Banjul,
Gambia, Westafrika
Am
27.02. um 11 Uhr ist der Anker in die Tiefe vor Banjul gerauscht.
Banjul ist die Hauptstadt, trotzdem nicht die größte Stadt in
Gambia. Der Hafen ist klein, es gibt nur zwei Anleger für die
Großschifffahrt.
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der erste Ankerplatz zwischen Fähre und Fischer |
Wir entschieden uns neben der Fähre zu ankern, um
die Wege zum Einklarieren kurz zu halten. Beim Einlaufen wurden wir
lautstark und gestikulierend von einem Afrikaner am Strand, mit ein
Blatt Papier in der Hand, begrüßt. WELCOME IN GAMBIA, so wurden wir
empfangen - ganz sweet von Ibrahim. Er hatte sofort seine Dienste für
das Einklarieren angeboten (Immigration-Einwanderung, Custom-Zoll -
an zwei Stellen und Port Office-Hafenbüro). Eigentlich wollten wir
das Prozedere alleine meistern und waren zum Schluss heilfroh das wir
Ibrahim vertraut haben. Tapfer liefen wir mit Ibrahim, bei brüllender
Hitze, alles ab, inkl. Geldautomat. Zum Büro der Immigration
bewegten wir uns auf verschlungenen Pfaden. Ibrahim öffnete eine
unscheinbare Tür und wir standen in einem kleinen Raum voll gepresst
mit einer Sammlung verschiedenster Möbel und sechs Frauen in
Uniform. Die eine oder andere Beamtin hat sich schon der Wirkung der
Mittagshitze hingegeben und hält, mitten im Gewühl, ein
Mittagsschläfchen. Kopf nach hinten auf der Lehne, Kopf nach vorn
auf dem Schreibtisch – gerade so, wie die Gebrauchtmöbelsammlung
es erlaubte. Erstaunlicher weise forderten sie kein Bakschisch ein.
Wir haben Ibrahim natürlich für seine guten Dienste bezahlt und
auch den Zoll für überhaupt keine Dienste (na ja, sie haben unser
Schiff nicht durchwühlt) – sie haben uns unmissverständlich in
Kenntnis gesetzt, wie viel Schmiergeld wir hier zu bezahlen hätten
und nannten es ein Präsent (ob das Verwandtschaft vom Zoll in Dakar
ist? - Bericht Dakar 2 -). Fürs erste bekamen wir eine
Aufenthaltsgenehmigung von 21 Tagen. Auf dem Weg, den Gambia-River
hoch, können wir uns in Farrafenni eine Verlängerung holen (Stempel
in Pass). Okay, also kein Problem. Nachdem wir völlig kaputt und
halb verdurstet wieder am Schlauchboot waren, empfahl uns Ibrahim
unbedingt den Ankerplatz zu wechseln, denn der jetzige Ankerplatz sei nicht
sicher. Also Anker hoch an dem riesigen Containerschiff vorbei und
schon konnte der Anker nach kurzer Fahrt wieder ins Wasser. Das
Stadtviertel wo wir jetzt ankern heißt „Half Die“ und ließ
schon schlimmes ahnen und so war es dann auch. Schon im Segelführer
kann man lesen das es eins der schlimmsten Viertel von Banjul sein
soll. "Half Die" heißt übrigens nicht wegen halbtot geschlagener
Yachties so, sondern weil bei einer Choleraepidemie in diesem
Stadtteil die Hälfte der Bevölkerung gestorben war. Man ankert
ziemlich ungeschützt im starken Tidenstrom zwischen Sandbänken und
halb aus den Wasser schauenden Schiffswracks. Banjul als Stadt gefiel
uns ganz gut denn es war nicht ganz so vermüllt wie Dakar. Nur ohne
sicheren Liegeplatz konnte uns Banjul nicht für sich einnehmen.
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der erste Versuch etwas zu kaufen |
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die Masse der Menschen sind sehr arm |
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jeden Abend versuchen die Einwohner mit Besen den Müll zu beseitigen |
Heute sind wir los gezogen und haben versucht uns mit frischem Obst zu
versorgen, denn auf dem Fluss gibt es nicht mehr so viel. Wir sind
jetzt voll in der Trockenzeit und das Angebot wird zusehends
schmaler. Internet ist ein echtes Problem, wir brauchen unbedingt
eine Prepaid-Karte
von Africell. Am
nächsten Tag begaben wir uns noch einmal in die Stadt, als uns ein
junger Mann zu winkte, und wir uns als Deutsche zu erkennen gaben,
antwortete er in etwas gebrochenen Deutsch. Jetzt kamen wir mit Samba
ins Gespräch und erfuhren das seine Mutter in Berlin lebt und er
dadurch etwas deutsch gelernt hat.
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in der Mitte ist Samba, ein lustiger Geselle |
Er wusste auch sofort wo wir eine
Prepaid-Karte
von Africell bekommen
und führte uns in ein Mini-Büro. Zur Registrierung stellte er sein
Ausweis zur Verfügung (wir hatten unsere Pässe nicht mitgenommen –
nur Kopien). Das klappte alles der Maßen gut, das wir uns haben
überreden lassen mit in den Irisch Pup des großen Bruders zu gehen.
Um den Rückweg sicher zu finden hatte ich den Hinweg per GPS
aufgezeichnet, denn der Pup lag in der 10. Gasse auf dem 5.
Hinterhof.
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es wird immer Abgelegener |
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und auch ärmlicher |
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uns ist nicht wohl bei der Sache |
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aber Samba schreitet voran |
Mittlerweile wurde uns ganz flau im Magen, den die Umgebung wurde immer ärmlicher und abgelegener. Auf dem weg durften wir in eine Koran-Schule schauen. Der Lehrer hatte als Zeige-Stock eine Peitsche. Wir nehmen an das er sie auch benutzt hat. Unsere Gefühlswelt war bei den Anblick sehr gespalten. Einerseits werden die Kinder von der Straße geholt und man kümmert sich um sie. Andererseits müssen sie arabische Schriftzeichen lernen aber lesen, schreiben und zum Teil sprechen ihrer eigenen englischen Amtssprache können sie nicht. Die fröhlichen Kindergesichter von der Straße sind auch nicht zu erkennen.
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von der Straße |
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in die Koranschule |
Doch dann haben wir es doch noch unbeschadet geschafft den Pub zu erreichen. Da haben wir dann ordentlich bei den kalten Guinness-Bier
zugelangt. Das war ein wirklich schöner und lustiger Nachmittag.
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am Irish Pub angekommen |
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die Party kann beginnen |
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es gibt viel zu lachen |
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die Jugend-Gang des Viertels, alles liebe Kerle |
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an die Straßenküchen haben wir uns gewöhnt |
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das ist unser Abendbrot |
Am
nächsten Tag haben wir beschlossen doch erst nach Lamine Lodge zu
Peter zu fahren. Wir hatten noch reichlich Fragen und hofften auf ein
paar Antworten. Wer ist Peter, mit der berühmten Lamine Lodge.
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Lamine Lodge, wie ein Piraten-Nest aus ein Hollywood Film |
Schon
in den 80er Jahren hatte er Gambia mit seinem Segelboot für sich
entdeckt. Das Land und seine Leute ließen ihn nicht mehr los und er
wurde dort Sesshaft. In einem Seitenarm des Gambia Flusses schuf er
ein kleines Idyll in Form einer Lodge, die mit der Zeit zu den Big 5
Hot-Spots für jeden Gambia Touristen wurde. Aber Peter hat es trotz
des Erfolgs geschafft, den Zauber und die Ursprünglichkeit des Ortes
zu erhalten. Jeder ist hier willkommen: der Rasta-Mann, der jeden Tag
ein warmes Essen bekommt und sobald ein Tourist die Lodge betritt,
als Willkommensgruß auf seinem selbst gebauten Musikinstrument
aufspielt, ebenso die Affenhorde, die ständig irgendwo lauert, um
den besten Moment abzupassen, die Pommes vom Teller zu stehlen, und
natürlich wir Segler. Um die Lodge hat sich ein kleines Dorf
gebildet, deren Bewohner direkt oder mittelbar von der Lodge leben.
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Peter kann viel erzählen |
Dies alles wird zusammengehalten von Peter, der mit seiner ruhigen
und freundlichen Art nach dem Motto handelt: Leben und Leben lassen.
Und er schafft es, die Lodge so natürlich wie möglich zu
unterhalten. Die Lodge ist nur aus Naturmaterialien gebaut und mitten
in den Mangroven zaubert seine Belegschaft ohne Kühlschrank und
Strom kaltes Bier und frische Garnelen, die morgens noch im Fluss
geschwommen sind, auf den Tisch. Die Stunden, die wir zusammen mit
Peter verbrachten, umgeben von sich streitenden Affen und seinen
Geschichten aus alten Segeltagen lauschend, werden wir so schnell
nicht vergessen und einige Fragen konnten auch beantwortet werden.
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die Lodge von der Landseite |
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Innenansicht |
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hier geht es in Richtung Dorf |
Hier ist es so ruhig und geht es so Familiär zu das man gar nicht
weg möchte. Wir nutzten die angebotene Hilfe, um unsere Diesel (290
Liter) und (Wasservorräte (250 Liter) aufzufüllen. Alles in
Kanister das ist ziemlich Schweißtreibend. Bei ein Probelauf des
Hauptmotors ging auf einmal die Ladekontrolle an, kein Ladestrom und
keine Drehzahlanzeige. So ein Mist da der Keilriemen in Ordnung ist
kann es nur die Lichtmaschine sein. Nach einer Intensiveren
Untersuchung war klar, das der Regler im Eimer war (die
Drehstrom-Lima war erst zwei Jahre alt und die Kohlen des Reglers wie
neu). Ich habe die Lichtmaschine ausgebaut und den Regler
abgeschraubt alles in ein Beutel und mit dem Schlauchboot rüber zur
Lodge. Dort gibt es Mussa, Er ist der Sicherheitsbeauftragte und der
Chef-Organisator für das „Drum Herum“ und vor allem er spricht
fließend deutsch. Er hat sich angeboten die Lima zu Reparatur zu
einem Elektriker zu bringen. Ich sagte noch einmal ganz deutlich der
Regler ist kaputt und die Lichtmaschine sollte überprüft werden.
Noch am selben Tag war die Lima mit angeschraubten Regler und einer
Rechnung von 800 Dalasi wieder da. Ich hatte schon so ein komisches
Gefühl und gab Mussa erst einmal nur 400 Dalasi und sollte alles
laufen bekommt er den Rest. Kurz und Bündig Lichtmaschine Schweiß
überströmt eingebaut, Zündung ein – Ladekontrolle leuchtet
nicht, Motor gestartet kein Ladestrom keine Drehzahl. Was war denn
das für eine Reparatur bitte schön? Da ja Sonntag war habe ich
Mussa per Sprachnachricht mitgeteilt das das ganze eine Luftnummer
war und der Elektriker möge sich am Montag mit entsprechenden
Ersatzteilen auf dem Boot sehen lassen. Am Montag Mittag bin ich dann
wieder an Land gefahren um den Elektriker abzuholen. Mussa hat mit
den Augen gerollt (nach dem Motto „wie Doof ist das denn“) und
der Elektriker hat ganz unschuldig aus seiner Wäsche geschaut. Auf
dem Schiff habe ich ihm erst einmal erklärt das ich auch Elektriker
bin und er mir keine Geschichten erzählen braucht. Ich benötige
lediglich einen funktionierenden Regler. Er ahnte wohl das seine
restlichen 400 Dalasi in Gefahr waren, deshalb begann er jetzt mit
einem Klingeldraht und einer Prüflampe und Schweißgebadet die Lima
und den Regler zu überprüfen. Erhobenen Hauptes und mit wichtiger
Mine stellte er fest das der Regler kaputt ist (wer hätte das
gedacht?) Und Stolz kramte er aus sein Rucksack zwei alte, gebrauchte
Regler, aber die Kohlen waren noch okay. Regler angeschraubt 1 ½
Minuten Arbeit und alles war wieder in Ordnung. Den zweiten Regler
habe ich für kleines Geld gleich meinem Ersatzteilsortiment
zugeführt. Nachdem er sein Geld bekommen hat konnte er auch wieder
Lachen. Ich habe das ganze mal etwas ausführlicher beschrieben, denn
wenn man nur auf fremde Hilfe angewiesen ist, macht es das Leben an
Bord nicht unbedingt Leicht. Denn alles was kaputt gehen kann geht
auch kaputt.
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links Gusman der Fahrer (holt auch Diesel), mitte Mussa, rechts Buba (bringt auch Wasser) |
Und so waren es wieder ganz besondere Menschen, die uns
doch den Abschied etwas schwerer werden ließen. Über eine
Geschichte muss ich noch berichten. Der Redakteur der Lausitzer
Rundschau, Frank Hilbert, machte mit uns
ein Interview über die Reise. Das Interview füllte eine ganze
Seite der LR und in der online Ausgabe ist sogar ein kleiner
Zusammenschnitt der Youtube-Videos.
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Seite 3 der Lausitzer Rundschau |
Es gab eine Lawine von E-Mails
und WhatsApp und reichlich Kommentare bei Facebook, auch von vielen
uns unbekannten Lesern. Da wir es nicht hinbekommen, jeden einzelnen
zu Antworten, möchten wir uns auf diesem Wege recht herzlich für
Euer Interesse und Eure Anteilnahme bedanken. Morgen am 08.03 wollen
wir weiter. Der Gambia River ruft.
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