Saint Lucia
Wir hatten die 23 Meilen bis St. Lucia
ohne Probleme absolviert nur das Wetter erinnerte uns eher an den
Süd-Atlantik als an die Karibik (alles grau in grau – ob Wolken
oder Wasser).
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grusliges Wetter, nur die Temperaturen stimmen |
Saint Lucia wurde von Columbus auf seiner dritten Reise
entdeckt und im Laufe ihrer Kolonialgeschichte wechselten England und
Frankreich 14 mal die Besitzansprüche bis sie 1814 vom Wiener
Kongress schließlich England zugesprochen wurde und 1979 die
Unabhängigkeit erreichte. Saint Lucia hat ca. 170.000 Einwohner von
denen über 80% von Schwarzafrikanern abstammen, die während der
Kolonialzeit als Sklaven auf die Insel gebracht wurden.
Unser 1.
Ankerplatz ist die berühmt, berüchtigte Rodney Bay. berühmt bzw.
bekannt ist sie, da hier die ARC (Atlantic Rallye of Cruisers), die
auf Gran Canaria beginnt, endet. Diese Regatten zur
Atlantiküberquerung nennen die nicht ARC-Teilnehmer liebevoll
„Betreutes Segeln“.
Berüchtigt, weil St. Lucia und gerade die
Rodney Bay, vor ein paar Jahren durch Diebstähle und Überfälle
einen schlechten Ruf bekam. Denn südlich von Martinique also ab St.
Lucia beginnt die Anarchie, so muss es wohl sein, will man den
unzähligen Berichten glauben. In diversen Foren ist von
astronomischen Preisen die Rede, im Internet und in
Segelzeitschriften kursieren Berichte von tödlichen Überfällen und
schon im Mittelmeer und auf den kanarischen Inseln wurden wir vor dem
kriminellen Segelgebiet Karibik und der gemeingefährliche Spezies
Boat Boys gewarnt.
Die Rodney Bay ist riesig groß und so lag die
Vermutung nahe, dass wir auch hier, wie vor St. Anne oder Le Marin,
auf hunderte ankernde Schiffe stoßen würden. Wir biegen um die Ecke
und überprüfen erst mal, ob wir wirklich richtig sind. Hier sind
keine hunderte Schiffe zu sehen und man braucht den freien Ankerplatz
nicht zu suchen. Einfach auf-stoppen und Anker runter lassen, ohne
sich Gedanken über den Ankerbereich der Nachbarschiffe machen zu
müssen. Was uns sofort auffällt sind die zahlreichen deutschen
Flaggen. Diese Bucht ist touristisch gut erschlossen. Auf der offenen
Meeresseite, dort wo wir liegen, kann man kostenlos ankern. Es gibt
zusätzlich eine Marina in der Lagune. Hier liegen die Reichen und
Schönen oder eben, für kurze Zeit, die ARC Teilnehmer.
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Zufahrt zur Lagune |
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Blick zur Marina |
Am nächsten
Tag klarieren wir problemlos ein und erkunden die nähere Umgebung.
Aber die Stimmung ist mies, irgendwie haben wir beide schlechte Laune
und können uns hiermit nicht anfreunden. Wir beschließen, uns hier
nicht all zulange aufzuhalten. Am nächsten Tag ist die schlechte
Laune wie weggeblasen, das Wetter ist gut und die Welt sieht wieder
freundlicher aus und wir geben der Rodney Bay eine 2. Chance.
Für
uns ist klar wenn wir eine deutsche Yacht sehen klopfen wir an und
sagen Guten Tag. Eine Angewohnheit aus den Zeiten vor der Karibik als
deutsche Yachten rar waren. Also fuhren wir zu der deutschen Yacht
die vor uns ankerte und klopften an. Das war eine gute Entscheidung,
denn so lernten wir die freundlichen und lustigen Weltumsegler
kennen. Es gab wiedermal viel zu erzählen. Sie haben sich besonders
gefreut das wir auf sie zugekommen sind, denn hier ist das wohl nicht
mehr so selbstverständlich und jeder macht sein eigenes Ding (je
teurer das Boot um so unnahbarer ?)
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Kontakte knüpfen, ist wichtig und macht Spass |
Am nächsten Tag hatte ich
wiedermal einen Arbeitseinsatz und musste die David (Aufhängung für
das Schlauchboot) reparieren. Ingrid fuhr mit dem Dinghy in die
äußerste Ecke der Lagune, zum Schoppen in den „Massy“
Supermarkt. Zu der gemeingefährliche Spezies Boatboys können wir
nur eins sagen bei uns waren sie weder gemein noch gefährlich. Unser
Lieblings Botboy ist Gregory, er kommt mit einem Gefährt daher, was
an die ab abgewrackten Boote bei ‚Waterworld‘ erinnert, ich nenne
es einen schwimmenden Grashaufen. Das der Kahn schwimmt ist ein
Wunder. Er zieht wieder ab, als Ingrid ihm unsere vollen Obst-Netze
zeigt. „I’ll come back, in three days.“ Schön, wenn alle
Boat-Boys so sind, dann man weiter so. Das gefällt uns.
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der schwimmende Grashaufen toppt alles |
Die Preise
dagegen sind für den normalen deutschen Geldbeutel gepfeffert.
Unsere vorgesehene Aufenthaltszeit war dann auch schon wieder vorbei
und es war wiedermal aus klarieren angesagt. Nach dem aus klarieren
sind wir mit Hembadoo zum Tanken gefahren jetzt waren wir
Duty-Free-Kunden und konnten Abgabenfrei tanken (78 Cent der Liter –
da lacht das Herz). Aber das Tanken hat doch etwas länger gedauert
und jetzt wird es wohl kapp werden noch bei Tageslicht bis ganz in
den Süden von St. Lucia zu kommen.
Deshalb haben wir entschieden
etwas rechts von der Soufriere Bay direkt unterhalb des Petit Piton
zu ankern. Der Ankerplatz war optisch der Hammer (wie in Rio
unterhalb des Zuckerhutes) aber zum ankern extrem schlecht. Die
Pitons, zwei Vulkankegel, die nahe dem Ort Soufriere steil empor
ragen sind die Attraktion auf St. Lucia. Sie stehen auf der Liste des
UNESCO-Weltkulturerbes.
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Pitons in Sicht |
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wir müssen extrem nahe an das Ufer |
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der Anblick ist gewaltig |
Aber das Ufer fällt unheimlich steil ab und
der Untergrund ist felsig. Da die Moorings alle belegt waren blieb
uns aber nichts anderes übrig. Nur wenige Meter vom Ufer ließen wir
den Anker bei 13 m Tiefe fallen. Sicherheitshalber verlängerten wir
die Ankerkette des 2. Ankers mit einer Leine und versenkten diesen
auch noch im (eher auf dem) Grund. In dieser Nacht war an Schlaf
nicht zu denken. Der Wind pfiff und wir waren uns nicht sicher ob die
Anker halten. Wenn wir nur wenige Meter rutschen würden dann würden
die beiden Anker wie Angelhaken im Wasser hängen.
Um 2.00 Uhr in der
Nacht sind wir Beide übellaunig aufgestanden, haben die beiden Anker
eingeholt und sind in Richtung Bequia aufgebrochen. Nach dem die
Sonne aufgegangen war, besserte sich auch wieder unsere Laune. Da wir
um die 10 Stunden unterwegs sind kommen wir wenigstens Beizeiten in
der Admiralty Bay von Port Elizabeth an. Und wie wir unterwegs waren.
Zwischen den Inseln hat man den Düseneffekt und die ungebremste
Atlantikwelle plus der aktuellen Windwelle. In der Spitze hatten wir
30 Knoten Wind (ca. 55 km und das entspricht Windstärke 7). Mit
gerefften Segeln düsten wir mit 7 bis 8 Knoten voran. Aber das hält
nicht lange, noch vor der nächsten Insel schlägt der Wind komplett
um, das heißt man muss sehr aufpassen. Auf jeden Fall war die
Überquerung des Saint Vincent Channel und des Bequia Channel nicht
langweilig.
Bequia (gesprochen Bääkwey)
Bequia ist die größte Insel der
Grenadieren, dennoch ist sie weniger als zwei Kilometer breit, nicht
mal 10 Kilometer lang und beherbergt nur 5000 Einwohner. Im einzigen
Dorf der Insel Port Elizabeth ist trotzdem einiges los. Die
Admirality Bay die vor dem Ort liegt ist voll von ankernden Yachten.
Dazwischen fahren kleine Boote herum, verkaufen Eis, Wasser, Diesel,
sammeln Wäsche ein, bieten ihre illegal gelegen Mooring Bojen oder
Taxiservice an. Hier sind sie also, und zwar alle!
Wir haben uns schon die
letzten Tage gewundert, dass wir am Horizont so viele Segler gesehen
haben, aber die Buchten entlang der Küste leer waren. Kein Wunder,
die Insel ist grün, das Wasser in der Bucht an den tieferen Stellen
dunkelblau an den seichten Stellen türkisblau, der Strand ist weiß
und der Ort wunderschön. Entlang der Bucht ragen Felsen auf und
bilden unter Wasser ideale Plätze zum Schnorcheln oder Tauchen. Die
Häuser sind bunt und sehr gepflegt und alles ist darauf ausgelegt
die Yachties glücklich zu machen. Es gibt unzählige Bars, Cafés
und Restaurants, Läden mit Angelbedarf, Delikate Supermärkte, Obst
und Gemüseläden von denen viele noch von der Tradition des Angelns
und Schiffsbaus seemännisch geprägt sind.
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auf dem Dinghy-Steg |
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dieser Ort entspricht schon eher |
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unseren Erwartungen |
Hier werden gelegentlich
auch noch Wale mit offenen Segelbooten gefangen. Dies ist möglich
durch eine Sondervereinbarung mit der Internationalen
Walfangkommission, die erlaubt pro Saison bis zu vier Wale fangen zu
dürfen.
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an vielen Stellen |
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sieht man die Wal-Knochen |
Handwerker bauen hier auch noch mit traditionellen Methoden
kleine und große Boote aus Holz. In der östlichen Karibik gibt es
zahlreiche einzigartige Inseln und Kulturen. Bequia ist sicherlich
eine der faszinierenderen Inseln für alle, die an der Geschichte der
Seefahrt interessiert sind. Wir haben unseren Anker etwas außerhalb
des Getümmels im weißen Sand versenkt. Das einklarieren war absolut
entspannt und unkompliziert obwohl wieder eine ellenlange Liste
ausgefüllt werden musste.
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hier ist der Zoll und die Einwanderung |
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schreiben bis die Finger wund sind |
Da wir nur kurze Aufenthaltszeiten
eingeplant hatten ging es auch bald weiter. Wir wollten an das
südliche Ende der Insel in die Friendship Bay. Am westlichsten Ende
der Insel (West Cay) gab es wieder ein traurigen Anblick, ein
Frachtschiff das voll in die Felsen geschleudert wurde.
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die wollten hier garantiert keine Waren abladen |
Kurz vor der
Bucht wurde es dann doch noch einmal abendteuerlich. Zwischen Semples
Cay und Middle Cay gab es recht hohe Wellen und wir wurden ordentlich
durchgeschüttelt. Hier trifft die Atlantikwelle auf zwei Knoten
Strömung das ergibt stehende und auch chaotische Wellen. In der
Bucht angekommen mussten wir feststellen das der beste und geschützte
Platz belegt war. Also ankerten wir etwas mehr in Richtung Einfahrt.
Das war aber durch den einlaufenden Schwell den wir seitlich
abbekamen sehr ungemütlich.
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vorbei an geheinisvolle Bauten |
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die Bucht ist schön aber sehr unruhig |
Da wir noch genügend Zeit hatten
beschlossen wir den Aufenthalt in dieser Bucht zu beenden und nach
Canouan zu segeln. Wir wollten gerade den Anker hochziehen da bekamen
wir Besuch von einem deutschen Segler-Paar , von der SY Molly mit Uwe
und Alexandria, wir freuten uns sehr (es ist eben doch noch nicht
hoffnungslos mit der Segler Gemeinde). Wie üblich wurden Erlebnisse,
Erfahrungen und Infos ausgetauscht. Zum Schluss stellten wir fest das
wir gute Chancen haben uns in Panama wiederzusehen.
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