Die Allerheiligen-Bucht 19.05.2017
Jetzt geht es los quer über die Allerheiligen Bucht in Richtung
Ilha dos Frades. Vorher müssen wir noch zum Tankschiff und Hembadoo`s Bauch mit Diesel füllen. Es waren ganz ordentliche Wellen und das Anlegen war gar nicht so einfach.
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600 Liter tanken dauert |
Aber nach dieser Aktion ging es dann wirklich los. Der Wind war gut, so dass wir den größten Teil der
14 Meilen bei schönsten Sonnenschein segeln konnten. Am Ende der
Insel haben wir uns mehrfach die Augen gerieben wir konnten weder mit
noch ohne Fernglas die Durchfahrt erkennen. Dort befand sich ein
Raffinerie-Terminal an dem zwei Tanker lagen. Als wir näher
herankamen entzerrte sich das Bild und wir erkannten das reichlich
Platz vorhanden war um an den Tankern vorbeizufahren. Wir umrundeten
die Insel Ilha do bom Jesus und gingen vor einer kleinen, mit
Kokos-Palmen umsäumten Insel und mit einer schicken Hotelanlage, vor
Anker. Von unserem Liegeplatz aus hatten wir einen wunderschönen
Blick auf mehrere kleine Inseln und die Ilha dos Frades mit ihren
unberührten (Nationalpark) tropischen Wäldern und felsigen Ufern.
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Postkartenidylle |
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für Touristen |
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aber rundum Natur pur |
Der Platz hatte keine nennenswerte Strömung und schön klares 30
Grad warmes Wasser. So war sofort baden angesagt. Wir nutzten auch
das sonnige Wetter um alle Luken und Fenster zu öffnen, um das
Bootsinnere ordentlich aufzuheizen und zu trocknen. Unser größtes
Problem ist die ständig hohe Luftfeuchtigkeit (zwischen 85 und 94
Prozent - ist halt Regenzeit) und damit verbunden die ständig klamme
Bettwäsche und Kleidung. Am Abend regnete es auch schon wider in
Strömen. So schön dieser Platz auch war haben wir beschlossen die
Bucht am nächsten Tag zu verlassen und weiter in Richtung Süden zu
segeln. Die Windvorhersage versprach zumindest keinen Gegenwind und
das mussten wir nutzen. Wir wissen von anderen Seglern mit welchen
Problemen sie sich herumschlangen mussten (gegen den Wind kreuzen –
doppelter Weg, dreifache Zeit und die Aufenthaltszeit in Brasilien
von 3 Monaten muss unbedingt eingehalten werden). Am Sonntag ging es
dann mit Sonnenschein und ordentlichen Wind los. Richtig zu kämpfen
hatten wir bei der Ausfahrt aus der Bucht. Da war alles gegen uns,
die Atlantikwellen die in die Bucht donnerten und der Gezeitenstrom,
wir durften auch kein Meter mehr in Richtung südliches Ufer denn
dort brachen sich die Brandungswellen auf den nahen Sand bzw.
Felsenbänken (die Brecher waren locker 4 bis 5 m hoch, allein der
Anblick sorgte für eine Gänsehaut) Das alles hat mehr Zeit gekostet
als wir gedacht haben und deshalb werden wir vermutlich erst in der
Nacht in die Baia de Camamu einlaufen. An die ganzen Flachstellen und
das im Dunkeln will ich im Moment gar nicht denken. Aber dann
erlebten wir ein Segeltag vom allerfeinsten (wenigstens bis zum
Nachmittag).
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flottes Segeln |
Sonnenschein, 15 Knoten Wind, mit Genua und Besansegel
fuhren wir 6,5 Knoten, alles war gut. Doch dann kam eine schwarze
Wand auf uns zu, schnell refften wir die Segel. Für 10 Minuten ging
der Wind auf 30 Knoten und es schüttete wie aus Eimern dann war
alles vorbei auch der Wind. Wir hatten nur noch 8 bis 9 Knoten und
mussten den Motor mit zur Hilfe nehmen.
Einfahrt in die Baia de Camamu 22.05.2017
Die Bucht vor Camamu liegt gut geschützt. Die Insel Campinho
schützt die Bucht vor der Brandung des Atlantiks und fast parallel
zum Ozean fließt in deren Rücken der Rio Maraú. Hat man die gut
kartografierte Einfahrt mit ihren Riffen, Sandbänken und überspülten
Felsen hinter sich, fließt der Rio Maraú gemächlich und ruhig,
nimmt Wasser aus vielen Verzweigungen auf und bildet zahlreiche
Inselchen und Kanäle, die zum Ankern einladen, so es der Tiefgang
des Schiffes zulässt. Wahrscheinlich werden wir jetzt ein paar Tage
hier bleiben. Da wir in der Nacht an kamen war unser erster Stopp
noch vor der Insel Campinho. Und zwar Barra Grande. Hier ist der
Schwell noch deutlich zu spüren. Nach dem Frühstück haben wir
gleich das Schlauchboot zu Wasser gelassen und sind an Land gefahren.
Genau in dem Moment als wir auf den Strand fuhren erwischte uns eine
große Brandungswelle und wir nahmen ein Vollbad.
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erst den Schrecken überwinden |
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und alles trocknen |
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nach der großen Welle wider Ruhe |
Barra Grande ist
ein reiner Touristen Ort aber wunderschön. Man hat sich große Mühe
gegeben und alles im Einklang mit der Natur gestaltet. Nach einem
heftigen Regen sind die Straßen oft unpassierbar. Auch manche
Grundstücke stehen in der Regenzeit unter Wasser. Daher werden
Häuser auch auf Stelzen gebaut. Fröhlich gingen wir so auf
Erkundungstur in dem kleinen Örtchen. Es waren etliche Menschen auf
den Straßen und Wegen unterwegs.
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der Ort ist wie ein bewohnter Park |
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nach dem Regen ist vor dem Regen |
Am Nachmittag ging es schon weiter.
Wir kamen an traumhaften Ankerplätzen vorbei, zwischen saftig grünen
Inseln, deren Hügel mit Wald bedeckt und Ufer von Mangroven gesäumt
sind. Weiter in Richtung Marau - auf der Höhe von Saquaira sahen wir
eine Inselgruppe da konnten wir nicht vorbei fahren, ein Anblick wie
die Postkarte von einer Südsee-Insel.
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sattes Grün wohin man auch schaut |
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und die unterschiedlichsten Vogelstimmen |
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man fühlt sich wie in einer anderen Welt |
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das ist vorerst unsere Lieblings-Insel |
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Hembadoo im Paradies |
Wir haben auf die Weiterfahrt
nach Marau verzichtet und sind lieber hier geblieben. Überall
Kokosnüsse. Nur wie daran kommen? Man bindet sich einen Ring um die
Füße. Ein Handtuch oder eine Leine. Immer die Fußsohlen gegen den
Baum drücken… Der Kletterer umklammert den Stamm mit beiden Armen,
dann zieht er die Beine nach… Eine Regel gibt es noch, die man sich
unbedingt in den Kopf einhämmern muss, will man den Rest seiner Tage
nicht im Rollstuhl vor dem Fernseher verbringen: Niemals, aber auch
wirklich niemals, darf man sich am ersten, am untersten Palmwedel
festhalten! Er löst sich ohne jede Vorwarnung: Das kann tödlich
sein. Wir haben uns mit den herumliegenden Kokosnüssen begnügt und
eingesammelt. Den immerhin ist da leckeres Kokos-Wasser drin.
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der wird doch nicht hochklettern |
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um die Kokosnüsse zu pflücken? |
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nein, er sammelt sie |
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Ingrid meint: hier gehen wir nicht mehr weg |
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denn es ist so schön hier |
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und auch hier |
Schweren Herzens trennten wir uns von der schönen Bucht von Camamu.
Hier hätten wir problemlos ein Monat verbringen können, doch das
ist uns nicht vergönnt und bleibt bloße Träumerei. Wir müssen
weiter „Strecke machen“, damit uns der berüchtigte Südwind, der
sich im Winter an der brasilianischen Küste um oder ab Rio de
Janeiro einstellt, nicht zu arg erwischt. Und da wäre noch die
Kleinigkeit von einem dreimonatigen Visum, das uns EU-Europäer
knebelt und unserer Termin in Uruguay (unsere Tochter und Enkel
kommen zu Besuch). Die sonstigen Vorbereitungen galten eher dem
morgigen Tag. Wir verlegten unser Schiff am Vormittag aus dem Rio
Maraú nach Campinho. Das liegt näher am Ausgang der Bucht ist aber
nicht so schwellig wie Barra Grande. Morgen früh mit Sonnenaufgang
geht es los – Ziel Ilhéus. Das sind ca. 65 Meilen von hier aus.
Nach Ilheus 24.05.2017
Früh um drei (ist ja wirklich eine unmögliche Zeit) sind wir
dann in Richtung Ilheus los gesegelt und am späten Nachmittag fiel
der Anker vor Ilheus. Es war unmöglich dort. Der Schwell kam genau
von der Seite und kippelte uns wie verrückt hin und her. Das
Schlauchboot haben wir erst gar nicht ins Wasser gelassen denn bei
den Wellen verzichteten wir auf ein Landgang (wir haben uns geärgert
das wir nicht gleich durchgesegelt sind) Und so ging es gleich am
nächsten Morgen wider früh um vier los, aber wenn der Plan aufging
würden wir in 2 Tagen und 8 Stunden genau zur Mittagszeit in
Caravelas unseren nächsten Schutzhafen ankommen. Wir hätten dann
plus/minus sechs Stunden um bei Tageslicht anzukommen. Aber zuerst
mussten wir wegen Südwind ordentlich weit in den Atlantik segeln
(ca. 40 Meilen bis über die 2000 m Tiefenlinie, dort herrschte
Nord-Ost-Wind) und da sich der Wind am zweiten Tag wie vorhergesagt
auch in Küstennähe auf Nord-Ost drehte, konnten wir in einem Zug
unser Ziel entgegen Segeln. Das Highlight des Tages war natürlich
unsere erste Begegnung mit einem Buckel-Wal. Sie erreichen eine Länge
von 18 Meter und das Gewicht liegt bei 25 bis 30 Tonnen. Für kurze
Zeit streckte der Wal dann seinen Rücken aus dem Wasser mit seinem
„Blas“ sorgte er für eine ordentliche Fonthaine ca. 30 Meter von
uns entfernt. Demnächst geht es auf die Inseln des
Abrolhos Archipel. Dort beginnt die Hochsaison für Wale. Wir hoffen also
bald noch mehr davon zu sehen.
Caravelas 28.05.2017
Es ist kaum zu glauben aber Punkt 12 Uhr viel der Anker vor
Caravelas. Der Ort liegt tief im Fluß verborgen, ihm vorgelagert
sind Riffe, Barren, Inseln und Inselchen. Der Kanal, der die sichere
Einfahrt nach Caravelas und zu den anderen Fischerorten an der
Festlandseite bildet, ist ein sehr schmaler Durchgang zwischen den
nur bei Niedrigwasser tatsächlich sichtbaren Sandbänken. Wir
dachten es wird wider eine Nervenaufreibende Geschichte, aber unsere
Sorgen waren Unbegründet, denn die Fahrrinne entpuppt sich als Tief
und vorbildlich betonnt. Als wir die Biegung nach links in den Fluss
nehmen, sehen wir an einer großen, sehr massiv gebauten Betonpier
ein Frachtschiff von beachtlichen Ausmaße. (schon vor ein paar
Stunden haben wir so eins von weitem gesehen und uns gewundert was
ein so großer Frachter in diesen flachen Gewässern will)
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Holzverladung am Tag |
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am Abend |
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und Früh |
Was machen
diese Riesen hier, in einer Gegend, die für Nationalparks,
Naturschutz, Walbeobachtung und für die Tauchspots auf den
vorgelagerten Inseln der Abrolhos bekannt ist?! Wir glaubten unseren
Augen und Ohren nicht: Auf diese riesigen Schiffe werden Tonnen um
Tonnen Holz verladen, beinahe ununterbrochen Tag und Nacht. Die
riesigen Trucks liefern große gerade zugeschnittene Baumstämme an,
die dann auf die Schiffe gehievt werden. Wegschauen und ignorieren
ist unmöglich. Ist einer dieser hohen Pötte voll beladen, so wartet
schon der nächste in der Einfahrt, um den Platz an der Mole
einzunehmen. Wir konnten diese unendliche Prozedur bei unseren
Vorbeifahrten beobachten. So viel Baumbestand, Tag für Tag auf
riesige Frachtschiffe verladen… Ich hätte meinen können, es
handelt sich hierbei um das Brasilholz, das Pao Brasileiro, da es mir
mit Blick durch das Fernglas so überaus rot erscheint, aber dieser
Baum ist beinahe vernichtet worden und so selten, dass er unter
Naturschutz steht. Ich kann es aber nicht beschwören. Ganz dicht
heranzufahren und zu Fotografieren haben wir uns dann doch nicht
getraut – man hört ja so Geschichten. Wo werden die Bäume
geschlagen? Wie sehen die Wälder aus, die Tag für Tag diese Menge
an Bäumen abgeben müssen? Gibt es einen nachhaltigen Ausgleich für
diese Totalvernichtung? Immer wieder in solchen Situation wird uns
klar, dass der Mensch zu einem unbelehrbaren Verbraucher geworden
ist. Uneinsichtig und unersättlich. Es verwundert nicht, wenn es
heißt, dass die brasilianischen Regenwälder nur noch zu 5% ihrer
ursprünglichen Fläche bestehen, Tendenz abnehmend! Niemand
interessiert sich für diese Entwicklung, weder hier in Brasilien
noch bei uns in Europa. Wo ist die Sorge um „die Grüne Lunge der
Welt“ geblieben?
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linkes Fluß-Ufer |
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Caravelas in Sicht |
Wir ankern zunächst einige Tage flussaufwärts
vor der Betonpier des Ortes. Alle Aktivitäten für den Landgang
haben wir auf den nächsten Tag verschoben. In der kurzen Zeit konnte
man sich nicht an die Nachtwachen gewöhnen und wir fühlten uns wie
gerädert. Am nächsten Tag erkundeten wir den kleinen Ort. Das
Anlegen mit dem Schlauchboot gestaltet sich schwierig. Scharfe
Muscheln besiedeln Zentimeterdick die Säulen und Gezeiten umspülen
die Stufen der Mole. Ein Katamaran der Tauchschule liegt dort
längsseits und als Päckchen der Katamaran eines Franzosen. Beide
Katamarane sind Baustellen und es wird den ganzen Tag gebaut und
geschwitzt.(kommt ein irgendwie bekannt vor) Man signalisiert uns
freundlich, dass wir dort festmachen dürfen, um an Land zu steigen.
So wird dies für die nächsten Tage unser Anlegeplatz.
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unser Parkplatz |
Den netten
Leuten schenken wir später ein paar Dosen Bier. Auch im Ort wird man
freundlich empfangen. Dieser Hauptort am Fluss ist nach den
Segelschiffen (den Karavellen) der Eroberer von Brasilien benannt.
Die Stadt wurde wohlhabend durch den industriell ausgebauten Walfang.
Bis man die Walpopulation so stark dezimiert hat, dass sich ein
Bejagen nicht mehr lohnte. Es ist ein anderes Brasilien – ohne
Gitter und Elektrozäune. Die Fenster stehen offen, es wir nicht
abgesperrt. Weit und breit kein bewaffneter Polizist oder ein um sein
Eigentum besorgter Tourist zu sehen. Die Kirchen stehen allen
Besuchern offen, keiner fürchtet um die goldenen Regalien. Die
Einwohner sind den Fremden gegenüber sehr freundlich, offen und
hilfsbereit. Sie strahlen auch Ruhe aus und wollen von Hetze und
Stress nichts wissen.
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alles ruhig es ist keine Saison |
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alles sauber |
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und ordentlich |
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die Kirchen |
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und Gebäude sind Bunt |
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selbst der Bordstein ist weiß gestrichen |
Zu unserer Freude fanden wir auch ein Kilo-Restaurant mit gutem Essen - Typisch für Brasilien. Jeder schnappt
sich einen Teller und geht zum Buffet und schaufelt sich, was er mag
aus den zahlreichen ca. 20 Töpfen und Schüsseln mit all den
verschiedensten Leckereien auf den Teller. Dann geht’s auf die
Waage. Nein nicht wir, der Teller mit Inhalt wird gewogen. Wir
(eigentlich Ingrid) sind die Einkaufsstraße mehrmals auf und ab
gegangen und lernten alle Geschäfte kennen. Auch ein großen
Supermarkt, der richtig gut sortiert ist, gibt es hier und wir
konnten unsere Vorräte gut aufstocken.Natürlich gibt es bei uns auch so etwas wie Alltag, da heißt es Wäsche waschen, Essen kochen, den "Haushalt" in Ordnung bringen und experimentelles Brot backen. Eine unserer Silikon-Brotbackformen ist kaputt gegangen da haben wir es mit einer Kuchenform versucht.
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große Wäsche |
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und ganz große Wäsche |
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ach her je die Brotscheiben werden Keilförmig |
Das abenteuerlichste fand in
einem Laden statt, wo wir für Ingrid mobiles Internet kaufen
wollten. Immer wider erklärte man uns das wir registriert werden
müssen. Wir sagten Okay und legten den Pass auf den Tresen. Sie
schüttelten den Kopf und wir verstanden nichts. Es viel immer das
Wort CPF. Auf dem Boot untersuchten wir die Anmelde-Unterlagen und
siehe da vom Zoll in Salvador haben wir diesen Ausweis bekommen. Den
Zusammenhang von Zoll und CPF verstehen wir bis heute nicht. Auf
jedenfall geht in Brasilien nichts ohne Formular, Stempel und vor
allen CPF, der persönlichen Identifikationsnummer. Kein Arztbesuch,
aber auch gar nichts geht ohne dieses CPF Ding. Nur mit viel Glück
wird ein ausländischer Pass akzeptiert! Caravelas ist auch ein Pilgerort für die Christen. In der Woche unserer Anwesenheit wurde ein Fest zu Ehren von Santo Antonio gefeiert. Allzuviel kann ich dazu nicht sagen denn auf dem Gebiet bin ich ziemlich unwissend. Auf jedenfall war jeden Tag Party und Feuerwerk - sogar früh um 5.00 Uhr das glaubt man kaum.
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der Ort ist bunt geschmückt |
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mit Marschmusik durch den Ort |
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jeden Tag Feuerwerk |
Dann hieß es wie schon so
oft, Anker auf und weiter zum nächsten Ziel, den Abrolhos Atoll. Der
Wind sollte zwar erst im laufe des Tages in eine für uns günstige
Richtung drehen, aber wir hofften den Gegenwind mit Hilfe der
Strömung des ablaufenden Wassers ausgleichen zu können. Wir müssen
ca. 7 Stunden für die Überfahrt einplanen um 10.00 Uhr haben wir
erst Hochwasser und sind deshalb so spät losgefahren. Die Wirkung
des ablaufenden Wassers war nicht wie erhofft und der Gegenwind
verstärkte sich noch. Am Ende des Kanals waren die Wellen dermaßen
heftig, das wir nur sehr langsam voran kamen. Damit war klar vor
Einbruch der Dunkelheit würden wir die Inseln nicht erreichen. Wir
drehten um und Ankerten rechts in einem ordentlichen Abstand zum
Fahrwasser und im Schutz der Mangroven. Der Wind blies bis zum Abend.
Gegen früh hat er dann wie vom Wetterbericht für den Vortag
versprochen auf Süd gedreht. Jetzt konnten wir die gesamte Strecke
bei strahlenden Sonnenschein Segeln. Nach 3 Stunden ging es los eine
Gruppe von drei Buckelwalen kreuzte unseren Weg. Und am Horizont
sahen wir den „Blas“ von weiteren.
Abrolhos Archipel (Insel Siriba, Redonda und Santa Barbara)
04.06.2017
Der Name Abrolhos leitet sich vermutlich von einem Bordbucheintrag
von Amerigo Vespucci her, der wegen der vielen Riffe vermerkt hat:
„Quando te aproximares da terra, abre los ojos“ – Öffne die
Augen, wenn du dich dem Land näherst. Das war 1503. Wir fahren mit
Motor zwischen die Insel Siriba und Redonda und ein Stück vor dem
Riff werfen wir Anker. Sofort bekommen wir Besuch von der
Nationalpark Station. Die junge Frau händigt uns zwei A4 Seiten mit
Verhaltensregeln aus.
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immer schön durchlesen |
Die Insel Santa Barbara darf nicht ohne
Bewilligung betreten werden sie ist militärisches Sperrgebiet und
somit können wir nicht den Leuchtturm besichtigen der den Schiffen
den Weg in der Dunkelheit weist.
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betreten verboten |
Die Insel Siriba (ist auch die
einzige die man in Begleitung von Ornithologen betreten darf) ist
vor allem von weißen Tölpeln bewohnt die nur hier und im
Arquipélago Fernando de Noronha (Nordöstlich von Recife ) brüten.
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Insel Siriba |
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Sie legen jeweils zwei Eier. Überleben tut aber in der Regel nur ein
Küken. Das Schutzgebiet ist von Petropras dem Ölkonzern Brasiliens
finanziert. Auf der gegenüberliegenden Insel Redonda brüten
hunderte von Fregattvögeln. Zur Zeit werben die Herren um die
Weibchen. Im ersten Moment dachten wir der ganze langgezogene Hang
der Insel sei mit roten Luftballons gespickt doch nach genaueren
hinschauen erkannten wir das es die werbenden Männchen mit ihren
aufgeblasenen Kehlsäcken waren. Irgendwie kommt ein das bekannt vor,
die Damen cruisen gemütlich durch die Lüfte und die Herren sitzen
mit nem dicken Hals auf einem kahlen Felsen.
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die ganze Fläche |
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ist voller werbender Fregattvögel |
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das sind super Segler |
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mit einer Spannweite bis zu 2,5 m |
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so wird geworben (Bild aus Internet) |
Das war der Zeitpunkt wo
wir uns zum ersten mal geärgert haben das wir keine gescheite
Fotoausrüstung besitzen (das werden wir beim nächsten
Deutschlandbesuch ändern, denn auch beim fotografieren der Wale
hatten wir nur Probleme). Das zweite große Schauspiel spielt sich
unter Wasser ab, die ausgedehnte Riff-Landschaft von Abrolhos. Hier
soll sich die Flora und Fauna der Unterwasserwelt seit der
Unterschutz-Stellung „etwas“ (laut Reiseführer) erholt haben.
Eigentlich wollten wir zwei Tage lang Schnorcheln um uns selbst davon
zu überzeugen, doch der Wind blies dermaßen stark das in der Nacht
sogar der Ankeralarm los ging weil der Anker slippte. Es war wirklich
schade das wir auf das Schnorcheln verzichten mussten. Ganz nebenbei
bekamen wir mit das die gelben Bojen keine Absperrung für das Riff
sondern Murings waren, wir holten unseren Anker ein und machten an
einer der Murings fest, jetzt brauchten wir uns keine Sorgen um den
Anker machen. Mit der Riff-Landschaft ist das auch so eine Sache über
die keiner richtig reden will. Man will ja keine Tauch-Touristen
verprellen. Einige Seemeilen weiter liegt die Flussmündung des Rio
Doce, ein seit 2015 von Grund auf verseuchtes Gebiet. Die größte
Umweltkatastrophe Brasiliens, wie es heißt: Weiter oberhalb der
Flussmündung ist ein Damm gebrochen. Dabei sind rund 50 Millionen
Tonnen mit Arsen, Quecksilber, Aluminium und Blei vergifteter Schlamm
in den Fluss und damit auch in den Ozean gelangt (siehe
Satelliten-Fotos). (Siehe Artikel:
Die
Zeit oder
tagesschau.de).
Wie wurde dadurch die Flora und Fauna der Riff-Landschaft
beeinflusst. Es sind einfach keine Infos zu bekommen.
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was für eine Schweinerei |
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und alle wollen sich rausreden |
Ein witziger
und liebenswürdiger Geselle – eine Meeresschildkröte begrüßte
uns jeden Morgen. Wahrscheinlich hatte sie ihre Weide genau unter
unserer Boot. Sie war unser Frühstücksfernsehen. Wir hätten uns
kaputtlachen können wenn sie auftauchte uns anschaute und einen
Strahl Wasser ausspuckte. Das sind die Momente wo wir feststellen das
dieser Planet so vieles mehr zu bieten hat.
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unsere spezielle Freundin |
Früh morgens segeln wir
weiter Richtung Süden zur Halbinsel Buzios dem Saint-Tropez
Brasiliens. Und schon sehen wir in der Ferne die erste Fontänen der
Buckelwale. Die junge Frau von der Naturschutzstation gab uns
Hinweise zum Verhalten wenn wir Wale begegnen. Nicht näher als 100
Meter an sie heranfahren. Falls sie uns zu nahe kommen, einfach den
Motor anstellen. Seinen Namen hat der Buckelwal erhalten, weil er
beim Abtauchen seinen Rücken beugt, also sozusagen "einen
Buckel macht". Buckelwale stoßen unter Wasser sehr laute Rufe
aus, man sagt: sie singen. Buckelwale gelten als die berühmtesten
und besten Sänger unter den Walen. Die Rufe der Buckelwale sind so
laut, dass sie unter Wasser über mehrere hundert Kilometer (manche
Forscher sagen über mehrere tausend Kilometer) gehört werden. Sie
springen mit dem ganzen Körper aus dem Wasser und klatschen mit
großem Getöse in die Fluten. Was für ein wunderbares Schauspiel das
sich den ganzen Tag so hinzieht. Ihr "Blas" (das
Spritzwasser, wenn der Wal ausatmet) ist fast 3 m hoch. Im November
ziehen sie mit ihrem Nachwuchs wieder in die Nahrungsreiche kalte
Antarktis zurück .
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davon bekommt man mit Sicherheit nicht genug |
Unsere Versuche anständige Fotos zu machen
gelang uns bei dem Seegang nur halb. Wie weiter vorn schon gesagt ein
vernünftiger Fotoapparat muss her. Wir genießen das Schauspiel und
werden es als schönstes Erlebnis in Erinnerung behalten. Die beste
Jahreszeit um Wale zu sehen ist zwischen Juni und November. Ansonsten
waren es unsere schönsten drei Segeltage seit langen. Bei
gleichmäßigen Wind zwischen 15 und 25 Knoten, Sonnenschein und
Sternenhimmel düsten wir mit 6 bis 8 Knoten unseren nächsten Ziel
entgegen.
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