Clifton Harbour – im Internet wird viel von
aggressive und unfreundliche Boatboys berichtet
So. 08.03.20 13.00 Uhr Ankunft vor Ashton
Wegen dieser Überschrift wollten wir mit dem Boot nicht nach
Clifton, sondern vor Ashton ankern und mit dem Mini-Bus zum
ausklarieren fahren. Doch das ganze gestaltete sich ziemlich
schwierig. Die Mooring´s waren alle belegt. Die einzige Möglichkeit
zum Ankern war zwar vom Anblick her spektakulär, aber für unseren
Geschmack zu dicht an den Felsen und auch ziemlich rollig.
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der Ankerplatz hat ein schönen Ausblick ist aber zu unsicher und ungemütlich |
Also verlegen wir unseren letzten Liegeplatz, bevor
es für uns weiter nach Islas Los Roques (Venezuela) geht, doch in
die Lagune vor Clifton. Wir werden uns persönlich von dem Verhalten
der Boatboys überzeugen. Im Reiseführer steht: ein hübscher,
kosmopolitischer Ort mit feinen Restaurants und tollen Möglichkeiten,
frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Das klingt auf jeden Fall
schon mal erfreulich.
Schon während der Ansteuerung bekommen wir einen Eindruck von der
Schönheit dieses Reviers. Wir sehen das türkisblaue Wasser, die
Wellen brechen sich am Riff. Es erfordert Konzentration bei der
Ansteuerung, man muss das Riff umfahren.
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mit dem Ankerplatz haben wir alles richtig gemacht, alles vom Feinsten |
Weit draußen werden wir
von dem ersten „Boatsboy“ abgefangen, er will uns einweisen.
„Boatsboys“, das sind Einheimische in kleinen, schnellen Booten,
die sich durch allerlei Dienstleistungen mit gepfefferten Preisen
ihren Lebensunterhalt verdienen. Bisher haben wir nur freundliche und
zurückhaltende kennen gelernt. Wir erklären, dass wir nicht an eine
Boje, sondern ankern möchten , er akzeptierte es sofort, kein
Problem alles war gut. Manchmal ist es doch besser man überzeugt
sich selber , statt blind den Sprüchen im Internet zu vertrauen (vor
allen wenn sie älteren Datums sind).
Wir erreichten Clifton Harbour um 15:15 Uhr und ließen unseren
Anker auf 4 m Wassertiefe im Schutz des Newlands Reef fallen. Ein
Ankerplatz, wie aus dem Bilderbuch! Gut geschützt vor Wellen, offen
für den kühlenden Wind. Da können wir nur eins sagen alles richtig
gemacht.
Wir gehen an Land, nun sind wir wirklich in der Karibik!
Schon alleine das Dinghy Dock ist Sehenswert. Durch einen sehr
engen Torbogen gelangt man in den abgeschlossenen kleinen Dinghy
Hafen. Wenn er richtig voll ist und bei Niedrigwasser muss man das
Schlauchboot gut beherrschen um heil rauszukommen.
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na das nenne ich mal eine Zufahrt zum Dinghy Dog |
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bei der Ein- und Ausfahrt gut ziehlen |
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nicht allzu groß, aber echt gut |
Clifton, mit rund 2’000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Union
Island. Bunte Häuser, ein wuseliges Treiben, wir werden gegrüßt
(die Häuser und Resaurantes im Stiel einer Piraten-Niederlassung).
Ein wohltuender, farbiger Gegensatz zu Ashton. Hier pulsiert das
Leben, und Yachties, wie wir es sind, fühlen sich sofort Willkommen.
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dann wollen wir mal schauem |
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schon der erste Eindruck ist Super |
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und der zweite auch |
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Gemüse und Obst es gibt alles was man braucht |
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die Umgebung muß nicht immer Blau sein |
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ein sattes Grün gefällt unseren Augen auch |
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die Hunde schauen hier genau so doof wie überall auf den Inseln |
Wir bekommen alles zu kaufen was wir brauchen. Mit vollen Taschen
geht es zurück in Richtung Dinghy Hafen.
Zum Ausklang dieses Tages gönnen wir uns einen leckeren Smoothy
in der schönen Bar direkt am Wasser.
Überall sieht man die Gehäuse der Conch-Schnecken (als Zierde,
aneinandergereiht als Abgrenzung, als Suveniers für Touristen und
vieles mehr).
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Schnecken Gehäuse |
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ohne Ende |
„KONK“ sagen die Einheimischen, Conch ist die englische
Bezeichnung, die wissenschaftliche lautet: Strombus gigas, deutsch
Fechterschnecke oder Rosa Flügelschnecke. Im Alter von 3 Jahren
erreichen die Conch ihre Geschlechtsreife und volle Größe von 20
bis 30 cm. Sie hat ein großes spiralförmiges Gehäuse mit einer
breiten, rosafarbenen Außenlippe. Den hornartigen Verschlussdeckel
benützt sie als Fuß, damit marschiert sie Schritt für Schritt über
den Meeresboden, keine Schleimspur verrät sie.
In einer von 10.000 Schnecken befindet sich eine Perle,groß wie
eine Weinbeere. Jetzt ist es auch gelungen diese Conch-Perlen in
Zucht herzustellen.Der Hauptgrund für den Fang der Fechterschnecken
ist von alters her ihr schmackhaftes, festes, weißes Muskelfleisch.
Seit Jahrhunderten ist die Conch ein wichtiges Nahrungsmittel der
Karibikinsel-Bewohner wie auch ein einträglicher Exportartikel.
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die Fischer klopfen |
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das Conchfleisch weich |
Jetzt bekommen wir das nächste Schauspiel zu sehen: Anflug
Airport Clifton, direkt an der Bucht, aus dem Nichts erscheint eine
kleine Propellermaschine über den Berg und stürzt sich steil nach
unten auf die sehr kurze Landebahn. Ich muss an unseren Flug in Peru
über die Nascar Linien denken, es sieht sehr abenteuerlich aus. Der
ungeübte Tourist wird sein Spaß haben!
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der Großraumflieger verwöhnte Tourist: |
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Hurra, geschafft - Schwitz, Schwitz |
Happy Island eine winzige Insel im Atoll:
Ein findiger
Einheimischer hat vor rund 20 Jahren auf dem Riff vor Clifton eine
kleine Insel aus Meeresmuscheln aufgeschüttet und darauf eine kleine
Bar und Imbissbude eingerichtet. Heute wachsen sogar Palmen darauf,
und aus dem Provisorium ist in der Zwischenzeit eine weit herum
berühmte Tränke für durstige Skipper und deren Crews geworden.
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gegenüber von Hembadoo - Happy Island |
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mit dem Gaffelsegler eine Kulisse wie aus vergangenen Zeiten |
Donnerstag, den 12.03.20
In Clifton müssen wir ausklarieren. Hier endet der Staat St.
Vincent and Grenadines. Zoll und Immigration sind in den Flughafen
übergesiedelt, der gleich hinter dem Yacht Club Hotel am Strand
liegt und in vielleicht fünf Minuten zu Fuß vom Steg aus zu
erreichen ist. Der blaue Tower leuchtet uns schon von weitem
entgegen, das Flughafengebäude ist eine Holzbaracke.
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Flughafen in Sicht |
Darin lungern
ungeheuer motivierte Menschen herum. Die von der Immigration verweist
uns wortlos an den Zoll. Hinter der Tür zum Zoll verbirgt sich die
Ankunftshalle, dort ist es noch heißer als draußen. Weit und breit
ist kein Mensch zu sehen. Auf dem Schreibtisch liegt ein Stapel
Anmelde-Formulare. Wir schnappten uns ein Formular mit dreifachem
Durchschlag. Jetzt fehlt nur noch das Blaupapier für die Kopie. Ich
ging um den Schreibtisch herum, zog ein Schubfach auf und siehe da,
Blaupapier es war schon sehr verbraucht aber funktionierte noch
halbwegs. Als wir schon die Hälfte ausgefüllt hatten erschien wie
aus dem Nichts die uniformierte Besitzerin des Schreibtisches mit
neuen Blaupapier in der Hand, wovon sie uns Stolz zwei Blätter
überreichte. Ein bisschen hat sie sich gewundert das wir schon dabei
waren die Blätter auszufüllen. Sie sagte aber nichts und es schien
ihr wesentlich wichtiger zu sein sich, halb in ihren Stuhl liegend,
intensiv mit dem Handy zu befassen.
Bei ein, zwei Punkten bin ich mir nicht sicher, was ich
hinschreiben soll. Als ich ihr den Zettel zeigen und gerade
freundlich fragen will, werde ich von ihr, ohne das sie ihre
Sitzhaltung großartig verändert, angefahren: „Next port!“
Energisch tippt ihr Finger auf das Blatt und widmete sich sofort
wieder ihrem Handy.
Schließlich ist sie doch zufrieden, nimmt das Blaupapier raus,
kritzelt irgendetwas auf die Formulare und schickt uns zu ihrem
Vorgesetzten. Der spielt kauend in einer eisgekühlten Kammer
ebenfalls am Handy herum. Er legt wieder Blaupapier ein und
unterstreicht seine Wichtigkeit durch eine gewaltig ausladende Unterschrift
mit rotem Kuli. Wir bedanken uns höflichst und werden mit einem ganz
winzigen Anflug von Lächeln entlassen.
Die Frau am Tresen der Immigration muss jetzt notgedrungen ein
paar Worte mit uns wechseln. Aber schließlich und endlich haben wir
die Ausreise-Stempel im Pass, mit der Erlaubnis, das Land St. Vincent
und die Grenadieren verlassen zu dürfen.
Morgen am (Freitag, den 13.03.20) werden wir zu den Islas Los
Roques segeln. Wir rechnen mit drei Tagen und Nächten, ca. 360
Seemeilen. Wir segeln eine längere Route, weil wir einigen
venezolanischen Inseln aus Sicherheitsgründen großräumig
ausweichen wollen. Die Wettervorhersagen sind gut, Wind rund 15
Knoten aus östlicher Richtung und kein Regen.
Ab und zu erhalten wir Bemerkungen wie: «ihr tragt ja auf den
Fotos immer die gleichen Sachen!» Ja, stimmt! Hier ist die Erklärung
dafür: alle 1-2 Wochen ist Waschtag. Da wird alles gewaschen und in
der Sonne und im Wind getrocknet. Der warme Wind ersetzt den
Trockner. So ist alles schnell wieder einsatzbereit und statt die
Sachen im Schrank zu verstauen, ziehen wir sie gleich wieder an. Sehr
effizient und bequem.
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Coronavirus - der hat uns auch großen Kummer bereitet, aber davon später |
Übrigens wussten wir über die weltweiten Ereignisse infolge des
Coronavirus gut Bescheid. Zum jetzigen Zeitpunkt gab es weder auf
Union Island noch auf Curacao eine Erkrankung bzw. irgendwelche
Beschränkungen. Den Flug nach Deutschland der eigentlich fest
eingeplant war , haben wir schon Beizeiten abgehakt.
Einmal mehr: wunderschöne Bilder, wir fühlen uns gleich wieder dorthin zurückversetzt. Liebe Grüsse von Pia und Köbi, SY Lupina
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