„Wenn du in der Fremde bist dann
kannst du was erleben“ ich glaube dieser Satz wurde für Langzeit
Segler und im speziellen für uns erfunden.
Aber nun mal von vorn. Nach dem Ivonne
und Eric abgereist waren bereiteten wir alles für eine schnelle
Abfahrt vor. Wir kauften noch einmal ordentlich ein, fuhren in das
Zentrum zum Ausklarieren (Immigration, Zoll und Kapitanerie) und
verabschiedeten uns bei Klaus Bartels. Motor starten und los. Es
machte Klick die Batteriespannung brach zusammen und das war's dann
auch schon. Wir hatten in letzter Zeit schon immer Start-Probleme.
Nur mit der neuen Batterie hätte das nicht vorkommen dürfen.
Der
erste Verdacht, der Anlasser. Aber zuerst mussten wir etwas mit den
Behörden unternehmen denn immerhin waren wir aus Brasilien
ausgereist. Also als allererstes bei Klaus Bartels Guten Tag sagen
und unser Problem schildern. Ersteinmal freute er sich das wir noch
eine Weile bleiben (er hatte kaum Gäste in seiner Posauda, denn es
war keine Saison). Er schnappte sich sofort das Telefon und
informierte die Kapitanerie (die Küstenwache ist in Angra dos Reis
die einzige Truppe die auf dem Wasser unterwegs ist).
Die sagten nur
„kein Problem wenn der Motor wider läuft sollen wir noch einmal
vorbeikommen. Die erste Hürde war genommen jetzt ging es los mit der
Fehlersuche. Den Anlasser ausgebaut Spannung rann und läuft. Der
Klaus kannte einen guten Autoelektriker und er kam auch gleich mit
einem Kollegen vorbei. Mit dem Griff einer Drahtbürste machten Sie
einen Belastungstest. Sie konnten auch nichts feststellen der
Anlasser war in Ordnung.
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der Anlasser ist OK |
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wie nun weiter |
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Dann kam sein Kollege auf den glorreichen
Gedanken das Öl am Peilstab zu kosten (am Aussehen konnte man nichts
besonderes erkennen). Er sagte nur das Öl schmeckt salzig. Oje –
ich nahm ein Glas und holte mit der Handpumpe etwas Öl von ganz
unten aus der Ölwanne. Nach ein paar Sekunden setzte sich das Wasser
vom Öl ab. So ein Mist, das Problem wird größer. Für den nächsten
Tag besorgte Klaus zwei Motorspezialisten. Ich bin ja absolut dafür
das die einheimische Bevölkerung an uns Segler etwas verdient. Aber
ein Minimum an Ehrlichkeit, Sach- und Fachkenntnis sollte schon
vorhanden sein. Es war ein akzeptabler Festpreis ausgemacht. Nachdem
sie die Einspritzdüsen ausgebaut haben (natürlich sind drei von den
vier Abstandsringen im Motor geblieben) wurde der Motor gestartet.
Die Türen zum Motorraum standen offen und der Zylinderkopf wurde
nicht mit einen Lappen abgedeckt. Das ganze Wasser-Öl-Gemisch schoss
bis in die Küche. Wir mussten eine Großreinigung starten. Meine
Laune wäre auf den absoluten Nullpunkt gewesen, wäre da nicht der
Motor. Er dreht sich, vor allem aber ohne Geräusche. Bei
Startversuch mit Wasser im Zylinder sind auch schon mal die
Pleuelstangen verbogen und die Kolben fest. Also ein klein wenig
Entwarnung. Am Nachmittag teilte er uns mit das er das fünffache vom
vereinbarten Preis haben will. Jetzt hatten wir endgültig die Nase
voll und teilten Ihm mit das er nicht wiederkommen braucht. Beim
aufräumen habe ich festgestellt das drei Abstandsringe von den
Einspritzdüsen fehlen. Zwei habe ich im Pumpensumpf unter dem Motor
gefunden und der dritte hat sich auf wundersamer Weise in nichts
aufgelöst.
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einer der blauen Ringe war unauffindbar |
Übrigens die Ursache wurde auch schnell gefunden. Der
wassergekühlte Abgaskrümmer (Muffler) der aus zwei Teile besteht
war durchgerostet. Jetzt musste etwas Neues her. Klaus telefonierte
wie ein Weltmeister. Das zweite Teil konnte eine Metallwerkstadt in
Angra dos Reis aus Edelstahl anfertigen. Aber das Teil direkt am
Motor konnte nur eine große Firma in Rio anfertigen. Wir staunten
über den Preis, dafür hätten wir es in Deutschland nicht bekommen.
Klaus bemühte sich eine kostengünstige Lösung zu finden um das
original Teil nach Rio zu bekommen. Was ihm auch gelang. Jetzt
mussten wir warten.
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die Zeit verging schnell ich half Klaus bei der Inspektion seines Bootes |
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wir sammelten das Fleisch der Kokos Nüsse (gut zum knabbern am Abend) |
Erstaunlicher weise hatten wir die Teile schon
nach einer Woche auf dem Boot.
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alt und neu |
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alt |
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und neu |
Doch die Freude währte nicht lange,
Nach einer Überprüfung stellte ich fest das die Bohrungen des neuen
Abgaskrümmers nicht mit den alten nicht über einstimmen. Wie doof
sind denn die Leute eigentlich. Ich war nur froh das ich in meiner
kleinen Werkstatt eine Ständerbohrmaschine habe und somit konnte ich
die Bohrungen vergrößern.
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die beiden Teile passten nicht zusammen und das grüne passte nicht an den Motor |
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da muß man wohl oder übel selber Hand anlegen |
Das einbauen des Abgaskrümmers war nicht
ganz einfach für die unteren Schrauben waren meine Hände viel zu
groß. Jetzt musste Ingrid rann was auch ganz hervorragend geklappt
hat.
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ingrid ist ein ausgezeichneter Motorschlosser |
Dann kam der große Moment – Motor starten. Er sprang sofort
an und das Beste, alles war auf Anhieb dicht. Ein Riesen Stein viel
uns von Herzen. Wir können den TO-Stützpunkt Leiter, Klaus Bartels,
gar nicht genug für seinen Einsatz danken. Keine Ahnung wie lange
wir ohne ihm gebraucht hätten. Aber so konnten wir mit 2 ½-wöchiger
Verspätung wider bei der Kapitanerie vorsprechen und dann in
Richtung Salvador segeln. Ich muss es einfach noch einmal loswerden
(obwohl ich es in anderen Berichten immer wider erwähnt habe) die
Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der für uns wichtigen
TO-Stützpunktleiter ist Spitzen mäßig. Ganz oben auf unserer
Hitliste steht Georg aus Montevideo/Uruguay, Klaus aus Angra dos
Reis/Brasilien, Roxanna aus Ushuaia/Argentinien und Alex aus
Almerimar/Spanien. Wir haben auf unserer bisher zurückgelegten
Strecke nicht alle Stützpunkte besucht aber ich bin mir ziemlich
sicher das Sie ebenso Hilfsbereit und freundlich sind. Aber auch die
Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der vielen einheimischen die wir
in Afrika und Südamerika getroffen haben (ob weiß, schwarz, gelb
oder rot (wenn er/sie einen Sonnenbrand hatte)) ist wirklich
erstaunlich. Wenn wir dann aus der Ferne so manche Diskussion in
Deutschland oder Europa verfolgen, können wir nur mit dem Kopf
schütteln. Und die vorhandene Kriminalität / Piraterie resultiert
fast immer aus dem extremen Gegensätzen von Arm und Reich.
Nun aber weiter mit unserer Reise, wo
die große Hilfsbereitschaft wider mal eine Rolle spielt. Am 26.09.18
sind wir in Angra dos Reis abgefahren und am 08.10 erreichten wir
ohne Probleme Salvador (mit Zwischenstopp an der Ilha do Cabo Firo
und auf dem Rio Caravelas). In Savador wollten wir nur Einklarieren
und gleich weiter.
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Salvador hat uns wider |
Aber „Denkste“ das ganze entwickelte sich zu
ein weiteren Amtsstuben-Abenteuer. Noch vom Vorjahr wussten wir wo
sich das Büro der Immigration befindet. Nach dem wir die
Sicherheitsschleusen passiert und einen Ausweis zum betreten des
Gebäudes erhalten haben standen wir nach kurzer Zeit an der Tür der
Immigration. Wir überreichten unsere Pässe und das Formular vom
Ausklarieren. Nach wenigen Minuten kam der Mann wider und erklärte
uns das wir nicht bei ihm einreisen können denn sein Computer ist
nicht im großen Netzwerk der Immigration verbunden. Er konnte nicht
nachvollziehen wie lange wir in Brasilien waren und wie lange
außerhalb (sie waren nicht in der Lage die Tage von den Einreise und
Ausreise Stempeln im Pass zu zählen – innerhalb von 180 Tagen
dürfen wir uns nur 90 Tage aufhalten). Da von der erst Einreise schon
über 180 Tage (6 Monate) vergangen waren, das kann sogar ein
Erstklässler erkennen wenn er in den Kalender schaut, hätte er uns
ohne weiteres die Pässe abstempeln können.
Aber „Nöööö“ er
meinte wir müssen zum Flughafen von Salvador. Es war kaum zu glauben
wir mussten mit dem Taxi eine dreiviertel Stunde fahren, denn der
Flughafen befindet sich auf der anderen Seite. Aber es kam noch
dicker. Der ganze Flughafen wurde umgebaut nicht ein Büro war mehr
an der alten Stelle. Wir sind zum Info Stand gegangen und haben
versucht unser Anliegen zu erklären, die gute Frau hat gar nichts
begriffen. Nachdem wir eine Weile hoffnungslos herumgestanden haben
kam eine Frau zu uns und fragte in deutsch ob wir Hilfe brauchen. Na
und wie wir sie brauchten, Wir erklärten ihr unser Anliegen und dann
diskutierte sie eine ganze Weile mit der Info-Dame. Aber dann sind
wir alle drei losmarschiert und haben ein an der Wand hängenden
Telefonapparat in einem bestimmten Gang gesucht. Nach einigen hin und
herlaufen ist uns das auch gelungen.
Jetzt nahm Sie den Hörer und
erklärte jemanden nochmals das Problem, derjenige sagte wir sollen
uns ein Moment gedulden er kommt gleich raus. Nach fünf Minuten kam
tatsächlich jemand aus einer Glastür, schnappte sich die Pässe und verschwand wider.
Unsere liebe, hilfreiche Fremde musste los denn ihr Mann, den sie
einfach so hat stehen lassen, hat sie wohl schon als vermisst
gemeldet.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Mann in Begleitung
einer energisch wirkenden Frau, wahrscheinlich seine Chefin, mit
unseren Pässen wider. Wir betrachteten die Stempel und ich dachte
ich falle in Ohnmacht. Da haben die uns nur 17 Tage eingetragen wie
sie darauf gekommen sind können wir bis heute nicht verstehen.
Jedenfalls protestierten wir lautstark und gaben die Pässe zurück.
Jetzt nahmen sie uns mit hinter die geheimnisvolle Glastür.
Wir
gingen durch einige Flure und landeten schließlich bei Interpol. Ich
sagte zu Ingrid „das war's wohl, die verhaften uns wegen
Drogenhandel oder Spionage“. Ingrids Laune war eh schon auf dem
Nullpunkt und der Blick den sie mir zuwarf verhieß nichts Gutes.
Doch dann kam eine junge Frau zu uns und wegen ihres Aussehens blieb
uns der Mund offen stehen. Dagegen verblasste selbst Naomi Campbel.
In einem langsamen und gut verständlichen Englisch fragte sie uns
worin unser Problem bestehe. Mit Hilfe eines Blatt Papiers und
Kugelschreiber erklärten wir ihr das brasilianische Einreisegesetz
und das wir unsere drei Monate Aufenthaltszeit bekommen sollten. Sie
verschwand mit einem Lächeln und nach wenigen Minuten erschien sie
mit unseren Pässen und den Eintrag von 90 Tage.
Da es mittlerweile
später Nachmittag war verschoben wir den Besuch von Zoll und und
Kapitanerie auf den nächsten Tag. Dort verlief alles Problemlos und
wir konnten in Ruhe am 10.10.18 in Richtung Jacare (einem Stadtteil
von Joao Pessoa) segeln. Das ist dann unsere letzte Station in Brasilien.
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