Auf zur Insel La Graciosa
In Funchal (Madeira) sind wir
wegen des Windes in Sturmstärke von bis zu 8 Beaufort zwei Tage
länger als geplant geblieben.
Für unseren Törn
nach La Graciosa (nördlich von Lanzarote) ist für die
nächsten Tage Nord-östlicherlicher Wind von 4 Beaufort
vorhergesagt. Also am 15.Juli, um kurz nach 9.30 Uhr, lösen wir
die Leinen von der Mole, verlassen den Hafen und bewegen uns mit
Motorkraft nach Süd-Osten, den Kanarischen Inseln entgegen. Die
Sonne brennt und zum Segeln ist der Wind zu schwach. Aber noch waren
wir in der Windabdeckung der Inseln. Nach vier Stunden haben wir uns
so weit von der Madeira Inselgruppe entfernt, dass der Windschatten
und die Funktion eines Wellenbrechers nicht mehr vorhanden war. Der
Wind blieb schwach wir mussten die Segel mit dem Motor unterstützen.
Aber die Wellen, die hatten von den vorangegangenen Sturm noch eine
Höhe von 4 bis 5m. Ich bin dann runter in den Salon um die
Luftmatratze mit dem Kompressor aufzupumpen. Auf den Knien und mit
dem Kopf nach unten passierte was ich nicht für möglich
gehalten hätte – mir wurde ganz furchtbar Schlecht
(Seekrank). Jetzt gab es nur einen Weg nach oben ins Cockpit und den
Blick auf den Horizont gerichtet um den Gleichgewichtssinn und dem
Gehirn eine gewisse Orientierung zu geben. Aber es kam noch
verrückter. Bei dem gewaltigen Schlingern klapperte etwas in der
Kombüse. Ingrid machte sich auf um die Sachen zu befestigen (wie
wir es schon zig mal gemacht haben) nach einer weile kommt sie ganz
blass und wie ein Häufchen Elend nach oben. Da saßen wir
beide nun konnten kaum ein klaren Gedanken fassen. Nach 30 Jahren die
wir uns nun auf dem Wasser bewegen sind wir das erste mal Seekrank.
Bis weit in die Nacht blieben wir im Cockpit und Essen ist erst
einmal ausgefallen. Wir mussten aber mit dem Rhythmus der Wache
beginnen, obwohl es uns vor dem gang nach unten Grauste. Aber die
drei Stunden Schlaf müssen sein und Poseidon sei dank nach den
ersten drei Stunden ging es uns schon etwas besser. Am nächsten
Tag ging es uns mittlerweile viel besser auch der Wind nahm etwas zu
und wir konnten den Motor abstellen. Hembadoo zog bei 4 Windstärken
und halbem Wind über dieses unglaublich tiefe (5.000 m) und
unglaublich blaue Wasser ihre Bahn. Allmählich geht der zweite
Tag auf See in den Abend über. Berufsschifffahrt ist bisher
nicht in Sicht, bzw. auf dem Plotter nicht auszumachen (keine
AIS-Signale) und wir sind ganz allein auf dem großen Atlantik.
Nun beginnen wieder die Wachen: Bis 21 Uhr habe ich noch frei,
dann bin ich bis 24 Uhr an der Reihe. Bis 3 Uhr übernimmt
Ingrid, bis 6 Uhr bin ich dann wieder dran.
Die surreale Insel La Graciosa
Es ist der 17.Juli und es ist Land in Sicht – die
nördlichste Insel La Alegranza – ein verlassener
Leuchtturm und viel Nichts. Touristen dürfen die Insel der
„Freude“ nicht betreten. Wegen der Vögel und ihrer
Brutstätten. Einer der hier gezählten 11000
Atlantik-Sturmtaucher, saust an uns vorbei, als das Boot langsam an
der Südseite der Insel vorbeizieht. La Alegranza, die „Insel der Freude“, ist ein großer
Felsen mit etwas Drumherum. Nicht ein einziger Baum wächst da.
Dafür existieren neben Leuchtturm und Schiffsanleger noch ein
Vulkan und viele Vögel. Wir sehen noch weitere unbewohnte Inseln
wie Montana Clara und der große Felsen Roque del Oeste. Die Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa heißt "El
Rio" und ist nicht ungefährlich, es herrscht eine starke
Strömung und durch den Düsen-Effekt legt der Wind auch noch
einmal zu. La Graciosa, die Anmutige, so wurde die Insel 1402 vom
normannischen Seefahrer Jean de Bethencourt getauft. Die mit knapp 30
km² kleinste bewohnte Insel der Kanaren liegt direkt nördlich
von Lanzarote. Wir erreichen wohlbehalten den Hafen und sind gespannt
ob man uns vertreibt (auf unsere E-Mail bekamen wir ja keine
Antwort). Aber ein hilfsbereiter Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes
winkt uns zu, weist uns einen Liegeplatz zu und nimmt uns dann dort
in Empfang. "Welcome! All okay on Board?" Yes, it's all
okay. Unser Schiff schwimmt in türkisblauem Wasser, vom Steg aus
sehen wir den Kiel schimmern.
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Hembadoo im glasklaren Wasser |
Trinkwasser ist am Steg vorhanden, es
wird allerdings am Abend abgestellt. Stromanschlüsse für
230 Volt gibt es auch, aber sie funktionieren nicht (gut das wir
unsere Photovoltaik-Anlage haben). Im Hafen-Office können wir
uns erst am Montag anmelden. Dann machen wir uns zu einem ersten
Erkundungsgang auf. Wir mussten uns die Augen reiben von wegen Ruhe
und Natur. Für einem Moment fühlten wir uns wie auf dem
Ballermann – eine Wasserparty mit lauten Salza-Klängen und
toller Stimmungsmusik – was für eine Party. Die Getränke
flossen in Strömen und die aufgeheizten Gemüter wurden mit
zwei Riesen Wasserschläuchen gleich wieder abgekühlt. Na
das nenne ich mal eine Begrüßung.
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die Musik ist Ohrenbetäubend - |
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aber eine "Bomben Stimmung" |
Später erfuhren wir
das sich die Veranstaltungen bis zum nächsten Wochenende wegen
regionaler Feiertage hinziehen – gut für uns. In der Nacht
hatten wir auf unseren Schiff noch einen Logenplatz für das
Feuerwerk.
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spanische Folklore, Tango und Samba |
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auch die kleinsten wurden gefeiert
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fast alle sahen sich die Tanz-Show an |
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groß und klein zusammen |
Am nächsten Tag meldet Ingrid uns
im Marinabüro an. Bei dieser Gelegenheit schauen wir uns die
sanitären Anlagen des Hafens an sie sind mehr als bescheiden. Es
gibt jeweils eine Toilette und eine Dusche für Männlein und
Weiblein. Wobei Weiblein ohne Brausekopf auskommen muss - der fehlt
nämlich. Es empfiehlt sich, bei Tageslicht zu duschen - es
hängen nur ein paar traurige Kabel aus der Wand. Bisher hat
niemand Zeit oder Lust gehabt, eine Lampe anzuschließen. Gut
das wir eine Warmwasserdusche auf unserem Boot haben.
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wer sein Boot liebt der schrubbt |
Apropos
Duschen, auch Hembadoo bekommt erst mal eine Süßwasserdusche. La Graciosa ist kein Ort für Liebhaber grüner
Landschaften. Die größte Insel des Chinijo Archipels ist
genauso öd und leer wie die übrigen. Und dennoch ist sie
großartig. Ja, sie vermag sogar die Seele des „empfindsamen
Reisenden“ zu berühren. Die Dorfstraßen von Caleta
del Sebo sind Sandpisten.
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Sand, Sand.... |
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und nochmals Sand |
La Graciosa ist Asphalt- aber nicht Auto-frei. Das bevorzugte Vehikel sind betagte Landrover
beziehungsweise die in Lizenz gebauten Santana-Geländewagen. Caleta del Sebo liegt an einer kleinen Bucht. Einige Holzboote
wurden auf den Sandstrand gezogen. Dort, wo die Bucht zu einem Hafen
mit Anleger ausgebaut wurde, nimmt ein Mann einige Kisten in Empfang,
die er auf eine Schubkarre lädt. Dieser Hafen ist die einzige
Verbindung von La Graciosa mit dem Rest der Welt. Noch innerhalb der
Hafen-Mauern befindet sich ein kleiner, feiner Sandstrand.
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der erste kleine Strand mitten im Hafen |
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ein Phänomen die Wolken fließen den Berg hinab |
Viele
Kinder planschen im Wasser. Spätestens jetzt verspürt der Besucher entweder den
dringenden Wunsch, schnell wieder zu verschwinden. Oder es regt sich
bei vielen auch der Gedanke, unbedingt und möglichst lange hier
zu bleiben. Wir machten einen ausgiebigen Strandspaziergang,
anschließend gönnten wir uns eine super, lecker Fischsuppe
und gebackenen Fisch im Restaurant, und dazu ein schönes kaltes
Bier.
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die Fischsuppe ist der absolute Hit |
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weiße Gebäude im Sand |
Es wird langsam Abend. Von Westen strahlt schräg die Sonne
auf die weiß gekalkten Wände der Mitte des 19.
Jahrhunderts gegründeten Kolonie. Einige Bewohner und
Langzeittouristen sitzen am Hafen und warten darauf, dass die letzte
Fähre des Tages kommt und vielleicht noch Neuigkeiten bringt.
Die Einwohner auf La Graciosa leben von Fischfang und Tourismus.
Hinzu kommen Fährenladungen von Tagestouristen. Insbesondere bei
den Canarios ist die Insel ein beliebter Ort für Tagesausflüge.
Wieder bricht ein Tag an und wir verlassen nach dem ersten
Vormittags-Kaffee unser Boot zu einer weiteren Erkundung der Insel.
Wir hatten uns aber noch nicht so festlegen und suchten uns erst
einmal ein kleines Café. Hier überlegten wir uns bei einer
zweiten Tasse Cafe, ob wir nicht evtl. doch eine Radtour über
die Insel machen wollte. Die anderen Touristen die mit der Fähre
im halb Stunden Takt kommen, wussten wohl schon genau was sie wollten
und so verteilte sich in kurzer Zeit die ganze Bootsladung über
die kleine Insel.
Angeregt durch unseren vorangegangenen kleinen
Spaziergang beschlossen wir, zu Fuß einen kleinen
Küstenabschnitt zu erobern. Wir entschieden uns direkt am
Meer entlang zu laufen. Eine gute Entscheidung, wie sich recht
schnell heraus stellte. Denn so kamen wir vorbei an vom Sand fast
verwehten Hauseingängen. Wer hier wohnt darf wirklich kein
Problem mit Sand haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn
hier aus den Häusern raus halten kann.
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in der Natur fühlt man sich wohl |
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die Füße glühen jede Abkühlung ist willkommen |
Wir liefen einfach so lange am Strand
entlang bis wir alle Touristen hinter uns gelassen hatten und einen
Strandabschnitt ganz für uns alleine fanden. Erstaunlicher Weise
gab es hier so gut wie keine Muscheln nur viele leere
Schneckenhäuser.
Nach ca. zwei Stunden brannte uns der Rücken und da mein
Magen auch langsam nach Nahrung schrie, machten wir uns früher
als gedacht auf den Rückweg und schlenderte zurück nach
Caleta del Sebo. Hier suchte wir uns ein kleines Restaurant etwas abseits des
Hafens und bestellten uns einen gegrillten Papageienfisch nebst
Beilagen (lecker).
Am westlichen Ende des Dorfes fanden wir den Campingplatz und
staunten wie viele Jugendliche in dieser kargen Gegend Urlaub machen.
La Graciosa hat etwas Surreales. Die tiefen, kräftigen Farben,
dieser mikroskopisch kleine Fleck, Zivilisation auf der ansonsten
vereinsamten Insel, die Vulkankrater und die Badebucht mit ihren
kräftigen, den Badenden über den Boden schleifenden Wellen.
Die Stimmung ist sehr familiär, und wir wurden sowohl von den Jahresliegern als auch von den Einwohnern offenherzig
empfangen. Ein bisschen verliebt waren wir schon in
diesen Ort. Deshalb beschlossen wir am nächsten Tag im
Hafen-Office um eine Verlängerung unseres Aufenthalts zu bitten
und ein längerer Aufenthalt wurde uns gewährt.
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mittlerweile ist unsere Fischsuppe - |
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mindestens genauso gut wie die Einheimische |
Wir sind auf Vulkane geklettert, waren baden, sind durch
die Steinwüste marschiert (zwei mal Hochleistungswandern, bei
brütender Hitze jeweils um ein Vulkan). Sehr abenteuerlich war
auch die Aktion „Salz-Ernte“ am zerklüfteten
Südwestlichen Ende der Insel. Ein sehr nettes schwedisches
Seglerpaar gab uns den Tipp und klärte uns über die
gesundheitlichen Vorzüge auf (hoher Magnesiumgehalt u.s.w.)
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fertig zur Wanderung |
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die spärliche Vegetation ist schon eigenartig |
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komm weiter gehts das Ende ist in Sicht |
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Pause auf der Lava-Kante |
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Salz |
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der Weg zum Salz ist kein leichter |
Am
liebsten haben wir am Strand oder am Hafencafé gesessen, die
Ruhe genossen oder den Anglern zugeschaut, die mit etwas Glück
und Hilfe der Einheimischen mal einen Wolfsbarsch und andere
Delikatessen gefangen haben.
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der Party-Cat ist der Hit bei den Turis |
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Tanz auf allen Ebenen |
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Baden in der Bucht |
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die tägliche Begrüßung des Papageis ein lautes Olla |
Nach 11
Tagen im Hafen haben wir beschlossen diesen zu verlassen und noch ein
paar Tage in der Playa Francesa zu verbringen. Bevor wir ablegen
können, müssen wir uns noch im Hafenmeisterbüro
abmelden und das Liegegeld bezahlen. Für die 10 Übernachtungen
bezahlen wir 128 Euro das ist im Vergleich zu den anderen Häfen zu dieser Jahreszeit preiswert. Nach der Ankunft in der Ankerbucht checkte ich
noch einmal die Wetterkarte, der Wetterbericht verhieß aber
nichts gutes für die nächsten Tage und in der Nacht wurden
wir ordentlich durch geschaukelt, deshalb beschlossen wir am nächsten
Tag den Anker zu lichten.
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noch ist es ruhig in der Ankerbucht |
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doch das Wetter wird schlechter |
Und wieder heißt es Abschied
nehmen. Heute soll es weitergehen, unser Ziel ist die neue Marina
Lanzarote in Arrecife, der Hauptstadt Lanzarotes.
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