Der Bericht kommt ein bisschen
Spät, aber er kommt. Unserer spanischer Internet-Anbieter hatte
seine API-Daten geändert und wir hatten deshalb kein
Internetzugang. Die WiFi-Verbindungen in Puerto La Restinga waren
auch sehr Bescheiden (es reichte gerade so zum E-Mail abrufen). Aber
nun weiter zu dem was in den letzten Wochen so los war.
Am liebsten wären wir noch
eine Weile im Süden von Teneriffa geblieben, aber wir haben ja
den Flug für Inge von den Kapverden nach Deutschland gebucht und
wir haben noch zwei Inseln vor uns La Gomera und El Hiro.
Freitag der 23.09.2016
Nach einem ausgiebigen Frühstück
und ein ordentlichen Kaffee heißt es Anker hoch und ab in
Richtung La Gomera. Die Fahrt dorthin verlief ohne Probleme und der
Wind war eher etwas zu schwach.
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Abschied von Teneriffa der Teide ragt über die Wolken |
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La Gomera in Sicht |
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und hier beide zusammen |
Wir merkten schon unterwegs das ein
ziemlich starker Schwell vorhanden war (und diese Wellen kamen quer
zur Windrichtung und zu den vom Wind erzeugten Wellen – das
ergibt ein ganz schönes durcheinander) An der Küste von La
Gomera hatten wir uns drei Ankerbuchten ausgesucht. Alle drei
Buchten lagen im Süden also im Windschutz der Insel. In der
ersten Bucht warfen wir dreimal den Anker aus, er fand einfach kein
Halt und wir beschlossen in die nächste Bucht zu fahren. Die
steilen Felsen in der zweiten Bucht waren wirklich beeindruckend, wir
ließen den Anker fallen, fuhren Ihn rückwärts fest in
den Untergrund und waren erst einmal zufrieden. Doch dann kam der
Abend und die Nacht, der Wind legte zu und hielt das Schiff in fester
Richtung an der straff gespannten Ankerkette. Das wäre gut so
wenn da nicht der Schwell wäre, denn der nahm auch zu und kam
genau von der Seite. Hembadoo kippte ständig um 30 Grad nach
beide Seiten. Bei dieser Irren Schaukelei konnten wir kein Auge zu
machen und ich hielt die ganze Nacht Ankerwache. (wie es Ingrid
angestellt hat ein paar Stunden Schlaf zu finden, ist mir bis heute
ein Rätsel) Am Morgen mussten wir feststellen - La Gomera will
uns nicht haben. Deshalb machten wir uns sofort auf nach Puerto La
Restinga auf El Hierro. Der Wind hat ordentlich zugelegt (30-35
Knoten) wir fuhren nur mit der Genua (dem großen Vorsegel) 9
Knoten und Surften die Welle mit 10 Knoten herunter. Doch diese
Fahrweise hatte ihren Preis. Durch die hohe Geschwindigkeit waren wir
zwar schnell im Süden von El Hierro und konnten noch bei
Tageslicht in den Hafen einfahren, aber wir hatten ein Problem mit
der Genua. Durch die enormen Kräfte hat sich die Umlenkrolle der
Genuaschot (Leine die das Segel festhält) aufgebogen und die
Leine hat sich verklemmt, dabei ist soviel Reibungshitze entstanden
das Rolle und Leine leicht angeschmolzen waren. Na ja jedenfalls
konnten wir das Segel bei diesen Wind nicht mehr bergen, aufrollen.
An unseren Aufzeichnungen (Tracker – Webseite aktueller
Standort) erkennt man das wir am Hafen von La Restinga vorbei, in den
Windschatten der Insel fahren mussten. Erst hier konnten wir den
Schäkel lösen und die Genua einrollen und dann in den Hafen
fahren. Anfangs haben wir an der Betonmauer gelegen und der Wind hat
uns ordentlich gegen gedrückt. Trotz aller Fender auf der Seite
und Fenderbrett haben wir uns etliche hässliche schwarze
Streifen auf den Rumpf geholt. Nach zwei Stunden kommt der
Sicherheitsdienst und meinte wir müssten von der Mauer weg
(nachdem wir uns mühevoll eingerichtet hatten) weil ein großes
Schiff kommen sollte und wir möchten doch bitte bei diesen
starken Wind an die viel zu kleinen Schwimmstege.
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eine schicke, neue Hafenmauer |
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der Anlegefinger reicht nicht mal bis zur Schiffsmitte |
Bei Ingrid war
sofort Alarmstufe Rot und die blanke Panik im Gesicht, ihr kamen
gleich die Erinnerungen von Arrecife wieder, wo der große
Segler etliche Yachten plattgemacht hat. Ich versuchte sie damit zu
beruhigen, das wir ja viel mehr können als der Schiffsführer
damals (Ha, Ha). Aber mit Hilfe der Fischer, die an den
Festmacherleinen zogen, das ihnen die Halsschlagadern herausstanden,
schafften wir es doch, an den viel zu kleinen Steg festzumachen. Zu
guter Letzt waren wir mit dem Platz auch sehr zufrieden (wir hatten
Strom, Wasser und es war auch recht Preiswert).
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ein neuer Wellenbrecher in der Einfahrt |
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Spaziergang auf der neuen Hafenmauer |
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die Wasserinstallation lässt einen Staunen |
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nur für Eingeweihte - Gruß an meine alte Firma |
So da waren wir nun,auf der
kleinsten kanarischen Insel. Sie liegt am südwestlichen Rand des
Archipels und wir nur von ca. 11.000 Menschen bewohnt. Das gefällt
uns natürlich. Hier ist der Untergrund noch ziemlich aktiv. Bis
heute hat sich die Erde auf El Hierro nicht wirklich beruhigt, es
bebt dort von Zeit zu Zeit. 2011 allerdings hörten die Beben
nicht mehr auf – und die Insel kam in die Schlagzeilen, weil
ein neuer Unterwasservulkan vor ihrer Küste, Gestein und Gas ins
Meer spuckte. Das Meer vor La Restinga verfärbte sich grün
und braun, die Luft roch nach Schwefel.
„Wir waren
Hauptthema in den Nachrichten“, berichteten die Einheimischen.
Inzwischen hat sich die Erde wieder beruhigt, aber in der Zeit danach
,hat El Hierro mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Noch zwei Jahre
nach dem Spektakel fürchten Reisende Erdbeben und
Vulkanausbrüche, anstatt Urlaub im Unesco-Biosphärenreservat
zu buchen. Schon immer hatte die Insel unter ihrer
Abgeschiedenheit gelitten. Wer hierher will, muss wirklich motiviert
sein. Für uns ging es erst einmal
auf eine Erkundungs-Wanderung in die nähere Umgebung von La
Restinga. Und ein Highlight ist natürlich, dass der Hafen hier
so sauber ist, dass wir von Boot aus baden und schnorcheln können.
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Baden im Hafen |
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ein kleiner Strand im Hafen |
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kristallklares Wasser und nicht überfüllt |
Man sieht den Grund in 7-8 m sehr deutlich und beim Schnorcheln, sind
viele tropische Fische, Krabben, Seeigel und andere Meeresbewohner zu
beobachten. Wo diese sich wohlfühlen kann das Wasser nicht
schlecht sein. Auf der Insel gibt es viele schöne Wanderwege.
Unsere erste Wanderung brachte uns in eine wüste Gegend hinter
dem Dorf. Wir liefen über Lavagestein und umrundeten einen
großen Berg, einen erloschenen Vulkan.
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die Natur findet ihre Nischen |
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die erkaltete Lava sieht aus wie ein Kunstwerk |
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das soll mal ein Drachenbaum werden |
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Wandern im Lavafeld |
In der nähe des
Hafens zum Beispiel, befindet sich eine mit glasklaren Wasser
gefüllte Lava-Blase. In ihr tummeln sich etliche Fische und vier
Muränen. Eine große Muräne hat ihren Schutzraum
verlassen und ist drei Meter weiter in ein anderen geschwommen. Wir
konnten uns kaum von dem Anblick trennen.
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die Lava-Blase |
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man glaubt es nicht, das Wasser ist mehrere Meter tief |
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eine der vier Muränen |
Wir bleiben jetzt noch ein
paar Tage hier. Dann geht es los zum nächsten großen
Schlag … gut 750 Seemeilen oder 1.400 km südwärts zu
den Kapverden. Der tägliche Blick auf die Wind- und Wetterdaten
zeigt uns ein ordentliches Wetterfenster, für unsere Überfahrt
auf die Kapverdischen Inseln (Insel Sal). Vor dem Ablegen wird
nochmal verproviantiert.
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unsere schwedischen Nachbarn sind schneller |
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sie wollen zu Insel Sao Vicente |
Mittwoch, der 28.09.2016 - es
geht los … endlich. El Hierro ist zwar sehr schön und es
gefällt uns gut hier, aber es zieht uns dann doch weiter.
So hieß es dann bei
prächtigem Wind endlich wieder: Klar zum Setzen der Segel.
Anfangs mussten wir den Motor mit zu Hilfe nehmen, um aus dem
Windschatten der Insel zu kommen. Dann hatten wir schönen raumen
Wind (Wind schräg von Hinten) und konnten alle Segel setzen
(Fock, Groß-Segel, Besan-Segel) und pflügten mit 7 Knoten
durchs Wasser. Und dann Delphine! Und zwar eine ganze Herde - ca. 50
Stück. Die sind fast eine Stunde direkt vor unserem Bug
herumgetollt (meistens sind sie nach 5 Minuten wieder weg). Beinahe
hatten wir den Eindruck, sie wollten sich daran den Rücken
kratzen :). Das war jedenfalls ein ganz tolles Erlebnis!
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Delphine - diese Augen können nicht Lügen |
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ohne Worte |
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die Delphine und auch wir haben richtig Spaß |
Ein weiteres
tierisches Erlebnis sind die fliegenden Fische. Im Schlaraffenland
fliegen einem die Fische in die Bratpfannen – bei uns fliegen
sie aufs Deck. Und zwar, immer über Nacht. Da dürften ein
paar fliegende Fische im dunkeln den Durchblick verloren haben und
sind dann auf Hembadoo gelandet. Früh Morgens können wir
dann das Deck absuchen und etwa zwei Dutzend Fische über Bord
werfen. Zum Essen sind die eh zu klein. Fliegen tun sie etwa wie
Libellen und haben eine Größe zwischen 4 und 20 cm. Am
Tage sieht es aus, als ob ganze Vogelschwärme aus den Wellen
aufsteigen.
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Fliegende Fische |
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überall an Deck |
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hier mal aus der Nähe |
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unserer "Blinder Passagier", Ingrid hat ihn gleich mit Wasser und Brotkrumen versorgt |
Gestern haben wir die Bordzeit wiederum um eine Stunde
zurückgestellt. Es ist bei uns also MEZ minus 3h. Kein Schiff in
Sicht, kein Funkverkehr, nix. Wir sind ganz allein auf See. Hat den
Vorteil, dass uns niemand rein-fahren kann :). Leider blieb das
nicht für die ganze Strecke so, und wir hatten teilweise mit
schwachen Winden und dadurch schlagenden Segeln zu kämpfen. Am
Montag kam der Wind dann mit voller Stärke zurück -28
Knoten und wir waren für unsere geplante Ankunft viel zu
schnell. Wir wollten Palmeira auf der Insel Sal nicht im dunkeln
Anlaufen, ob wohl wir die neusten Seekarten mitführen, war die
Verlängerung der Schutzmauer nicht eingezeichnet. Aber wir
wollten so wieso einmal Testen, das Boot beizudrehen, da wir ja ein
Langkieler haben, ist das eine Option, um einen Sturm und extreme
Wellen abzuwettern. Gesagt, getan, die Fock auf die anderen Seite
nehmen, aber fest halten, Ruder geradeaus stellen und abwarten. Wenn
man das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde man es
fast nicht glauben wollen. Es wurde schlagartig ruhiger an Bord, nur
noch ein seichtes auf und ab und wir Drifteten mit ca. 2 Knoten
quer-leicht schräg zum Wind. Draußen pfiff der Wind durch
die Wanten und wir saßen gemütlich beim Abendbrot
(natürlich haben wir auch im Salon, die Möglichkeit auf ein
Kartenplotter zu schauen und AIS- und Radar-Alarm sind
eingeschaltet). Jetzt konnten wir es so gestalten, das wir am
Dienstag, den 04.10.2016 um 7.00 Uhr in die Ankerbucht von Palmeira
(Insel Sal) einliefen. Insgesamt benötigten wir für die gut 750
Seemeilen (knapp 1.400 km) knapp 6 Tage.
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