Anfangs mussten wir sechs Stunden mit
Motor fahren (dicht an der Nordküste von Trinidad immer nach Osten,
um ein besseren Windwinkel zum Segeln zu bekommen). Das war ein
guter Test für das Getriebe. Die Ölundichtigkeit war größer als
anfangs gedacht. Wir verbrauchten pro Stunde knapp ein Liter
Automatik-Getriebeöl. Wir haben es positiv gesehen und gemeint das
es gut sei das das Getriebe gespült wird. Aber es ist auch klar das
wir in Bonair unbedingt die Wellendichtung wechseln müssen. Wegen
der Piraterie mussten wir reichlich Abstand zu Venezuela gewinnen.
Den Aufenthalt in St. Vincent haben wir verworfen denn die Regenzeit
läuft zur Hochform auf und das gefällt uns gar nicht – also
weiter!
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der Leuchtturm und ein Funkmast vielmehr ist nicht zu erkennen |
Es ist geschafft,wir haben knapp
fünfhundert Seemeilen ohne Probleme überstanden! Anfangs segeln wir
mit achterlichem Wind und ruhiger See. Am Abend sehen wir Blitze am
Horizont zucken, aber das Gewitter kommt nicht näher. Mit jeder
Meile nach Westen lassen wir die Regen hinter uns. Es ist so, wie wir
uns das Segeln vorstellen. In Richtung Westen, im Passatwind ist es
das pure Vergnügen und einfach (keine Segel trimmen). Wie immer
besuchen uns Delfine. Auch wenn die Wellen zwischendurch mal ca. 3
bis 4 m hoch waren. Sie kommen von hinten und Hembadoo mit seinen 20
Tonnen versuchte sogar zu Surfen. An den venezolanischen Inselchen
schleichen wir uns vorbei, ohne Positionslichter ohne AIS-Sender, nur
für den Fall das Piraten nach uns Ausschau halten. Als Belohnung
erschien nun am Mittag das Tauchparadies Bonaire am Horizont. Von der
Insel sehen wir anfangs nur den Leuchtturm, sonst nichts. Die Insel
ist so flach wie eine Nordsee Hallig.
Beim näher kommen kann man ein
paar Häuser ausmachen und später riesige Salzberge. Ingrid wäre am
liebsten schon mit Brille im Gesicht und die Flossen an den Füssen
in das Wasser gesprungen. Doch erst müssen wir um die Südspitze
schaukeln, den Kurs nach Norden ändern und endlich in ruhigem Wasser
Hoch am Wind nach Kralendijk segeln. Hembadoo fliegt regelrecht durch
das Wasser (22 Knoten Wind und kaum Wellen), wir strahlen und an
Steuerbord ziehen flache Wüstenlandschaft, Salzseen und aufgeräumte
bunte Häuschen vorbei.
Bonaire ist die östlichste und
zweitgrößte der niederländischen ABC-Inseln. Im Gegensatz zu ihren
beiden Nachbarn Aruba und Curacao ist sie jedoch kein autonomes Land,
sondern eine besondere Gemeinde der Niederlande. Die knapp 19.000
Einwohner haben also einen niederländischen Pass und sind EU-Bürgern
gleichgestellt, auch wenn Bonaire nicht zum Gebiet der EU gehört.
Die Währung ist der US-Dollar.
Ankern rund um Bonaire ist
strengstens verboten, um den submarinen Nationalpark zu schützen.
Die Riffe liegen kaum 50 Meter vom Strand entfernt, Steilwände, die
von 10 Metern direkt auf bis zu 100 Meter abfallen. Um die Segler
dennoch nach Bonaire zu locken, hat die Inselverwaltung an der
Strandpromenade von Kralendijk 45 Moorings gelegt, an denen man für
10 Dollar pro Tag liegen kann. Wir hatten natürlich Pech und alle
Moorings waren belegt.
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alle Moorings sind belegt |
Mal auf die schnelle schwimmen oder
Schnorcheln fällt aus das ist schon ziemlich enttäuschend. Als
Alternative blieb uns nur die Marina im holländischem Stil mit
gepfefferten Preisen, eigentlich nichts für uns. So ein klares
Wasser haben wir in einer Marina auch noch nicht gesehen und richtig
große und bunte Fische. Letztendlich waren wir dann doch ganz
zufrieden da wir ja fünf Wochen auf unsere Tochter und unseren Enkel
warten müssen (Stromanschluss, Wasser, Duschen).
Am nächsten Tag machten wir ein
Fußmarsch ins Zentrum von Kralendijk zum Einklarieren. Zoll und
Immigration sitzen in einem Büro und die ganze Aktion war völlig
unproblematisch. Die Hauptstadt Kralendijk ist ein sehr lebendiger,
bunter Ort mit karibischem Flair und vorwiegend Shops und
Restaurants.
Bei unserer Wanderung durch das Zentrum ist der
Einfluss von Holland nicht zu übersehen, die bunten Häuser, die
sauberen Straßen, Papierkörbe, wo man hinschaut, nur Palmen Kakteen
und Flamingos lassen erkennen wo man sich wirklich befindet. Nachdem
wir wieder zurück auf dem Boot waren, waren wir fix und fertig. So
lange Strecken (knappe 6 km) bei sengender Hitze (kein Schatten)
wandern waren wir gar nicht mehr gewöhnt. Statt Tauchen und
Schwimmen war Dusche und Beine hoch angesagt. Aber am nächsten Tag
gleich nach dem Frühstück sind wir bei uns um die Ecke(!), an den
Coco-Beach, zum Baden beziehungsweise Schnorcheln gegangen. Kristall
klares Wasser, Fische und Korallen wie in einem Aquarium nur wenige
Meter vom Strand. Das ist Balsam für die geschundene Seele (Stress
in Trinidad).
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der fast lehre Strand neben der Marina |
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knapp 30 Grad Wassertemperatur, super |
Schnell mussten wir erkennen das die
Entfernungen von der Marina zu den interessanten Punkten doch sehr
groß sind. Also aktivierten wir unsere Fahrräder, obwohl sie
eigentlich Seewasserfest sein sollten hat der Rost ordentlich
zugeschlagen. Die jetzt gewonnene Mobilität erleichtert unser Leben
erheblich. Die ersten Begegnungen mit der Flora und Fauna auf der
Insel sind auch Interessant. Zur Zeit begeistern uns am meisten die
bunten Eidechsen (von denen gibt es tausende) und vor allen die
großen Leguane.
Die grünen Leguane sind auf Bonaire
heimisch. Sie sind von Natur aus sehr scheu und vorsichtig. Aber bei
einem Spaziergang waren wir Zeuge einer wirklich kuriosen Geschichte.
Ein Hund und ein Leguan spielten mit einander. Als der Leguan der
Meinung war das ihm auch ein schattiger Platz in der Hundehütte
zusteht, war der Hund nicht begeistert, er nahm den Leguan vorsichtig
ins Maul und bugsierte ihn nach draußen, wo der Leguan heftig
protestierte.
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Raus aus mein Haus |
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also wirklich, du spinnst wohl |
Fortsetzung folgt.
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