Ein längerer
Aufenthalt auf der Insel Porto Santo
Ja Porto Santo oder
eingedeutscht Heiligenhafen …
Viel zu lange waren wir hier. Aber
das lag an dem Paket auf das wir einfach warten mussten.
Nun der Reihe nach:
Als wir in Sancti Petri
(Spanien) aus dem Moorring-Feld heraus fuhren merkte ich das das
Bugstrahlruder keine Wirkung zeigte, mir war klar das wir uns eine
Leine reingezogen haben und ich vermutete, das der Scheer-Stift des
Propellers gebrochen war.
Am Tag nach unserer
Ankunft in Porto Santo war Tauchen im glasklaren und im schönsten
Türkisblau schillernden Wasser angesagt. Die Wasser-Temperatur ist
mit knapp 23,6 Grad schon ganz ordentlich. Die Lufttemperatur war so
um die 30°C und ich hatte die glorreiche Idee den neuen 7mm
Taucheranzug (der ist für richtig kalte Gewässer gedacht)
auszuprobieren.
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völlig überhitzt im 7mm Anzug |
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auch das Wasser bringt keine Abkühlung |
Was für ein Wahnsinn kaum war ich (schweißgebadet)
im Anzug begann ich regelrecht zu überhitzen. Mit glühenden Kopf
versuchte ich so schnell wie möglich ins Wasser zu kommen um etwas
abzukühlen – falsch gedacht mir wurde immer Heißer. Ich öffnete
die Reißverschlüsse um etwas frisches Wasser in den Anzug zu
lassen, das half für ein kurzen Moment. Dann merkte ich das ich mit
diesem Anzug zu viel Auftrieb hatte und der 8 Kilo Bleigürtel nicht
ausreichte um Abtauchen zu können. Ingrid brachte mir den zweiten
Bleigürtel. Das anlegen des zweiten Gürtels im Wasser war dermaßen
Anstrengend das mir vor Hitze regelrecht schlecht wurde. Ich musste
raus aus dem Wasser und vor allem raus aus dem Anzug. Nach ein paar
Minuten durch schnaufen und abkühlen begab ich mich nur mit
Taucherbrille und Atem-Regler erneut ins Wasser – wahrscheinlich
zischte es regelrecht als ich ganz langsam ins Wasser stieg denn
meine Kerntemperatur war noch extrem hoch. Irgendwann habe ich es
doch vor Kälte schlotternd geschafft unter der Wasseroberfläche zu
verschwinden und zum Bugstrahlruder zu tauchen. Zu meinem Entsetzen
hat der Schärstift gehalten aber alle Flügel des Propellers waren
weg. Jetzt war ich endgültig bedient. Ich habe bis zum nächsten Tag
gebraucht um mich von dieser Aktion zu erholen. Zu allen Überfluss
machte Ingrid mir klar das ich bezüglich des TaucherAnzuges nicht
alle „Tassen im Schrank“ habe.
Einen ganzen Tag
verbrachten wir damit zu herauszufinden, wie und von wo wir einen
neuen Propeller herbekommen. SVB war für uns der Händler der Wahl.
Als wir das alles auf die Reihe bekommen hatten, mussten wir uns noch
in der Marina und bei der Polizei anmelden.
Es ist zum Verzweifeln.
Jetzt sitzen wir hier auf Porto Santo fest und warten auf die neuen
Propeller ( wir haben gleich zwei bestellt ) für das Bugstrahlruder.
SVB hat sie am 8.6.16 über DHL versandt. Am 13.6 waren sie in
Lissabon und heute am 27.6 haben wir noch immer keine Antwort, ob das
Paket wenigstens schon in Funchal auf Madeira angekommen ist. Wir
haben uns sagen lassen das die Lieferung eines Pakets von Funchal
(was nur 50 Kilometer von hier entfernt ist und wo jeden Tag eine
Fähre pendelt) schon mal 5 Tage dauern kann - Wie bitte?.
Aber
zurück zu Porto Santo. Hier lebt man vom Tourismus. Die Insel ist
abhängig von Madeira, denn von dort kommt man hierher, entweder mit
dem Flieger oder mit der Fähre.
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die Fähre und Frachtschiffe sorgen für Nachschub auf die Insel |
Es gibt auch direkte Flüge von
Düsseldorf und Lissabon. Es gibt einen wunderbaren langen Strand mit
einem angenehmen Sand der nicht kratzt. Es gibt Geschäfte für fast
alles was man so braucht und es ist kaum teurer als auf dem Festland.
Von Einheimischen wird Obst und Gemüse am Straßenrand in Buden
verkauft, das ist meistens sehr gut und jedenfalls besser als das
Obst aus dem Pingo Doce das nach 2 Tagen spätestens hoffnungslos
vergammelt.
Eine Wanderung an einem etwas kühleren Tag zu wagen
kann sich lohnen.
Vor vielen Jahren wurden alle Bäume abgeholzt
weil das Holz eben gebraucht wurde. Nur zaghaft wurde mit Kiefern
wieder aufgeforstet. Die Folge ist eine teilweise extreme
Bodenerosion, es dürfte viel Zeit und Geld kosten, hier wieder eine
üppige Vegetation anzusiedeln. So ist es teilweise karg wie in einer
Wüste. Es wachsen große Kakteen am Straßenrand.
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blühende Kakteenen überall |
Aloe Vera gibt es
in großen Mengen, wird zum Teil als pflegeleichte
Grundstücksbegrenzung eingesetzt. In den Gärten gibt es teilweise
sehr schöne Beete aber eine größere Grasfläche haben wir nirgends
gefunden. Es gibt schöne Villen in wunderbarer Lage mit großen
Pools aber es gibt auch halbfertige große Häuser die schon wieder
verfallen ohne das je ein Mensch darin gewohnt hätte. Statt dessen
baut man woanders neu – noch ist Platz – und versucht teure
Wohnungen zu vermieten. Wir vermuten das diese Bemühungen wenig
Erfolg haben …
Auch wenn es ungeplant war, wir haben die Tage
hier sehr genossen. Wir konnten andere nette Segler kennen lernen die
Marina war voll mit französischen Yachten.
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Fachsimpeln mit Seglerkollegen |
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wir wurden zum Geburtstag in der "französischen Gemeinde" eingeladen |
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Freunde findet man halt überall |
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so führt mann Gespräche auch wenn mann kein Wort französisch kann |
Unsere schönen Tage
auf der Insel Porto Santo
Sonnabend, 11.06.2016
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die Busfahrt kann beginnen |
Ausschlafen, baden und
frühstücken - kann ein Tag besser beginnen? Wir nehmen uns heute
frei, und wollen mit dem Touristen-Bus eine Rundfahrt um Porto Santo
machen. Die Fahrt kostet 8 Euro pro Person, dauert ca. drei Stunden
und führt fast um die gesamte Insel bis hinauf auf den Pico da
Castela in 437 m Höhe. Um 14.00 geht es im im Zentrum von Porto
Santo los, drei Stopps sind vorgesehen.
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nicht zu lange seitlich herrunterschauen sonst wird einen übel |
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irgendwann gibt es kein Asphalt mehr und es wird Staubig wie in der Wüste |
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wir werden nach links und rechts geschleudert |
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was für eine Aussicht (das linke einzelne Schiff ist Hembadoo) |
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alle einsteigen - es geht zurück |
Allein die Fahrt mit dem
betagten, oben ohne Bus ist schon ein Erlebnis an sich.
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na das war Toll |
Gleich neben
der Straße geht es senkrecht nach unten – und von wegen
Leitplanken – nix da nur pure Natur und Nervenkitzel. Und dann erst
die Ausblicke - grandios!
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an Bord schmeckt es am besten (gefüllte Paprika und Buletten mit Kartoffelsalat) |
Zurück an Bord machen wir eine kurze
Verschnaufpause, und lassen diesen schönen Tag allmählich
mit einem lecker Essen ausklingen.
Wollen wir erst
frühstücken und dann baden gehen oder erst baden und dann
frühstücken? Ja, solch wichtige Entscheidungen wollen getroffen
werden. Das Wetter nimmt sie uns ab - es hat einen Schauer gegeben
(na ja richtige Schauer gibt es hier auf der Südseite gar nicht nur
so ein ganz feiner Nieselregen), der Strand ist nass. Also erst
frühstücken.
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Strand soweit man sehen kann |
Nach dem Strandbesuch ist dies und das an Bord zu tun.
Unter Deck nehme ich mir jetzt noch einmal den Elektroschaltplan vor
(der Batteriemonitor, der die Ladung der drei Batteriebänke
überwacht (670Ah Servicebatterie, 100Ah Starterbatterie, 100Ah
Bugstrahlruder) zeigt nicht alle Stromzuführungen an) um den Fehler
mit der Anzeige des Ladestromes zu finden – und siehe da ein
Minus-Kabel war falsch angeschlossen. Mit einem Besuch in der
Hafenbar runden wir diesen netten Tag ab.
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unsere Hafen-Bar |
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das Essen ist hier Spitzenmäßig(einmal Tintenfisch und einmal Steak mit Pilze) |
Neuer Tag neue
Aufgaben. Ein Wichtiger Punkt auf der heutigen Tagesordnung ist
"Edelstahl putzen". Ingrid hatte schon gestern damit
angefangen. Auch die regelmäßigen Süßwasserduschen können nicht
verhindern, dass die Edelstahlteile Flugrost ansetzen.
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harter Edelstahl-Putzeinsatz |
Da heißt es
“Wehret den Anfängen!“. Als alles wieder blinkt wird eine
verdiente Pause eingelegt, und wir wenden uns dem nächsten
Punkt zu. Getränke und noch einige frische Lebensmittel müssen
eingekauft werden. Irgendwie ist das ja ein Teufelskreis: wegen der
Wärme trinken wir mehr, die Getränke gehen also schneller zur
Neige, Einkäufe müssen häufiger sein. Einkaufen ist
schweißtreibend, also wird wieder mehr getrunken.
Wir besuchten auch eine
der Attraktionen von Porto Santo, das Museum im Wohnhaus von
Christoph Columbus.
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die alten Hocker sind noch nicht Wurmstichig |
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das Wohnhaus von Columbus |
Irgendwie war Ingrid der Meinung das die
Ausstellungsstücke nur für sie aufgestellt wurden und setzte sich
zu der geselligen Runde.
Am Feiertag 24.Juni ist
hier ein lokaler Feiertag die Stadt wurde festlich geschmückt und es
finden viele Partys mit live-Bands statt.
Einen großen Auflauf
verursachte das hereinschleppen eines Kriegsschiffs, es wird hier zum
versenken vorbereitet.
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und dann werden lauter Löcher in den Rumpf geschnitten |
Die Tauchbasis hat dann eine weitere Sensation
beim Wracktauchen und es ist ein hervorragendes Siedlungsgebiet für
alle möglichen Tiere und Pflanzen (künstliches Riff). Mit unseren
Ankerplatz haben wir natürlich ein Logenplatz um das ganze Geschehen
im Hafen zu beobachten.
Auch am Hafen gelegen
befindet sich das Gaskraftwerk und eine große
Meerwasser-Entsalzungsanlage, hier wird die Versorgung mit
Trinkwasser und Strom sichergestellt.
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die Entsalzungsanlage ist etwas größer als unserer Wassermacher |
Neben unseren üblichen
Tätigkeiten, wie auf Post warten (das heißt, Ingrid fährt ins
Marina-Büro und erfährt das noch kein Päckchen angekommen ist),
sonnen, lesen, einkaufen und der Bootspflege steht heute Brot backen
auf dem Programm. Nach den ersten ziemlich kläglichen Versuchen zu
Hause haben wir unsere Fähigkeiten inzwischen ausgebaut. Das war
auch dringend erforderlich, denn spätestens bei unseren
Afrika-Besuch und auf unserer Atlantiküberquerung Ende des Jahres
können und wollen wir auf frisches Brot nicht verzichten. Brot
backen gehört auf Langfahrt zur Bordroutine, also frisch ans Werk.
Die Zutaten zu einem großen Teig kneten, den Teig in Ruhe gehen
lassen, auf die beiden Formen aufteilen, nochmals gehen lassen und
nach ca. 60 Minuten die Brote aus dem Backofen holen. Und siehe da,
das Ergebnis lässt sich sehen, und geschmeckt hat es auch!
Hura, Hura die Post
ist da!
Es ist Donnerstag der
30. Juni 2016 ein denkwürdiger Tag, denn unsere Propeller sind
eingetroffen – aber mit Hindernissen, denn um 17 Uhr war das Paket
noch nicht da (obwohl es für Mittwoch angekündigt war) aber die
netten Frauen aus dem Marina-Büro haben wie schon öfters zum
Telefon gegriffen und die örtliche Post angerufen. Sie haben den
Leuten laut und deutlich zu verstehen gegeben das sie sich ins Auto
schwingen und sofort mit mit dem Paket hier erscheinen. Eigentlich
macht das Büro um 17.30 Uhr Feierabend aber sie warteten mit auf dem
Postbooten um der kam etwas „bedröppelt“ dreinschauend um 17.45
Uhr und überreichte Ingrid das Paket.
Und schon war für den
nächsten Tag Tauchen und Unterwassermontage angesagt.
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diesmal im dünneren Anzug |
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das Werkzeug muß mit einer sorglos Leine gesichert werden |
Ich war mir
keineswegs sicher das die Aktion funktioniert (wir hatten uns
sicherheitshalber schon nach dem Travel-Lift erkundigt). Aber alles
hat geklappt und wir haben wieder ein Bugstrahlruder.
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der Rest vom alten Propeller ist ab |
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der neue Propeller wird angebaut nach zwei Stunden ist alles erledigt |
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zur Feier des Tages giebt es Tunfischsalat auf Jacobsmuschel nach Hembadoo-Art |
Es wird Zeit
unsere Weiterreise anzugehen, wir beschließen deshalb am Dienstag
den 5.Juli Porto Santo zu verlassen und nach Madeira, nach Funchal,
zu segeln. Ingrid hat uns dann auf Porto Santo abgemeldet, das
Liegegeld bezahlt (für das Ankern im Hafenbecken 6,50 Euro/Tag).
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