So nun ist es soweit
wir fahren in die riesige Mündung des Gambia River. Mit genügend
Abstand zum Ufer lässt sich die Landschaft mit der Ostsee, mit dem
Greifswalder Boden bei Rügen zu vergleichen. Wir sind also in
Westafrika und denken an Daheim, unser ‚altes‘ Segelrevier und
natürlich auch an die Menschen dort. Nur die Wasser- und
Lufttemperaturen zeigen uns, wir sind in Afrika: 32° Grad. Große,
pechschwarze Flussdelphine begleiten unseren Weg. Die Flussdelphine
sind jeden Tag bei uns und wir fühlen uns nicht mehr allein.
unsere täglichen Begleiter
sie haben sogar das Schiff weg gedrückt
Wenn
wir Wind gehabt hätten könnten wir auch segeln, da die Mündung des
Rivers ca. 13km weit ist, aber leider war es so gut wie Windstill und
das blieb auch die ganzen Tage so. Am späten Nachmittag fällt der
Anker vor James Island.
ein romantischer Abend vor James Island
Das ist ein historischer Ort, der eine
wichtige Bedeutung im Sklavenhandel hatte. Das hier am Ufer gelegene
Dorf, Juffure, sparen wir uns weil es ein Wallfahrtsort für alle
möglichen Touristen ist, trotzdem möchte ich erwähnen, dass dieser
Ort deswegen einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie die Ille Goree bei
Dakar hat, weil der uns allen Bekannte: Mandingo-Junge, Kunta Kinte, im
18Jh. von hier verschleppt worden ist. Man erinnere sich an die Serie
‚Roots‘ die in den 70er Jahren ausgestrahlt wurde, soll ja alles
auf Tatsachen beruhen, aber irgendwie möchten wir nicht durch ein
Dorf laufen, wo alle entfernte Verwandte von Kunta sind. Wir
besuchen, am nächsten Tag, lieber alleine James Island, bevor die
Touristen mit Piroggen zur Insel gebracht werden.
auf zur Entdeckungstour
die geheimnisvolle Insel kommt immer näher
so lagen vor 500 Jahren die Sklavenschiffe vor der Insel
kurz für Orientierung sorgen und los geht es
Die Insel selbst
ist ein recht bizarrer Ort. Sie ist nur 200 Meter breit und liegt
mitten im Gambia Fluss. Auf ihr befinden sich die Überreste eines
Forts, das zur Verteidigung des Handels im Fluss und des
Sklavenhandels genutzt wurde. Die über 500-jährige Geschichte und
den Zerfall in den letzten 200 Jahren als das Fort aufgegeben wurde,
sieht man der Insel deutlich an. Bis zur Abschaffung des
Sklavenhandels wurden hier die Sklaven vor der Verschiffung in die
Neue Welt gesammelt. Ein denkwürdiger Ort von dem nur noch ein paar
Mauern übrig sind. Es gefiel uns sehr, zwischen den alten Mauern
herumzulaufen und die sichtbaren Räume zu erkunden. Es gab auch eine
Art Verlies, zu dem eine kleine dunkle Treppe hinab führte. Die
ersten Piroggen mit Touristen kommen an und es wird Zeit das wir uns
zu unserem Schiff begeben und den Anker lichten.
an Kanonen ist kein Mangel
kreuz und quer durch die Ruinen
und durch dunkle Gänge
wer wird hier versenkt
so sehen zufriedene Segler aus
die ersten Touristen kommen
es ist Zeit für die Rückfahrt
Bei
der täglichen Planung unserer Flussfahrt mussten wir die Gezeiten
berücksichtigen. Flussaufwärts konnten wir uns täglich etwa 6 ½
bis 7 Stunden mit der Strömung treiben lassen und dabei Motoren
(segeln war mangels Wind nicht möglich). Im Flusslauf war besondere
Achtsamkeit auf flache Wasserläufe, Fischernetze und auch schon mal
auf ein Wrack erforderlich. Nach Kippen der Strömung fiel dann der
Anker bis zur nächsten Tide flussaufwärts am nächsten Tag. In der
Region, in der wir derzeit unterwegs sind, sind andere Yachten
Mangelware – derzeit sind wir die einzigen im Fluss. Am Nachmittag,
nach dem der Anker gefallen war, machen wir mit dem Schlauchboot eine
Tour in die Seitenarme des Gambia River und sehen viele Vögel -
Ibise, graue und weiße Reiher, einen riesigen Reiher mit grauen
Flügeln und rotem Hals und beeindruckend große Pelikane,
wunderschön.Langsam
steigen die Temperaturen, das wird doch nicht noch mehr werden???
Wir fuhren um Devils
Point herum bis zur Fähre. Oh je, das ist hier eine einzige
Großbaustelle. Eine europäische Firma baut hier eine Brücke. Das
einrammen der riesigen Rohre in den Flussgrund ist definitiv kein
Naturerlebnis. Wir steigen trotzdem ins
Schlauchboot und fahren zum Anleger, kurzer Lage Check. Ist das
Schlauchboot hier sicher, Fähr-Verkehr, viele Menschen. Gambia hat
hier seine schmalste Stelle und viele Senegalesen ziehen hier durch
Gambia, Polizeipräsenz mit Militär gemischt ist hier normal. Die
Menschen, die uns begrüßen versuchen uns zu ihren Platz zu locken,
jeder will was, verkaufen. Wir beschlossen, hier nicht an Land zu
gehen um nach Farafeni zur Immigration zu fahren
(Aufenthaltsverlängerung, Stempel im Pass).
die Brücke wird ein Segen für viele sein
aber nicht für alle
Also zurück zu
Hembadoo, Anker hoch und ein Stück zurück zum Dorf Balingo, wie
sich dann herausstellte war das die richtige Entscheidung. Es
dauert nicht lange bis die ersten “Toubab”- rufenden Kinder
auftauchen. Wir machen uns “landfein”, am Ufer winkten,
hilfsbereite, freundliche Menschen, wahrscheinlich Fischer. Der erste
der uns heranwinkte und uns klar machte das es ein guter Anlegeplatz
sei (Mister Jankuba) wurde auch unserer ständiger Begleiter und
Ansprechpartner er war auch so etwas wie das Dorfoberhaupt, was für
ein Glücksfall. Sofort zogen wir gemeinsam los um eine erste
Besichtigung des Dorfes vorzunehmen. Der Weg war schmal, sandig und
führte uns an einzelnen schilfgedeckten
Lehmhütten
vorbei – es gefällt uns echt gut. Rechts und links von uns sehen
wir immer wider Gemüsegärten zur Eigenversorgung und um etwas auf
dem Markt zu verkaufen. Jetzt in der Trockenzeit ist es eine Riesen
Leistung von den Frauen die Gärten zu bewässern.
immer wider kleine Gemüsegärten
die Bewässerung ist ein Knochen-Job
Der Weg führte an
ein uralten Kapokbaum vorbei, er ist riesig und hat gigantischen
Wurzeln. Der Kapokbaum ist ein mächtiger Baum, der eine Wuchshöhen
bis zu 75 Meter erreicht. Er ist einer der größten Bäume des in
der tropischen Region. Der Stamm ist grün und wird im Alter von
Brettwurzeln gestützt.
einfach nur gigantisch
und irgendwie majestätisch
In seiner Jugendzeit ist er dicht bedeckt mit
spitzen, kegelförmigen Stacheln. Die Samen des Kapokbaums werden
aufgrund ihres hohen Anteils an fettem Öl (bis zu 25 %) regional
für die Herstellung von Seife oder Speiseöl verwendet. Aufgrund
seiner antibakteriellen Wirkung kommt Kapok auch bei der
Wundversorgung zum Einsatz. Ein weiterer wichtiger Rohstoff ist die
Hohlfaser. Sie wird aus den langen Fasern der Kapokfrüchte des
Baumes gewonnen. Die Kapokfaser selbst ist glatt, hat eine dünne
Zellwand und ist transparent mit einem großen Volumen. Die
durchschnittliche Länge der Faser beträgt 19 mm. Wegen des
Lufteinschlusses von 80 % gilt die Kapokfaser nach Pappelflaum als
leichteste natürliche hohle Textilfaser der Welt. Die Fasern haben
eine sehr hohe Tragfähigkeit im Wasser (bis zum 30-fachen des
Eigengewichts). Kapok wurde lange Zeit bei der Herstellung von
Schwimmwesten und Rettungsringen verwendet, wegen der hohen
Tragfähigkeit im Wasser.
So brachte das Bekleidungsunternehmen Helly
Hansen 1932 die erste Kapok-Schwimmweste auf den Markt und wurde nach
eigenen Aussagen zum Pionier für Sicherheitsausrüstung auf See.
Auch heute noch schwören Segler auf bequeme Kapokkissen, die im
Notfall auch als Schwimmhilfe dienen können. Im Dorf an gekommen
rollt die Lawine.
unsere Ankunft im Dorf
viele Frauen
und nochmehr Kinder
Aus allen Ecken des Dorfes kommen sie,
Mandinka-Kinder aller Altersklassen, Frauen super schick gekleidet
mit und ohne Kinder auf den Rücken. Die Frauen versammelten sich auf
dem Dorfplatz und trommelten und tanzten. Wir fühlten uns wie mitten
in einer Voodoo-Zeremonie. Jankuba sagte uns mit einen Augenzwinkern
die Feier ist nur zu unserer Begrüßung.
Wir waren völlig
durcheinander. Ingrid wurde sofort in den Kreis der tanzenden Frauen
gezogen und ich musste den Platz verlassen und mich ein Stück weiter
zu den Männern gesellen. Dort erfuhr ich dann auch das das ganze mit
der Geburt (oder etwas Ähnliches – Mandinka-Sprachprobleme!) zu
tun hatte. Ich war ein bisschen erleichtert. Ingrid war gar nicht
mehr zu sehen, Sie ist voller Begeisterung in die Frauen-Menge
eingetaucht. Nach einer geraumen Zeit sind wir dann weitergezogen.
Jankuba hatte uns noch viel zu zeigen. Die ganze Zeit wurden wir von
einer Schar Kinder begleitet. Sie testeten ständig ob wir vielleicht
noch eine Hand oder ein Finger für weitere kleine, klebrige
Afrikaner Hände frei hätten, aber unsere Hände waren schon
mehrfach besetzt. Wir haben den Eindruck, dass jeder mal anfassen und
testen will, ob wir abfärben oder nicht, zumindest macht es richtig
was her, wenn man so einen weißen Finger erwischt hat und die
anderen nicht, und je klebriger die Pfoten, umso anhänglicher sind
deren Besitzer.
unsere Karavane
die Faxenmacher
Wenn Kinder weiße Menschen sehen, rufen sie „tubab!“
und berühren diese, das bringt Glück, es ist ein gutes Wort für
die hellhäutigen Menschen. Wie ein Karnevalsumzug ziehen wir durchs
Dorf, vorbei an den Brunnen die von einer Hilfsorganisation
verschlossen und mit einer Pumpe versehen wurden (was eine große
Erleichterung für die Frauen ist) mit ein Riesen-Gequackel und
Gelächter, hin zur Dorfschule mit dem Schulgarten (auf den waren die
Kinder besonders Stolz). Denn was gut gedeiht, geht in den
Schulspeisungstopf bzw. wird im Dorf verkauft, so dass wieder
Schulmaterial gekauft werden kann. Im Schulgarten wachsen Kassava,
Zwiebeln, Tomaten, Süßkartoffel, eine Kohlart und dass liebevoll
gewässert wird, sieht man sofort.
die Grund-Schule von innen
die Verhaltensregeln
und der Schulgarten
Unter viel Geschrei wird
fotografiert, haufenweise Kinder, einzeln und gern auch gruppenweise,
mit Faxen Machen oder ganz ernsthaft, und dann unter Gekicher und
Gekreische das Ergebnis auf dem Display der Digitalkameras angeguckt.
Von der Brunnenpumpe waren wir so begeistert das wir sofort unsere
Köpfe runter hielten und tranken, das Wasser schmeckte sehr gut.
Beim weiterlaufen schauten wir uns an und fragten uns ob wir völlig
verrückt geworden sind einfach Wasser ohne abzukochen aus einem
Brunnen zu trinken. Wir warteten den ganzen Tag und Abend auf
Magenschmerzen und Durchfall. Aber nichts dergleichen geschah das
Wasser war absolut in Ordnung.
der Stolz des Dorfes die Brunnenpumpe
Frauen stampfen in den Mörsern oder
tragen große Schüsseln mit Wasser auf dem Kopf und haben trotz der
harten Arbeit und der fürchterlichen Hitze immer ein freundliches
Lächeln oder ein kecken Spruch auf Lager. Nein, es ist keine
Afrikaausstellung in einem Freilicht-Museum. Das ist das ganz normale
Leben in Balingho.
der harte Alltag
aber immer gute Laune
und ein kessen Spruch auf den Lippen
Zeitvertreib mit Tieren
Auf diesem Ankerplatz ist für uns die soziale
Integration in die Dorfgemeinschaft garantiert. Als wir wieder am
Schiff ankamen waren wir vom laufen und von den Eindrücken fix und
fertig. Am nächsten Tag lud uns Jankuba ein seine Familie und sein
Heim kennen zu lernen was wir natürlich Dankend annahmen. Als erstes
stellte er uns seine Frau, seine zweite Frau vor (seine erste lebt in
Farafeni die lernen wir auch noch kennen) und sein doch etwas
größeres Grundstück mit mehreren Hütten. Mittlerweile waren wir
von einer ganzen Frauenschar umringt von jung bis alt und alles waren
seine Kinder, Enkel und alle möglichen Verwandtschaftsgrade und auch
seine sehr alte Mutter die aber immer noch rüstig daher plapperte.
Jankubas zweite Frau
auf der Terrasse ist es etwas kühler
alles Verwandte
ist das Jankubas Sohn oder Enkel ?
Manche mögen sich wundern das ich immer nur von Frauen schreibe,
aber sie prägen das Bild im Dorf. Die Männer sind fast immer
unterwegs entweder zum Fischen oder anderweitig etwas Geld verdienen.
Jankuba erklärte sich bereit uns nach Farafeni zu begleiten um dort
bei der Immigration unsere Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern und
auch ordentlich einzukaufen. Am nächsten Tag haben wir Jankuba in
seinem schönen, blauen Anzug (im islamistischen Stiel) und seiner
schicken Kappe beinah nicht wiedererkannt. So Stadt-fein aufgemotzt
hat er ein Taxi gerufen und es ging den auf unbefestigten Wegen durch
die Savanne nach den Grenzort Farafeni. Das verlängern der
Aufenthaltsgenehmigung erforderte einige Diskussionen (wir hatten
noch ein paar Tage Zeit bis zum Ablauf der alten Genehmigung) aber
letztendlich haben wir zügig unsere Stempel in den Pass bekommen.
Immigrations Office
Wir gingen über den Markt um reichlich Gemüse und Obst zu kaufen.
Hier findet man alles Libanesische Stoffhändler, Viehhändler aus
dem Senegal, Frauen aus den umliegenden Dörfern mit ihren
Gemüseständen, dazwischen Garküchen, Stände mit Haushaltswaren,
Heilmitteln, Schrott oder einfach nur Müll. Mit dem Eselskarren sind
wir dann zum „Supermarkt“ gefahren (was hier schon ein Supermarkt
ist wäre in Deutschland ein Kiosk).
auf den Esel-Karren
fühlen wir uns wie im 16. Jahrhundert
Bevor wir mit dem Taxi die
Rückfahrt antraten machten wir noch ein Umweg um Jankubas erste Frau
mit seinen Kindern auf seinen Grundstück zu besuchen. Für uns war
das alles schon ziemlich merkwürdig, aber die ganze Familie fühlte
sich ganz offensichtlich wohl. Eins muss ich hier noch einmal
festhalten, wir waren ja mittlerweile schon in einigen Lehmhütten /
Lehmhäusern. Die Einrichtung ist sehr sparsam, meistens ein Bett und
eine Leine auf der die Anzieh-Sachen hängen. Aber der entscheidende
Vorteil es ist kühl trotz brüllender Hitze draußen (44 Grad im
Schatten), wer hätte das gedacht.
Frau Nummer 1 mit Kinder
Wieder in Balingo angekommen haben
wir Jankuba ein Beutel voll mit Obst (Bananen, Mandarinen) für seine
Kinder und Enkel mitgegeben, pfeifend und singend ist er nach Hause
gegangen. Wir hatten Jankuba auch noch gefragt ob er es organisieren
kann das wir 150 Liter Trinkwasser von der Brunnenpumpe bekommen
können (das das Wasser in Ordnung war hatten wir ja im
selbst-Versuch getestet) den der Weg war ja doch ziemlich weit. Am
nächsten Tag brachte ich unsere beiden Kanister (30 Liter und 20
Liter) an Land ich dachte Jankuba würde mit ein paar Leute und ein
Eselskarren auftauchen, weit gefehlt, er schnallte sich ein Kanister
auf sein klappriges Fahrrad und radelte los. Während ich den vollen
zu Boot schaffte und in die Tanks füllte, fuhr er los und füllte am
Brunnen den nächsten – was für eine Aktion.
Aktion Trinkwasser
ich bringe die lehren Kanister
und Jankuba füllt sie
In der Zwischenzeit
hat es sich Ingrid mit ein paar Jungs auf einen alten Einbaum im
Schatten gemütlich gemacht. Sie übten mit Ingrid Englisch und ein
paar Worte Mandinka (z. B. Kairabee? - alles in Ordnung?, Kairadorong
– Ja, alles in Ordnung und so weiter) sie hatten viel Spaß dabei.
heute sind die Kids
die Lehrer
Natürlich haben wir Jankuba für seine Dienstleistungen ordentlich
bezahlt, aus deutscher Sicht nicht allzu viel, aber hier war es eine
der wenigen Möglichkeiten Bargeld zu verdienen. Jankuba hat sich
darüber sehr gefreut und als er mit seinem Sohn vom Fischen zurück
kam schenkte er uns gleich mal einen zwei anständigen Fische ( ein Barracuda und ein white Snapper) die uns
am Abend gut schmeckten.
vorher
nachher
Anfangs blies uns aus dem Landesinneren ein
warmer, na ja eigentlich heißer, Wind entgegen, es wurde allerdings
immer windstiller und damit auch immer heißer. Mittags stieg das
Thermometer im Schatten auf 44 Grad und trotz Sonnensegel hatten wir
im Schiffsinneren 40 Grad. Ein Versuch den Abend in der Dämmerung
draußen zu verbringen ist einmal trotz Moskitonetz fehlgeschlagen.
Mit einen Schlag waren tausende ganz winziger Fliegen da und etliche
schafften es durch das Moskitonetz. Sie haben uns wie verrückt
gebissen. Bei Ingrid kam noch hinzu das sie am Tag von Tsetsefliegen
gestochen wurde. Sie reagierte auf all das allergisch und hatte
riesige Beulen am Körper wir mussten unsere Bordapotheke aktivieren.
Dazu kam noch eine Sorge, wir wussten von der Übertragung der
Schlafkrankheit. Bei der Schlafkrankheit handelt es sich um eine
durch Tsetsefliegen übertragene Infektionskrankheit mit Parasiten.
Sie kommt ausschließlich in Afrika vor und verläuft ohne Therapie
in der Regel tödlich. Unsere antibiotischen Salben halfen, Gott sei
Dank, sehr gut. Wir
schlafen immer schlechter, selbst in der Nacht gehen die Temperaturen
nicht mehr wesentlich herunter (die Wassertemperatur beträgt in 1 m
Tiefe 32 Grad). Auch die Einheimischen, auf die wir treffen sagen
uns, dass es in diesem Jahr sehr heiß ist. Und die Wetterkarte
verkündet das es mit jeden Kilometer ostwärts noch heißer wird.
Ständig sehen wir riesige Rauchwolken von Buschbränden. Auch hier
in Balingho hat es vor kurzen großflächig gebrannt.
nach dem Busch-Feuer
es brennt fast Täglich
die Vorhersage ist der Wahnsinn bis 47° im Schatten
Da wir nicht
mehr die aller jüngsten sind und unsere Gesundheit nicht auf die
Probe stellen wollen beschließen wir auf die Hippos, Schimpansen und
Krokodile zu verzichten und uns auf den Rückweg in Richtung Atlantik
zu begeben. Am
nächsten Tag es ist große Verabschiedung - winke, winke! Wir fahren
zurück, was uns allen ein wenig leid tut. Wir
verbringen die erste Nacht der Rückfahrt in einem Seitenarm des
Gambia Rivers, dem Mandori Creek und lauschen bis spät den
Geräuschen der Wildnis, irre viele Vögel, Flussadler vom feinsten
und zur Dämmerung, zwar nicht sichtbar, aber hörbar: kreischende
Affen.
hier ist es richtig romantisch
Mit jeder Meile zurück wurden die Temperaturen erträglicher.
Wir waren doch etwas erstaunt das sich 30°C so
frisch anfühlen können. Da wir durch den Abbruch der Mission Gambia
River ein paar Tage Zeit gewonnen haben beschlossen wir in den Oyster
Creek zur Denton
Bridge (wo
sich vor einer Brücke, die den Creek vom Atlantik trennt, gut
ankern lässt) zu fahren. Die
Einfahrt und der Weg sind für uns ohne Streckenkenntnis und unserer
Schiffsgröße schon ziemlich anspruchsvoll. Ein Auge auf dem
Tiefenmesser festgenagelt, das andere starrt im Wechsel auf die
Uferzone und auf die Google Earth Karten. Ingrid steht auf dem
Bug-Ausleger und starrt ins Wasser um den Beginn der Sandbank zu
erkennen. Das Steuerrad wird in Höchstgeschwindigkeit nach Backbord
und Steuerbord gedreht. Nach einer Weile gewöhnt man sich ans
Schielen und Steuern, wir schlängeln uns voran. Gemeinsam haben wir
es geschafft und uns kein einziges Mal fest gefahren. Auch hier sind
die elektronischen Seekarten nur noch pille-palle. Endlich nach
Wochen sehen wir eine zweite Segel Yacht, ein Schwede.
schmal, flach und extreme Kurven
der Ankerplatz
bei Ebbe ist Austern ernte
Der Ankerplatz
ist in der Hauptsache gekennzeichnet von Ausflugs-Piroggen und Angeln
mit Touristen. Dazu gesellen sich die Fischer und die
Austern-Sammlerinnen. Auf der rechten Seite wurden drei große
Fischereischiffe an die Mangroven gefahren und werden erneuert
(Werft?). Wie sie die Schiffe hierher bekommen haben ist mir ein
Rätsel. Später hat man uns erzählt das mehrere Hilfsboote das
Schiff um die Kurven des Creek gedrückt haben.
die Arbeiter (Rostklopfer) haben Feierabend
die Fischerboote werden Renoviert
Nach unserer ersten
Anlandung wurden wir sehr freundlich empfangen. Es ist so eine Art
Camp mit kleiner Kneipe, ein kleiner Laden (hier bekommen wir jeden
früh frische Baguettes), eine Reparaturwerkstatt für Bootsmotoren,
mehrere Stützpunkte für die Angel- und Ausflugs-Guide und alles
dicht bei einander. Schon am ersten Tag stellten wir fest das dies
ein sehr guter Platz ist um das Schiff für die Atlantiküberquerung
vorzubereiten.
einer von den vielen Guides
Einen kleinen Rückschlag hatten wir auf dem Gambia
River es verabschiedete sich wider der Regler von der Lichtmaschine.
Die Überprüfung der ausgebauten Lima durch den ersten Elektriker
war wohl doch nicht so gut. Der Chef des Camps hat immer ein Auge auf
uns damit es uns ja gut geht und es uns an nichts Fehlt. Sein Sohn
zum Beispiel begleitet Ingrid grundsätzlich zum einkaufen nach
Serecunda (er handelt die Taxi- und Marktpreise aus und erspart uns
einiges an Geld, das wir dann wiederum im Camp ausgeben können). Er
stellte uns auch einen jungen Mann bei (er ist Bootsführer einer
großen Ausflugspirogge) der bei der Suche nach ein Autoelektriker
bzw. einer Lichtmaschine und bei der Aufladung unserer Telefonkarte
von Gamcell behilflich sein sollte. Also rein ins Taxi und los nach
Serecunda. Wir sind an etliche große Autowerkstätten vorbeigefahren
doch unserer Begleiter hat nur mit dem Kopf geschüttelt. Dann an
einer staubigen Seitengasse haben wir angehalten und sind zu Fuß auf
einem Hinterhof geladet. Dort stand ein Schrott-LKW und drei junge
Kerle nahmen mit Rasierklingen die Kabelbäume auseinander. Ich
dachte nur das kann doch wohl nicht war sein das wird doch wider
nichts. Doch der eine von ihnen, Sarjo, schnappte sich die Lima baute
sie auseinander, überprüfte die Wicklungen (mit ein alten
Durchgangsprüfer und mit der 12V Autobatterie) und kam zu der
Erkenntnis das die Erreger-Wicklung nicht in Ordnung ist,
wahrscheinlich Windungs-Schluss der sich bei hohen Temperaturen noch
verstärkte und den Regler himmelte. Nun staunte ich doch, das
Ergebnis hätte ich auf den staubigen Platz mit den Hilfsmitteln
nicht erwartet. Dann machte er den Vorschlag zur Werkstatt seines
Vaters zu fahren denn dort kann er die Lima reparieren. Die Werkstatt
war ein kleiner Verschlag mit einem Tresen und einem Regal voller
alter Lichtmaschinen. Auf der Straße zerlegten drei junge Kerle die
Limas und bauten sie wider zusammen. Mein Vertrauen wurde wiedermal
gewaltig auf die Probe gestellt und erst recht als er einen Vorschuss
haben wollte weil er einen Regler besorgen musste. Ich machte ihnen
noch einmal klar das ich meine Lima repariert haben wollte und
zusätzlich eine funktionierende Ersatz-Drehstrom-Lima. Alles wurde
verstanden der Preis von ca. 100 Euro für alles incl., Lieferung zum
Schiff und Testlauf war okay. Schon am nächsten Tag tauchten alle
drei mit zwei Lichtmaschinen im Gepäck auf. Ich habe die erste
gleich selber eingebaut (ich hatte da mehr Übung und es ging mit
Sicherheit schneller). Motor gestartet – Top Ladestrom alles
bestens. Ein bisschen große Augen machte der Junior-Chef-Elektriker
als ich ihn den Batteriemonitor und das Display des
Hochleistungsreglers mit allen Anzeige-Werten zeigte. Trotz
anfänglicher Skepsis waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
das "Corpus Delicti" die Lima
der Elektriker Arbeitsplatz
erst einmal Verhandeln
große Freude das alles geklappt hat
hoffentlich müssen sie nicht wiederkommen
Ab
jetzt kümmern wir uns nur noch um die Vorbereitung der
Atlantiküberquerung (Proviant bunkern, Dieseltanks auffüllen, das
Schiffsdeck aufräumen, stehendes und laufendes Gut – am Mast –
überprüfen, Tauchen und Unterwasserschiff kontrollieren u.s.w.).
was ist wichtiger die Abkühlung oder die Schlauchbootreinigung
Am
3.April ist es dann so weit, noch einmal mit dem Taxi nach Banjul zur
Immigration, um auszuklarieren (Ausreise-Stempel in Pass) und unsere
letzten Dalasi verjubeln. Abschied nehmen,
Anker auf, diesmal endgültig winke, winke Gambia und tschüss West
Afrika! Und wider zurück in Richtung Banjul noch eine knappe Stunde
mit Hilfe des Motors durch die Flussausfahrt Richtung Meer, dann
werden die Segel ausgerollt, der “Windpilot” eingekuppelt oder
der Autopilot eingeschaltet - die Bücher raus geholt und jeder sucht
sich eine Ecke zum Lesen und ab nach Süd Amerika.
Hallo ihr , nun folge ich euch schon eine Weile und habe größten Respekt davor was ihr schon erlebt habt , mit allen Höhen und Tiefen . ...passt immer auf euch auf und geniest , erlebt und bleibt gesund 😉. Es grüßt Anja aus Cottbus
Hallo ihr , nun folge ich euch schon eine Weile und habe größten Respekt davor was ihr schon erlebt habt , mit allen Höhen und Tiefen . ...passt immer auf euch auf und geniest , erlebt und bleibt gesund 😉.
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