum Beispiel die tropfende Seewasser Pumpe am Motor. Wir nahmen an das es kein größeres Problem ist, vielleicht eine kaputte Dichtung oder so. Aber weit gefehlt nachdem ich sie ausgebaut hatte erkannte ich sofort das es ein Totalschaden war – Gehäuse gerissen, Lager kaputt u.s.w., so ein Mist. Ich wusste auch das der Wärmetauscher vom Generator nicht mehr besonders gut aussah. Also ließen wir beide Teile über eine Firma aus den USA einfliegen. Des weiteren wollte ich unbedingt ein Stahlseil vom Groß-mast zum Besan-Mast spannen. Nach dem uns vor einem Jahr der Besan-Mast umgekippt ist, ist das für uns eine beruhigende Maßnahme. Das heißt 6 mm Edelstahl-Seil und Schraubtherminals besorgen und ab auf den Mast und sich in 17m Höhe durchschaukeln und braun brennen lassen. Alles was wir uns vorgenommen haben hat prima geklappt.
der Wärmetauscher vom Generator sieht etwas angegriffen aus aber funktioniert noch 

aber sicherheitshalber liegt der neue jetzt bereit
Das ungewöhnlichste für uns waren aber die vielen deutschen Segler. Soviel wie hier in zwei Wochen haben wir nicht in den ganzen letzten Jahren kennengelernt. Gleich vor uns an der Mooring hängt der Katamaran Casa Antonia mit Ute, Ralf und Hund Bruno. Die beiden haben uns sofort zum Kaffee eingeladen und uns viele Tipps gegeben, vor allem was, beziehungsweise wer, ist gut und was ist schlecht. Ein klein wenig konnte ich Ihnen bei der Behebung der fehlerhaften Anzeige des Batterie-Monitors helfen.
die Casa Antonia
Eine schöne Tradition ist das gemeinsame Grillen der deutschsprachigen Segler am Sonnabend Abend. Hier gibt es den neusten Klatsch und Tratsch aber auch handfeste Infos zu Segel-Revieren, Reparaturen u.s.w. Erika aus Deutschland behält das Mooring-Feld im Auge und kassiert die Gebühren. Freitags moderiert sie auch die tägliche Funk-Info-Runde von 8 Uhr bis 10 Uhr auf Kanal 68.
Erika im Gespräch mit Romina und Martin

auch die Schweiz ist vertreten
alles super nette Leute








Wir werfen für zwei Tage die Leinen los und schippern rund vier Meilen hinüber zu den vorgelagerten Inseln Monos und Chacachacares, wo früher eine Lepra Station war. Ehemalige Doktoren Häuser sind dem Verfall preisgegeben, seit 1983 die letzten Kranken verlegt wurden. Aber in die uns empfohlene Bucht weht ein starker Wind und es gab ordentlich Wellen. Kurzerhand bogen wir ab und schon bald fällt der Anker in der von dschungelgrün umgebenen wunderschönen Scotland Bay. In dieser traumhaften Ankerbucht fühlten wir uns wie in einem Tierpark. Direkt am Ufer klettern die Affen in den Bäumen herum. Ein Stück höher am Berg hört man das dröhnen der Brüllaffen, auf dem Wasser und in der Luft bewegen sich die Pelikane und komplettiert wurde das ganze durch reichlich Papageien und andere Vögel. Aber noch mehr als über die vielen Tiere haben wir uns über die drei weiteren Yachten in der Bucht gewundert - alle drei unter deutscher Flagge (vier deutsche Jachten in einer Bucht, das gab es noch nie) Eine von den dreien war die SY Nadin aus Berlin, wir haben uns in Südamerika immer wieder getroffen. Da sie aber schon vor einer Woche in Richtung Granada aufgebrochen waren hätten Sie gar nicht mehr hier sein dürfen. Neugierig wie wir nun mal sind fuhren wir auch gleich mit dem Schlauchboot rüber. Nach einem großen Hallo zur Begrüßung, erzählten sie das sie schon zweimal auf dem Weg nach Granada waren, aber wegen schlechten Wetter (falscher Wind, starke Strömung nach West und hohe Wellen) umdrehen mussten. Jetzt warten sie auf Besserung. Die anderen beiden Yachten gehören Gorden, er ist schon seit ca. 15 Jahren in der Karibik. Die kleinere 41 Fuss Yacht möchte er verkaufen und die 62 Fuss Alu - Yacht ist jetzt sein neues Spielzeug.
die Reste der alten Lepra-Station

die 2  Boote von Gorden und Hembadoo
es ist gemütlich im 29°C warmen  Wasser

den Rumpf reinigen ist kein Vergnügen, danach

krabbeln 1 Millionen Mini-Krebse auf dem Anzug
die wunderschöne Bucht von Land aus
Hembadoo dicht an Land (Affen gucken) 





ein Urwald Klo, keine goldene Wasserhähne

der Dschungel wird so dicht
das sogar die Wurzeln umdrehen









Nach einer Woche hatten wir alles erledigt was wir uns vorgenommen haben (Unterwasserschiff reinigen, durch den Urwald wandern und viel schwimmen) und wir wollten weiter nach Granada. Das heißt noch einmal zurück und Ausklarieren (Ausreisen - Zoll und Immigration).Es ist der 1.März, erst am Abend segelten wir los. Wir trafen Vorkehrungen gegen Besuch von Piraten aus Venezuela: Positionslichter aus, Radar und AIS bleiben eingeschalten. Wir halten beide Ausschau. Ein Boot lenkt unsere Aufmerksamkeit auf sich, es kam auf uns zu. Das AIS-Signal ist zu erkennen aber alles Pech Schwarz – auch ein Segler ohne Beleuchtung. Wir segelten sehr dicht aneinander vorbei - was für ein komisches Gefühl. Ansonsten lief alles glatt.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen