Am liebsten wären wir noch ein paar
Tage im Regenwald geblieben. Aber es ist kurz vor Weihnachten und wir
wollen unbedingt per Skype bei unseren Enkelkindern in Deutschland
und der Schweiz sein. Also auf nach St. Laurent. Wir sind wider auf
dem Maroni. Die Betonnung ist weiterhin ausgezeichnet und bei
Tageslicht problemlos. Wir fahren immer noch nah am Flussufer dicht
am tropischen Regenwald durch eine bezaubernde Landschaft.
Nach ca. 6 Meilen erreichen wir die
Marina, die auch zugleich TO Stützpunkt ist.
David Matelicani baute hier aus eigenen
finanziellen Mittel eine Marina auf, die den Seglern eine sichere
Basis ist und die Attraktivität des Ortes steigert. Damit wird ein
sichtbarer Beitrag zur Entwicklung der touristisch noch relativ
unerschlossenen Region geleistet.
Es gibt ungefähr 20 Mooringbojen im
Fluss, der größte Teil des Mooring-Feldes liegt geschützt hinter
einer kleinen Insel.
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die Lage der 20 Mooringbojen |
Wir dachten zumindest, dass es eine Insel sei.
Bei Hochwasser kaum zu erkennen, zeigt sich bei Ebbe, dass die Insel
ein 100 Meter langes Wrack ist.
Es ist die ‚Edith Cavell‘, ein
Dampfschiff, 1898 in den Dienst gestellt, um Saint-Laurent-du-Maroni
mit Gütern aller Art zu versorgen. Gesunken ist sie bereits 1924 und
jetzt zu einer großen Blumenschale mutiert. Das Wrack ist
erstaunlicherweise kaum verrostet und zeigt keinen
Unterwasser-Bewuchs. Ich frage mich was die für eine Stahlmischung
hatten.
Dafür gedeiht der Überwasser-Bewuchs umso besser.
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eine schöne, kleine Insel |
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nein, ein schönes, großes Wrack |
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ein sauberer Bruch im sauberen Stahl |
Gleich
Visavis liegen noch ein paar Wracks, direkt am Strand. Wunderschön,
von Palmen und Bromelien erobert und daneben unser Dingi-Dock.
Sowohl der kleine Strand als auch der Steg dienen als Anleger für
Pirogen aller Art.
Das Mooringfeld ist Videoüberwacht, so
dass jeder Eigner sein Boot auf der Webseite beobachten kann.
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unser Anleger |
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ein weiteres Wrack bei Hochwasser |
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und bei Nidrigwasser |
Offizielle Wassertaxis haben Nummern und sind häufig überdacht. In
den einfacheren Ausführungen sitzt man ungeschützt und Wolkenbrüche
kommen zeitweise so schnell herbei, dass es eng werden kann, sein
Ziel trocken zu erreichen. Den ganzen Tag wuseln die Pirogen zwischen
uns herum (Taxis oder Flussfischer), ohne uns zu stören. Die meisten
nehmen reichlich Gas weg, bevor sie ins Ankerfeld einfahren.
Am erstaunlichsten ist der Grenzverkehr
nach Surinam. Dutzende von Pirogen fahren ohne Unterlass ständig hin
und her. Entweder sind die Piroggen rappe voll mit Kisten, Fässern
und Körben oder mit Leuten. Das sichert Beschäftigung und
Einkommen.
Nachmittags gingen wir an Land, um uns einen Einblick von Land und
Leute zu verschaffen. In einem kleineren Supermarkt konnten wir Preise
vergleichen und waren mehr oder weniger überrascht. Im allgemeinen
waren sie so wie in Deutschland, einiges war teurer und anderes
wiederum billiger. Im Vergleich zu Kourou war alles ein klein wenig
billiger. Aber in Gegensatz zu Brasilien natürlich Sau teuer.
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bei 32°C im Schatten |
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wirkt die Weihnachts-Deko etwas seltsam |
Der
Fischmarkt (hinter dem Clubgebäude nach rechts und immer am Wasser
entlang) ist täglich geöffnet und bietet preiswerten, fangfrischen
Fisch.
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immer wider starker Regen |
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da wird selbst der Weg zum Fischmarkt |
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zum Abenteuer - immer an Gefängnismauer lang |
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aber dann haben wir doch noch unser Fisch |
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so gefällt er uns am besten |
Der riesige Gemüsemarkt hat allerdings
nur Samstag offen, ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Das
Gemüse und Obst im Supermarkt kommt aus der Kühlung und ist somit
auf dem Schiff nicht lange haltbar. Wenn man nicht aufpasst, sind die
teuren Paprika bereits am nächsten Tag am schimmeln. Da ist es
besser auf dem Markt die örtlichen, ungekühlten Produkte zu kaufen.
Das angebotene Gemüse ist etwas kleiner, schrumpeliger aber auch
preiswerter und schmackhafter. Asiaten verkaufen Chilis, Pak-Choi,
Thai Basilikum, Zitronengras und grüne Salate. Schwarze Big-Mamas in
bunten Kleidern (wie schon gesagt, wie in Afrika) sitzen vor Bergen
von Ingwer, frischem Kurkuma, Yamswurzeln und Kochbananen. Indios
verkaufen Räucherfisch, wilde Mangos und Maracujas. Es gibt Ananas,
Papayas, Wassermelonen und leckerste Auberginen. Jetzt gilt es die
unbekannten Dinge zu erforschen.
Einen ordentlicheren Markt haben wir
lange nicht gesehen. Es gibt feste Gebinde-Größen oder Kontingente.
Alles kostet entweder einen oder zwei EURO, ob das mangelnden
Rechenkünste, Bequemlichkeit oder Cleverness (man muss eigentlich
immer mehr kaufen als man will, einzelne Gurken zum Beispiel gibt es
nicht, da kann man diskutieren wie man will) geschuldet ist, bleibt
uns unklar.
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der Markt ist ganz schön groß |
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und viele Menschen sind hier unterweg |
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es giebt hier |
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einfach alles |
Es gibt auch einige kleine chinesische
Supermärkte und einen Super U in etwa 2,5 km Entfernung. Wie in
Kourou geht es in dem großen Supermarkt eher französisch zu.
Eigentlich ist alles aus Frankreich importiert. Ziemlich absurd,
angesichts des reichhaltigen Angebots Südamerikas und sicher auch
ökologisch nicht besonders wertvoll. Aber wir freuen uns trotzdem,
das wir weiterhin leckeren Käse, Croissants und Baguette kaufen
können.
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eine moderne Kaufhalle eben und das beste ist die Klimaanlage hier hält man es aus |
Saint Laurent ist ein netter Ort. Durch die vorwiegend schwarze
Bevölkerung fühlt man sich ein wenig wie in Afrika, nur das es hier
viel, viel sauberer ist. Die Weißen legen teilweise noch etwas
koloniales Gehabe an den Tag und scheinen lieber unter sich zu sein,
doch sonst scheint dieser Kulturmix ganz gut zu funktionieren. Wir
werden zumindest überall freundlich begrüßt! Interessant ist auch
die Volksgruppe der Maroons, die in dieser Gegend ihren Schwerpunkt
hat. Maroons sind ehemals geflohene Sklaven, die gut versteckt vor
ihren Häschern im dichten Amazonas, Dörfer gründeten. Dort führen
sie teilweise bis heute ihre afrikanischen Traditionen fort.
Gegen Abend treffen sich die Menschen gerne am Wasser (kleiner Strand mit
überdachten Unterständen), genau gegenüber von unseren Liegeplatz.
Die jungen Leute lassen ihre Anwesenheit erkennen, indem sie die
Türen vom Auto öffnen und ihre Musikanlage voll aufdrehen.
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aber manche übertreiben es wirklich |
Richtig
schwer beeindruckt waren wir vom Silvester Abend. Schon Tage zuvor
wurde herumgeknallt und Feuerwerk abgebrannt. Aber was an Silvester
los war sorgte auch bei uns für große Kulleraugen, Das ganze kann
man nur wie ein stundenlangen Wettstreit der besten Feuerwerker
beschreiben. Es war gigantisch. In Deutschland wäre es wohl
undenkbar das solche Feuerwerks-Batterien in private Hand geraten.
Das meiste war wahrscheinlich von den chinesischen Händlern
importiert. Auf jedenfall haben sie franz. Guayana als Raketenzentrum
keine Schande bereitet. Einfach nur wunderbar. Prosit 2019.
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die ganze Stadt war |
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ein einziges Lichtspektakel |
Noch einmal zu der Marina, sie hat eine interessante Preispolitik.
Zunächst muss man einer Assoziation beitreten (Beitrab 20 Euro/Jahr)
um dann die Marina benutzen dürfen. Die Boje kostet dann 12
Euro/Tag. Als wir dort waren, war Davide, der Besitzer, nicht da,
aber wir sind mit dem jungen Man und der jungen Frau gut zurecht
gekommen.
Es gibt keine Duschen und Toiletten, aber man kann beim
Café seine Wäsche waschen und trocknen was Ingrid auch regelmäßig
nutzte. Einmal die Woche gibt es die Möglichkeit mit dem Auto zu
Super U mitzufahren. Man bekommt Hilfe beim Ein- und Ausklarieren
(man wird mit dem Auto zur Immigration gefahren und sie sorgen dafür
das man ein Stempel in den Pass bekommt – ist nicht
selbstverständlich da wir ja EU sind, aber gut für die Einreise in
das nächste Land) dieser Service ist sogar im Preis enthalten.
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die beiden vom Club |
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waren uns immer behilflich |
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der Club ist auch TO-Stützpunkt |
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zur Waschmaschine gehts durch die Küche |
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die Imigration, hier gibts den Stempel im Pass |
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ein Cafe beim Club ist immer gut |
Übrigens, der Maroni führt hier Süßwasser und enthält
weniger Sediment als der Kourou das heißt die Produktion unseres
Wassermachers verdoppelte sich auf 200 Liter pro Stunde – echt
Super. So sind wir nicht auf das Wasser von der Land-Leitung
angewiesen. Hinter dem Café ist ein Wasserhahn dort bekommt man
kostenlos Wasser. Wir bevorzugen das Wasser aus dem Wassermacher, das
ist 100 Prozentig rein und mineralisiert.
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Mahnmal für die Gefangenen |
Schon wieder Gefängnisse, gleich neben dem Marina Gebäude bezw.
der Touristen Info befindet sich von dicken Mauern umsäumt das „Camp
de la Transportation“. Das war das Ankunfts- und Verteil-Zentrum
von franz. Guyana. Zwei, dreimal im Jahr kam eine Schiffsladung
Gefangener mit bis zu 600 Männern in St. Laurent an. 1852 wurden die
ersten Gefangenen hier in diesem Camp empfangen, von hier wurden sie
auf mehrere Dutzend Lager innerhalb Französisch-Guyanas verteilt
oder in die auf den Iles des Saluts geschickt. Der Gang durch das Eingangstor
bedeutete für nahezu alle, die hierher deportiert wurden, den Anfang
vom Ende.
Bevor wir nach St. Laurent gefahren sind, haben wir uns (im
Regenwald) nochmals den Film "Papillon" angesehen, der auf
der Grundlage des gleichnamigen autobiographischen Romans von Henri
Charrière gedreht wurde. Henri Charrière ("Papillon") hat
in seinem Buch allerdings nicht nur seine eigenen Erfahrungen
beschrieben, sondern auch die anderer Gefangener. Der Film
"Papillon", wurde nicht an Originalschauplätzen gedreht.
Im Film wurden die Ereignisse des Buches dann nochmals etwas
verfremdet dargestellt. Aber man bekommt auf jedenfall einen guten
Eindruck davon, wie brutal und unmenschlich es in diesen Lagern
zuging. Glücklicherweise wurden sie Ende der 1930er Jahre auch
endgültig geschlossen. Die Eindrücke aus diesem Film verfolgen uns
und wir besuchten das Gefängnis mit einem ziemlich beklemmenden
Gefühl. Henri Charrière war wegen Mordes verurteilt und hierher
deportiert worden, unschuldig, wie er sein Leben lang beteuerte. Ihm
gelang mehrfach die Flucht, abgesehen vom letzten Versuch immer ohne
Erfolg. Das brachte ihm eine jahrelange, grausame Einzel- und
Dunkelhaft ein.
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Camp
de la Transportation, der Beginn des Leidens |
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Zelle Nr. 47, hier war "Papillon" inhaftiert |
Eigentlich
wollten wir noch mit dem Dingi flussaufwärts zur Lepra-Insel.
Hierher wurden früher die Lepra Kranken verbannt und Papillon hat
bei einem seiner vielen Fluchtversuche hier Helfer und ein Boot
gefunden. Aber das Wetter machte uns ein Strich durch die Rechnung.
Es Regnete immer wieder Wolkenbruchartig und es war dabei auch noch
recht Windig so das sich auf dem Maroni ordentliche Wellen
entwickelten. Alles in allem ganz schlechte Voraussetzungen für eine
längere Dingifahrt und somit verzichteten wir auf diese.
Weiterhin wollten wir von Saint Laurent nach Suriname segeln, die Tourist-Card
für Suriname bekommt man schon in Saint Laurent. Das Surinamische
Konsulat ist gut zu Fuß zu erreichen (gegenüber von Sixt), die
Tourist-Card kann man dort mit der Geld-Karte bezahlen, das Ganze
dauert keine fünf Minuten.
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das Surinamische
Konsulat |
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gegenüber befindet sich Sixt |
Aber wir mussten feststellen das wir vom
braunen Wasser genug hatten und sehnten uns nach dem kristallklaren
Wasser der Karibik.
Trotz der Schlamm-Farbe der Flüsse waren wir
gerne in Französisch Guyana. Der Raketen-Start, das Speace-Center
und der Besuch auf den Teufelsinseln war schon etwas ganz Besonderes.
Die Zeit im Regenwald erinnerte einen in ihrer Einsamkeit an
Feuerland.
Warum es allerdings weder auf den Inseln noch am Maroni und deren
Nebenflüsse keine Mücken gibt (wie auch in Brasilien), dafür haben
wir keine Erklärung. Vielleicht hat es etwas mit der
Ausrottungs-Aktion wegen dem Zika Virus zu tun.
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