Sonntag, 15. März 2020

Clifton viel besser als gedacht

Clifton Harbour – im Internet wird viel von aggressive und unfreundliche Boatboys berichtet

So. 08.03.20 13.00 Uhr Ankunft vor Ashton
Wegen dieser Überschrift wollten wir mit dem Boot nicht nach Clifton, sondern vor Ashton ankern und mit dem Mini-Bus zum ausklarieren fahren. Doch das ganze gestaltete sich ziemlich schwierig. Die Mooring´s waren alle belegt. Die einzige Möglichkeit zum Ankern war zwar vom Anblick her spektakulär, aber für unseren Geschmack zu dicht an den Felsen und auch ziemlich rollig.
der Ankerplatz hat ein schönen Ausblick ist aber zu unsicher und ungemütlich
Also verlegen wir unseren letzten Liegeplatz, bevor es für uns weiter nach Islas Los Roques (Venezuela) geht, doch in die Lagune vor Clifton. Wir werden uns persönlich von dem Verhalten der Boatboys überzeugen. Im Reiseführer steht: ein hübscher, kosmopolitischer Ort mit feinen Restaurants und tollen Möglichkeiten, frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Das klingt auf jeden Fall schon mal erfreulich. Schon während der Ansteuerung bekommen wir einen Eindruck von der Schönheit dieses Reviers. Wir sehen das türkisblaue Wasser, die Wellen brechen sich am Riff. Es erfordert Konzentration bei der Ansteuerung, man muss das Riff umfahren.
mit dem Ankerplatz haben wir alles richtig gemacht, alles vom Feinsten
Weit draußen werden wir von dem ersten „Boatsboy“ abgefangen, er will uns einweisen. „Boatsboys“, das sind Einheimische in kleinen, schnellen Booten, die sich durch allerlei Dienstleistungen mit gepfefferten Preisen ihren Lebensunterhalt verdienen. Bisher haben wir nur freundliche und zurückhaltende kennen gelernt. Wir erklären, dass wir nicht an eine Boje, sondern ankern möchten , er akzeptierte es sofort, kein Problem alles war gut. Manchmal ist es doch besser man überzeugt sich selber , statt blind den Sprüchen im Internet zu vertrauen (vor allen wenn sie älteren Datums sind).
Wir erreichten Clifton Harbour um 15:15 Uhr und ließen unseren Anker auf 4 m Wassertiefe im Schutz des Newlands Reef fallen. Ein Ankerplatz, wie aus dem Bilderbuch! Gut geschützt vor Wellen, offen für den kühlenden Wind. Da können wir nur eins sagen alles richtig gemacht.
Wir gehen an Land, nun sind wir wirklich in der Karibik!
Schon alleine das Dinghy Dock ist Sehenswert. Durch einen sehr engen Torbogen gelangt man in den abgeschlossenen kleinen Dinghy Hafen. Wenn er richtig voll ist und bei Niedrigwasser muss man das Schlauchboot gut beherrschen um heil rauszukommen.
na das nenne ich mal eine Zufahrt zum Dinghy Dog
bei der Ein- und Ausfahrt gut ziehlen
nicht allzu groß, aber echt gut
Clifton, mit rund 2’000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Union Island. Bunte Häuser, ein wuseliges Treiben, wir werden gegrüßt (die Häuser und Resaurantes im Stiel einer Piraten-Niederlassung). Ein wohltuender, farbiger Gegensatz zu Ashton. Hier pulsiert das Leben, und Yachties, wie wir es sind, fühlen sich sofort Willkommen.
dann wollen wir mal schauem
schon der erste Eindruck ist Super
und der zweite auch
Gemüse und Obst es gibt alles was man braucht
die Umgebung muß nicht immer Blau sein
ein sattes Grün gefällt unseren Augen auch
die Hunde schauen hier genau so doof wie überall auf den Inseln
Wir bekommen alles zu kaufen was wir brauchen. Mit vollen Taschen geht es zurück in Richtung Dinghy Hafen.
Zum Ausklang dieses Tages gönnen wir uns einen leckeren Smoothy in der schönen Bar direkt am Wasser.
Überall sieht man die Gehäuse der Conch-Schnecken (als Zierde, aneinandergereiht als Abgrenzung, als Suveniers für Touristen und vieles mehr).
Schnecken Gehäuse
ohne Ende
„KONK“ sagen die Einheimischen, Conch ist die englische Bezeichnung, die wissenschaftliche lautet: Strombus gigas, deutsch Fechterschnecke oder Rosa Flügelschnecke. Im Alter von 3 Jahren erreichen die Conch ihre Geschlechtsreife und volle Größe von 20 bis 30 cm. Sie hat ein großes spiralförmiges Gehäuse mit einer breiten, rosafarbenen Außenlippe. Den hornartigen Verschlussdeckel benützt sie als Fuß, damit marschiert sie Schritt für Schritt über den Meeresboden, keine Schleimspur verrät sie.
In einer von 10.000 Schnecken befindet sich eine Perle,groß wie eine Weinbeere. Jetzt ist es auch gelungen diese Conch-Perlen in Zucht herzustellen.Der Hauptgrund für den Fang der Fechterschnecken ist von alters her ihr schmackhaftes, festes, weißes Muskelfleisch. Seit Jahrhunderten ist die Conch ein wichtiges Nahrungsmittel der Karibikinsel-Bewohner wie auch ein einträglicher Exportartikel.
die Fischer klopfen
das Conchfleisch weich
Jetzt bekommen wir das nächste Schauspiel zu sehen: Anflug Airport Clifton, direkt an der Bucht, aus dem Nichts erscheint eine kleine Propellermaschine über den Berg und stürzt sich steil nach unten auf die sehr kurze Landebahn. Ich muss an unseren Flug in Peru über die Nascar Linien denken, es sieht sehr abenteuerlich aus. Der ungeübte Tourist wird sein Spaß haben!
der Großraumflieger verwöhnte Tourist:
Hurra, geschafft - Schwitz, Schwitz
Happy Island eine winzige Insel im Atoll:
Ein findiger Einheimischer hat vor rund 20 Jahren auf dem Riff vor Clifton eine kleine Insel aus Meeresmuscheln aufgeschüttet und darauf eine kleine Bar und Imbissbude eingerichtet. Heute wachsen sogar Palmen darauf, und aus dem Provisorium ist in der Zwischenzeit eine weit herum berühmte Tränke für durstige Skipper und deren Crews geworden.
gegenüber von Hembadoo - Happy Island
mit dem Gaffelsegler eine Kulisse wie aus vergangenen Zeiten

Donnerstag, den 12.03.20
In Clifton müssen wir ausklarieren. Hier endet der Staat St. Vincent and Grenadines. Zoll und Immigration sind in den Flughafen übergesiedelt, der gleich hinter dem Yacht Club Hotel am Strand liegt und in vielleicht fünf Minuten zu Fuß vom Steg aus zu erreichen ist. Der blaue Tower leuchtet uns schon von weitem entgegen, das Flughafengebäude ist eine Holzbaracke.
Flughafen in Sicht
Darin lungern ungeheuer motivierte Menschen herum. Die von der Immigration verweist uns wortlos an den Zoll. Hinter der Tür zum Zoll verbirgt sich die Ankunftshalle, dort ist es noch heißer als draußen. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Auf dem Schreibtisch liegt ein Stapel Anmelde-Formulare. Wir schnappten uns ein Formular mit dreifachem Durchschlag. Jetzt fehlt nur noch das Blaupapier für die Kopie. Ich ging um den Schreibtisch herum, zog ein Schubfach auf und siehe da, Blaupapier es war schon sehr verbraucht aber funktionierte noch halbwegs. Als wir schon die Hälfte ausgefüllt hatten erschien wie aus dem Nichts die uniformierte Besitzerin des Schreibtisches mit neuen Blaupapier in der Hand, wovon sie uns Stolz zwei Blätter überreichte. Ein bisschen hat sie sich gewundert das wir schon dabei waren die Blätter auszufüllen. Sie sagte aber nichts und es schien ihr wesentlich wichtiger zu sein sich, halb in ihren Stuhl liegend, intensiv mit dem Handy zu befassen.
Bei ein, zwei Punkten bin ich mir nicht sicher, was ich hinschreiben soll. Als ich ihr den Zettel zeigen und gerade freundlich fragen will, werde ich von ihr, ohne das sie ihre Sitzhaltung großartig verändert, angefahren: „Next port!“ Energisch tippt ihr Finger auf das Blatt und widmete sich sofort wieder ihrem Handy.
Schließlich ist sie doch zufrieden, nimmt das Blaupapier raus, kritzelt irgendetwas auf die Formulare und schickt uns zu ihrem Vorgesetzten. Der spielt kauend in einer eisgekühlten Kammer ebenfalls am Handy herum. Er legt wieder Blaupapier ein und unterstreicht seine Wichtigkeit durch eine gewaltig ausladende Unterschrift mit rotem Kuli. Wir bedanken uns höflichst und werden mit einem ganz winzigen Anflug von Lächeln entlassen.
Die Frau am Tresen der Immigration muss jetzt notgedrungen ein paar Worte mit uns wechseln. Aber schließlich und endlich haben wir die Ausreise-Stempel im Pass, mit der Erlaubnis, das Land St. Vincent und die Grenadieren verlassen zu dürfen.

Morgen am (Freitag, den 13.03.20) werden wir zu den Islas Los Roques segeln. Wir rechnen mit drei Tagen und Nächten, ca. 360 Seemeilen. Wir segeln eine längere Route, weil wir einigen venezolanischen Inseln aus Sicherheitsgründen großräumig ausweichen wollen. Die Wettervorhersagen sind gut, Wind rund 15 Knoten aus östlicher Richtung und kein Regen.

Ab und zu erhalten wir Bemerkungen wie: «ihr tragt ja auf den Fotos immer die gleichen Sachen!» Ja, stimmt! Hier ist die Erklärung dafür: alle 1-2 Wochen ist Waschtag. Da wird alles gewaschen und in der Sonne und im Wind getrocknet. Der warme Wind ersetzt den Trockner. So ist alles schnell wieder einsatzbereit und statt die Sachen im Schrank zu verstauen, ziehen wir sie gleich wieder an. Sehr effizient und bequem.
Coronavirus - der hat uns auch großen Kummer bereitet, aber davon später
Übrigens wussten wir über die weltweiten Ereignisse infolge des Coronavirus gut Bescheid. Zum jetzigen Zeitpunkt gab es weder auf Union Island noch auf Curacao eine Erkrankung bzw. irgendwelche Beschränkungen. Den Flug nach Deutschland der eigentlich fest eingeplant war , haben wir schon Beizeiten abgehakt.

1 Kommentar :

  1. Einmal mehr: wunderschöne Bilder, wir fühlen uns gleich wieder dorthin zurückversetzt. Liebe Grüsse von Pia und Köbi, SY Lupina

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